Von der Familie zur Gruppe zum Team. Dr. Hans Rosenkranz
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Von der Familie zur Gruppe zum Team - Dr. Hans Rosenkranz страница 5

СКАЧАТЬ mit einem damit verbundenen Problem emotional oder rational fertig geworden ist.

      Beispiele:

       »Ihr Verbesserungsvorschlag verstößt gegen die nun schon 5 Jahre bewährte Handhabung in unserer Firma. Ich denke nicht daran, auch nur einen Deut davon abzuweichen.«

       Manche Gruppenmitglieder lehnen es ab, ihren angestammten Sitzplatz in der Gruppe zu wechseln.

      Regression

      Regression bedeutet einen Rückfall in abgelegte, kindliche Verhaltensweisen, um bestimmte Reaktionen beim Partner zu erreichen.

      Beispiele:

       Man ist nicht sicher, ob ein bestimmtes, vielleicht zweifelhaftes Ziel zu erreichen ist. Durch Blödeln und Verniedlichung wird versucht, die davonschwimmenden Felle noch zu retten.

       Kinder versuchen durch Weinen und Trotzreaktionen zu verhindern, dass die Eltern ausgehen.

       Eine Sekretärin beginnt zu weinen, um ihre Versetzung in eine andere Abteilung zu verhindern.

      Verschiebung

      Auf eine bestimmte Person gerichtete Emotionen werden auf andere Personen verschoben, da sie nicht ohne Risiko geäußert werden können.

      Beispiele:

       Der Abteilungsleiter reagiert seine Wut gegen den Chef an seiner Sekretärin oder seiner Frau ab.

       Der gegen den Trainer gerichtete Ärger wird an der von ihm eingeführten Übung indirekt abreagiert (»Die Übung ist für uns absolut ungeeignet und blöd«).

       Menschen sprechen oftmals zu Tieren wie zu Geliebten, da ihre Liebe von Menschen nicht angenommen wurde.

      Konversion

      Psychischer Stress zeigt sich in körperlichen Reaktionen. Stottern, Erröten, Magenbeschwerden, Zittern, Schwitzen u. a. und sind manchmal Zeichen unbewältigter Angst.

      Warum reagieren wir Menschen aufeinander mit Abwehr? Wir haben Angst, nicht genügend Wärme und Zuwendung zu erhalten, ohne die wir nicht überleben können. Gruppendynamik und Familiendynamik können immer auch erklärt werden als ein »Kampf um Liebe und Anerkennung«16.

      Wenn die Offenheit als Strategie nicht wirkt, finden wir Zuflucht in Abwehr. Kampf oder Flucht scheinen häufig die einzigen Alternativen. Und so haben wir alle Strategien entwickelt, um zu überleben. Häufig basieren sie auf Kurzschlüssen und kindlichen Ängsten, die in der Kindheit sicher angebracht waren und denen wir jetzt als Erwachsene noch nachhängen. Damals haben sie unser Leben erhalten, jetzt erschweren sie es.

      Transaktionen

      Einen Erklärungsansatz für menschliche Überlebensstrategien bietet die Transaktionsanalyse (TA). Ein Teilnehmer17 eines meiner TA-Seminare fasst in einem Bericht TA-Theorie und eigene Erfahrungen anschaulich zusammen. Hier einige Ausschnitte:

      ...Die TA geht davon aus, dass jeder Mensch sehr unterschiedliche Persönlichkeitsanteile besitzt - Ich-Zustände genannt -, die sich in bestimmtem Verhalten, Denken und Tun ausdrücken: Wir alle haben ein Eltern-Ich (EI), ein Erwachsenen-Ich (Er) und ein Kindheits-Ich (K), wobei im EI zusätzlich zwischen fürsorglichem, nährendem (nEI) und kritischem (kEI) und im K unterschieden wird. In diesen Ich-Zuständen können wir sehr schnell hin- und herwechseln, z. B. im Fußballstadion, wo wir in einem Moment himmelhoch jauchzen und im nächsten zu Tode betrübt sind (K), Spieler oder Trainer beschimpfen bzw. gute Ratschläge zur Hand haben (EI) oder auf den Fahrplan sehen, mit welchem Bus wir nach Hause fahren (Er).

      Jeder Ich-Zustand hat charakteristische Eigenschaften und einen entsprechenden Wortschatz, wodurch wir sie mit einiger Übung schnell erkennen können. Die folgende Abbildung gibt eine Übersicht. Die Kommunikation, die wir aus unseren drei Ich-Zuständen heraus führen, kann auf diese Weise sehr wirksam aufgegliedert und untersucht werden. Nun teilen wir uns erstmals in zwei Gruppen, um das Gehörte und Gesehene gleich mit Rollenspielen in die Praxis umzusetzen. »Herr Maier kommt zu spät« heißt die erste Übung, und wir können »live« erleben, wie wir aus verschiedenen Ich-Zuständen (re)agieren und - mindestens genauso interessant - wie wir unser Gegenüber gezielt in einem bestimmten Ich-Zustand ansprechen können.

      Diese Erfahrungen vertiefen wir nach dem Abendessen vor der Videokamera. Fünf Stühle, die geschilderten Ich-Zustände repräsentierend, standen bereit, und wer wollte, konnte von jedem Stuhl zu sich selbst in die Kamera sprechen. An den Reaktionen einiger Teilnehmer konnte ich ablesen, dass es ihnen vermutlich ähnlich erging wie mir. Ich hatte zunächst Hemmungen, mich zu repräsentieren und zeigte erst mal vornehme Zurückhaltung. Doch ich wollte es auch wissen. Und die Auswertung danach brachte tatsächlich Erstaunliches für mich.

      Dass mir kEI und aK gut vertraut sind, wusste ich bereits, aber dass mein Er, auf das ich so stolz bin, manchmal von meinem EI überlagert (getrübt) wird - natürlich ohne dass ich es selbst bemerke -, das gab mir doch zu denken, ganz zu schweigen von meinem verkümmerten fK.

      Dienstag:

      Durch die gestrigen Erkenntnisse waren wir in der Lage, unser individuelles Egogramm zu zeichnen. Dies brachte uns gleich Aufschluss über das nächste Thema: Symbiosen. Viele von uns (ich nicht ausgeschlossen) neigen dazu, sich mit Hilfe ihrer inneren Antenne Partner zu suchen, deren stark und schwach ausgeprägte Ich-Zustände sich komplementär ergänzen. Ein stark technisch orientierter Ehemann mit unterdrücktem K »leiht« sich etwa das K oder/und das nEI seiner Frau (und natürlich umgekehrt die Frau sein stark ausgeprägtes Er), um eine »ganze Person« zu sein.

      Ich bemerke recht schnell, wie ich bei einigen Teilnehmern des Seminars dazu tendiere, Symbiosen aufzubauen. Ist auch recht praktisch und angenehm, die Probleme anderer zu lösen und dafür Anerkennung zu bekommen (und sich dabei als der »Klügere« zu fühlen) oder sich hilflos zu stellen, um einen »Retter« zu aktivieren. Dass dies jedoch nur durch Passivität (ja nichts verändern, immer schön beim Vertrauten bleiben) und Abwertung (meiner Person und Fähigkeiten oder der anderen), d. h. letztlich auf Kosten aller Beteiligten, auf Kosten der eigenen Weiterentwicklung und Autonomie geht, das ist die Seite, die wir dabei allzu gerne beiseite schieben wollen. In der TA-Sprache ausgedrückt: mindestens einer der Beteiligten ist »nicht o.k.«. Ein Gewinner dagegen ist der, welcher alle Ich-Zustände besetzen und aktivieren kann, der sich und andere als o.k. betrachtet. Damit ist auch schon eine wichtige Voraussetzung genannt, Symbiosen zu vermeiden.

      Wie und wie oft wir uns selbst und andere abwerten, das erkannten wir bei einer gespielten Diskussionsrunde am Nachmittag, wobei eine Gruppe als Beobachter fungierte, die andere als Diskussionsteilnehmer und umgekehrt. Das Ergebnis war, mit meinen Worten, fatal. Es wurde unterbrochen, gestört, Probleme wurden heruntergespielt, Gefühle abgewertet, Vermutungen unterstellt, es wurde über jemanden geredet, obwohl dieser daneben saß oder auch minutenlang zaghaft die Hand gehoben, um sich zu Wort zu melden. Kurz: Verhaltensweisen, die wir alltäglich praktizieren, die jedoch erst bei gezielter Beobachtung schockierend waren, was nicht ohne Wirkung für mich blieb: Ich beschloss, zukünftig bewusster auf mein Verhalten zu achten.«

      

       СКАЧАТЬ