So viele Killer: Vier Kriminalromane. Alfred Bekker
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Читать онлайн книгу So viele Killer: Vier Kriminalromane - Alfred Bekker страница 26

Название: So viele Killer: Vier Kriminalromane

Автор: Alfred Bekker

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Extra Spannung

isbn: 9783742792952

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СКАЧАТЬ verfolgt? Taggart beschloss bei erstbester Gelegenheit, und zwar am gleichen Tag noch, Eleanor Peacock ein zweites Mal aufzusuchen.

      *

      „Mir ist nicht daran gelegen, die Rätsel zu lösen, die Sie mir aufzugeben belieben“, sagte Eleanor mit völlig sachlicher Stimme. „Sagen Sie schon klar und ohne Umschweife, was Sie noch von mir wollen, Inspector Taggart, oder ich muss Sie bitten, mein Appartement zu verlassen!“

      Inzwischen war es sechzehn Uhr fünfzehn geworden. Ursprünglich hatte sich der Inspector beim Kriegsministerium telefonisch nach Miss Peacock erkundigt, dort aber lediglich die lakonische Auskunft erhalten, sie sei bis auf Weiteres zur Wiederherstellung ihrer Gesundheit beurlaubt. Danach war er aufs Geratewohl zweimal nach Ealing gefahren, hatte sie aber beide Male nicht angetroffen und war erst beim dritten Anlauf, gegen sechzehn Uhr, glücklicher gewesen.

      Taggart bemühte sich sein reizendes Visavis anzulächeln und spürte wieder, wie schwer es auch ihm wurde, sich ihrem bezwingenden Charme zu entziehen, den sie auch dann noch entwickelte, wenn sie traurig oder böse war. Im Augenblick schien sie beides zu sein. Sie hatte ein zeitloses Teagown an und trug das blonde Haar offen, bis zur Schulter hinunterhängend, aber es gelang ihr trotzdem nicht, Taggart von seinen dienstlichen Pflichten abzulenken.

      „Also gut“, sagte er versöhnlich, „unterhalten wir uns ohne Umschweife. Was wissen Sie über Dunster Castle?“

      Bei Erwähnung des Schlosses veränderte sich jäh das Verhalten der jungen Frau. „Warum eigentlich reiten Sie immerzu auf Dunster Castle herum?“, fragte sie ärgerlich. „Daran, dass es mit Elgas Verschwinden ganz und gar nichts zu tun hat, zweifelt doch keiner mehr.“

      „Nur dann, wenn Captain Benham wirklich gelogen hat.“

      „Captain Benham ...“ — ihre Lippen begannen zu zucken — „... ich habe mich erfolgreich bemüht, über den ersten Schmerz hinwegzukommen, aber Sie müssen natürlich mit dem Zeigefinger in die Wunde stoßen ...“

      „Pardon, es macht mir nicht das geringste Vergnügen, Sie zu quälen. Ich erfülle lediglich meine dienstlichen Pflichten“.

      Ihre Mundwinkel wurden sarkastisch nach unten gezogen. Sie erhob sich mit der Bemerkung, sie benötige einen kräftigen Schluck und ging zur Hausbar, um dem Entschluss die Tat folgen zu lassen.

      „Beamte dürfen im Dienst nicht trinken — wie?“, fragte sie über die Schulter. „Bringen Sie es wirklich übers Herz, platonisch zuzusehen, wie ich mir mit VAT 69 den Hals desinfiziere?“

      „Nein“, meinte der Inspector scheinbar vergnügt, „so viel Charakterstärke bringe selbst ich nicht auf. Ich dispensiere mich eben hiermit für zwanzig Minuten vom Dienst — Sie können mir unbesorgt ebenfalls ein Glas bringen ...“

      Sie wandte sich überrascht um. „Ist das Ihr Ernst?“

      „Selbstverständlich.“

      Sie sah ihn noch einmal prüfend an, dann zuckte sie die Schultern und goss zwei Gläser voll. Mit herausfordernd schwingenden Hüften kam sie an den Tisch zurück, nahm wieder Platz und schob das eine Glas dem Besucher hin. Dieser revanchierte sich mit einer Zigarette. Und dann erinnerte er sie brüsk daran, dass sie auf seine letzte Bemerkung nicht eingegangen sei.

      Sie lachte unfroh auf. „Ich dachte, Sie seien augenblicklich außer Dienst? Glauben Sie von mir aus, was Sie wollen! Ich kann nur immer wieder das gleiche sagen: Die bewusste Begegnung mit Mrs. Ashburton fand lediglich in Stanleys Fantasie statt.“

      „Dann bleibt mir nur übrig, anzunehmen, dass Mr. Benham die Begegnung nur zu dem Zweck erfunden hat, seine eigene Mittäterschaft an Elgas Verschwinden zu tarnen.“

      Sekundenlang ruhte ein erschrockener Blick auf Taggart. Dann zuckte sie gleichmütig die Achseln. „Davon weiß ich jedenfalls nichts.“

      „Kannte eigentlich Ihr Stiefbruder die Schlossherrschaft ...?“

      „Na, Sie machen mir wirklich Spaß!“, brauste das Mädchen auf. „Mit Witz, Schläue und Tücke reißen Sie alle meine Wunden auf und gießen Salzsäure hinein!“

      „Der Gerechte muss viel leiden. Ich bin übrigens auch einer dieser Gerechten. Vergessen Sie nicht, dass ich zweimal nur wie durch ein Wunder dem Tod von Tresks Hand entgangen bin.“

      „Derek war ein verdammter Narr! Wollen Sie mir etwa seine Verfehlungen zur Last legen? Er hat teuer bezahlt, sollte man meinen!“ Eleanor sah demonstrativ auf ihre Armbanduhr. „Ich glaube, Sie müssen Ihren Besuch allmählich beenden. Ich habe eine Verabredung.“

      Taggart erhob sich. Er versuchte seinen Ärger zu verbergen. „Wissen Sie, was mir so ganz besonders an Ihnen gefällt?“, fragte er grimmig. „Dass Sie nie brutal und offen sind, sondern Unangenehmes zart durch die Blume andeuten. Womit ich die Ehre habe, mich zu verabschieden!“

      Eleanor lachte hell auf.

      Gedankenvoll verließ Inspector Taggart das Haus und ging langsam zu seinem Wagen zurück. Hart war dieses Mädchen, hart wie feinster Kanonenstahl, und gab niemandem eine Chance, über ein oberflächliches Vorpostengeplänkel hinauszukommen. Nur mit allergröbstem Geschütz schien ihr beizukommen zu sein. Leider stand es im Moment Taggart noch nicht zur Verfügung. Aber er schwor sich, es bedenkenlos einzusetzen, sobald sich die Lage verändert hatte.

      VIII

      Raymond Taggart bewohnte seit Jahren in einem alten Haus am Cumberland Square ein luxuriöses Junggesellenappartement, das er sich freilich nicht hätte leisten können, wenn er allein auf sein Inspectorengehalt angewiesen gewesen wäre. Er hatte eine anstrengende Woche hinter sich und nicht minder anstrengende Tage vor sich und deswegen war er am Samstagabend bereits gegen acht Uhr zu Bett gegangen, um möglichst auf Vorrat zu schlafen.

      Als er erwachte, wusste er nicht, was ihn aus dem Schlaf geschreckt habe. Gewohnheitsmäßig warf er einen Blick auf die Armbanduhr, die er vom Handgelenk abzunehmen vergessen hatte, und stellte fest, dass es eben zweiundzwanzig Uhr geworden war. Er lauschte. In dem alten Haus war es ganz still. Nur einige Möbel, deren Holz sich in nächtlicher Kühle zusammenzog, knackten leise und erzeugten ein spukhaftes Geräusch.

      Obwohl ihm im Allgemeinen atavistische Regungen fremd waren, machte ihn das Knacken und Knistern allmählich nervös. Er erhob sich geräuschlos, schlüpfte in seine Pantoffel und nahm seinen griffbereiten Hausmantel um. Er packte Taschenlampe und Pistole und trat einen Inspektionsgang an — obwohl er sich im nächsten Augenblick einen hirnlosen Neurotiker schimpfte. Auf Zehenspitzen durchquerte er das Zimmer und öffnete lautlos die Tür. Überall verschluckten dicke Teppiche seine Schritte.

      Im Wohnzimmer war weder etwas Verdächtiges zu hören noch zu sehen. Der schwere rote Vorhang vor dem geöffneten Fenster wurde vom Wind sanft bewegt. Taggart trat zum Fenster, teilte den Vorhang und warf einen langen Blick hinaus. Er bemerkte die Standlichter eines schräg gegenüber abgestellten Wagens.

      Achselzuckend trat er zurück und wandte sich um.

      Im nächsten Moment hörte er aus dem Korridor Geräusche, die sein Interesse sowie seinen Verdacht weckten. Sie machten vor der Tür halt.

      Unwillkürlich fasste der Inspector die Pistole fester. Der Eindringling musste jetzt genau vor der Tür stehen.

      Lange Sekunden vergingen, СКАЧАТЬ