Herbstfeuer. Robert Ullmann
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Название: Herbstfeuer

Автор: Robert Ullmann

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783750213883

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СКАЧАТЬ steil. Timmrin keuchte, jeder Meter schmerzte in seinen Lungen. Er blickte nach vorn und sah die schwarze Gestalt, die stehen geblieben war, um auf ihn zu warten. Es war ein hagerer Mann mittlerer Größe, der eng anliegende Kleidung trug und sein Gesicht unter einer weiten Kapuze verbarg. Als Timmrin ihn halbwegs eingeholt hatte, rannten er weiter. Sie folgten ein kurzes Stück einer breiten Straße, bogen dann in eine schmale Gasse ab. Dieser Teil der Stadt war auf einem Hügel gebaut, dessen Kuppe sie erreichten, als der Mann in schwarz erneut stehen blieb und an eine schwere Holztür pochte. Einen Augenblick geschah gar nichts. Timmrin duckte sich, weil er laute Rufe hörte. Dann öffnete sich die Tür und der Scharfschütze huschte hinein. Timmrin konnte gerade noch sehen, wie sich einige Soldaten im Laufschritt an der Gasse vorbei die Hauptstraße entlangbewegten, als auch er im Haus verschwand und die Türe zuflog. Timmrin ging zwei Schritte zur Seite, lehnte sich gegen die Wand und rutschte an ihr hinab. Er japste nach Luft. Sein Retter schlug jetzt die Kapuze zurück. Er atmete schneller, schien aber nicht annähernd so erschöpft wie Timmrin zu sein. Als nächstes fiel Timmrins Blick auf einen alten Mann mit Rauschebart und gütigem Blick, der kaum noch Haupthaar besaß und in anmutige, aber nicht prunkvolle Kleider in schlichtem Anthrazit gehüllt war. Nur die Knopfleiste seines Rocks, dessen Manschetten und der Kragen waren in einem Königsblauton gehalten. „Wo ist Skhator?“, wollte er wissen. Timmrin wollte antworten, da pochte es an der Tür, die sogleich geöffnet wurde. Skhat stürzte hinein, viel auf die Knie und stützte sich mit den Händen am Boden auf. Dann viel die Tür zu und der Alte begann zu würgen. „Bist du verletzt?“, wollte der Unterschlupfgewährende wissen. Skhat aber konnte nicht antworten, weil er im selben Augenblick, offensichtlich vor Anstrengung, erbrechen musste. Er keuchte und verdrehte die Augen. „Erlaubt mir, mich euch vorzustellen“, meinte der kahlköpfige Alte. „Ich bin Skhat´s Bruder: Skholopan Corion. Ich heiße euch herzlich willkommen in---“ „Halte hier keine Reden! Versteck uns!“, wurde er von Skhat unsanft unterbrochen. Skholopan wandte sich um und bedeutete den dreien mit einer Handbewegung, ihm zu folgen. Dann versuchte er, einen schweren Schrank zu verschieben. Skhat ging ihm hastig zur Hand. Darunter war eine kleine Bodenklappe. Sie wurde geöffnet und Timmrin, Skhat und der Fremde in schwarz verschwanden in einem kleinen, extrem flachen Lagerkeller. Keiner von ihnen konnte darin stehen. Die Anspannung stieg. Skholopan schien draußen nach irgendetwas zu kramen, bis er schließlich eine Öllampe und einige Streichhölzer nach unten reichte. Dann schloss sich die Luke und die Gesuchten konnten hören, wie sich langsam das schwere Regal darüber schob.

      -7-

      Es waren mehrere Stunden vergangen. Bald würde es Abend werden. Sie hatten nicht viel geredet, obgleich sie dort unten kaum jemand hätte hören können.

      „Ich danke dir, Skhat, dir und deinem Freund“, begann Timmrin leise eine Unterhaltung.

      „Sie hätten mich geköpft…“

      „Hätten“, betonte Skhat. „Ich war verantwortlich für dein Dilemma. Also war es auch an mir, dich da wieder rauszuholen. Danke nicht mir, Timm, danke Drahesk.“ „Nun. Ich danke euch beiden. Was wohl mit Torek geschehen ist? Vermutlich ist er tot, wie auch die anderen beiden.“ „Torek?“, fragte Skhat. „Der mit der Beinverletzung. Er war mein Onkel.“ „Das tut mir leid“, hörte Timmrin jetzt eine klare, beinahe zarte Stimme mit starkem Akzent sagen, die dem Scharfschützen gehörte. „Danke“, gab Timm zurück. „Verzeih mir die Frage, aber dein Name…er klingt…du bist nicht von hier?“ „Ich komme aus dem Skaltenreich, vom Stamm der Kalgonen“, entgegnete der Gefragte. „Du bist Skalte? Ist es nicht so, dass sie Teil der Südwestallianz sind? Dein Land steht im Krieg mit dem unsrigen. Es ist gefährlich hier für dich!“ „Nicht gefährlicher, als an der Front“, warf Skhat ein, worauf sich Timmrin weiter erkundigte: „Verzeih mir die Neugier, Drahesk, aber was tust du hier in Thamhall?“ „Nicht so laut!“, zischte Skhat. „Ich diene dem Meister“, flüsterte Drahesk. „Dem Meister?“ „So wird Skhat von den seinigen genannt. Auch viele aus meinem Folk nennen ihn so.“ „Wieso Meister?“, wollte Timm wissen. „Weißt du überhaupt nicht, wen du vor dir hast? Kennst du die Reiter der Eisenhand nicht, die schweren Ulanen von Thamhall? Den letzten Orden?“ Timmrin konnte nur grob ahnen, wovon der Fremdländer sprach. Er hatte gehört, dass es bei der Kavallerie noch Überbleibsel alter Ritterorden gab. Doch er wusste nur wenig vom großen Ruhm, den Drahesk diesen Reitern noch heute zuschrieb. „Skhat war einer der fünf Ordensmeister und Anwärter auf das Amt des Großmeisters. Schon in alter Zeit waren die Ritter der Eisenhand die gefürchtetsten unter unseren Feinden. Heute hat sich das Gewicht im Kriege zugunsten der Infanterie und Artillerie verschoben. Dennoch zählen die Reiter der Eisenhand bei uns zu den gefürchtetsten Kämpfern Thamhalls“, fuhr Drahesk fort. „Wieso seid ihr beiden überhaupt hier?“, wollte Timm wissen. „Wie ich schon sagte, ich diene Skhat. Er hat mir das Leben gerettet und die Freiheit geschenkt. Ich stehe in seiner Schuld. Ich begleiche diese Schuld, wie der Meister es fordert. Aber ich tue dies nicht widerwillig.“ Timmrin wandte sich zu Skhat um, der regungslos dasaß, die Augen geschlossen und mit dem Rücken gegen die Kellerwand gelehnt. „Du bist mit einem Skalten aus dem Krieg zurückgekehrt, der dir die Freiheit verdankt, der ein Meisterschützte ist. Du willst wissen, wer der Kommandant der Garde ist, scheust dich aber, selbst Nachforschungen im Reichenviertel anzustellen? Du trägst einen schweren Degen mit dir herum und einen Dolch---“ „Und bringe dich gleich damit zum Schweigen“, unterbrach ihn Skhat. „Nichts von dem, was ich tue, geht dich etwas an. Wir sind quitt!“ Dann schwiegen alle, bis Timmrin noch einmal das Schweigen brach: „Was wird jetzt geschehen?“ Der alte Meister antwortete ihm: „Mein Bruder wird uns hier verbergen, zumindest bis morgen. Er wird versuchen, uns die Flucht aus der Stadt zu ermöglichen. Wenn wir die Stadt sicher verlassen haben, wirst du hin gehen können, wohin du willst.“ „Ich wüsste nicht wohin“, sprach Timmrin halb zu sich selbst. „Versucht etwas zu schlafen. Ihr werdet eure Kräfte brauchen.“, mit diesen Worten griff Skhator nach der Lampe und löschte das Licht.

      -8-

      Timmrin wurde geweckt vom Geräusch eines Möbelstückes, das erneut am Boden scheuernd, Stück für Stück, beiseitegeschoben wurde. Er wusste nicht, wie lange er geschlafen hatte, doch fühlte er sich müde und entkräftet. Die Luke öffnete sich.

      „Kommt“, war die leise Stimme Skholopans zu vernehmen, der seine Hand nach unten streckte. Skhat griff nach ihr und zog sich nach oben. Endlich raus aus diesem beklemmenden Grab, dachte Timmrin. Selbst in der Gefängniszelle war mehr Platz gewesen. Gleich nach Skhat kletterte er aus dem Loch, dann folgte Drahesk.

      „Kommt zu Tisch“, meinte Skholopan zu seinen Gästen.

      „Wir essen kurz und dann werdet ihr die Stadt verlassen.“

      Sie folgten Skholopan ins erste Stockwerk, wo ein Tisch bereitstand. Jener war gedeckt mit Brot, geräuchertem Schinken, Käse und Pökelfleisch. Eine Schüssel mit Lebertran stand in der Mitte der Tafel.

      Die Gäste setzten sich schweigend. Als Timmrin das Essen gierig begutachtete – er hatte seit Tagen nicht richtig gegessen – viel ihm als nächstes sofort das Besteck auf.

      Es war kostbar graviert und blitzblank. Er wusste nicht genau, wie er Messer und Gabel richtig einsetzen sollte, als er schließlich mit den Händen nach einem Stück geschnittenem Schinken griff.

      „Keine Angst, mein Junge! Iss, wie du magst, Hauptsache du wirst satt und kommst wieder zu Kräften.“

      Diese Worte kamen aus dem Mund eines gut betagten, wie betuchten Mannes aus dem ersten Bezirk. Timm wusste nicht genau, wie er darauf reagieren sollte.

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