Название: Das Erbe der Macht - Band 32: Sigilschwingen
Автор: Andreas Suchanek
Издательство: Bookwire
Жанр: Книги для детей: прочее
Серия: Das Erbe der Macht
isbn: 9783958344594
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»Haben Sie das nicht alle?«
»Hier ist es wohl üblich, Bildungsstätten nach dem jeweiligen Noblen Haus zu benennen.«
»Höchster Magier ist Herrscher des Kontinents, hoher Magier Herrscher des Landes und Nobels Haus ist dann …«
»… die jeweilige Familie, die die Stadt kontrolliert. In unserem Fall handelt es sich um die Steiners«, erklärte Jen. »Wir betreten also gleich die Steinersche Universität. Hier werden die Professoren noch vom Noblen Haus selbst berufen. Für Nimags ist der Zutritt verboten.«
Alex knurrte auf.
Sie hatten sich lange über die Ungerechtigkeit und Ausgrenzung unterhalten, die in dieser Zeitlinie herrschte. Einigen Nimags, die auf der anderen Seite Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe, Sexualität, äußeren Merkmalen oder ihrer Religion unterdrückten, diskriminierten und verfolgten, hätte ein Aufenthalt hier durchaus mal gutgetan. Sie hätten am eigenen Leib erfahren, wie es sich anfühlte, zu einer Person zweiter Klasse degradiert zu werden.
Jen wusste, dass Alex in diesem Augenblick an seine Mutter und seinen Bruder dachte. Alfie war nur dank Bernsteinkörnern in seinem Körper dazu in der Lage, Magie zu wirken. Vermutlich hätte das allmächtige Institut auf dieser Seite ihn kurzerhand getötet.
»Mal ehrlich, ich würde diese Zeitlinie nicht mal erhalten wollen, wenn ich selbst hier leben würde«, sagte er grimmig.
»Und stattdessen sterben?« Jen schüttelte den Kopf. »Ich hoffe wirklich, dass wir noch irgendeine andere Lösung finden. Natürlich bin ich froh, dass Kevins Veränderung nicht unsere Gegenwart vernichtet oder umgewandelt hat, aber das alles hier sind Menschen.«
Bevor sie weitersprechen konnten, waren sie auch schon angekommen. Ein Gebäude aus weißem Marmor ragte vor ihnen auf. An beiden Seiten des Durchgangs standen Statuen aus Bernstein, was puren Protz darstellte.
Als vor ihnen ein Student an den Abbildern irgendwelcher noblen Magier vorbeiging, leuchteten diese kurz auf.
»Das ist eine Überprüfung«, realisierte Alex.
»Falls es schiefgeht, rennen wir in die nächste Gasse und nutzen einen Sprungkreis.«
Ein letztes Durchatmen, dann nahmen sie den gleichen Weg wie der Student.
Die Statuen leuchteten auf, Jen spürte ein Tasten. Ihr Sigil wurde erkannt. Nichts geschah.
»Ich will gar nicht wissen, was mit einem Nimag geschieht, der hinein möchte«, sagte Alex.
Die Gesinnung der Magier in dieser Welt war gnadenlos.
Sie eilten zum Hauptgebäude, traten ein und Jen warf einen Blick auf eine Tafel. Hier waren die einzelnen Fakultäten aufgelistet, die sich vor Ort oder in einem anderen Gebäude befanden.
»Da, Fakultät für Temporalmagie.« Sie deutete auf den Eintrag. »Wenn es stimmt, was Joshua herausgefunden hat, dann könnte dies die Lösung sein.«
Sie stiegen eine Steintreppe hinauf und eilten durch lange Flure. Am Ende ragte eine wuchtige schwarze Tür auf. Alex ballte die Hand und schlug dagegen.
Als eine Weile nichts geschah, drückte Jen die Klinke herunter. Sie traten ein.
Ein Mann in den Fünfzigern sah von seiner Arbeit auf. Beinahe hätte Jen verwirrt aufgeschrien, so ähnlich sah der Professor Albert Einstein; wenn auch nur im ersten Moment.
»Ich hatte Sie nicht hereingebeten«, blaffte er in seinen Vollbart.
Aus der Nähe schwand die Ähnlichkeit zu Albert rapide. Professor Steiner – bei dem es sich vermutlich um einen Abkömmling der Familie des Noblen Hauses handelte – wirkte grimmig. Er schien eine nach außen gerichtete Härte abzustrahlen, was seine gepflegte Kleidung noch betonte. Er trug eine Weste über einem Hemd und Stoffhosen. An der rechten Hand glänzte der Sigilring.
»Wir kommen in wichtiger Angelegenheit«, stellte Jen klar und hob ihre rechte Hand, zur Faust geballt.
Der Professor runzelte die Stirn. Er machte eine schnelle Bewegung mit den Fingern, prüfte wohl auf irgendeine Art den Ring. Sein Gesicht nahm einen verwirrten Ausdruck an. »Mir wurde kein Besuch eines Hohen Hauses angekündigt.«
»Eine drängende Angelegenheit«, erklärte Jen.
Sie hatten sich die Abschriften Joshuas über die komplizierten Allianzen und Hochzeiten zwischen den Familien der Höchsten Häuser und Hohen Häuser angeschaut, in der Hoffnung, mit dem erbeuteten Ring niemandem gegenüberzustehen, der feindlich gesinnt war.
»Willkommen in meiner Fakultät.« Steiner sprang auf und schüttelte ihnen nacheinander die Hand.
»Aber Sie tragen keinen Ring.« Er musterte Alex.
»Ich denke nicht, dass das notwendig ist«, erklärte dieser mit einer gespielten Leichtigkeit, für die Jen ihn bewunderte. »Sie können sich natürlich gerne an das Institut wenden, um mich zu überprüfen.«
Der Professor erbleichte. »Das wird nicht nötig sein.«
Die Angst vor dem allmächtigen Institut war in jede Faser dieser Welt eingesickert. Joshua hatte zahlreiche Notizen dazu angefertigt. Solange sie mit Fingerspitzengefühl vorgingen, konnte das hier und da nützlich sein.
»Wie kann ich ihnen helfen?«, fragte Professor Steiner.
Jen lächelte.
3. Nur der Tod öffnet den Weg
Die andere Seite
Er brach in die Knie. Blut rann aus seinen Augen, sein anklagender Blick traf Annora. Ringsum begannen die Steinwände zu diffundierten, wurden zu grauem Nebel.
»Einzig der Tod ebnet den Weg«, sagte Alfie Kent mit seinem letzten Atemzug.
Annora fuhr in die Höhe. Ihr Atem ging stoßweise. Vor dem Fenster graute der Morgen. Immerhin, in dieser Nacht war es nicht das rötliche Glühen des Immortalis-Kerkers, das sie verfolgt hatte. Auch nicht die grauenvollen Zwillinge.
»Es war mehr«, realisierte sie. »Ein Echo.«
Eines, das sie schon einmal gespürt hatte. In der Weißen Krypta, als sie zur Ritterin geweiht worden war.
Sie sprang aus dem Bett und schlüpfte in ihre Kleidung. Ihr erster Schritt führte wie jeden Morgen in die Küche der Zuflucht, wo die gute Seele Tilda ihr bereits einen Kaffee zubereitet hatte. Frisch gemahlen, mit geschäumter Milch obenauf, dazu eine Prise Zimt.
»Ich danke dir.«
Tilda winkte ab. »Solange ihr mir nur Kyra, Max, Titik, Kevin, Jen und Alex findet.«
»Keine Sorge, wir bringen sie zurück.« Annora nippte an ihrem Kaffee.
Die Tasse in der Hand СКАЧАТЬ