Название: Die Plagiatoren
Автор: Josef Hahn
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783748560784
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Auch Persönlichkeitsentwicklungen und Individualität waren ihnen vollkommen fremd. Sie waren im Prinzip nichts anderes als ein übergroßer Insektenstaat, der sich, so wie heute Ameisen, Bienen und dergleichen, in verschiedene Aufgabenbereiche auf gesplittet hatte.
Sie hatten eine durchschnittliche Körpergröße – nach unseren Begriffen - von etwa zwei Metern, verfügten über zwei Greifarme, mit nur allerdings drei Fingern, im Verhältnis zu ihrer Körpergröße zwei ungewöhnlich kleine Beine und eine extrem harte und widerstandsfähige Knochenstruktur.
Dadurch waren sie für primitivere Spezies, die sich meist noch mit einfachen Waffen, wie Keulen, Speeren oder Schwertern, gegen sie verteidigten, schlichtweg unbesiegbar.
Ähnlich wie die Schotten im Mittelalter unterteilten sich die Langur in verschiedene Clans, die sich auch hin und wieder gegenseitig bekämpften. Die Lust zum Kampf und der Genuss am Töten waren ihnen angeboren. Schonung des Gegners oder gar Mitleid waren ihnen nicht geläufig. Sie erwarteten dies für sich aber auch nicht von ihren Gegnern.
Der nach den Waro-ngs zweitmächtigste Clan waren die „Ilat-kas“. Eine Sippe von Wissenschaftlern, die sich hauptsächlich damit beschäftigte, dem Militär noch effektiveres Material zu entwickeln und zur Verfügung zu stellen. Aus den Ilat-kas rekrutierten sich aber auch noch Kämpfer, die in der Qualität und der Freude am Töten den Waro-ngs in Nichts nachstanden.
Man darf aber deswegen nicht annehmen, dass sich diese beiden mächtigen Clans in einer Art Koalition zusammengefunden hätten.
Weit gefehlt!
Man war sich untereinander spinnefeind, hatte sich aber der Notwendigkeit der gegensätzlichen Nützlichkeit unterwerfen müssen; im Interesse des Großen und Ganzen!
Die Waro-ngs bildeten eben die Kaste der Krieger, stellten die Kommandanten und Offiziere und waren für den Schutz der Menkalinan-Einflusssphäre verantwortlich. Auch für die Planung neuer Raubzüge und Eroberungen.
Von den Ilat-kas erwarteten sie laufend Innovationen zur Verbesserung und Erhöhung der Schlagkraft des Militärs. Diese Erwartung hatten die Ilat-kas bisher auch immer klaglos erfüllt.
Rons-am
Rons-am, zugehörig dem Clan der Ilat-kas, hatte soeben seinen vorgeschriebenen Besuch im Freudenbringerhaus erfolgreich hinter sich gebracht.
Die Partnerin, die ihm diesmal zur Spermaabgabe zur Verfügung stand, war eine noch sehr junge Gebärerin gewesen. Eine noch unerfahrene künftige Gebärerin, für die es anscheinend der erste Aufenthalt in der Zuchtanstalt gewesen war. Er hatte etwas Mühe gehabt, sein Glied in die erforderliche Steife zu bringen, es aber dann doch geschafft. Nach wenigen kräftigen Stößen hatte er sich in ihr ergossen.
Was aber danach kam, verwirrte ihn.
Es war das nicht seine erste Abgabe gewesen. Sicher aber seine Ungewöhnlichste!
Es war vorher immer so gewesen, dass die künftige Gebärerin dem Lieferanten die geöffneten Beine präsentierte. Der Lieferant drang ein, lieferte das Erwartete, zog sich dann zurück und das war es! Zwischen den beiden Produzenten wurde dabei kein Wort gewechselt. Beide erfüllten die ihnen vorgegebene Pflicht; mehr nicht!
Doch diesmal war es anders gewesen.
Ganz anders!
Die junge Gebärerin bewegte sich unter ihm. Und es war für Rons-am ein durchaus angenehmes Bewegen gewesen!
Noch dazu stöhnte sie dabei auch leise!
Warum?
Hatte er vielleicht was falsch gemacht? Oder, anders gefragt, was hätte er anders machen sollen? Anders, als bisher? Es fiel ihm nichts ein! So war es doch bisher immer abgelaufen: rasch und schweigend! Warum aber hatte die Gebärerin dann so komische Geräusche von sich gegeben?
Er konnte es sich nicht erklären, war sich aber sicher, dass der überwachenden Recheneinheit diese Abnormität auch aufgefallen war. Würde man sie deswegen in irgendeiner Form sanktionieren?
Er fand, das wäre schade! Immerhin hatte sie ja fast nichts Regelwidriges getan, oder doch? Der Sinn der Fortpflanzungsprozedur war doch erfüllt worden. In absehbarer Zeit würde den Waro-ngs ein neuer kommender Kämpfer zur Verfügung stehen. Genau darum ging es doch! Sonst um nichts anderes!
Warum brachte er dann aber die junge Kronidin nicht aus seinem Schädel heraus? Ein bisher unbekanntes Gefühl hatte sich in ihm eingenistet.
Was sollte das bedeuten?
So eine Emotion hatte er doch vorher noch nie gehabt. Es drängte ihn förmlich dazu, die junge Kronidin wiederzusehen.
Er wollte den Duft ihrer Haut und ihrer geöffneten Schenkel einatmen und die Linien ihres Körpers mit seinen drei Fingern nachzeichnen.
Er konnte nicht anders und ging zurück!
Immerhin war er ein junger und voll in Saft stehender Langur und würde es zweifellos schaffen, der jungen Gebärerin noch eine Portion seines Spermas zu widmen.
Sie war aber nicht mehr da!
Ihr Platz für die Empfängnis war leer. Lange konnte sie aber noch nicht verschwunden sein. Der Empfangsplatz wies noch die Spuren ihrer vorherigen Gemeinsamkeit auf. Er drehte um und rannte aus dem Haus.
Ja!
Etwas weiter vorne erblickte er sie! Ein Soldat von der Überwachungseinheit zerrte sie gerade weg.
Nein!
Das wollte er nicht zulassen. Mit Riesensätzen rannte er den Beiden nach, erreichte sie und trat dem Soldaten von hinten wuchtig in die Kniekehle. Der stürzte und zog dabei seine Waffe. Rons-am aber war schneller. Er schlug sie ihm aus der Hand und hämmerte mit der geballten Faust mehrmals auf den Schädel.
Sein Gegner kippte bewusstlos zur Seite. Anscheinend war sein Schädelknochen doch nicht so hart, wie bei anderen.
Er schnappte nach der Hand der jungen Kronidin und zog sie fort.
„Schnell! Komm!“
Sie sah ihn mit großen Augen an, sagte zwar nichts, rannte aber mit ihm weg.
Dann erst dämmerte ihm, dass er sich durch diese – für ihn immer noch unbegreifliche Handlung – ein schweres Vergehen geleistet hatte. In der langen Geschichte der Langur war es fast noch nie jemandem eingefallen, sich den Anordnungen der Überwacher zu widersetzen oder sich gar dagegen zu wehren! Diejenigen, die es versucht hatten, wurden alle ausnahmslos und schnell terminiert.
Drohte ihm jetzt dasselbe Los?
Vermutlich!
Aber warum eigentlich? Nach seiner Sicht der Dinge hatte er nichts Negatives getan: er wollte doch bloß eine zweite Spermalieferung deponieren. Allerdings bei der gleichen Gebärerin, wie vorher! Gut, das war nicht üblich und auch nicht erwünscht; aber auch nicht ausdrücklich untersagt!
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