Название: Killer ohne Reue: Ein Jesse Trevellian Thriller
Автор: Alfred Bekker
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783847663676
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"Leider waren diese ungebetenen Besucher weniger rücksichtsvoll..."
"Woran arbeiten Sie?", fragte ich.
"MADISON ist ein Unternehmen, das sich im Bereich der Gentechnik einen Namen gemacht hat", erklärte Ressing.
"Das ist mir klar", sagte ich. "Worum geht es hier genau?"
"Wir experimentieren mit gentechnisch veränderten Mikroorganismen."
"Zu welchem Zweck?"
"Zum Beispiel, um neue Impfstoffe herzustellen!"
"Dann experimentieren Sie mit Krankheitserregern!", schloss ich.
Ressing lächelte. "Das ist richtig. Anders kann man auf diesem Gebiet keine Erfolge erzielen."
"Ich verstehe."
"Die Bakterienpräparate in unseren Labors würden ausreichen, um die gesamte USA zu entvölkern. Eine richtige Büchse der Pandora, wenn Sie wissen, was ich meine. Darum ist hier auch alles abgesichert wie in Fort Knox."
Während wir einen langen, kahlen Flur entlanggingen, kam uns ein junger Mann mit bleichem Gesicht entgegen. Er trug eine ID-Card am Kragen seines weißen Schutzoveralls.
"Dr. Ressing! Es fehlt einer der CX-Behälter", brachte er der junge Mann mit gedämpfter Stimme vor.
Auf Dr. Ressings Gesicht erschienen ein paar tiefe Furchen.
"Sind Sie sicher?"
"Irrtum ausgeschlossen, Sir!"
"Mein Gott..." Auch aus Dr. Ressings Gesicht floh jegliche Farbe. Er wischte sich mit einer fahrigen Handbewegung über das Gesicht. Das Entsetzen war ihm anzusehen. Dann blickte er auf, mir direkt in die Augen. "Ein Behälter mit Pesterregern ist von den Einbrechern entwendet worden..."
"Ist das nicht eine Krankheit aus dem Mittelalter, die inzwischen längst ausgerottet ist?", fragte ich.
"Nein, leider nicht", sagte Ressing. "Die letzte große Pestepedemie schwappte in den zwanziger Jahren von China aus nach Kalifornien über. Die Krankheit ist bis heute unter den Nagetieren Nordamerikas und Eurasiens sehr verbreitet. Aber da es kaum noch direkte Kontakte zwischen dem Menschen und Nagetieren wie Ratten und Mäusen gibt, brechen nur noch selten kleinere, regional begrenzte Epidemien aus. Ab und zu geschieht das in Afrika oder Indien. Seit Erfindung der Antibiotika ist es allerdings kein Problem, eine solche Epidemie schnell in den Griff zu bekommen."
Milo sagte: "Sie wollen uns also damit sagen, dass man sich keine Sorgen zu machen braucht..."
"Nicht ganz", meinte Ressing. Er druckste etwas herum.
Langsam aber sicher fand ich es ziemlich ärgerlich, wie wir ihm die Informationen einzeln aus der Nase ziehen mussten. Aus irgend einem Grund schien man uns bei MADISON GEN-TECH als lästig zu empfinden.
"Was hat es nun mit diesem verschwundenen Behälter auf sich?", hakte ich nach.
"Die Pesterreger waren gentechnisch verändert", erklärte Ressing.
"In welcher Weise?"
"Sie waren resistent gegen Antibiotika."
Ein Satz, den Ressing daher sagte wie ein kalter Fisch.
Keine Regung war in seinem Gesicht erkennbar.
"Das heißt, es gibt kein Gegenmittel", sagte ich. "Eine Epidemie würde sich ungehindert ausbreiten können..."
Dr. Ressing hob die Augenbrauen.
"Das wäre ein sehr ungünstiges Szenario."
Mir fiel unwillkürlich die Schießerei ein, die sich die Täter mit den Sicherheitskräften geliefert hatten. Bei dem Gedanken daran, dass dabei der Behälter hätte zerstört werden können, konnte einen nur das Grauen erfassen...
*
Am frühen Nachmittag saßen wir im Büro von Special Agent in Charge Jonathan D. McKee. Mr. McKee war der Chef des FBI-Districts New York und damit unser direkter Vorgesetzter.
Außer Milo und mir waren noch ein gutes Dutzend weiterer Agenten anwesend, dazu Spezialisten aus verschiedenen Bereichen. Der FBI hat in seinen Reihen Wissenschaftler aus fast allen Spezialgebieten.
In diesem Fall waren das neben den üblichen Spezialisten der Spurensicherung und der Ballistik vor allem Mediziner und Biologen.
Es ging darum, über erste Fahndungsmaßnahmen zu beraten.
FBI-Spezialisten untersuchten noch immer die MADISON-Labors und das Gelände. Jedes Projektil am Tatort wurde eingesammelt und von der Ballistik untersucht.
Wir hörten uns die Ausführungen von Dr. James Satory an, einem Epidemiologen von der nationalen Gesundheitsbehörde.
Während dessen warf ein Projektor das Abbild eines sogenannten CX-Behälters an die Wand, wie er bei MADISON entwendet worden war. Dr. Satorys Ausführungen nach handelte es sich um einen Behälter mit besonderen Sicherheitsstandards, der zum Transport oder der Lagerung von biologisch sensiblem Material verwendet wurde.
"Der Pest-Erreger nennt sich Yersinia Pestis und kommt ursprünglich bei Nagetieren vor", erläuterte Satory dann. "Die Übertragung von Nagetier zu Mensch erfolgt über Flöhe. Zwischen Menschen ist eine Tröpfcheninfektion möglich - wie bei einem grippalen Infekt. Bei den großen Epidemien im Mittelalter wurden ganze Landstriche entvölkert. Die Krankheit verläuft typischerweise so: Nach einer Inkubationszeit von 3-6 Tagen kommt es zu Schüttelfrost, Fieber und Lymphknotenschwellungen. Bei schwerem Verlauf kann innerhalb weniger Tage der Tod eintreten." Satorys Gesicht war sehr ernst, als er dann fortfuhr: "Ich habe hier einiges Datenmaterial vorliegen, das mir die Entwicklungsabteilung von MADISON GEN-TECH überlassen hat. Der Inhalt des CX-Behälters besteht aus Erregern, die gentechnisch verändert wurden. Das bedeutet, dass anhand von Tierversuchen verschiedene Auswirkungen dieser künstlichen Mutation nachweisbar sind: Erstens die Antibiotika-Resistenz, zweitens eine wesentlich erhöhte und beschleunigte Sterblichkeit bei den erkrankten Organismen und drittens scheint der Erreger jetzt einen biochemischen Mechanismus zu besitzen, der für eine Inkubationszeit von ungewöhnlicher Schwankungsbreite sorgt."
"Was hat das für Auswirkungen?", fragte Mr. McKee.
"Verheerende! Jedenfalls im Fall einer Epidemie. Natürlich kann man Tierversuche nicht eins zu eins auf Menschen übertragen, aber ich denke man kann folgendes sagen: Wir müssen damit rechnen, dass es einerseits Erkrankte geben wird, die innerhalb eines Tages nach der Ansteckung bereits tot sind, während andere die Krankheit möglicherweise bis zu einer Zeit von drei Jahren in sich tragen, ohne Symptome. Die veränderte Version des Pest-Erregers hat die teuflische Fähigkeit, jahrelang unter ungünstigsten Bedingungen zu überleben, um sich dann explosionsartig zu vermehren. Leider wissen wir zu wenig über den Mechanismus, von dem ich sprach, um genauere Voraussagen treffen zu können. Außer vielleicht dieser: Selbst das modernste Gesundheitswesen steht einer derart schwankenden Inkubationszeit СКАЧАТЬ