Название: So weit weg uns doch ganz nah
Автор: Eomée Wächter
Издательство: Bookwire
Жанр: Сделай Сам
isbn: 9783745098518
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Ein Zwischengedanke an dich lieber Leser:
Wir umarmen uns viel zu wenig, es ist selbstverständlich, dass wir uns begrüßen und aneinander vorbeilaufen, doch Umarmungen berühren die Herzen und es tut beiden gut. Das habe ich gelernt und wenn ich Lust habe, muss auch unser Hund Sammy herhalten, wenn ich ihn drücken und umarmen will, er mag das auch.
Ich erinnere mich gerade an eine Situation, die nicht an Timos Geburtstag stattfand aber dennoch hier reinpasst. Erneut hatte ich ein gewaltiges Problem zu meistern und war in dem Moment etwas überfordert, somit weinte ich in der Küche, während ich dort abspülte und aufräumte. Ich dachte, Timo ist in seinem Partyzimmer im Keller, doch plötzlich stand er an der Küchentür und fragte mich: „ist alles soweit in Ordnung?“. Ich drehte mich um, er sah meine verweinten Augen und wusste, dass es wieder um die Finanzen ging, die uns so einschränkten.
Du hast keine Antwort erwartet, kamst auf mich zu und hast mich spontan umarmt und gesagt. „Mum, wir Hanke’s sind doch Kämpfer, wir schaffen das.“ Ich konnte mich an deiner Schulter ausweinen, du warst so zierlich, schlank und leicht und in diesem Moment für mich der Fels in der Brandung, der starke große Baum, der mich festhält …. Ich danke dir so sehr für deine Geduld mit mir, für deine Liebe, deine bedingungslose Liebe, dein Verständnis für unser nicht leichtes Leben, deine Hilfe. Ein dicker Kuss auf deine Wange, meine geliebter Sohn.
Bei Umarmungen verschmelzen die Energie-Auren beider Menschen, Gefühlsparameter werden ausgetauscht, angenommen bzw. gegeben. Oftmals schließt man noch die Augen, um noch intensiver spüren zu können. Ich spürte Timos tiefe Liebe, sein Verständnis aber auch Hilflosigkeit, weil er mir nicht anders helfen konnte. Auch wenn ich stets versucht habe, meine finanziellen Probleme – verursacht durch eine ehemalige Freundin – aus der Familie herauszunehmen, doch das ist nicht machbar, wenn man so nah beisammen wohnt. Und Timo konnte ich nie was vorspielen, er kannte mich und ich ihn.
Die Zeit läuft ab, gleich wirst du deine Freunde verabschieden, die auch so gerne noch dageblieben wären. Einige deiner Freunde kenne ich bereits seit Kindergartenalter, kleine „Ein-Meter-Läufer“ und nun sind sie so groß geworden. Ich freute mich immer, sie bei uns zu sehen, spontane Feiern im Garten, Grillen oder Übernachtungen auf dem Trampolin … alles war möglich bei mir. Ich wurde selbst wieder zum Kind und durfte meine nicht gerade harmonisch verlaufende Kindheit dadurch heilen.
Du hast dich auch stets um deine Oma gekümmert, sie oft besucht, sie wohnt ja neben dem Gymnasium. Ihr hattet eine besondere Verbindung, vielleicht auch, weil ihr beide den gleichen Geburtstag hattet. Leider ist mir die Freundschaft zu meiner Ex-Schwiegermutter nicht geblieben, warum auch immer, ich frage nicht mehr danach. Eine Scheidung bringt auch Opfer. Es geht im Leben um Verzeihen und Vergebung. Wenn man das schafft, kann ein neuer Weg beginnen, gleich welche Verletzungen oder Geschehnisse schmerzhaft zuvor waren. Doch das ist die Kunst des Herzens, die nicht jeder hat. Ich mag meine Ex-Schwiegermutter dennoch gerne, sie ist eine gute Seele.
Gleich wirst du aus deinem Zimmer kommen, ich höre deine Schritte die Treppe hinunter laufen, sie waren besonders, diese Schritte, ich wusste immer, wer von euch beiden vom Obergeschoss herunterlief. Ob Robin oder du, jeder hat seine besondere Art zu laufen.
Eine letzte Umarmung, die ich mir besonders herausnehmen darf an meinem WWW-Tag. Ich genieße erneut und werde es tief in meinem Herzen verankern, dort ist alles sicher abgespeichert, nichts kann verloren gehen.
Gleich wirst du wegfahren, ich beobachte dich noch einmal ganz besonders und intensiv, denn dann muss ich zurückkehren in die Gegenwart, in das Hier und Jetzt. Dann ist mein Ausflug in die Vergangenheit vorbei.
An dieser Stelle danke ich deinen Freunden, deinen engen Freunden für diese wunderbaren Jahre, die sie dich begleiteten, dir Freude brachten. Du hattest einen großen Freundeskreis, sie alle vermissen dich, du wirst immer in ihren Herzen sein. Und ich denke, dass du auch ab und zu bei ihren Feiern dabei bist, dich erfreust, dass sie wieder lachen und ihr Leben in den Griff bekommen haben. Es war für sie sicherlich ein einschneidendes heftiges schmerzendes Ereignis, dich zu verlieren auf diese tragische Art und Weise. Und wenn es einem deiner Freunde schlecht geht, sollen sie wissen, dass du immer für sie da bist, so wie du es zu Lebzeiten gewesen bist. Immer für sie da, sie brauchen dich nur in Gedanken zu rufen, dann bist du zur Stelle, dessen bin ich mir sicher.
Ich danke euch, liebe Freunde und irgendwie zählte ich euch auch zu meinen „Jungs“, denn ihr wart immer willkommen in meinem Haus und auch jetzt noch. Ihr habt mich nach dem 3.11.13 immer wieder besucht, mich versucht abzulenken, mir heitere Storys mit Timo erzählt, mich zum Lachen gebracht. Ihr seid wundervolle Freunde mit einem großen Herz. Ich durfte euch mit aufwachsen sehen, ich lernte euch als „Ein-Meter-Läufer“ kennen, als Kindergartenkinder und nun seit ihr erwachsen und sehr groß, geht eure Wege, was wichtig für euch ist und seid gewiss, Timo ist immer bei euch, ihr wart seine große Familie, dafür danke ich euch sehr.
Herzlichen Dank: an Jan, Simon, Hendrik, Matze, Mützi, Michi, Max, Mobbel, Kito, Jakob, Steffen, Basti, Philipp, Lars, Lukas, Manu, Josef, Robin, Anna, Clarissa, Sophie, Laura, Farina, Mon. Ich kann sie alle gar nicht aufzählen, unendlich viele Freunde, wahre Freunde. Ihr seid gerne willkommen – wann immer euch danach ist, ich freue mich auf euch.
Meine liebe Moni, lieber Volker, Sabrina und Sandra, mir sind nur wenige Freunde geblieben, die mich verstehen, meine Trauer-Achterbahnfahrten und Tränentalwanderungen akzeptieren, mich so annehmen, wie ich eben jetzt bin. Deswegen ist für mich sehr wichtig, hier an dieser Stelle meine tiefe Dankbarkeit auszusprechen. Ihr seid immer für mich da, bewegt euch im Hintergrund, wenn ich mich in mein Schneckenhaus zurückziehe, darauf wartend, dass ich mich wieder melde. Das ist wahre Freundschaft.
Meine weitere Moni, meine Wunsch-Schwester, danke dir für deine langjährige Freundschaft, die bereits „Silberhochzeit“ feiern darf. Du bist für mich da, wenn ich um „Hilfe“ rufe, lässt alles Stehen und Liegen, schwingst dich ins Auto und kommst gefahren. Ich bin dir so dankbar dafür. Auch deine große Tochter Svenja steht mir bei, jetzt selbst Mutter von Moritz. Lieben Dank ebenso an Andi und Julia.
Meine Ex-Schwägerin, Regine, als meine langjährige beste Freundin, ich danke dir für die stundenlangen Telefonate, lösungsbringende Ideen und deine Geduld, dass ich mich nach dem Tod von deinem Neffen Timo kaum gemeldet habe, du es aber verstanden hast. Danke dir. Lieben Dank an deine Jungs, meine Neffen, Michael und Robert und meinem Ex-Schwager Armin. Ihr habt mich und Robin aufgefangen, als Weihnachten nahte, nach Timos Tod. Völlig desorientiert, in unserer Trauer versteift, habt ihr uns zu euch nach Berlin eingeladen, um dort Weihnachten zu „feiern“. Völlig selbstverständlich und mit so voller Liebe habt ihr uns empfangen und mittlerweile feierten wir das dritte Mal bei euch in Berlin. In dieser gefühlsintensiven Weihnachtszeit habt ihr uns aufgegangen, das Signal gegeben „Ihr seid nicht allein, wir sind für euch da“. Dafür danke ich euch aus tiefstem Herzen.
Durch mein Schicksal, mich nun als verwaiste Mutter betiteln zu müssen, habe ich auch Freundschaften mit Marion, Brigitte, Sonja, Christine, Marianne, Jeanette, Gabriele geschlossen, die ebenfalls in dieser schweren Lage sich befinden, ein Kind verloren zu haben.
Liebe Sonja, du hast ein besonderes Schicksal: am 19.3.2012 ging deine Mama ins Licht, am 21.3.2013 deine wunderbare hübsche Tochter Yeliz und am 20.3.2014 dein Mann. Welch ein grausames Schicksal, das macht mich sprachlos und dennoch freust du dich, wenn ich dich nur umarme, wir verstehen uns auch so. Du und dein Mann Bernd haben mir noch im Februar 2014 mit am Umzug in die Drei-Zimmer-Wohnung geholfen. Bernd fuhr den Anhänger, den Timo zuvor 2013 beim letzten Umzug fuhr. Bernd übernahm sozusagen den Part von Timo. Dass auch er kurz danach ins Licht geht, war auch für mich ein Schock, denn der Anruf über seinen Unfall kam gerade in dem Moment, wo wir beide auf meinem Balkon saßen, die ersten Frühlingssonnenstrahlen genossen und uns darüber СКАЧАТЬ