Fjodor Dostojewski: Hauptwerke. Fjodor Dostojewski
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Читать онлайн книгу Fjodor Dostojewski: Hauptwerke - Fjodor Dostojewski страница 216

Название: Fjodor Dostojewski: Hauptwerke

Автор: Fjodor Dostojewski

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783754189153

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СКАЧАТЬ war von einer erschreckenden Regungslosigkeit. Der Fürst blickte hin und fühlte, daß, je länger er hinblickte, die Totenstille im Zimmer immer drückender wurde. Auf einmal fing eine erwachte Fliege zu summen an, flog über das Bett hinüber und verstummte am Kopfende. Der Fürst fuhr zusammen.

      »Wir wollen hinausgehen!« sagte Rogoschin, indem er seine Hand berührte.

      Sie gingen hinaus und setzten sich wieder auf dieselben Stühle, wieder einander gegenüber. Der Fürst zitterte immer stärker und stärker und wendete seinen fragenden Blick nicht von Rogoschins Gesicht ab.

      »Du zitterst ja, wie ich bemerke, Ljow Nikolajewitsch«, sagte Rogoschin endlich. »Fast so wie zu Zeiten, wo du schwer leidend bist, erinnerst du dich? es war in Moskau. Oder wie einmal vor einem Anfall. Und ich weiß gar nicht, was ich mit dir jetzt anfangen sollte ...«

      Der Fürst strengte beim Zuhören alle seine Kräfte an, um das Gesagte zu verstehen; sein Blick hatte noch immer denselben fragenden Ausdruck.

      »Bist du es gewesen?« sagte er endlich, mit dem Kopf nach der Portiere deutend.

      »Ja ... ich bin es gewesen ...«, flüsterte Rogoschin und schlug die Augen nieder.

      Sie schwiegen etwa fünf Minuten lang.

      »Denn«, fuhr Rogoschin fort, wie wenn er seine Rede nicht unterbrochen hätte, »denn wenn du deine Krankheit und einen Anfall bekämst und zu schreien anfingst, dann könnte es womöglich jemand von der Straße oder vom Hof aus hören, und man würde merken, daß Leute in der Wohnung übernachten; man würde anklopfen und hereinkommen ... denn sie denken alle, daß ich nicht zu Hause bin. Ich habe auch kein Licht angesteckt, damit man es von der Straße oder vom Hof aus nicht bemerkt. Denn wenn ich nicht hier bin, nehme ich auch die Schlüssel mit, und es kommt in meiner Abwesenheit drei, vier Tage lang niemand herein, auch nicht zum Reinmachen; so habe ich die Einrichtung getroffen. Also damit sie nicht merken, daß wir die Nacht über hier sind ...«

      »Warte«, unterbrach ihn der Fürst, »ich habe vorhin sowohl den Hausknecht als auch die alte Frau gefragt, ob Nastasja Filippowna die Nacht hier zugebracht hätte. Also wissen sie es schon.«

      »Ich weiß, daß du danach gefragt hast. Ich habe der alten Pafnutjewna gesagt, Nastasja Filippowna sei gestern mit hergekommen und gleich gestern nach Pawlowsk gefahren; sie habe sich bei mir nur zehn Minuten aufgehalten. Sie wissen also nicht, daß sie die Nacht über hier gewesen ist, niemand. Gestern sind wir ebenso hereingekommen wie heute du und ich, ganz leise. Ich dachte noch unterwegs im stillen, sie werde nicht leise hereinkommen mögen; aber nein! Sie flüsterte, ging auf den Zehen, faßte ihr Kleid um den Leib zusammen, damit es nicht raschelte, trug es in den Händen und drohte mir auf der Treppe selbst mit dem Finger; solche Angst hatte sie vor dir. Im Zug war sie rein wie eine Wahnsinnige vor lauter Furcht und sprach selbst den Wunsch aus, hier in meiner Wohnung die Nacht über zu bleiben; ich hatte anfangs daran gedacht, sie in ihre alte Wohnung zu der Lehrerwitwe zu bringen; aber nein! ›Da wird er mich gleich frühmorgens suchen‹, sagte sie; ›aber du wirst mich verstecken, und morgen bei Tagesanbruch wollen wir nach Moskau‹, und dann wollte sie weiter nach Orel. Auch beim Hinlegen redete sie immerzu davon, daß wir nach Orel fahren wollten ...«

      »Warte; was willst du denn jetzt tun, Parfen; was hast du vor?«

      »Siehst du, ich habe Sorge deinetwegen, weil du immer so zitterst. Die Nacht wollen wir hier zusammen verbringen. Betten sind, außer dem da, hier nicht vorhanden; ich habe gedacht, ich wollte von den beiden Sofas die Kissen herunternehmen und hier bei dem Vorhang für uns beide, für dich und für mich, eine Lagerstatt herrichten, so daß wir nebeneinander liegen können. Denn wenn sie hereinkommen und anfangen, sich umzusehen oder zu suchen, werden sie sie gleich sehen und forttragen. Sie werden mich befragen, und ich werde erzählen, daß ich es gewesen bin, und sie werden mich sofort abführen. Also mag sie jetzt hier liegenbleiben, neben uns, neben mir und dir ...«

      »Ja, ja!« stimmte ihm der Fürst lebhaft zu.

      »Also wir wollen jetzt nichts verraten und sie nicht forttragen lassen.«

      »Um keinen Preis!« versetzte der Fürst. »Ja nicht, ja nicht!«

      »Das war auch meine Meinung, daß wir das um keinen Preis tun und sie niemandem herausgeben wollten! Die Nacht wollen wir hier ganz still verbringen. Ich bin heute nur eine Stunde lang von Hause weggewesen, am Vormittag; die übrige Zeit war ich immer bei ihr. Und dann ging ich am Abend fort, um dich zu holen. Ich fürchte nun noch, daß es bei der Hitze riechen wird. Spürst du einen Geruch oder nicht?«

      »Vielleicht spüre ich etwas; ich weiß es nicht; aber morgen früh wird es gewiß riechen.«

      »Ich habe sie mit Wachstuch zugedeckt, mit gutem amerikanischem Wachstuch, und über dem Wachstuch mit einem Leinentuch, und vier offene Flaschen mit Schdanowscher Flüssigkeit habe ich danebengestellt; die stehen jetzt noch da.«

      »Das hast du gerade so gemacht wie ... wie der in Moskau?«

      »Weil man es riechen wird, Bruder. Aber wie sie daliegt ... Am Morgen, wenn es hell wird, dann sieh sie dir an! Was ist mir dir? Du kannst ja gar nicht aufstehen?« fragte Rogoschin erstaunt und ängstlich, als er sah, daß der Fürst so zitterte, daß er nicht imstande war, sich zu erheben.

      »Die Beine sind mir schwach«, murmelte der Fürst. »Das kommt von der Angst; ich kenne das ... Wenn die Angst vorübergeht, dann werde ich auch wieder stehen können ...«

      »Warte noch; ich werde unterdes das Lager für uns zurechtmachen; dann kannst du dich hinlegen ... und ich werde mich zu dir legen ... und dann wollen wir hören ... denn ich weiß noch nicht ... ich weiß jetzt noch nicht alles; das sage ich dir im voraus, damit du alles darüber im voraus weißt ...«

      Während Rogoschin diese unklaren Worte murmelte, begann er, die Lagerstatt herzurichten. Offenbar hatte er sich eine solche schon vorher im stillen ausgedacht, vielleicht schon am Morgen. In der vorhergehenden Nacht hatte er selbst auf dem Sofa gelegen. Aber zwei Personen nebeneinander konnten auf dem Sofa nicht liegen; und er wollte jetzt durchaus zwei Lager nebeneinander herstellen; deshalb schleppte er jetzt mit großer Anstrengung von den beiden Sofas allerlei verschieden große Kissen durch das ganze Zimmer bis dicht an den einen Eingang des Vorhangs. Nun hatte er eine leidliche Lagerstatt zurechtgemacht; er trat zum Fürsten, faßte ihn zärtlich und behutsam unter den Arm, hob ihn auf und führte ihn zu dem Lager; indes stellte sich heraus, daß der Fürst auch allein gehen konnte; denn »die Angst war vorübergegangen«; aber er zitterte doch noch immer.

      »Weißt du, Bruder«, begann Rogoschin auf einmal, nachdem er den Fürsten sich auf das linke, bessere Lager hatte legen lassen und sich selbst, ohne die Kleider abzulegen, rechts von ihm hingestreckt und beide Hände hinter den Kopf gelegt hatte, »es ist heute heiß, und da wird es natürlich riechen ... Die Fenster zu öffnen, fürchte ich mich; aber meine Mutter hat Töpfe mit Blumen, viele Blumen, und die duften sehr schön; ich habe daran gedacht, sie herüberzuholen; aber die alte Pafnutjewna würde etwas merken; denn sie ist sehr neugierig.«

      »Ja, das ist sie«, bestätigte der Fürst.

      »Soll ich vielleicht Bukette und Blumen kaufen und sie ganz damit bedecken? Aber ich glaube, sie würde mir gar zu leid tun, wenn sie so unter den Blumen daläge!«

      »Hör mal ...«, begann der Fürst, wie wenn er verwirrt wäre und überlegte, wonach er eigentlich fragen wollte, und es immer gleich wieder vergäße. »Hör mal, sage mir doch: womit hast du sie getötet? Mit einem Messer? Mit eben jenem Messer?«

      »Ja, СКАЧАТЬ