Fjodor Dostojewski: Hauptwerke. Fjodor Dostojewski
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Читать онлайн книгу Fjodor Dostojewski: Hauptwerke - Fjodor Dostojewski страница 215

Название: Fjodor Dostojewski: Hauptwerke

Автор: Fjodor Dostojewski

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783754189153

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СКАЧАТЬ hast du denn ...«

      Aber der Fürst wußte nicht, was er weiter fragen und wie er seine Frage schließen sollte; auch schlug ihm das Herz so heftig, daß ihm das Sprechen schwer fiel. Rogoschin schwieg ebenfalls und blickte ihn wie früher an, das heißt wie in Gedanken versunken.

      »Nun, dann werde ich wieder weggehen«, sagte er auf einmal, indem er sich anschickte, wieder hinüberzugehen; »und du geh für dich! Wir wollen auf der Straße getrennt gehen ... es ist besser so ... auf verschiedenen Seiten ... du wirst schon sehen.«

      Als sie endlich auf den zwei verschiedenen Trottoirs in die Gorochowaja-Straße einbogen und sich dem Haus Rogoschins näherten, wurden dem Fürsten wieder die Beine so schwach, daß er nur mit großer Mühe gehen konnte. Es war schon gegen zehn Uhr abends. Die Fenster in der Wohnungshälfte der alten Mutter standen wie vorhin offen, in der Rogoschinschen Hälfte waren sie geschlossen, und in der Abenddämmerung waren an ihnen die heruntergelassenen weißen Rouleaus noch auffälliger. Der Fürst näherte sich dem Haus auf dem gegenüberliegenden Trottoir; Rogoschin trat von seinem Trottoir auf die Stufen vor der Haustür und winkte ihm mit der Hand. Der Fürst ging zu ihm hinüber und stieg die Stufen hinan.

      »Daß ich nach Hause zurückgekommen bin, weiß jetzt nicht einmal der Hausknecht. Ich habe ihm vorhin gesagt, ich führe nach Pawlowsk, und bei meiner Mutter habe ich es ebenfalls gesagt«, flüsterte er mit einem schlauen, selbstzufriedenen Lächeln. »Wenn wir hineingehen, wird es niemand hören.«

      Er hatte schon den Schlüssel in der Hand. Während er die Treppe hinaufstieg, drehte er sich um und machte dem Fürsten eine drohende Gebärde, er solle leiser gehen, schloß leise die Tür zu seiner Wohnung auf, ließ den Fürsten hinein, folgte ihm vorsichtig, schloß die Tür hinter sich zu und steckte den Schlüssel in die Tasche.

      »Komm!« sagte er flüsternd.

      Schon von dem Trottoir in der Litejnaja-Straße an hatte er im Flüsterton gesprochen. Trotz all seiner äußeren Ruhe befand er sich in tiefer innerlicher Erregung. Als sie in den vor seinem Arbeitszimmer gelegenen Saal traten, ging er ans Fenster und winkte den Fürsten geheimnisvoll zu sich heran.

      »Als du vorhin bei mir klingeltest, dachte ich mir gleich, daß du es selbst wärst; ich ging auf den Zehen an die Tür und hörte, daß du mit der alten Pafnutjewna sprachst. Aber ich hatte der schon ganz früh am Morgen Befehl gegeben: wenn du oder irgendein Abgesandter von dir oder sonst jemand bei mir klopfen sollte, dann solle sie mich unter allen Umständen verleugnen; und besonders wenn du selbst kämst und nach mir fragtest und ihr deinen Namen angäbest. Aber als du dann weggegangen warst, kam mir der Gedanke: wie, wenn er jetzt dasteht und hersieht oder auf der Straße Wache hält? Ich ging zu eben diesem Fenster hier, schob das Rouleau ein wenig zurück, sah hinaus, und da standest du und sahst mich gerade an ... So ist das hergegangen.«

      »Wo ist aber ... Nastasja Filippowna?« fragte der Fürst, nur mühsam atmend.

      »Sie ist ... hier«, erwiderte Rogoschin langsam, nachdem er einen Augenblick mit der Antwort gewartet hatte.

      »Wo denn?«

      Rogoschin hob die Augen zum Fürsten in die Höhe und blickte ihn fest an.

      »Komm mit ...«

      Er sprach immer flüsternd und ohne sich zu beeilen, langsam und wie früher in einer sonderbaren Weise nachdenklich. Selbst als er die Geschichte von dem Rouleau erzählte, machte es den Eindruck, als wolle er mit seiner Erzählung trotz aller Mitteilsamkeit etwas ganz anderes zum Ausdruck bringen.

      Sie gingen in das Arbeitszimmer. In diesem Zimmer war, seitdem der Fürst darin gewesen war, eine gewisse Veränderung vorgenommen worden: quer durch das ganze Zimmer war ein grünseidner Vorhang gezogen, mit zwei Eingängen, je einem an jedem Ende; er teilte von dem Zimmer einen Alkoven ab, in dem Rogoschins Bett stand. Der schwere Vorhang war heruntergelassen und die Eingänge geschlossen. Aber im Zimmer war es sehr dunkel; die hellen Petersburger Sommernächte begannen schon dunkler zu werden, und wäre nicht Vollmond gewesen, so hätte man in Rogoschins Wohnung mit den heruntergelassenen Rouleaus schwer etwas erkennen können. Allerdings konnte man noch die Gesichter unterscheiden, wiewohl nicht gerade deutlich. Rogoschins Gesicht war blaß wie gewöhnlich; die Augen blickten den Fürsten fest an, mit starkem Glanz, aber regungslos. »Willst du nicht Licht anzünden?« fragte der Fürst.

      »Nein, das ist nicht nötig«, antwortete Rogoschin, faßte den Fürsten bei der Hand und zog ihn auf einen Stuhl nieder; er selbst setzte sich ihm gegenüber, indem er seinen Stuhl so heranzog, daß seine Knie fast gegen die des Fürsten stießen. Zwischen ihnen stand, etwas seitwärts, ein kleines rundes Tischchen. »Setz dich! Wir wollen ein Weilchen sitzen«, sagte er zuredend. Etwa eine Minute lang schwiegen sie. »Ich wußte, daß du dich in diesem selben Gasthaus einquartieren würdest«, begann er, wie manchmal die Leute zu Beginn eines bedeutsamen Gesprächs mit unwichtigen Details anfangen, die in keinem direkten Bezug zur Sache stehen. »Als ich auf den Korridor kam, da dachte ich: ›Vielleicht sitzt auch er jetzt da und wartet auf mich, wie ich auf ihn, in diesem selben Augenblicke.‹ Bist du bei der Lehrerwitwe gewesen?«

      »Ja, ich war dort«, versetzte der Fürst; er konnte vor starkem Herzklopfen kaum reden.

      »Ich habe auch daran gedacht. ›Es wird noch ein Gerede geben‹, dachte ich ... und dann dachte ich noch: ›Ich werde ihn zum Übernachten hierher bringen, damit wir diese Nacht zusammen ...‹«

      »Rogoschin, wo ist Nastasja Filippowna?« flüsterte der Fürst und stand, an allen Gliedern zitternd, auf.

      Auch Rogoschin erhob sich.

      »Dort«, flüsterte er und wies mit einer Kopfbewegung nach dem Vorhang.

      »Schläft sie?« flüsterte der Fürst.

      Rogoschin blickte ihn wieder starr an wie vorher.

      »Wollen wir nun hingehen ...? Aber du ... Na, gehen wir hin!«

      Er hob die Portiere in die Höhe, blieb stehen und wandte sich wieder zum Fürsten:

      »Geh hinein!« sagte er, mit dem Kopf auf die Portiere deutend und ihn zum Vorangehen einladend.

      Der Fürst ging hindurch.

      »Es ist hier dunkel«, sagte er.

      »Man kann schon sehen!« murmelte Rogoschin.

      »Ich sehe kaum ... das Bett.«

      »Tritt nur näher heran!« forderte ihn Rogoschin leise auf.

      Der Fürst ging noch näher, einen Schritt, einen zweiten, und blieb dann stehen. Er stand da und blickte eine oder zwei Minuten lang hin; beide schwiegen während der ganzen Zeit, wo sie am Bett standen; dem Fürsten klopfte das Herz so, daß er meinte, es müßte im Zimmer bei der herrschenden Totenstille zu hören sein. Aber seine Augen hatten sich schon an die Dunkelheit gewöhnt, so daß er das ganze Bett erkennen konnte; auf ihm schlief jemand, ganz ohne sich zu rühren; man hörte nicht das leiseste Rascheln, nicht das leiseste Atemholen. Der Schlafende war bis über den Kopf mit einem weißen Leinentuch zugedeckt; aber die Glieder hoben sich nur undeutlich ab; man sah nur an der Erhöhung, daß da ein ausgestreckter Mensch lag. Ringsherum war, auf dem Fußende des Bettes, auf den beim Bett stehenden Sesseln, sogar auf dem Fußboden, die abgelegte Kleidung unordentlich hingeworfen: ein reiches weißseidenes Kleid, Blumen, Bänder. Auf einem kleinen Tischchen am Kopfende blitzten die abgenommenen, hingeworfenen Brillanten. Am Fußende waren СКАЧАТЬ