Название: Besucher aus der Spiegelwelt
Автор: Gottfried Bonn
Издательство: Bookwire
Жанр: Зарубежная психология
isbn: 9783737588980
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Abb. 5: Medusa - Foto: Gottfried Bonn
Zumindest zog ihr betörender Körper den griechischen Gott Poseidon an, welcher sie vergewaltigte. Dabei wurde er von der Göttin Athene beobachtet, die aus lauter Zorn darüber Medusa in ein schreckliches Monstrum verwandelte. Glauben wir der griechischen Mythologie, so ward der Körper der Medusa von einem Schuppenpanzer umgeben und mit Flügeln, Eckzähnen und langer Zunge ausgestattet. Darüber hinaus sollen ihre Augen glühend gewesen sein. Ein weiteres herausragendes Merkmal, welches das Haupt der Medusa bis heute in der Kunst ziert, sind selbstverständlich ihre Schlangenhaare. Für unsere Belange von besonderem Interesse ist jedoch Medusas Fähigkeit ihre Feinde, nachdem diese sie anblickten, zu Stein erstarren zu lassen. Perseus, ebenfalls ein griechischer Halbgott, wusste jedoch, wie man den tödlichen Blick der Medusa umlenken konnte. Von Polydektes erhielt er vorher den Auftrag, die Medusa zu köpfen. Diese Gefälligkeit erbat der gerissene Polydektes jedoch nicht ohne Hintergedanken. Da er in Danae verliebt war, eine Göttin, nach welcher sich auch Perseus Herz sehnte, ging er davon aus, dass Perseus die Begegnung mit Medusa, wie so viele bereits vor ihm, mit seinem Leben bezahlen würde. Dabei hatte er jedoch die Rechnung ohne den Wirt bzw. die Wirtin gemacht. Pallas Athene stattete Perseus nämlich mit einem Spiegel aus. Des weiteren erhielt er von Nymphen eine Tarnkappe und wusste mit Hilfe von Flügelschuhen, welche der Götterbote Hermes ihm vermachte, sogar zu fliegen.
Mit all dieser antiken High-Tech, pardon Magie, ausgestattet, war es für Perseus kein Problem mehr, Medusa ausfindig zu machen. Nachdem er sich, durch die Tarnkappe unsichtbar geworden, unbemerkt an die schlafenden Gorgonen heranschleichen konnte, verhalf ihm der Spiegel schließlich dazu, Medusa mit seinem Schwert zu enthaupten 8. Was war das jedoch für ein merkwürdiger Spiegel, welcher dazu in der Lage war, den Blick der Medusa zu spiegeln bzw. so umzulenken, dass dieser seine tödliche Wirkung auf Perseus nicht mehr entfalten konnte? Auch die Gorgone selbst und vor allem ihre glühenden Augen und Flügel sind äußerst mysteriös. Handelt es sich bei der Beschreibung ihres Aussehens lediglich um Ausschmückungen missverstandener, möglicherweise außerirdischer Technologie? Waren ihre Augen, welche alle, die sie anschauten, zu Stein erstarren ließen, vielleicht eine Art von unseren Vorfahren fehlgedeutete, lähmende Strahlenwaffe, die Angreifer zur Bewegungslosigkeit verurteilte? Für die Hypothese außerirdischer Besucher relevant sind jedoch auch in jedem Fall ihre Flügel und dass, nachdem Perseus sie köpfte, ein ebenfalls geflügeltes Pferd namens Pegasos aus ihrem Haupt entsprang.
Abb. 7: Perseus und Pegasos, Foto: Gottfried Bonn
Dieses verwendete dann Perseus auch sofort für seine Flucht. Der abgetrennte Kopf der Medusa sollte ihm als Waffe in weiteren Kämpfen gute Dienste leisten. War Pegasos ein extraterrestrisches Fluggerät und auch die Medusa und ihr abgetrennter Kopf in Wahrheit mythologisch umschriebene High-Tech fremder Wesen aus dem All oder aus multidimensionalen Realitäten? Wir wissen es nicht.
Auch ein anderes geflügeltes Monster der Antike und des Mittelalters, der sogenannte „Basilisk“, soll laut mittelalterlichen Darstellungen einen versteinernden Blick besessen haben, welcher ebenfalls nur durch einen Metall-Spiegel zu besiegen oder außer Gefecht zu setzen war. Im Gegensatz zur Medusa wendete sich der Blick des Basilisken dabei jedoch gegen sich selbst, wobei er versteinerte. Wurde hier ein tatsächlich lebendes, drachenähnliches Reptil beschrieben, oder war auch der Basilisk lediglich die Umschreibung einer missverstandenen extraterrestrischen Technologie? Und wieder lesen wir von einem Spiegel, welcher als Waffe gegen das Monster eingesetzt wurde 9.
Verborgene Realität in der Symmetrie?
Auch heute, im Zeitalter der High-Tech und der Aufklärung, hat die Mystik des Spiegels nichts von ihrer Faszination verloren. Waren es im Mittelalter noch spiegelnde Kristall-Kugeln, welche einen Blick ins Jenseits erlauben sollten, bedient man sich heute, um die Existenz einer scheinbar überirdischen Realität sichtbar zu machen, digitaler Kameras und ausgeklügelter Effekt-Techniken. Merkwürdig in diesem Zusammenhang ist jedoch eine mehr oder weniger neue Art des Fotografierens, bei welcher Natur- und Gebäudefotos oder sogar Aufnahmen von Planeten-Oberflächen bzw. Galaxien mittels spezieller Foto-Software gespiegelt werden. Nach dieser Spiegelung vermeint der Betrachter in den dabei entstandenen Symmetrien plötzlich seltsame fremde Gestalten, Formen oder auch Gesichter zu erkennen. Was passiert hier? Spielt uns bei jenen Bildern die menschliche Phantasie etwas vor? Skeptiker nennen jenes Phänomen Pareidolie. Es handelt sich dabei um eine Fähigkeit des Gehirns, in zusammenhanglosen, zufällig entstandenen Mustern sinnvolle Strukturen zu erkennen.
Dabei würde sich das Unterbewusstsein an vertrauten Mustern orientieren und seine Interpretation diesen angleichen. Natürlich wird die Pareidolie, wie so vieles, auf die evolutive Entwicklung des Menschen zurückgeführt, welcher in der Frühzeit darauf konditioniert sein musste, beispielsweise verborgene „Personen und Gesichter“ zu erkennen 10. Im Falle der Spiegelfotografien würde man es sich jedoch etwas zu einfach machen, auf diese Bilder lediglich die Theorie der Pareidolie anzuwenden. Denn seltsam ist, dass bei den mittels Spiegelung entstandenen, auf Symmetrien basierenden Natur-Fotos die meisten Menschen immer wieder Wesen erkennen, welche uns vorkommen wie Engel, Elfen oder Baumgeister aus der Mythologie. Wobei innerhalb der gespiegelten Motive immer wieder Symmetrien in der Natur für unser Bewusstsein eine sinnvolle Form ergeben. Es ist nach meinem Dafürhalten deshalb sogar ein kardinaler Trugschluss der materialistisch denkenden Mainstream-Wissenschaft, die Interpretations- Fähigkeit des Bewusstseins von den Formen der materiellen Welt zu trennen.
Abb. 8: Gespiegelte Wolke mit Engelhafter Gestalt. Foto: Gottfried Bonn
So wie ich es sehe, sind bewusste Beobachtung und materielle Schöpfung eins. Der Mensch vergas jedoch im Verlaufe seiner langen Evolution möglicherweise, wie er schöpferisch in die Vorgänge der materiellen Welt eingebunden ist. Er hat sich, mittels seines Verstandes, als vom Rest des Universums getrenntes Subjekt gesehen und dadurch die Natur eines jeglichen spirituellen, ihr innewohnenden Zaubers bzw. ihrer Sinnhaftigkeit beraubt. Durch die Trennung von Subjekt und Objekt wurde die Natur als seelenlose Maschinerie dargestellt, welche am ehesten wie eine Art maschinelles Uhrwerk funktioniert. In einer derartigen Maschinerie ist jedoch kein Platz für Spontanität und ein organisches und beseeltes Eigenleben. Das Gegenteil scheint jedoch der Fall zu sein, nämlich das die Natur ein organisches, sich immerzu wandelndes und weiterentwickelndes Ganzes ist. Ein Ganzes, welches aus einem immanenten, in sich selbst vorhandenen Spirit agiert. Jener der Materie selbst zu Grunde liegende Geist formt möglicherweise aus den Symmetrien der Natur heraus durch schöpferische Imagination erst die Formen. Vielleicht müsste man sogar so weit gehen zu sagen, dass Materie nichts weiter als verdichteter Geist ist, nämlich Seele, die sich aus dem unvorhersehbaren Chaos heraus in die Form der Materie spielerisch hinein träumt und ihre für den bewussten Betrachter sinnvolle Gestalt damit gleichzeitig seit Urzeiten erschafft. Eine Vorstellung welche frappierend an die Traumzeit der australischen Aborigines erinnert, in welcher die Götter dieses mystischen Zeitalters Landschaften erschufen, indem sie sich in diese hinein träumten. Wobei jener kreative, wandlungsfähige Prozess wahrscheinlich niemals enden wird.