Название: Die Elfen der Dämmerung: 3 dicke Fantasy Sagas auf 1500 Seiten
Автор: Frank Rehfeld
Издательство: Автор
isbn: 9783956179129
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Zwar hatten sie nur vereinzelt andere Reisende getroffen, doch einige von ihnen hatten einen nicht gerade vertrauenerweckenden Eindruck gemacht, und Maziroc war froh gewesen, ihnen nicht allein begegnet zu sein. Zumindest bei einer Dreiergruppe war er ziemlich sicher, dass es sich um Wegelagerer gehandelt hatte, die nur durch die Gegenwart des Soldaten davon abgeschreckt worden waren, sich auf ihn zu stürzen.
"Im Grunde ist die Garde einer Stadtwache sehr ähnlich, auch wenn Cavillon streng genommen keine Stadt ist", nahm Maziroc das Gespräch wieder auf. "Was also hast du anderes erwartet?"
"So etwas wie das hier", antwortete Pollus impulsiv. "Ich hatte erwartet, dass viele der Magier weite und gefährliche Reisen unternehmen, so wie du es früher getan hast, und dass sie dabei eine Eskorte brauchen würden. Auf diese Art, hatte ich gehofft, würde auch ich weit herumkommen und allerlei Abenteuer erleben." Er hob einen kleinen Stein auf und warf ihn ins Feuer. Als er weitersprach, war die Bitterkeit in seiner Stimme nicht zu überhören. "Von wegen. Die meisten Magier haben Cavillon nicht ein einziges Mal verlassen, seit ich dort bin. Sie begnügen sich damit, alte Bücher zu lesen und in ihren Studierzimmern irgendwelche Experimente durchzuführen. Sie sind ..." Er brach ab und schüttelte den Kopf. "Ich sollte besser nicht weitersprechen. Es steht mir nicht zu, ein Urteil zu fällen."
Maziroc seufzte.
"Es steht dir so sehr zu wie jedem anderen", erklärte er. "Wir sind keine Halbgötter oder sonstigen Wesen, die unantastbar über allem schweben; man kann uns genauso wie jeden anderen kritisieren. Vielleicht sollte das gerade bei uns sogar öfters mal passieren, wenn ich mir so manche Entwicklungen innerhalb des Orden ansehe."
"Demnach scheinst du auch nicht gerade zufrieden damit zu sein, was in letzter Zeit passiert ist?"
"Nicht nur in letzter Zeit." Maziroc seufzte erneut. "Die Entwicklungen zeichnen sich schon seit Langem ab, und wenn es Charalon nicht irgendwie gelingt, sie zu stoppen, dann wird der Orden irgendwann in absehbarer Zeit auseinanderbrechen, fürchte ich."
"Jetzt siehst du alles aber ziemlich schwarz", behauptete Pollus.
"Tu ich das?" Maziroc schüttelte leicht den Kopf. "Auch Charalon wirft mir immer wieder vor, ich wäre ein Schwarzseher und Pessimist, aber wenn ich wirklich einer wäre, würden mich die Entwicklungen im Orden gar nicht mehr weiter interessieren. Dann würde ich nämlich davon ausgehen, dass das alles keine Rolle mehr spielt, weil die Damonen ganz Arcana und damit auch Larquina und Cavillon in absehbarer Zeit erobern werden. In diesem Fall dürfte es dann wohl auch keinen Magierorden mehr geben. Du siehst, wenn ich mir um die weiteren Entwicklungen innerhalb des Ordens Sorgen mache, beruht das auf der eigentlich optimistischen Prämisse, dass es uns gelingen wird, diese Bedrohung abzuwenden."
"Das werden wir!", stieß Pollus hervor. "Jedes Land und jede Stadt werden Truppen stellen, um dieser Gefahr zu begegnen. Es wird das größte Heer sein, dass es auf Arcana je gegeben hat. Außerdem kämpfen noch die Elben auf unserer Seite, und du wirst bestimmt auch die Zwerge überreden können, sich uns anzuschließen. Einer solchen Streitmacht haben die Damonen nichts entgegenzusetzen. Sie mögen viele sein, aber sie sind nur eine Horde wilder Ungeheuer. Einem disziplinierten Heer mit Bogenschützen, Katapulten, gepanzerter Reiterei und anderen Truppenverbänden mehr, das von taktisch geschulten Offizieren befehligt wird, sind sie niemals gewachsen."
Maziroc schwieg ein paar Sekunden lang. Ungeachtet seiner eigenen vorhergehenden Äußerungen vermochte er den Optimismus des jungen Gardesoldaten nicht annähernd so weit zu teilen. Er überlegte kurz, ob er ihm von der telepathischen Verbundenheit der Damonen erzählen sollte, durch die sie gewissermaßen eine Gemeinschaftsintelligenz darstellten, oder gar von ihren geheimnisvollen Beherrschern im Hintergrund, deren Existenz Kenran'Del angedeutet hatte. Anders als es bei ihrer Flucht von dem Gehöft erscheinen mochte, hatten sie es nicht nur mit einigen Horden wilder und dummer Ungeheuer zu tun, sondern mit einem Feind, der unter Umständen ebenso klug wie sie strategisch zu planen verstand und seine Truppen durch die telepathische Verbundenheit möglicherweise noch weitaus präziser zu lenken in der Lage war, als dies bei einem normalen Heer der Fall war. Nach kurzem Zögern entschied er sich dagegen, Pollus davon zu berichten. Es war besser, wenn sich diese Nachrichten zunächst nicht weiter ausbreiteten, da sie höchstens dazu führen würden, die Soldaten zu demoralisieren.
"Hoffen wir, dass es so sein wird", sagte er stattdessen nur. "Aber um die Entwicklungen innerhalb des Ordens negativ zu beurteilen, braucht man kein Pessimist zu sein. Du hast recht damit, dass viele der Magier fast nur noch in ihren Studierzimmern hocken. Es ist wichtig, sich zu bilden und magische Experimente durchzuführen, aber diejenigen, die bereits seit vielen Jahren kaum noch etwas anderes tun, haben schon regelrechte Mauern um sich herum aufgebaut. Sie wissen gar nicht mehr, was außerhalb Cavillons vorgeht, was die Menschen beschäftigt und bedrückt, welche Probleme es gibt. Sie leben nur für ihre Magie und fühlen sich viel zu erhaben, um sich mit den banalen Sorgen und Schwierigkeiten der einfachen Menschen auch nur abzugeben."
"Das ist ungefähr das, was ich sagen wollte", stimmte Pollus zu. "Viele von euch erscheinen mir abgehoben, als ob sie über den Dingen schweben würden. Weltfremde Spinner, um es ganz krass auszudrücken, und ich hoffe, du nimmst mir diese offenen Worte nicht übel. Etwa so wie ein Dichter, der nur weltabgeschieden in einem stillen Kämmerlein seiner Kunst frönt, ohne sich jemals unter das Volk zu mischen, weil es ihn nicht interessiert, was andere von seinen Gedichten, Balladen und Oden halten."
"Gerade bei uns Magiern eine verhängnisvolle Entwicklung, die einer noch schlimmeren Vorschub leistet." Maziroc nickte. "Ich war immer der Meinung, dass es unsere Aufgabe wäre, den einfachen Menschen zu dienen. Nicht nur auf hoher politischer Ebene, auch wenn manche Fürsten und Könige gerne unseren Rat hören, sondern auch ganz konkret im Alltag, indem wir Not lindern, für gute Ernten sorgen und dergleichen mehr. Aber außer denen, die sich zu vornehm dazu sind, sich zu solchem Tagewerk herabzulassen, gibt es mittlerweile auch eine starke Fraktion, die uns als eine Weiterentwicklung und somit die Zukunft der Menschheit betrachtet. Diese Magier bestreiten, dass wir den Menschen dienen sollten, sondern vertreten genau den gegensätzlichen Standpunkt, dass wir etwas Besseres als die normalen Menschen wären, und das einfache Volk deshalb uns zu dienen hätte."
Pollus runzelte die Stirn.
"Auch ich habe schon solche Meinungen aufgefangen, aber ich habe bislang geglaubt, dass nur einige wenige sie vertreten würden."
"Es gibt auch nur wenige, die sich offen dazu bekennen", bestätigte Maziroc. "Aber viele sympathisieren insgeheim bereits damit, und das führt zu Spannungen innerhalb des Ordens. Und dann sind da natürlich noch die Auseinandersetzungen mit den Vingala, die ebenfalls immer deutlicher auf eine Spaltung hinauslaufen." Er schüttelte den Kopf. "Dies sind wahrlich schwierige Zeiten, in denen wir leben, in jeder Hinsicht."
Eine Weile schwiegen sie und hingen ihren Gedanken nach.
"Erzähl mir etwas über die Zwerge", bat Pollus schließlich. "Du hast bislang nur erwähnt, dass du Ravenhorst schon mehrfach besucht hast. Ich kenne niemanden sonst, der schon jemals persönlich dort war."
"Die Zwerge sind ein sehr fröhliches Völkchen, das gerne und ausgiebig feiert, aber sie legen auch viel Wert auf Förmlichkeiten und sind vor allem sehr misstrauisch Fremden gegenüber", erklärte Maziroc. "Deshalb dulden sie nur sehr selten Besucher in Ravenhorst. Die meisten Menschen erscheinen ihnen grob, ungeschlacht und ungebildet, und mit den Elben liegen sie seit urdenklichen Zeiten im Zwist. Es hat zum Glück nie einen offenen Krieg zwischen ihnen gegeben, sonst wäre Arcana sicherlich nicht das, was es heute ist, aber sie gehen sich gegenseitig nach Möglichkeit aus dem Weg. Deshalb halten die Zwerge die Grenzen СКАЧАТЬ