Название: Lügen mit langen Beinen
Автор: Prodosh Aich
Издательство: Bookwire
Жанр: Социология
isbn: 9783844291223
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Eigentlich sind ja die „Kleinwüchsigen“ nicht klein, sondern „unberechenbar und falsch“; dunkelhäutige Menschen sind eigentlich „finstere Gesellen“, nicht so offen wie hellhäutige. Und wenn sie auch noch eine dunkle Augenfarbe haben, wer möchte schon so einem begegnen, vom „Hereinholen“ in die „Wir–Gruppe“ ganz zu schweigen. Staatsbürgerschaft hin, Staatsbürgerschaft her. Eine Kultur, die sich seit Jahrhunderten dieses Bewußtsein der Überlegenheit der blond-blauäugig-weißen Menschen eingeprägt hat, muß auch so genannt werden, und wir müssen nicht länger hinnehmen, daß uns „Kulturwissenschaftler“ durch ihre Erfindung immer neuer Namen für diese Kultur verwirren. Etwas ist da noch hinzu gekommen, was die vermeintlichen „Arier“ nicht hatten: das Christsein. Sind die „Indoeuropäer“ nicht eben die christlichen Nachkommen der „Arier“, Produkte der blond-blauäugig-weiß-christlichen Kultur, deshalb auch zivilisierter als die „indischen Arier“? So ein bißchen auch überlegener?
Und eine Überlegenheit ist keine Überlegenheit, wenn sie nicht immerfort unter Beweis gestellt wird. Nicht anders verhält es sich mit den Übergriffen gegen jene Mitbewohner in Europa, „Amerika“, „Australien“, „Neuseeland“, die offensichtlich nicht blond-blauäugig-weiß-christlich sind. Also, nicht nur in Deutschland. Die öffentlichen Appelle der Promis gegen die Übergriffe? Ist es mehr als das Geschehene „abfeiern“? Nachzutragen bleibt noch, daß nicht alle Vorkämpfer dieser Kultur blond-blauäugig-weiß-christlich sein müssen. Wir haben noch nicht vergessen, daß Adolf Hitler oder Josef Göbbels „eintausend Jahre“ lang Prototypen nordischer „Arier“ in Deutschland gewesen sind. Damit kein Mißverständnis entsteht. Auch wir gehören zu dieser Kultur, obwohl uns die Grundmerkmale fehlen; aber die verinnerlichten „Werte“ können wir nicht ohne weiteres löschen.
Aber zurück zu den ursprünglichen „Ariern“, die alles angezettelt haben sollen. Sie sollen zwar einfach gestrickte Hirtenkrieger gewesen sein, denen ‚der Städtebau und ein höheres Kunstschaffen noch fremd war‘, die aber immerhin ‚in das Stromgebiet des lndus einwanderten und in ständigem Kampfe mit den Vorbewohnern sich den Nordwestzipfel Indiens unterwarfen‘. Sie ‚waren ein jugendfrisches Volk von Hirtenkrigern‘. Eben! In welchem Zeitraum soll aber die Vertreibung der ursprünglichen Bewohner, die Konsolidierung des neuen Besatzungsgebietes und die Entwicklung einer eigenständigen Kultur stattgefunden haben? Wollen wir wissen. Fehlanzeige. Und dann noch die Ausbreitung dieser Kultur bis zur äußersten Südspitze dieser Region? Denn von jener Zeit an, als Vardhamana, der erste Mahavira, die Jainische Lehre und Siddharta Gautama die Buddhistische Lehre propagierten, ist die Geschichte Indiens belegt. Da hat keine „arische“ Invasion, Besetzung und Ausbreitung der Kultur in das verkleinerte „Draviden Land“ im Süden Indiens stattgefunden. Dies müßte also in jenem Zeitraum zwischen dem 15. und 7. Jahrhundert v. Chr. stattgefunden haben. Wieso wird in den umfangreichen Schriften in „arischem Sanskrit“ darüber nicht berichtet? Auch nicht einmal ein kleinster Hinweis?
Selbst wenn wir die Geschichte bis zur „Bevölkerungsexplosion“ bei den Weidewirtschaft treibenden Nomaden akzeptieren würden, müssen wir uns nicht fragen, welche Bevölkerungsteile für eine kollektive Auswanderung in Frage kommen konnten? Die „Wohletablierten“ oder die „Außenseiter“? Verweilen wir kurz bei dieser Einteilung der Gesamtbevölkerung. Bei welchem der beiden Teile ist die gemeinsame Sprache besser aufbewahrt: bei den Etablierten oder bei den Außenseitern? Wandern eher Außenseiter aus? Bewahren eher die Etablierten die eigene Sprache besser? Wenn also die „Arier“ „Protosanskrit“ nach Indien mitgebracht haben sollen, müßten wir denn nicht annehmen, daß die daheim gebliebenen ebenso „Protosanskrit“ gesprochen haben? Wenn die „Arier“ in der Fremde jene Fülle an Sanskritliteratur produziert haben, muß nicht die gleiche „Zucht“ daheim auch Literatur produziert haben? Welcher Fülle und welcher Qualität auch immer? Aber doch Literatur? Wo ist sie? Wo ist ihre Geschichte? Und warum haben die übrigen ausgewanderten „Arier“, die Griechen, die Römer, die Germanen und die Kelten, keine „Sanskrit ähnliche Literatur“ produziert?
Wir fragen nun, wie die „modernen Historiker“ all dies in Erfahrung gebracht haben, was sie uns auch heute noch auftischen. In dem bereits beispielhaft herangezogenen „Standardgeschichtsbuch“ von 1998 lesen wir über die Quelle ihres Wissens auf Seite 49: „Die Datierung der Texte und der sie tragenden Kulturen war lange Zeit auch unter westlichen Indologen heftig umstritten. Aufgrund astronomischer Angaben hatte der berühmte indische Freiheitskämpfer Bal Gangadhar Tilak Anfang dieses Jahrhunderts in seinem Buch «The Arctic Home in the Vedas» geglaubt, den Ursprung der Veden bis ins 5. und 6. Jahrtausend v. Chr. zurückdatieren zu können. Der deutsche Indologe H. Jacobi kam unabhängig davon zu ähnlichen Schlußfolgerungen und datierte den Beginn der vedischen Periode auf die Mitte des 5. Jahrtausends. Meist folgte man in der Datierung der vedischen Texte jedoch dem berühmten deutschen Indologen Max Müller, der im späten 19. Jahrhundert in Cambridge lehrte. Von der Lebenszeit des Buddha um 500 v.Chr. ausgehend, datierte er die Entstehung der Upanishaden, deren Philosophie ohne Zweifel der Zeit vor Buddhas Wirken entstammte, in die Jahrhunderte von 800 bis 600 v. Chr. Ihnen gingen die Brahmana– und Mantra–Texte in den Jahrhunderten von 1000 bis 800 bzw. von 1200 bis 1000 v. Chr. voran. Heute datiert man den ältesten vedischen Text, den Rigveda, in die Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr. Da die Veden sehr bald nach ihrer Entstehung als göttliche Offenbarung nicht mehr verändert werden durften und in einer für unsere heutige Zeit unfaßbar genauen Weise in Priesterfamilien mündlich überliefert wurden, können sie nun, nachdem ihre Datierung zumindest in bestimmten Jahrhunderten als gesichert angesehen werden kann, als historische Quellen ersten Ranges für die Geschichte der vedischen Gesellschaft in Nordindien angesehen werden.“
Ist der Stil nicht beeindruckend? Der Abschnitt: „Einwanderung und Seßhaftwerdung der Aryas“, ja das ganze Buch, ist genau so beeindruckend geschrieben. Und so überzeugend. Es ist doch saubere wissenschaftliche Arbeit! Jeder Satz, jeder Absatz, einleuchtend präsentiert. Das Buch, vom ersten bis zum letzen Wort, ist ein Lehrbeispiel für die Qualität der „modernen Geisteswissenschaft“. Wer kann daran noch Zweifel haben? Der wichtigste Grundsatz dieser Wissenschaft ist: andere überzeugen, nein, andere „glauben machen“. Die Schwachstellen wo möglich so verpacken, daß sie erst gar nicht auffallen. Die übrigen möglichen Kritikpunkte sollen benannt, aber nicht behandelt werden. Ja, der ewige Platzmangel! Nicht wahr?
Zu Beginn der „modernen Geisteswissenschaft“ – so stellen wir uns vor – war das „glauben machen“ schwieriger. Aber heute ist die Methode der Manipulation perfektioniert. Nicht, daß die Wissenschaftler unserer Zeit schlauer geworden wären und sie ihre Botschaften gerissener verpackten. Nein. Wir verlernen immer mehr unsere Fähigkeit, die Manipulationen zu erkennen. Diese beginnen in der Familie. Das Prinzip Macht. Hauptsache, sich erst durchsetzen. Auf die Wahl der Mittel kommt es nicht an. Scheinheiligkeit ist Trumpf. Macht und Scheinheiligkeit setzen sich fort über die Schule, über die Betriebe, über die Subkulturen und ergreifen schließlich die gesamte Kultur. Die Massenmedien verstärken sie immerfort. Auf die eigentliche Wahrheit kommt es nicht an. Denn: wahr ist, was problemlos verkauft werden kann. Die Leute würden doch nichts kaufen, wenn es nicht wahr wäre. Oder? Haben wir die Kriegsberichterstattung über „Golfkrieg“, „Kosovo– Luftschläge“ und „Afghanistan–Kreuzzug“ schon verdrängt? Und die mit Uran angereicherten Geschosse?
Wir entschuldigen uns wegen dieser provokativen Sätze. Wir sind auch deshalb so zornig, weil wir lange Opfer dieser Manipulation gewesen sind. Es macht nicht viel Sinn, unseren Befreiungsweg in allen Einzelheiten zu beschreiben. Es könnte aber sinnvoll sein, daß wir den eben zitierten Absatz einmal gemeinsam lesen. Dieser Absatz ist beispielhaft. Wir lesen ihn einmal langsam Wort für Wort, Satz für Satz. „Die Datierung der Texte und der sie tragenden Kulturen war lange Zeit auch unter westlichen Indologen СКАЧАТЬ