Название: Das Blei der Bosse: Zwei Kriminalromane
Автор: Alfred Bekker
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Extra Spannung
isbn: 9783742794529
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Auf Blondy nahm er dabei überhaupt keine Rücksicht. Es war ihm offensichtlich egal, ob sie getroffen wurde oder nicht.
Die Kugeln pfiffen uns um die Ohren, trafen aber niemanden. Auch Blondy nicht. Sie wurde nur davon kurz abgelenkt. Als wäre sie darüber überrascht, dass ihr Kumpan keinerlei Rücksicht auf sie nahm.
Wir gewannen durch die unüberlegten Schüsse nur Sekundenbruchteile. Aber Blondy rettete es letztlich das Leben. Denn wir brauchten nur noch einen einzigen Schritt, um ihr nahe genug zu kommen.
Bevor sich ihr Finger doch noch um den Abzug der Pistole krümmen konnte, zuckte mein Fuß hoch und traf ihr Handgelenk.
Die Waffe flog davon und klatschte ins Wasser.
Milo neben mir schoss. Der Kerl oben hatte weniger Glück als Blondy. Gerade hatte er sich wieder ein Stückchen vorgewagt, um erneut auf uns zu schießen. Zwar hatte er genügend Deckung zwischen sich und unseren FBI-Scharfschützen, aber zu wenig, um nicht von Milo tödlich getroffen zu werden.
Blondy schrie schmerzerfüllt und rieb ihr Handgelenk. Dass ihr Kumpan oben soeben sein Leben gelassen hatte, schien sie nicht im mindesten zu interessieren.
Der Hass auf uns verzerrte nach wie vor ihr Gesicht.
"Ihr sollt elend verrecken! Ihr habt sowieso keine Chance. Der Boss wird euch plattwalzen!"
Milo drehte ihr den Arm auf den Rücken. Wir machten nicht viel Worte. Blondy konnte sich auch noch so heftig sträuben und uns mit unflätigen Schimpfwörtern bedenken. Wir zwangen sie am Lieferwagen vorbei und ketteten sie hinten mit Handschellen an die Abschleppöse. Dabei passten wir auf, dass wir nicht ins Schussfeld der Gangster bei den drei Fahrzeugen kamen. Die hatten nämlich auch noch nicht aufgegeben und begannen jetzt, sich ein Feuergefecht mit den Kollegen zu liefern.
Blondy legte sich zwangsläufig flach auf den Boden, zerrte vergeblich an den Handschellen und schrie vor Zorn.
Wir ließen sie schreien und liefen zum Reep hinüber. Das war nicht ungefährlich, denn wir mussten die Deckung verlassen, die uns der Lieferwagen gegen die Gangster bot.
"Schwenkt den Scheinwerfer weg!", sagte ich in das Mikrophon meines Walkie-Talkie.
Die Kollegen gehorchten prompt. Es wurde dunkel auf dem Reep, wenn auch nicht dunkel genug: Vom Schiff her wurde nicht mehr geschossen. Aber kaum traten wir auf die Passagierrampe, als die Gangster bei den drei Fahrzeugen erwartungsgemäß das Feuer auf uns eröffneten. Wir mussten wieder zurück in Deckung springen.
Hinter dem Lieferwagen luden wir unsere Waffen nach. Die Entfernung zu den drei Fahrzeugen war eigentlich zu groß für Handfeuerwaffen. Wir würden kaum einen gezielten Schuss anbringen können. Jeder Treffer würde ein Zufallstreffer sein. Aber wir sahen im Moment keine andere Möglichkeit.
Plötzlich hörten wir eine kleine Detonation. Wir spähten an dem Lieferwagen vorbei. Das mittlere der drei Gangsterfahrzeuge hatte zu brennen begonnen. Die Gangster, die dort Deckung genommen hatten, stieben auseinander. Einer wurde von einer Kugel an der Schulter erwischt, bevor er an einem der Nachbarfahrzeuge Deckung nehmen konnte.
Die Fahrzeuge mussten teilweise gepanzert sein. Sonst hätten die Kollegen die Gangster längst zur Aufgabe gezwungen. Aber die Panzerung war nicht vollständig genug. Ganz offensichtlich. Sonst hätten die Kollegen nicht das eine Fahrzeug in Brand schießen können.
Jetzt ging der Tank hoch. Als würde eine Bombe detonieren. Eine Stichflamme fetzte empor, Teile der Karosserie flogen umher.
Für uns war das die einmalige Chance, auf das Schiff zu kommen. Die Gangster waren im Moment anderweitig beschäftigt. Sie würden nicht auf uns achten.
Wir sprangen auf das Reep und hetzten empor, immer drei Stufen auf einmal nehmend.
In der Tat wurde nicht mehr auf uns geschossen.
Ein Teil der Reling war oben zur Seite hin aufgeklappt. Wir sprangen durch den dadurch entstandenen Durchgang auf das 1. Oberdeck.
Vor uns war eine Sonnenterrasse bis zum Bug des Schiffes. Der erste Aufbau, der sich hinten an die Terrasse anschloss, barg ein Restaurant. Es hatte eine große Panoramascheibe zur Terrasse hin. Über dem Restaurant erhob sich, leicht nach hinten versetzt, die Kommandobrücke, und darüber wiederum befanden sich Radarstation und Funkzentrale.
Von der Wasserseite her erschollen jetzt ebenfalls Megaphonstimmen. Die restlichen Gangster auf dem Schiff wurden wiederholt zur Aufgabe aufgefordert.
Aber die dachten gar nicht daran.
Und die Blondine rief uns von unten mit inzwischen heiser gewordener Stimme zu: "Freut euch nicht zu früh, ihr beiden. Diese Runde habt ihr nur zum Teil gewonnen. Und ihr seid tot, praktisch tot. Ihr wisst es nur noch nicht."
Ihr darauffolgendes Lachen klang eine Spur zu hysterisch.
Wie sollten wir ihre Worte verstehen?
Sie schien sich nicht damit abfinden zu wollen, zu den Verlierern zu gehören. Klammerte sie sich jetzt nur noch an die Vorstellung, dass auch wir bald zu den Verlierern gehörten? Oder gab es da noch etwas, von dem wir noch nichts ahnten? Irgendein versteckter Trumpf?
Wir hatten keine Zeit, darüber zu philosophieren. Wir hatten uns gut gemerkt, von wo aus auf uns geschossen worden war, als wir unten in Deckung gelegen hatten. Das war zunächst der Typ am Granatwerfer gewesen. Dann der Kerl, den Milo vorhin erst ausgeschaltet hatte. Blieb jetzt als nächstes das Restaurant.
Die Panoramascheibe war größtenteils bereits zu Bruch gegangen. Geduckt liefen wir über das Deck näher heran.
Die Kollegen hatten das Feuer auf das Schiff eingestellt, um uns nicht zu gefährden. Die restlichen Gangster hier oben hatten sich sowieso längst weiter zurückgezogen.
Der eine Scheinwerfer strahlte wieder herauf, erfasste die Kommandobrücke, aber nicht das Restaurant. Es blieb im toten Winkel.
Als wir durch die geborstene Panoramascheibe hindurch in das Restaurant eindrangen, geschah nichts. Es war anscheinend niemand mehr da.
Trotzdem: Vorsichtig und jede Deckung ausnutzend, durchquerten wir das Restaurant. Kein Licht brannte hier, und der Widerschein des Scheinwerfers reichte kaum aus. Es reichte lediglich grob zur Orientierung.
Leider beleuchteten die Scheinwerfer der beiden Schnellboote nur den rückwärtigen Teil des Schiffes, denn die Schnellboote kamen nicht nahe genug heran. Sie riegelten nur den Rückweg zum Hudson ab. Falls einer der Gangster ins Wasser springen würde, um hier sein Heil in der Flucht zu suchen, würde er nicht weit kommen. Sogar Froschmänner standen bereit. Wir hatten an alles gedacht.
Im Hintergrund des Restaurants zeichnete sich das Halbrund einer Bar ab. An einer Seite war die Essens- und Getränkeausgabe an die Kellner.
Die Tür zur Küche stand anscheinend offen. Wir konnten es undeutlich sehen: Sie befand sich hinter der Theke und war ein pechschwarzes Viereck.
Milo flankte über die Theke, während ich sicherte.
Milo blieb seitlich versetzt zu der Tür, damit von drinnen nicht auf ihn geschossen werden konnte. Wer ihn erwischen wollte, musste СКАЧАТЬ