Zurück in die Würfelwelt. Karl Olsberg
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Название: Zurück in die Würfelwelt

Автор: Karl Olsberg

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783737514460

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СКАЧАТЬ noch gefehlt! Kurz, nachdem ich aufgewacht bin, hat er sich mit mir unterhalten. Er hat mich gefragt, ob ich während des Komas etwas geträumt habe, doch ich habe ihm nichts von meinem Würfelwelt-Abenteuer erzählt. Ich wollte nicht, dass er mich länger da behält als nötig. Am Ende hat er mir diese Psychopillen verschrieben, die ich seitdem dreimal täglich schlucke.

      Wenn er mitkriegt, was in meinem Kopf los ist, nimmt er mich vermutlich gleich mit. Andererseits brauche ich möglicherweise wirklich Hilfe. Irgendetwas scheint mit mir nicht ganz richtig zu sein.

      Damit wäre natürlich das Problem mit Amelie noch nicht gelöst. Ich wähle zum hundertsten Mal ihre Nummer und erreiche wieder bloß die Mailbox, die inzwischen von meinen Nachrichten überquillt. Der Text, den ich ihr schicke, ist kurz: Geht es dir gut? Brauche dringend Antwort! Marko

      Wenn ich wenigstens wüsste, wie der Geburtsname ihrer Mutter ist. Dann könnte ich die Nummer ihrer Großeltern herausfinden. Aber ich kenne niemanden, den ich danach fragen könnte – außer Amelies Stiefvater natürlich, aber der ist der letzte Mensch, mit dem ich jemals wieder sprechen möchte.

      Während ich immer noch grübele, was ich tun kann, um herauszufinden, wie es Amelie geht, klingelt es an der Haustür. Mam führt Dr. Johannsen in mein Zimmer. Er ist groß und sehr schlank mit einem dünnen, weißen Haarkranz um eine spiegelnde Glatze. Seine Nase ist schmal und hakenförmig gebogen, so dass sein Gesicht etwas von einem Geier hat. Er reicht mir eine Hand, die nur aus faltiger Haut und Knochen zu bestehen scheint.

      „Hallo, Marko“, sagt er mit dünner Stimme. „Wie geht es dir?“

      „Gut“, lüge ich und ergreife die Hand. Sein Händedruck ist kraftlos. Ich lasse so schnell los, wie ich kann, ohne unhöflich zu wirken.

      Mam lässt mich mit ihm allein. Der Psychiater dreht seinen Raubvogelkopf langsam von links nach rechts, als erfasse er mein Zimmer mit einem 3D-Scanner. „Schön hast du es hier.“

      „Ja“, antworte ich.

      Er setzt sich auf meinen Schreibtischstuhl, während ich auf dem Bett Platz nehme. Dann stellt er mir Fragen zu meinen Eltern, zu meinen frühesten Kindheits-erinnerungen, meinem Lieblingsspielzeug, welche Musik ich höre, ob ich gern Sport treibe. Jedes Mal, wenn ich eine seiner Fragen beantworte, sagt er „Ach so“ oder „Aha“, als habe er gerade eine sensationelle Erkenntnis gewonnen.

      Allmählich entspanne ich mich. Ich habe keinen Schimmer, warum er mir all diese Fragen stellt, aber er scheint sich nicht dafür zu interessieren, was momentan in meinem Kopf vorgeht, und darüber bin ich froh.

      Kaum habe ich das gedacht, fragt er wie aus heiterem Himmel: „Was war dein erster Gedanke, als du aus dem Koma erwacht bist?“

      „Ich weiß es nicht mehr genau“, antworte ich wahrheitsgemäß.

      „Aha. Kannst du dich an irgendetwas erinnern, das während deines Komas geschah?“

      „Ja, das habe ich Ihnen doch schon erzählt. Ich habe einiges von dem mitbekommen, was um mich herum passiert ist. Ich konnte mich zwar nicht bewegen, aber ich war zumindest hin und wieder wach.“

      „Aha. Du hast gesagt, Dr. Schiller sei zweimal in deinem Zimmer gewesen, richtig?“

      Dr. Schiller ist Amelies Stiefvater. Der Mistkerl, der sie jahrelang misshandelt und ihre Mutter mit Tabletten gefügig gemacht hat. Der mich umbringen wollte. Der Schattenmann. Es widerstrebt mir, dass der Psychiater ihn beim Namen nennt, als sei er ein ganz normaler Mensch.

      „Er war dreimal da. Einmal zusammen mit meinen Eltern, zweimal allein. Beim letzten Mal hat er mir eine Spritze gegeben.“ Ich zeige auf die Stelle an meinem linken Arm.

      „Ach so. Und du bist dir ganz sicher, dass es Dr. Schiller war, der dir eine Spritze gegeben hat, und nicht zum Beispiel eine Krankenschwester?“

      Ich sehe ihn entgeistert an. „Natürlich bin ich mir sicher! Er … er hat versucht, mich zu töten!“

      Dr. Johannsen mustert mich einen Moment lang schweigend. „Aha. Und warum, glaubst du, wollte er dich töten?“

      Ich kann es nicht fassen. Hat der Typ denn das Vernehmungsprotokoll der Polizei nicht gelesen? „Weil ich ihn wegen Amelie zur Rede gestellt habe. Sie hat mir erzählt, was er ihr und ihrer Mutter angetan hat. Da hat er versucht, mich zum Schweigen zu bringen.“

      Der Psychiater nickt. „Ich nehme an, das wäre eine mögliche Erklärung.“

      „Eine mögliche Erklärung?“, frage ich und muss mich zusammennehmen, um die Wut aus meiner Stimme herauszuhalten. „Welche Erklärung gibt es denn noch?“

      Er geht nicht darauf ein, sondern fragt mich stattdessen: „Wenn du den ganzen Tag wach warst, dich aber nicht bewegen konntest, muss das ziemlich langweilig gewesen sein. Was hast du denn währenddessen so gedacht?“

      Ich zucke mit den Schultern. „Ich hab an dies und jenes gedacht – an die Schule, an meine Eltern, an Amelie.“

      „Ach so. Und hattest du keine Angst?“

      „Doch, natürlich!“

      „Aha. Und wovor hast du dich gefürchtet?“

      Ich improvisiere. „Davor, für immer in einem bewegungslosen Körper gefangen zu sein. Ich hatte Angst, dass ich nie wieder aus diesem Gefängnis würde ausbrechen können.“

      „Ach so. Aber sagtest du nicht gerade, es sei langweilig gewesen?“

      Ich muss einen Moment nachdenken. „Das haben Sie gesagt!“

      Sein Blick wird durchdringend wie der eines Kommissars, der einen Verbrecher verhört. „Aha. Aber du hast mir nicht widersprochen. Als ich fragte, woran du gedacht hast, hast du von der Schule, von deinen Eltern und von deiner Freundin gesprochen. Du hast kein Wort darüber gesagt, dass du Angst hattest. Erst, als ich nach deiner Angst gefragt habe, hast du sie erwähnt.“

      „Ich hatte eben manchmal Angst und manchmal nicht“, sage ich lahm.

      „Ach so.“ Er nickt. „Ach so, aha. Aber ehrlich gesagt glaube ich das nicht. Ehrlich gesagt, Marko, glaube ich, du sagst mir nicht die Wahrheit.“

      Ich starre ihn sprachlos an. Tränen drängen in meine Augen.

      „Du warst nicht wirklich wach während deines Komas, oder?“

      Ich weiche dem Raubvogelblick aus. „Nicht die ganze Zeit, das habe ich doch schon gesagt.“

      „Aha. Und hast du während deines Komas geträumt?“

      Ich schlucke. „Ich … ich weiß es nicht.“

      „Ach so. Und da bist du dir ganz sicher?“

      Wieder muss ich seinem Blick ausweichen. „Ich kann mich nicht erinnern.“

      „Aha. Ach so. Es könnte also immerhin auch ein Traum gewesen sein, dass Dr. Schiller an deinem Bett war und dir eine Spritze gegeben hat, nicht wahr?“

      Ich starre ihn an. Meine Unterlippe bebt. „Was wollen Sie eigentlich von mir?“, frage ich leise.

      Ein dünnes Lächeln erscheint СКАЧАТЬ