So viele Killer: Vier Kriminalromane. Alfred Bekker
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Название: So viele Killer: Vier Kriminalromane

Автор: Alfred Bekker

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Extra Spannung

isbn: 9783742792952

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СКАЧАТЬ dem Colonel Ashburton von Sekunde zu Sekunde unsympathischer wurde. Du bist genau der Mann, bei dem sich eine Frau im siebten Himmel fühlt!, dachte er verächtlich. Höchstwahrscheinlich hat eure Putzfrau von Elgas Psyche mehr mitbekommen, als du arroganter Pinkel! „Ihre Mitteilungen bedeuten für mich immerhin eine gewisse Klärung“, sagte er unbewegt, „aber Ihrer Schlussfolgerung kann ich mich nicht anschließen. Am 21. August ist Ihre Gattin verschwunden, zweieinhalb Tage später wurde sie in Somerset gesehen, und verwunderlicherweise ausgerechnet von einem Manne, der nicht nur — wie Sie — Offizier, sondern auch noch im gleichen Ministerium beschäftigt ist.“

      „Das ist doch reiner Zufall!“

      „Wir Kriminalisten glauben nicht an Zufall! Captain Benham hat ausgesagt, er habe sich zusammen mit seiner Braut auf der Fahrt von Lynhead nach Minehead verirrt, und dann zu allem Unglück eine Autopanne gehabt. Ihre Gattin sei aus Richtung Dunster Castle eilig zur Bezirksstraße vorgegangen, dort in eine wartende schwarze Daimler-Limousine eingestiegen und mit dieser weitergefahren. Er, Benham, habe durchaus gewusst, dass Mrs. Elga vermisst werde, und hätte sofort die Verfolgung des Daimlers aufgenommen, wenn ihn nicht der Motorschaden seines eigenen Wagens daran gehindert hätte. Das von Captain Benham geschilderte Verhalten Ihrer Gattin deutet ganz und gar nicht auf ein Verbrechen hin, sondern vielmehr darauf, dass sie sich in jeder Hinsicht im Besitz ihrer Handlungs- und Entschlussfreiheit befand.“

      Ashburton ließ sich nicht überzeugen. Er runzelte drohend die Stirn und versetzte heftig:

      „Sie faseln, Mann! Ich kenne tausend Möglichkeiten, Elgas Verhalten auch eine andere Deutung zu geben. Vielleicht hat man sie hypnotisiert, vielleicht stand sie unter dem Eindruck einer enthemmenden Droge, vielleicht auch hat man sie erpresst — wenn ich mir auch keinen Grund dafür denken kann. Die wohlfeilste Lösung allerdings wäre, dass Benham gar nicht Elga gesehen hat, sondern eine Frau, die ihr in Figur und Bewegungen ähnelte. Bedenken Sie, Inspector, dass es eine düstere Neumondnacht war, in der der Captain selbst bei der geringen Entfernung von etwa fünfunddreißig Metern sehr leicht einer Täuschung zum Opfer gefallen sein kann. So dürfte — nein, so muss es ganz einfach gewesen sein! Sofern Sie sich die Mühe genommen haben, die Akte sorgfältig zu studieren, wird Ihnen aufgefallen sein, dass Hammond Waynal, der Besitzer von Dunster Castle, energisch abgestritten hat, Elga zu kennen und sie bei sich zu Besuch gehabt zu haben, dass er aber etwa zu der Zeit, zu der Benham seine Beobachtung gemacht haben will, von einer Dame — hm! — verlassen worden sei, deren Namen er als Gentleman selbstverständlich nicht nennen, aber dafür auf Ehrenwort versichern könne, dass es sich nicht um Elga Ashburton, geborene Todd, gehandelt habe.

      Wenn Sie sich das alles selbst vor Augen geführt und überlegt hätten, wäre das ganze idiotische Fragespiel vermieden worden, das uns beide nur unnütz aufgehalten hat!“

      Ebenso wortlos wie seelenruhig erhob sich der C.I.D.-Beamte. Er nickte verabschiedend, wandte sich auf dem Absatz um und schritt zur Tür.

      „Halt!“, zischte Ashburton mit nur mühsam bewahrter Fassung. „Wo gehen Sie denn hin?“

      Taggart wandte sich um und erwiderte in gleichem Ton:

      „Ich enthebe Sie lediglich der Notwendigkeit, weiterhin an einen Idioten Ihre Zeit zu verschwenden! Guten Abend!“

      „So seien Sie doch kein Frosch, Mann!“ Mit einem plötzlichen Ruck hob der Colonel den Kopf und sah Taggart verblüfft, wie unter einer plötzlichen Eingebung mit jäh erwachendem Interesse an. „Unter Männern braucht man doch nicht jedes Wort auf die Goldwaage zu legen! Da fällt mir übrigens ein — sind Sie mit Commodore Taggart verwandt?“

      „George Taggart ist mein Vetter; der einzige Sohn des ältesten Bruders meines Vaters.“

      „So!“, stammelte der Colonel ehrlich verblüfft. „Demnach wären Sie der Sohn von Admiral Taggart ...?“

      „Sehr richtig, Sir! Ein wahres Glück, dass mein Vater im Krieg geblieben ist; die Erkenntnis, einen Idioten in die Welt gesetzt zu haben, würde ihn vermutlich tief betrüben.“

      Mit einem Sprung stand Ashburton neben Taggart und streckte ihm die Hand entgegen.

      „Legen Sie die Worte eines angstgefolterten Ehemannes nicht auf die Goldwaage, ich bitte Sie erneut darum. Und außerdem bitte ich Sie hiermit in aller Form um Entschuldigung ...“

      Mit den Worten: „Entschuldigung angenommen!“, schlug Taggart ein. Freilich dachte er dabei: Aus dir spricht nicht nur der angstgefolterte Ehemann! Zugleich war ihm klar, dass es nicht seine Aufgabe sein konnte, einen Mann von fünfundvierzig Jahren umzuerziehen.

      Mit heimlichem Schmunzeln bemerkte er, dass ihn der Colonel plötzlich für voll nahm. Ashburton bot seinem Besucher eine Erfrischung an, und von da ab bewegte sich das Gespräch in einer geradezu gelösten Atmosphäre, die allein die Basis für eingehendere Detailfragen bilden konnte, auf die es Taggart von Anfang an angekommen war.

      Behutsam holte der erfahrene Kriminalist aus seinem Visavis Mosaikstein um Mosaikstein heraus, sodass er sich am Ende ein anschauliches Bild des Menschen Elga Ashburton machen konnte, das Bild einer jungen, bereits durch alle Höhen und Tiefen des Lebens gegangenen, energischen und selbstsicheren Frau, die Fehler und Vorzüge wie jeder andere Mensch besaß, die aber der Liebe ihres Mannes sicher sein durfte und sich — vor allem! — lebensklug dem feudalen Rahmen angepasst hatte, den ihr Vermögen, Herkommen, Erziehung und Stellung ihres Gatten gaben. Dass es diesem selbst freilich immer möglich gewesen war, Elga in allem und jedem Genüge zu tun, wagte der Inspector mit Fug und Recht zu bezweifeln, aber nicht auszusprechen.

      „Mit einem Wort“, zog Taggart das Fazit, „den Gedanken, dass Mrs. Elga Sie aus eigenem Entschluss verlassen hat — etwa um mit einem anderen Manne durchzubrennen — können wir fallen lassen. Jetzt noch eine wichtige Frage, die Sie mir bitte nicht übel nehmen wollen.“ Er sah Ashburton fest ins Gesicht und machte mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand die Bewegung des Geldzählens. „Wie steht es bei Mrs. Elga damit? Ist sie sparsam, oder gibt sie viel Geld aus, oder hat sie gar nicht die richtige innere Beziehung zu dem schnöden Mammon?“

      „Sie ist mit ihrem — allerdings reichlich bemessenen — Wirtschaftsgeld bisher immer gut durchgekommen“, antwortete der Colonel ohne Zögern. „Was ihre privaten Bedürfnisse betrifft, so weiß ich nicht Bescheid.“

      „Wie bitte? Haben Sie Ihr etwa kein Taschengeld ausgesetzt?“

      „Ich habe Elga gleich im ersten Monat unserer Ehe ein eigenes Bankkonto eröffnet und fünftausend Pfund darauf eingezahlt, um ihr das demütigende Bewusstsein zu ersparen, sich jedes Kleid, jedes Schmuckstück von mir erbetteln zu müssen. Wir sind jetzt achtundzwanzig Monate verheiratet — ich habe wirklich keine Ahnung, was von den fünftausend Pfund im Augenblick noch vorhanden ist.“

      „Wissen Sie, wo Ihre Gattin ihre Bankauszüge aufbewahrt?“

      „Allerdings. Wenn Sie Wert darauf legen ...?“

      „Ich lege aus triftigen Gründen Wert darauf.“

      Ashburton verließ das Zimmer und kam nach etwa fünf Minuten mit den Bankauszügen wieder. Eine kurze Überprüfung ergab, dass von den ursprünglichen fünftausend Pfund noch knapp eintausendzweihundert Pfund vorhanden waren. Während der achtundzwanzig Monate ihrer Ehe hatte Elga Ashburton regelmäßig am Zehnten jeden Monats einhundertvierzig Pfund abgehoben.

      „Einhundertvierzig Pfund Taschengeld ist eine hübsche Summe!“, meinte Taggart nachdenklich. „Ihr muss notwendigerweise ein entsprechender Gegenwert gegenüberstehen. Meinen Sie, dass Mrs. Elga diese einhundertvierzig Pfund jeweils СКАЧАТЬ