Название: Die Elfen der Dämmerung: 3 dicke Fantasy Sagas auf 1500 Seiten
Автор: Frank Rehfeld
Издательство: Автор
isbn: 9783956179129
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Abgesehen also von den vereinzelten regionalen Scharmützeln, war Arcana im Grunde sogar eine recht friedliche Welt, was sicherlich nicht zuletzt dem auf Frieden, Ausgleich und Gerechtigkeit ausgerichteten Wirken des Magierordens zu verdanken war.
Jetzt aber sah alles anders aus. Die Damonen waren mehr oder weniger geistlose Ungeheuer, die von ihren Instinkten und einer offenbar schier unerschöpflichen Gier getrieben wurden. Mit ihnen konnte man sich nicht verständigen, wodurch jede Möglichkeit zu einer friedlichen Beilegung dieses Konflikts ausschied. Eventuell würde sich das ändern, wenn es jemandem gelang, mit den geheimnisvollen Wesen Kontakt aufzunehmen, von denen sie laut Kenran'Del befehligt wurden. Diese waren der eigentliche Feind, sie benutzten die Damonen nur als lebende Waffen.
Die Hoffnung darauf, sich mit ihnen friedlich einigen zu können, stufte Maziroc allerdings auch nicht besonders hoch ein. Kenran'Del hatte behauptet, sie hätten bereits zahlreiche andere Welten erobert. Der Magier wusste nicht, was für Welten dies waren, wo sie lagen und von welchen Wesen sie bewohnt waren, und er wusste auch nicht, woher Kenran'Del darüber Bescheid wusste. Ohne sich bewusst damit auseinanderzusetzen, hatte er bereits akzeptiert, dass der Fremde nicht nur über unglaubliche Waffen und Fähigkeiten verfügte, sondern auch über ein Wissen, das dem auf Arcana weit voraus war. Vielleicht stammte er von einer dieser anderen Welten, vielleicht war er aber auch tatsächlich ein Gesandter der Götter, wie die Legenden behaupteten.
Wenn die Unbekannten hinter den Damonen sich jedoch tatsächlich bereits ganze Welten unterworfen hatten, dann lag ihnen offenbar nichts an einer gewaltfreien Einigung, einem friedlichen Miteinander mit anderen Wesen, auf die sie trafen. Es spielte keine Rolle, aus welchen Gründen sie Krieg führten, ob aus Eroberungssucht, weil sie es auf Beute oder neuen Lebensraum abgesehen hatten, ob aus dem Willen, ihre Kräfte an immer neuen Gegnern zu erproben, einer einfach nur einer kriegerischen Veranlagung oder einem unbezähmbaren Hass auf andere Lebensformen heraus oder aus welchen Gründen sonst auch immer, es war gleichgültig. Man konnte niemanden, der unbedingt Krieg führen wollte, gegen dessen Willen zum Frieden zwingen, zumindest keinen Gegner, der zudem auch noch überlegen war.
Vermutlich waren die Damonen inzwischen bereits wieder ein gutes Stück nach Norden vorgerückt. Vom Tempo ihres Vormarsches und natürlich der Geschwindigkeit, mit der ein ausreichend großes Heer aufgestellt und zusammengezogen werden konnte, würde es abhängen, wo man sich ihnen zur Schlacht stellte. Vermutlich irgendwo in der Nähe von Brelonia. Sollten die Ungeheuer zu schnell vordringen, würden sich erst wieder die Vorberge des Largos-Gebirges zur Errichtung einer günstigen Verteidigung eignen. In diesem Falle würden Brelonia und mehrere andere große Städte geräumt werden müssen. Eine Schlacht in der Nähe des Largos-Gebirges hätte immerhin den Vorteil, dass man von der Hohen Festung aus alles koordinieren, dass man jederzeit genügend Nachschub an Nahrung, Kriegsmaterial und anderem an die Front liefern, und dass man die Verwundeten in Ai'Lith mit Sicherheit besser als in jedem provisorischen Feldlazarett versorgen könnte.
Maziroc verdrängte diese Gedanken. Es war müßig, sich den Kopf darüber zu zerbrechen. Er wusste zu wenig von der Situation im Westen, um sich ein Bild der Lage machen zu können, und außerdem hatte er praktisch nichts damit zu tun. Seinem bisherigen Engagement in dieser Angelegenheit zufolge würde sich König Eibon Bel Churio vermutlich bereit erklären, das Oberkommando in diesem Feldzug zu übernehmen, und wenn nicht er, dann würde sich ein anderer fähiger Mann für diese Aufgabe finden lassen.
Wie Maziroc befürchtet hatte, wurde der Boden bald darauf so sumpfig, dass sie absteigen und die Pferde am Zügel führen mussten. Auch sie selbst versanken bis zu den Knöcheln im morastigen Erdreich. Wie mit gierigen Händen schien es nach ihnen zu greifen, sie zu packen und bei jedem Schritt nur widerwillig wieder freizugeben.
Auch die letzten Überreste normaler Vegetation verschwanden allmählich, wurden immer mehr von Sumpfpflanzen verdrängt. In der Erde bildeten sich Fäulnisgase, die in Blasen in den Tümpeln nach oben stiegen und dort blubbernd zerplatzten, wobei sie einen ekelerregenden Gestank freisetzten, der ihnen schier den Atem zu rauben drohte.
"Noch ein weiterer Grund, weshalb ich auf keinen Fall hier würde wohnen wollen", setzte Pollus seine Schimpfkanonade fort. "So einen Gestank kann doch niemand auf Dauer ertragen."
"Warte erst einmal ab, bis wir Ravenhorst erreichen", entgegnete Maziroc. "Dann wirst du ..."
Er kam nicht zum Aussprechen. Etwas raschelte in den Schilfgräsern neben ihnen, dann teilten sich die hohen, breitblättrigen Halme, und eine grün-braun gescheckte Sumpfkatze kam dazwischen hervorgeschossen. Aggressiv fauchend ließ das Tier seinen Blick zwischen den beiden Reisenden hin und her wandern. Gewöhnlich waren Sumpfkatzen eher feige und hielten sich von einem so großen Gegner fern, es sei denn, sie fühlten sich in die Enge gedrängt. Obwohl sie einem Menschen nicht einmal bis zu den Oberschenkeln reichten, konnten sie mit ihren scharfen Raubtierfängen verheerende Wunden reißen.
Einen kurzen Moment noch zögerte das Tier, dann sprang es vor, direkt auf Pollus zu. Um die Katze nicht zusätzlich zu provozieren, hatte er bislang darauf verzichtet, sein Schwert zu ziehen. Nun riss er es hervor und stach damit zu. Er rammte es direkt durch das weit aufgerissene Maul des Raubtiers bis tief in den Rachen. Durch ihren eigenen Schwung getrieben, spießte sich die Katze selbst noch weiter darauf auf, aber die Wucht des Angriffs ließ Pollus gleichzeitig mehrere Schritte zurücktaumeln. Der Boden unter seinen Füßen wurde abschüssig. Mit wild rudernden Armen versuchte der junge Soldat das Gleichgewicht zu halten, doch es gelang ihm nicht. Auch Maziroc, der hastig herbeisprang, nach ihm griff und ihn festzuhalten versuchte, war nicht schnell genug.
Pollus stürzte rücklings zu Boden, direkt in eines der Sumpflöcher. Die Wucht seines Falls und die hektischen Bewegungen, die er machte, ließen ihn augenblicklich tief in die zähflüssig schwappende Moorbrühe einsinken. Der Morast verschlang seinen Körper von den Schultern abwärts, und mit jedem Moment sank Pollus tiefer ein.
"Bleib ruhig, verdammt!", rief Maziroc ihm zu. "Du darfst dich nicht bewegen."
"Hol mich raus!", brüllte Pollus. In seiner Panik schlug er noch einen Moment lang wild um sich, hörte dann jedoch damit auf, als er merkte, dass er auf diese Art tatsächlich nur noch schneller einsank.
Maziroc blickte sich ein paar Sekunden suchend um, bis er eine seilähnliche Schlingpflanze entdeckte, die ihm lang und kräftig genug erschien, das Körpergewicht eines Menschen zu halten. Mit dem Schwert hieb er sie ab, dann warf er Pollus das eine Ende zu und band das andere am Sattelknauf seines Pferdes fest.
"Jetzt gut festhalten!", rief er und trieb das Tier mit einem kräftigen Klaps an. Gehorsam trottete es los. Mit beiden Händen klammerte sich Pollus an dem Gewächs fest. Stück für Stück wurde er zurück auf einigermaßen festes Land gezogen. Der Sumpf schmatzte, als gäbe er seine Beute nur widerwillig wieder frei, war jedoch nicht stark genug, sie zu halten.
Ermattet blieb Pollus liegen, schnappte keuchend nach Luft. Er war bis auf die Haut durchnässt, seine Kleidung voller Morast.
"Danke", stieß er hervor. Er griff nach seinem Schwert, an dem noch das Blut der Sumpfkatze klebte, wischte es ab und steckte es in die Scheide zurück. "Ohne dich wäre ..."
"Ohne ihn wärest du jämmerlich versunken", fiel ihm eine andere Stimme ins Wort. Vier Zwerge traten nur wenige Schritte entfernt aus einem Schilfdickicht. Es handelte sich um drei Männer und eine Frau, die braun-grüne Tarnkleidung trugen, ähnlich dem Fell der Sumpfkatze. Maziroc konnte sich nicht erinnern, einem von ihnen zuvor bereits einmal begegnet zu СКАЧАТЬ