Название: Das Blei der Bosse: Zwei Kriminalromane
Автор: Alfred Bekker
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Extra Spannung
isbn: 9783742794529
isbn:
Ich fesselte den Kerl mit Handschellen an den Küchenblock und sagte über Funk Bescheid, wo die Kollegen ihn finden konnten.
Gerade wollten wir uns zum Gehen wenden, um das Schiff weiter zu durchsuchen, als ein Zittern durch das Schiff ging.
Uns stockte unwillkürlich der Atem: Da hatte jemand die schweren Turbinen angeworfen. Das Zittern verstärkte sich. Die Turbinen brauchten Minuten, um ihre volle Kraft zu entfalten. Es war offensichtlich, dass die restlichen Gangster mitsamt dem Schiff fliehen wollten.
Absolut hoffnungslos, denn notfalls würde man sie von den Schnellbooten aus mit leichten Schiffskanonen zur Aufgabe zwingen. Außerdem kamen schon die Kollegen die Passagierrampe herauf. Verhindern konnten die Gangster das nicht, denn schon beim Anlaufen der Turbinen nahmen die Scharfschützen die Kommandobrücke wieder unter Beschuss.
Allerdings, einen Vorteil hatte diese Verzweiflungstat der Gangster durchaus: Wir wussten definitiv, wo sie zu finden waren. Nämlich auf der Brücke. Nur von dort aus konnten die Turbinen gestartet und das Schiff geführt werden.
Wir liefen auf den Gang zu den Passagierkabinen hinaus. Ein paar Schritte weiter gab es einen Aufgang.
Von draußen auf die Kommandobrücke zu steigen, war ein unnötiges Risiko. Aber auch von hier drinnen war es nicht gerade ungefährlich.
Wir stiegen hinauf.
Ein deutliches Rucken ging durch den Schiffsleib. Die Gangster wollten nicht warten, bis die Turbinen heiß genug waren. Sie gingen das Risiko ein, schon vorher mit dem ganzen Schiff die Flucht zu wagen.
Damit würden sie im Moment sehr beschäftigt sein, zumal sie immer noch unter dem Feuer der Scharfschützen lagen.
"Das sind alles Verrückte", zischelte Milo neben mir. "Und ihr Boss ist der Oberverrückte. Die ganze Zeit über hatten wir es mit gewieften Waffenschmugglern großen Stils zu tun. Und jetzt scheint bei denen der helle Wahnsinn zu regieren."
"Es mag daran liegen, dass der Boss gewechselt hat?", vermutete ich.
Ich dachte wieder daran, dass zumindest zwei der Gangster den Slang von der Westküste sprachen. Ein wichtiger Hinweis?
Wir waren oben.
Ich trat die Tür zur Kommandobrücke auf und ging in Deckung neben die Türöffnung.
Von drinnen wurde prompt geschossen.
Milo war auf der anderen Seite. Er gab mir ein Zeichen, sobald die Gangster drinnen eine Feuerpause machten, und sprang geduckt vor die offene Tür. Dabei gab er in das Innere der Kommandobrücke mehrere Schüsse ab.
Ich sprang an ihm vorbei hinein.
Sie waren zu dritt. Einer war vollauf mit dem Ruder beschäftigt. Er drehte daran wie ein Verrückter. Der zweite stand an den Kontrollen für die Turbinen. Der dritte wurde von den Schüssen aus Milos Waffe in Deckung gezwungen.
Als ich mich weiter vorwagte, legte er auf mich an.
Ich war schneller und schoss ihn kampfunfähig.
Er schrie auf und verlor seine Waffe. Mit verzerrtem Gesicht griff er sich an die Schulterwunde.
Der am Ruder ließ sich nicht beirren. Er wollte mit dem Schiff ablegen. Das hatte er sich in den Kopf gesetzt, und das Kämpfen wollte er den anderen beiden überlassen.
Der an den Kontrollen für die Turbinen ließ von der verwirrenden Anordnung von Schaltern und Hebeln ab und warf sich herum. Dabei brachte er seine Waffe in Anschlag.
Er wollte nicht aufgeben, auch jetzt noch nicht.
Meine Kugel traf seinen Oberarm. Er ließ die Waffe fallen. Der Treffer trieb ihn halb über die Kontrollen. Dabei verstellte er ungewollt einige Schalter und Hebel. Das Schiff schüttelte sich, als wäre es darüber unwillig.
Der Mann am Ruder brüllte außer sich: "Verdammter Mist!" Und: "Ihr verfluchten Schweine!"
Milo und ich mussten ihn mit Gewalt vom Ruder wegzerren.
"Wie ich schon sagte", meinte Milo: "Alles Verrückte."
Ich machte über Funk Meldung.
Offenbar hatten wir alle restlichen Gangster vom Schiff. Um ganz sicher zu sein, schwärmten die Kollegen aus, um jeden Winkel zu durchsuchen.
6
Es wurde niemand sonst mehr gefunden.
Wir forderten Krankenwagen an für die Verletzten - und auch für die Toten.
Als wir uns vor dem Abtransport mit den Überlebenden der dramatischen Aktion näher beschäftigten, gaben sie sich überwiegend verstockt. Das hieß, unsere Fragen beantworteten sie höchstens mit Beschimpfungen. Nein, die würden jegliche Aussage verweigern. Sie schienen vor ihrem Boss eine gehörige Angst zu haben. Die hätten lieber ihr Leben gelassen, als ihn zu verraten.
Aber eines fanden wir doch heraus: Es handelte sich größtenteils um Leute von der Westküste!
Leute von der Westküste? Das schien ja insgesamt gesehen eine halbe Armee zu sein. Und ein neuer Boss, der hier die Initiative ergriffen und als erstes diese Falle für uns geschaffen hatte? Vielleicht ebenfalls von der Westküste?
"Verdammt, was geht hier vor?", murmelte Milo an meiner Seite, was bewies, dass er ähnliche Gedanken hegte.
Waren das so eine Art Söldner?
Wenn ja, war das hier die erste große Niederlage in ihrem Leben. Denn keiner von ihnen war jemals zuvor mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Wenigstens offiziell nicht. Es gab nicht den mindesten Fahndungshinweis, wie wir uns überzeugten. Auch gegen die Blondine lag offiziell nichts vor.
Sie war im übrigen die einzige Frau bei der ganzen Aktion gewesen. Und sie war mehr als nur ein Blickfang oder Lockvogel. Schließlich hatte sie sich ja zur Wortführerin gemacht.
FBI-Pilot John Turner kam mit dem FBI-Hubschrauber, einer sechssitzigen Hughes Cayuse. Mister Jonathan D. McKee, unser Chef, saß darin. Nach dem, was hier gelaufen war, bemühte er sich persönlich. Das war nur logisch.
Milo und ich erstatteten ihm Bericht. Er hörte sich alles mit ernstem Gesicht an.
"Ich habe die Vorführung des Reedereibesitzers bereits veranlasst", berichtete er nun seinerseits. "Schon nach dem ersten Schusswechsel. Es ist schließlich interessant zu erfahren, wieso sich die Gangster auf seinem Schiff so ungestört einrichten konnten. Oder habt ihr irgendwelche überwältigten Wachen gefunden?"
Wir verneinten.
Auch wir hatten uns schon über diese Tatsache gewundert. Der Reedereibesitzer war uns eine Erklärung schuldig. Das war ja wohl das mindeste.
Nicht nur, dass die Gangster hier ungehindert hatten agieren können, sogar mit einem tragbaren Granatwerfer. Sie hätten sogar das ganze Schiff entführen können. Soweit mir bekannt war, ging СКАЧАТЬ