Der einsame Weg. Arthur Schnitzler
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Название: Der einsame Weg

Автор: Arthur Schnitzler

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783754188323

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СКАЧАТЬ sie von uns ab ... Es ist, wie wenn jeden Tag neue Schleier über sie herabsänken.

      FELIX. Und was sollte das zu bedeuten haben?

      JOHANNA sieht ihn ruhig an.

      FELIX. Du glaubst ...?

      JOHANNA. Ich täusche mich nicht in diesen Dingen, das weißt du, Felix.

      FELIX. Ich weiß es? ...

      JOHANNA. Als die kleine Lilli von Sala sterben mußte, hab' ich es gewußt, – bevor die andern ahnten, daß sie krank würde.

      FELIX. Du hattest es geträumt – und warst ein Kind.

      JOHANNA. Ich hatte es nicht geträumt. Ich hab' es gewußt. Herb. Ich kann das nicht erklären.

      FELIX nach einer Pause. Und der Vater – ist er gefaßt?

      JOHANNA. Gefaßt? ... Denkst du denn, er sieht auch die Schleier sinken?

      FELIX nach einem leichten Kopfschütteln. Es sind Einbildungen, Johanna, – gewiß. – Aber nun will ich doch ... Wendet sich dem Hause zu. Der Vater ist noch nicht zu Hause?

      JOHANNA. Nein. Er kommt jetzt gewöhnlich recht spät. Er hat sehr viel in der Akademie zu tun.

      FELIX. Ich werde sie womöglich nicht aufwecken; ich geb' schon acht. Über die Veranda hinab.

      Zweite Szene

      Johanna eine Weile allein, hat sich auf einen Gartensessel gesetzt, die Hände über den Knien ineinander verschlungen. Sala tritt ein. Er ist 45 Jahre alt, sieht aber etwas jünger aus. Schlank, beinahe mager, glatt rasiert. Dunkelblondes, rechts gescheiteltes, nicht zu kurzes Haar, das an den Schläfen zu ergrauen beginnt. Seine Züge sind scharf und energisch, die Augen grau und klar.

      SALA. Guten Abend, Fräulein Johanna.

      JOHANNA. Guten Abend, Herr von Sala.

      SALA. Man sagt mir, Ihre Frau Mama schlummere ein wenig; so habe ich mir erlaubt, indessen in den Garten zu treten.

      JOHANNA. Felix ist eben angekommen.

      SALA. So? Haben sie ihm schon wieder einen Urlaub gegeben? Zu meiner Zeit waren sie bei dem Regiment viel strenger. Allerdings lagen wir damals an der Grenze, in Galizien irgendwo.

      JOHANNA. Das vergess' ich immer, daß Sie das auch mitgemacht haben.

      SALA. Ja, es ist schon lange her. Hat auch nur ein paar Jahre gewährt. Aber es war recht schön, wenn ich so zurückdenke.

      JOHANNA. Wie das meiste, was Sie erlebt haben.

      SALA. Wie so manches.

      JOHANNA. Wollen Sie sich nicht setzen?

      SALA. Danke. Setzt sich auf die Lehne eines Gartenfauteuils. Darf ich? Er nimmt eine Zigarette aus seiner Dose und zündet sie nach einem zustimmenden Nicken Johannas an.

      JOHANNA. Wohnen Sie schon in Ihrer Villa, Herr von Sala?

      SALA. Morgen zieh' ich ein.

      JOHANNA. Sie freuen sich wohl sehr darauf?

      SALA. Dazu wär' es zu früh.

      JOHANNA. Sind Sie so abergläubisch?

      SALA. Wenn's darauf ankommt – o ja. – Aber es ist nicht deshalb. Ich beziehe sie nur vorläufig, nicht definitiv.

      JOHANNA. Warum denn?

      SALA. Ich werde auf Reisen gehen – für längere Zeit.

      JOHANNA. So? Sie sind sehr zu beneiden. Das möcht' ich auch können, in der Welt herumfahren, mich um keinen Menschen kümmern müssen.

      SALA. Noch immer?

      JOHANNA. Noch immer ... Wie meinen Sie das?

      SALA. Nun, ich erinnere mich, daß Ihnen schon als ganz kleinem Mädchen diese Wanderpläne durch den Sinn gingen. Was wollten Sie nur werden? ... Tänzerin, glaub' ich. Nicht wahr? Eine sehr berühmte natürlich.

      JOHANNA. Warum sagen Sie das, als ob es so etwas Nichtiges wäre, eine Tänzerin zu sein? Ohne ihn anzusehen. Gerade Sie sollten das nicht, Herr von Sala.

      SALA. Warum denn gerade ich nicht?

      JOHANNA blickt ruhig zu ihm auf.

      SALA. Ich weiß nicht recht, wie Sie das meinen, Fräulein Johanna ... oder sollt' ich doch ... Einfach. Johanna, haben Sie gewußt, daß ich Sie damals sah?

      JOHANNA. Wann?

      SALA. Im vorigen Jahre, als Sie auf dem Lande wohnten, und ich einmal in der Mansarde übernachtete. Es war heller Mondschein, und eine Elfe, glaub' ich, schwebte auf der Wiese umher.

      JOHANNA nickt lächelnd.

      SALA. Schwebte sie für mich?

      JOHANNA. Ich hab' Sie wohl gesehen, wie Sie hinter dem Vorhang standen.

      SALA nach einer kleinen Pause. So werden Sie vor andern Menschen wahrscheinlich doch nie tanzen.

      JOHANNA. Warum? ... Ich hab' wohl schon. Und Sie haben mir auch damals zugesehen. Es ist freilich lange her. – Es war auf einer griechischen Insel. Viele Männer standen im Kreise um mich her – Sie waren unter ihnen – und ich war eine Sklavin aus Lydien.

      SALA. Eine gefangene Prinzessin.

      JOHANNA ernst. Glauben Sie nicht an solche Dinge?

      SALA. Wenn Sie es wünschen – gewiß.

      JOHANNA ernst bleibend. Sie sollten alles glauben, woran die andern nicht glauben können.

      SALA. Wenn die Stunde dazu kommt, tu ich's wohl.

      JOHANNA. Sehen Sie, – ich für meinen Teil kann mir alles andere eher vorstellen als dies, daß ich nun zum ersten Male auf der Welt sein sollte. Und es gibt Augenblicke, in denen ich mich ganz deutlich an allerlei erinnere.

      SALA. Und solch ein Augenblick war damals?

      JOHANNA. Ja, vor einem Jahre, als ich in einer mondhellen Sommernacht über eine Wiese tanzte. Es war gewiß nicht das erstemal, Herr von Sala. Nach einer kleinen Pause, plötzlich in anderm Tone. Wohin reisen Sie eigentlich?

      SALA den Ton aufnehmend. Nach Baktrien, Fräulein Johanna.

      JOHANNA. Wohin?

      SALA. Nach Baktrien. Das ist ein sehr merkwürdiges Land, und das Merkwürdigste ist, daß es gar nicht mehr existiert. Ich schließe mich nämlich einer Gesellschaft an, die im November dahin abgeht. Sie haben vielleicht in der Zeitung davon gelesen.

      JOHANNA. Nein.

      SALA. СКАЧАТЬ