Название: Lügen mit langen Beinen
Автор: Prodosh Aich
Издательство: Bookwire
Жанр: Социология
isbn: 9783844291223
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Abgesehen davon, daß sich die „Historiker“ und Indologen den archäologischen Befunden zum Trotz an der Rassenüberlegenheit der „Arier“ orientieren, fallen uns zwei andere, nicht weniger schwerwiegende Tatbestände auf. Es wird durch den Einwurf einfacher Sanskritwörter, der Eindruck erweckt, daß diese Wissenschaftler des vedischen Sanskrits mächtig seien. Ob dem so sein kann, werden wir noch untersuchen. Wir werden systematisch nachspüren, wie Sanskrit und das vedische Sanskrit oder das, was dafür ausgegeben wird, nach Europa gekommen ist.
Der zweite Aspekt ist noch deprimierender. ‚Schwerwiegender aber scheint der Widerstand der einheimischen Bevölkerung gewesen zu sein. Als dunkelhäutige Dasa oder Dasyu werden sie in den Texten immer wieder als die eigentlichen Widersacher der Eroberer genannt.‘ Wir haben schon erwähnt, daß nach der Darstellung dieser Historiker und Indologen die „Arier“ groß, stark, hellhäutig, hellhaarig, blau– bzw. grauäugig gewesen sein sollen. Weil auch heute die äußeren Körpermerkmale positiv bewertet werden und diese Bewertung den Angehörigen dieser Kultur in Fleisch und Blut eingedrungen ist, werden wir ebenfalls nachspüren, seit wann Körpermerkmale für die Unterscheidung von Menschen überhaupt herangezogen werden und wo diese Unterscheidung ihren Anfang genommen hat.
Eine allerletzte Anmerkung über die trügerischen Künste der „modernen Geisteswissenschaftler“. Seit dem 3. Drittel des letzten Jahrhunderts buddeln Archäologen ganze Städte aus, die Jahrtausende unter der Erde verdeckt waren. Es sind geplante Städte. Mit zusammenhängenden Siedlungen, geraden Straßen, Spielfeldern mit Stadion, effizienter Wasserwirtschaft, öffentlichen Bädern, Abwasserkanälen, künstlichen Bewässerungsanlagen, Kanalsystemen, Trockendocks usw. an Bänken riesiger durch Dürre ausgetrockneter Flüsse. Die Städte hatten keine Paläste und keine Tempel. Eine ernsthafte Diskussion hätte zumindest über eine Frage längst beginnen müssen. Ist es denkbar, daß eine derartige Zivilisation ohne Sprache, ohne Schrift, ohne Literatur, ohne Wissenschaft, ohne Philosophie hätte existieren können? Fehlanzeige. Aber die Antwort auf diese Frage ist unzweifelhaft „nein“. Wo sind diese Kulturleistungen?
Und was wäre dann, wenn wir begründeten Zweifel haben müßten, daß Sanskrit die Sprache der ‚Arier, welche im 2. Jahrtausend v. Chr. über die Gebirgsstraße des Nordwestens in das Stromgebiet des lndus einwanderten und in ständigem Kampfe mit den Vorbewohnern sich den Nordwestzipfel Indiens unterwarfen, ein jugendfrisches Volk von Hirtenkriegern (waren), die zwar schon etwas Ackerbau trieben, denen jedoch der Städtebau und ein höheres Kunstschaffen noch fremd war‘, gewesen ist? Ja, was sollten wir dann sagen? Was müßten wir dann tun?
Was geschieht mit uns?
Eigentlich haben wir doch nur etwas Genaues über „Indogermanen“, „Indoeuropäer“ und „Arier“ wissen wollen. Wer sie sind, seit wann bekannt ist, daß sie es sind, wie bekannt geworden ist, daß es sie gibt, wer hat sie gefunden und wie und warum und wozu? Uns werden Geschichten erzählt, Erklärungen geboten, Zusammenhänge aufgezeigt, die fragwürdig sind. Sie stimmen nicht überein mit so vielem, was wir betrachten in unserer Umgebung und in unserer Welt. Also müssen wir weiter fragen. Zu Beginn erschienen uns unsere Fragen einfach. Dem ist nicht so. Wir suchen nach Antworten, schon seit über fünf Jahren. Wir finden keine. Falsch. Wir finden Antworten, aber keine überzeugenden. Es sind Antworten mit Haken und Häkchen. Antworten, die uns immer wieder zu mehr Fragen veranlaßt haben. Es ist, als ob wir mit unseren an sich schlichten Fragen die Büchse der Pandora aufgestoßen hätten. Fragen ohne Ende. Anscheinend.
Fragen ohne Ende fallen uns ein, weil es viele, zu viele ungeklärte Zusammenhänge gibt. Zur großen Politik wie auch zu Problemen des Alltags. Gibt es einen Zusammenhang zwischen Kategorien wie „Indoeuropäer“ und „Arier“ einerseits und Jagd auf fremde Menschen andererseits? Müssen wir uns beispielsweise nicht fragen, welches die Zusammenhänge für die Jagd auf fremde Menschen in den reichen Ländern sind? Werden alle Fremden gejagt? Was ist fremd? Wie wird die Fremdheit wahrgenommen? Wo beginnt die Fremdheit? Wie definiert sich „fremde Rasse“? Wie ist ihre Wertigkeit? Kann es Verfolgung „fremder Rassen“ ohne die Erfindung von „Rasse“ geben? Wer hat wann „Rasse“ erfunden? Viele Geschichten werden erzählt. Allerlei Geschichten über „die Anderen“, über „die Fremden“, über deren Kulturen, die durch die „modernsten“ Transportmittel, die „Medien“, zu uns gebracht werden und von uns vermehrt konsumiert werden. Überall. In den reichen Ländern mehr. Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Verfolgung fremder Menschen und dem schnellen Transport dieser Geschichten?
Lassen nicht solche Geschichten ein Gefühl der Überlegenheit gegenüber allen anderen entstehen? Über Armut, über Katastrophen, über Inkompetenz, über Korruption, über Willkür? Und Überlegenheit gegenüber Personengruppen wie Asylsuchende und Asylanten, über Flüchtlinge und Wirtschaftsflüchtlinge, über unerwünschte und nützliche Einwanderer, über Obdachlose und arbeitsscheue Sozialhilfeempfänger, usw., usw.? Sind wir nicht besser dran? Haben wir nicht mehr aus uns gemacht? Wir? Wir die Zivilisierten, die Überlegeneren? Müssen wir nicht stolz auf uns sein?
Seit wann lernen wir, daß es eine unterschiedliche Wertigkeit von Menschen nach äußeren Merkmalen gibt wie: groß – klein, stark – schwach, blond – nichtblond, blauäugig – nichtblauäugig, weiß – schwarz und die vielen anderen „rassischen“ Merkmale. Was ist „Rasse“? Seit wann gibt es das Bewußtsein, daß es „Rassen“ von Menschen mit unterschiedlicher Qualität gibt? Wann ist die „arische Rasse“, die in allen Belangen den übrigen „Rassen“ überlegen sein soll, erfunden worden? Und wann ist zum ersten Mal vom Stamm der „Indogermanen“ bzw. der „Indoeuropäer“ gesprochen worden? Entdeckt oder erfunden? Gibt es tatsächlich die „arische Rasse“, die „Indogermanen“, die „Indoeuropäer“, oder sind es doch nur nützliche Phantasien? Seit wann gibt es Kategorien wie: „Wir“ und „die Anderen“?
Müssen wir uns beispielsweise nicht fragen, wie reiche Länder reich geworden sind? Wieso werden die Reichen immer reicher, auch innerhalb der reichen Länder? Wieso jagen die reichen Staaten waffentechnisch unterlegene Staaten? Wieso verstecken sich die reichen Staaten hinter immer unterschiedlicheren Fassaden wie beispielsweise die „NATO“, die „internationale Staatengemeinschaft“ und jagen gemeinsam andere Staaten und attackieren andere Kulturen. Was ist die „NATO“? Was ist die „internationale Staatengemeinschaft“? Wer steckt dahinter? Welche Staaten sind es, die sich zu dieser „internationalen Staatengemeinschaft“ zusammengefunden haben? Warum reichen dieser „internationalen Staatengemeinschaft“ die „Vereinten Nationen“ nicht? Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Jagd der „internationalen Staatengemeinschaft“ auf die schwachen Staaten einerseits und der Jagd auf fremde Menschen innerhalb dieser „Staatengemeinschaft“ anderseits? Und dann: Wer innerhalb dieser „Staatengemeinschaft“ jagt wen? Sind die Gejagten nur Fremde?
Müssen wir uns nicht fragen und wissen wollen, wie es den Heranwachsenden zu Mute ist, wenn „Promis“ mit Leibwächter die „anständige Bevölkerung“ auffordern, in der Öffentlichkeit „Gesicht“ zu zeigen und den „Aufstand der Anständigen“ zu proben? Im 21. Jahrhundert? Würden beispielsweise die gleichen Aufforderungen in Deutschland erfolgen, wenn die Neonazis nicht Synagogen und jüdische Friedhöfe schänden würden, aber doch Jagd auf Menschen „minderwertiger Rassen“ machten? Oder wenn überall innerhalb der „Staatengemeinschaft“ Synagogen und jüdische Friedhöfe im gleichen Umfang geschändet würden?
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