Название: re:publica Reader 2015 – Sammelband
Автор: re:publica GmbH
Издательство: Bookwire
Жанр: Математика
isbn: 9783737545129
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Mit denen hatte nämlich alles begonnen. Bei einer Konferenz des Umweltministeriums, zu der auch Journalisten geladen waren, debattierten im November 2014 szenebekannte Blogger über Umwelt- und Klimaschutz. In Kurzclips erklärten sie im Anschluss, warum sie über Nachhaltigkeit schreiben. Es folgten Wandprojektionen im öffentlichen Raum, eine Socken-Verschenk-Aktion am Berliner Alexanderplatz, ein Twitter-Interview und vor allem: drei neckische Web-Spots mit einem Appell zum Klimaschutz. Besonders für Aufsehen sorgte die Szene eines jungen Mädchens, das seine Eltern nachts beim Sex im Wohnzimmer erwischt. Die Moral von der Geschichte: Licht aus! Das schützt vor traumatisierenden Anblicken und das Klima gleich mit.
Über 3,5 Millionen mal riefen Nutzer die Clips unter dem Hashtag #ziek bei Youtube auf. Allein die peinliche Elternszene erreichte über zwei Millionen Klicks. Sex sells, also? „Ich glaube eher, dass Überraschung sells“, sagt Julia Mussgnug von der zuständigen Kreativagentur. „Es war neu und überraschend, dass ein Ministerium so lustige Werbung macht.“ Sogar die Kanzlerin habe sie darauf angesprochen, pflichtet Hendricks bei.
Die Ministerin kannte die Videos vor der Veröffentlichung nicht, hatte aber die Drehbücher gelesen. Nur an einer Stelle bat sie darum, etwas zu ändern: „Im Zombie-Clip sollte Blut an die Fensterscheiben spritzen. Das war mir zu viel.“ Untote fressen in der Szene einen rasenmähenden Spießbürger, dessen Frau im Haus das gekippte Fenster schließt, weil seine Schreie sie beim Flötespielen stören.
Einen Shitstorm, zum Beispiel aufgrund stumpfer Werbe-Plattitüden, befürchtete Hendricks nicht. „Aber ich hatte Anfeindungen“, räumt sie ein. „Im Wesentlichen wegen der Eltern-Sexszene.“ Kinos zeigten den Spot später nicht mehr in der Kinderfilm-Zeit vor 18 Uhr. Dass auch der Mediendienst Meedia die Kampagne “peinlich” nannte und die Reaktionen auf Twitter sehr gemischt ausfielen, erwähnt die Ministerin nicht. Any publicity is good publicity, scheint die Devise dem Sprichwort gemäß zu lauten.
Ob sie auch die Fortsetzung der Kampagne - denn ja, die Werbe-Offensive soll weiter gehen - im Internet plant, lässt Hendricks offen. Das Netz biete sehr gute Möglichkeiten der schnellen Multiplikation, vor allem, um die Zielgruppe zwischen 20 und 30 Jahren zu erreichen. Sprecher Michael Schroeren sieht das ähnlich: „Jeder dieser Blogger beschäftigt sich auf irgendeine Weise mit Klimaschutz, es sind Beispiele. Und ohne Beispiele kommt man nicht voran im Klimaschutz.”
Technik
Die Augen der Maschinen
Text: Bastian Hosan @BastiHosan
Die Geschichte beginnt mit Flugzeugen. Wer sie in GoogleMaps mit großem Glück findet, merkt: Satelliten sehen die Welt mit anderen Augen als wir. Sie nehmen das fliegende Motiv in verschiedenen Farben hintereinander auf. Erst blau, dann grün, dann rot. Da sich das Flugzeug bewegt, während der Satellit die Aufnahmen macht, wirkt es, als hätte er mehrere einfarbige Flugzeuge hintereinander aufgenommen. “Rainbow-Planes”, nennt James Bridle sie und erinnert uns daran: Maschinen sehen die Welt anders. Und geschickt genutzt, verraten sie uns, was Regierungen eigentlich verheimlichen wollen.
Bridle ist Autor, Künstler und Journalist. Als Beispiel erzählt er die Geschichte eines Mannes, der in London zur Welt kam. Er ist britischer Staatsbürger. Seine Eltern hingegen stammen aus Ägypten. Der Mann surft im Netz, gerät unter Beobachtung des Geheimdienstes und verliert seine Staatsbürgerschaft. “Er verliert sein Geburtsrecht, britischer Staatsbürger zu sein; durch das Internet”, sagt Bridle. Er vergleicht das Schicksal des Mannes mit der Methode, wie Firmen auf Internetseiten Werbung platzieren. Spuren, die wir im Netz hinterlassen, nutzen Geheimdienste, um sich ein Bild von uns zu machen. In diesem Fall führte es dazu, dass der Mann in einem gecharterten Flugzeug abgeschoben wird. “Er starb dann bei einem US-Drohnenangriff in Somalia”, sagt Bridle.
Bridle verdeutlicht seine Methode an einem einfachen Beispiel: Es ist schwer ein Flugzeug, das es offiziell nicht gibt, aufzuspüren. Bei Gebäuden ist das einfacher. Dürfen wir deren Inneres nicht sehen, zeigt er es uns. Er nimmt sich die Baupläne und macht eine Animation. Virtuell sehen wir verborgene Orte - durch die Augen der Maschinen.
Bei den Flugzeugen geht das ähnlich. Plane-Spotter fotografieren die Flugzeuge und sammeln die Bilder in Datenbanken. Per GPS lassen sich die Flüge verfolgen. Die Maschinen machen es möglich, dass ein Geheimnis nicht länger geheim ist. “Wir können viel mehr Wissen zu Tage fördern und auslesen.” Oft eben auch solches, das die Regierungen vor uns verbergen. Oft seien die genutzten Flugzeuge normale Linienflugzeuge. Erst bringen sie Leute in den Urlaub, dann bringen sie Leute, wie im Fall des Briten, in den Tod. “Sie nutzen die vorhandene Infrastruktur dafür”, sagt Bridle. In einer Welt, in der Menschen so behandelt werden, “läuft etwas fundamental schief.”
Als Sinnbild für den Widerstand stehen die “Rainbow-Planes”. Bridle weist daraufhin und macht die Flugzeuge in mehreren seiner Kunstwerke sichtbar.
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