Spiel des Zufalls. Joseph Conrad
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Название: Spiel des Zufalls

Автор: Joseph Conrad

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783750247857

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СКАЧАТЬ den die guten Leute, bei denen ich wohnte, am anderen Ende ihres kärglichen Gartenstreifens stehen hatten. Ich hörte den Heuerbas mit größter Selbstverständlichkeit hinzufügen: ›Er wird heute Nacht schon an Bord schlafen!‹

      ›Das wäre auch das beste‹, sagte der Kapitän der Ferndale ganz geschäftlich, als sei nun die Sache erledigt. Ich kann nicht sagen, daß ich überwältigt war vor Freude, wie Sie vielleicht annehmen. So war es gerade nicht. Vorerst war ich noch wie außer Atem, so rasch war es gegangen. Es war kaum glaublich, daß dies alles mich betreffen sollte. Doch nachdem er eine Zeitlang mit Herrn Powell geflüstert hatte, so leise, daß ich es nicht verstehen konnte, wurde der Kapitän mit einmal sichtlich bestürzt.

      Ich nehme an, er hatte erfahren, daß ich ein Neuling war, ohne Erfahrung als Offizier, denn er wandte sich um und musterte mich, als sei ich zum Verkauf ausgestellt.

      ›Er ist jung,‹ sagte er vor sich hin, ›sieht aber ganz gut aus ... Sie sind doch willig und anstellig?‹, dies ganz plötzlich und laut, an mich gewandt, ›und was so dazugehört?‹

      Das kam so unerwartet, daß ich gerade nur den Mund auf- und wieder zuklappen konnte, weiter nichts. Aber das genügte ihm. Er tat, als hätte ich ihn betäubt mit Versicherungen meines Diensteifers und guten Willens.

      ›Natürlich, natürlich, ganz recht!‹ Und dann wandte er sich wieder an den Heuerbas, der immer noch mit dem Bein schlenkerte, und meinte, er könne unmöglich ohne Zweiten Offizier in See gehen. Ich stand dabei, als ginge all das irgendeinen anderen an, dem ich gerne beistehen wollte.

      Herr Powell starrte mir immer noch mit seinen glänzenden Augen ins Gesicht. Aber der Schiffer fuhr wieder auf mich los, als wollte er mir den Kopf abreißen:

      ›Sie sind doch wohl nicht zu erwachsen, um sich etwas sagen zu lassen -- oder? Sie haben noch sehr viel zu lernen, wenn Sie es mir vielleicht auch nicht glauben!‹

      Ich hatte gute Lust, meine Ehre zu retten und ihm zu sagen, daß ein Kerl, der es überlebt hatte, mehr als anderthalb Stunden von Kapitän R... um- und umgedreht zu werden, sicherlich jeder Anforderung, die sein alter Kasten billigerweise stellen konnte, reichlich gewachsen sein würde. Er gab mir aber keine Gelegenheit, diese Dummheit anzubringen, denn bevor ich meinen Mund auftun konnte, hatte er sich schon mit einem neuen Gedanken vertraulich an Herrn Powell gewandt, der, immerzu sein Bein schlenkernd, mich keinen Augenblick aus den Augen ließ.

      ›Ich werde Ihren jungen Freund gerne nehmen, Herr Powell. Wenn Sie ihn als Zweiten Offizier unterschreiben lassen wollen, nehme ich die Verträge gleich mit.‹

      Plötzlich zuckte in mir der Gedanke auf, der nichtsahnende Schiffer der Ferndale könnte es als selbstverständlich angenommen haben, daß ich ein Verwandter des Heuerbases sei. Ich war über diese Entdeckung ganz erstaunt, obwohl ja das Mißverständnis unter den herrschenden Umständen leicht genug begreiflich war. Was ich vielmehr hätte bewundern sollen, war die feine Art, mit der es hervorgerufen und ausgenutzt worden war. Aber ich war damals zu verdutzt, um irgendwelche Feinheiten zu beachten. Meine ganze Besorgnis ging dahin, Aufklärung zu schaffen. Ich war dumm genug, mich außerordentlich darüber zu wundern, daß Powell den Fehler nicht zu merken schien. Ich sah wohl, daß es über sein Gesicht zuckte, aber anstatt den Irrtum zu berichtigen, drehte er sich mit seinem Sitz mir zu und sprach mich mit ›Charles‹ an. Denken Sie bloß! Ich bemerkte sogar, wie er knapp zuvor einen hastigen Seitenblick auf das Dokument warf, denn natürlich hatte er keine Ahnung von meinem Vornamen. ›Nun komm einmal hier vor meinen Tisch, Charles‹, sagte er mit lauter Stimme.

      Ich versichere Ihnen, mir schien es zunächst ausgeschlossen, daß er dabei mich meinen konnte. Ich blickte mich sogar nach dem besagten Charles um, aber es war niemand hinter mir, außer dem langhalsigen Gesellen, der noch immer in seine Schreiberei vertieft war, und den anderen drei Heuerbasen, die eben die Röcke wechselten und nach ihren Hüten griffen, um heimzugehen. Es war auch der fleißige Mann mit dem Storchenhals, der, ohne seine Feder niederzulegen, mit seiner linken Hand einen Klappdeckel neben sich aufhob und mich freundlich aufforderte:

      ›Bitte, kommen Sie hier durch!‹ Ich schritt durch wie im Traum und kam vor Herrn Powell zu stehen, von dem ich unterrichtet wurde, daß unsere Reise zunächst nach Port Elizabeth ginge. Dann schrieb ich meinen Namen unter den Heuervertrag, als Zweiter Offizier des Schiffes Ferndale. Die Reise dürfe eine Zeitdauer von zwei Jahren nicht überschreiten.

      ›Sie werden ganz gewiß rechtzeitig antreten, wie?‹ erkundigte sich der Kapitän. ›Es würde unsagbar viel Mühe und Kosten verursachen, wenn Sie es nicht täten! Sie haben noch gute sechs Stunden Zeit, um Ihren Kitt zusammenzurichten, und dann werden Sie sich immer noch an Bord einige Stunden aufs Ohr legen können, bevor die Mannschaft am Morgen antritt.‹

      Er hatte leicht reden, von Fertigwerden in sechs Stunden, für eine Reise, die eine Zeitdauer von zwei Jahren nicht überschreiten sollte. Er selbst brauchte das Kunststück ja nicht zu leisten. Wo noch dazu der Schiffskoffer in einem Außenschuppen stand, dessen Schlüssel schon seit einer Woche verlegt war, wie ich mich jetzt erinnerte. Aber auch das verursachte mir keine Sorgen. Der Gedanke, daß ich tatsächlich am nächsten Morgen um sechs Uhr in See gehen sollte, war mir noch immer nicht voll zum Bewußtsein gekommen. Es war alles zu schnell gegangen.

      Herr Powell, der eben den Heuervertrag in einen langen Umschlag schob, sagte mit einem kühlen Auflachen, ohne uns beide anzusehen: ›Sieh zu, daß du unserem Namen keine Unehre machst, Charles.‹

      Und der Schiffer sagt freundlich dazu: ›Es wird schon gehen, denke ich. Ich werde ihn schon im Auge behalten!‹ Dann packt er die Verträge zusammen, murmelt, er wolle noch versuchen, den armen Teufel im Krankenhaus zu besuchen, und geht auf und davon, mit seinem langen, federnden Schritt, nicht ohne mir vorher nochmals einzuschärfen: ›Lassen Sie sich nicht auch wie der arme Teufel von einer Pferdedroschke umfahren, als hätten Sie weder Augen noch Ohren im Kopfe!‹

      ›Herr Powell,‹ sagte ich schüchtern (es war jetzt außer uns nur noch der langhalsige Mann im Bureau, und auch der stand schon bei der Tür, auf einem Bein, um seine Hosen unten aufzuschlagen, bevor er ging), ›Herr Powell,‹ sagte ich, ›ich bin überzeugt, der Kapitän der Ferndale hat mich für einen Ihrer Verwandten gehalten!‹ Ich war ziemlich besorgt deswegen, wissen Sie, Herr Powell aber scheinbar gar nicht.

      »Meinen Sie?‹ sagte er. ›Wie komisch! Denn mir scheint, ich bin etlichen von euch Jungen wirklich in letzter Zeit ein guter Onkel gewesen. Finden Sie nicht auch? Immerhin: wenn es Ihnen nicht paßt, dürfen Sie ihm die Geschichte erklären, sobald Sie auf See sind.‹ -- Mir war nicht ganz wohl dabei. Herr Powell hatte mir einen ganz außerordentlichen Dienst geleistet: denn es ist Tatsache, daß für uns von der Handelsmarine die erste Ausreise als Offizier wahrhaftig der Beginn des Lebens ist. Dazu hatte er mir nun verholfen. Ich sagte ihm voll überströmender Dankbarkeit, daß er an dem Tag mehr für mich getan habe, als meine ganze Sippschaft zusammengenommen je zuvor.

      ›Aber nein, nein!‹ sagte er. ›Ich denke, jene Ladung von Sprengstoffen, die da unten am Flusse liegt, hat am meisten für Sie getan. Vierzig Tonnen Dynamit waren heute Ihr bester Freund, junger Mann!‹

      Das war wohl auch richtig. Immerhin sah ich deutlich, daß ich mir selbst nichts zu danken hatte. Als ich aber versuchte, ihm meinen Dank auszusprechen, machte er meinem Stammeln bald ein Ende.

      ›Beeilen Sie sich nicht so, mir zu danken‹, sagte er. ›Die Reise ist noch nicht zu Ende.‹«

      Unser neuer Bekannter schwieg und fügte dann nachdenklich hinzu: »Ein eigener Mensch! Als ob das was ausgemacht hätte! Eigentümlicher Mensch!«

      »Es ist sicher unklug, irgendwelche СКАЧАТЬ