Faktor Mensch. Tanja Kewes
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Название: Faktor Mensch

Автор: Tanja Kewes

Издательство: Bookwire

Жанр: Сделай Сам

Серия:

isbn: 9783844240924

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СКАЧАТЬ finden sich nicht in den Führungsetagen wieder. Das Geld, das die Gesellschaft für die Bildung dieser Frauen ausgegeben hat, ist damit schlecht investiert.

      Dass unsere Welt so einfältig bleibt, wie es Thomas Sattelberger, der politisch denkende Primus unter den Personalchefs (Continental, Deutsche Telekom), mit seinem Statement „Karrieren werden beim Pinkeln gemacht!" auf den Punkt gebracht hat, kann nicht unser Ziel sein. Denn diese Aussage bezeichnet ja nicht nur die deutsche Männer AG. Darin kommt auch zum Ausdruck, dass es keine langfristige Personalstrategie gibt, sondern nur beiläufiges Handeln und intuitiven Aktionismus. So lösen wir den Fachkräftemangel bestimmt nicht.

      Und, ach ja, der natürliche Lebensraum der Pinguine ist die Antarktis.

       Erschienen am 17.06.2011 im Handelsblatt

      2. Kommunikation über alles

      Seid ihr auch alle da? Jaa, leider ...

       Ob bei Facebook, via Twitter oder im Zug: Ich quatsche, also bin ich.

I

      m Kasperletheater fragt das Kasperle: „Seid ihr auch alle da?" Und wenn sein Auditorium mit lautem „Jaa!" antwortet, legt er los. Er schimpft und schunkelt mit Gretel, streitet mit der Ordnungsmacht, dem Polizisten, kämpft mit dem Bösen, dem Krokodil. Das Kasperle ist eine plappernde Witzfigur, die eigentlich genug mit sich selbst beschäftigt ist, zugleich aber auch ein großes Mitteilungsbedürfnis hat und um die Bühne weiß, auf der er sich bewegt.

      Das Kasperle – das sind wir. Es gilt: Ich quatsche, also bin ich. Je mehr andere Kollegen, Freunde oder Fremde uns dabei zuhören, -schauen oder lesen, desto besser, wichtiger fühlen wir uns. Es geht selten um Elementares, meist um Banales und allzu Persönliches. Ja, und schlimmer noch als das Kasperle, das fremdgesteuert ist und nicht aus seiner Holz- und Filzfasson herauskann, machen wir das alles aus freiem Willen, zeigen dabei auch noch Haut, Haare und Innereien und wechseln die Kostüme.

      Unser täglich Kasperletheater gib uns heute, das denke ich zumindest bei Facebook, Twitter und häufig leider auch an Nichtorten wie im Zug oder am Flughafen. Es geht zu wie im Kasperletheater – nur (leider) mit vielen Kasperles.

      Über eine Milliarde Menschen sind bei Facebook aktiv. Befindlichkeiten und Gefühligkeiten, Besserwisserei, Urlaubsfotos und Restauranttipps, Vorlieben und Ex-Liebschaften, Problemzonen, das Wetter von Tokio bis Paris – es wird gepostet, geplappert und gesmilt, Daumen hoch, Daumen runter, gefällt mir, gefällt mir nicht, sieben Tage die Woche, 24 Stunden lang, an Tagen wie diesen und jenen, ohne Unterlass, was die Tastatur, der Touchscreen hergibt.

      Auch bei Twitter kehrt nie die stille Dunkelheit der realen Nacht ein. Ob Nobelpreisträger, Sternchen, Topmanager oder Regierungsmitglieder, ganz egal, sie alle teilen ihr Leben mit zigtausend anderen. Sie schwärmen, sie dichten, sie fragen. Die Mitteilungswut ist fantastisch. „Die Sonne scheint, mir geht es gut! Und wo bist du?" „Ich stehe im Stau und schwitze wie 'ne Sau." „Soll ich den Job machen - oder nicht?" „Wie mache ich Spaghetti-Bolo(gnese) ohne Fertigtüte?" „Elendes Fett. Habe es dieses Jahr wieder nicht geschafft, in Bikiniform zu kommen."

      Heute will ich mir an vielen Orten und bei vielen Gelegenheiten die Ohren zuhalten.

      Im Internet ja sowieso, aber auch in der realen Welt, im Zug und am Flughafen. Aufgrund der beschränkten Möglichkeiten, wegzuhören oder -zulaufen, schwappt die Nonsens-Welle über einen hinüber. Es bleibt nur noch Fremdschämen bei so viel Mitteilungsbedürfnis: Der eine erzählt, dass seine neuen Schuhe zu Schweißfüßen führen, die andere lästert über ihre Chefin, der Dritte schwärmt von der jüngsten Sause auf Firmenkosten, die Vierte gibt Abspeck-Tipps und erklärt Spesen-Tricks. Da denken nicht nur Vielreisende: Ein Königreich für Ohrstöpsel.

      In den Feuilletons wird wegen Internet und Piratenpartei in geübter Tradition über den „Tod des Autors" diskutiert. Meines Erachtens geht es eher um den Verlust des Inhalts. Das Kasperle'sche Geplapper ist allüberall. Und der Nonsens wird nicht geflüstert, sondern mit dem Internet wie mit einem Megafon in die Welt geschrien.

       Erschienen am 01.06.2012 im Handelsblatt

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