Das Gorilla-Prinzip. Hans-Jürgen Breuer
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Название: Das Gorilla-Prinzip

Автор: Hans-Jürgen Breuer

Издательство: Bookwire

Жанр: Сделай Сам

Серия:

isbn: 9783737517287

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СКАЧАТЬ systemische Betrachtungsweise folgt einem biologischen Prinzip, das ganz allgemein in der Natur verbreitet ist. Das Darwinsche Prinzip „survival of the fittest“, das Überleben der am besten angepassten Spezies, sichert ein Überleben des Einzelnen und damit auch ein Überleben der jeweiligen Population. Um dieses Prinzip zu verwirklichen, gibt es innerhalb einer Gemeinschaft von Lebewesen ein klares Ranking: So hat jede Tierherde ihr Alpha-Tier: In der Regel ist es das stärkste, klügste und fortschrittlichste Tier. In erbittert ausgefochtenen Rivalenkämpfen setzt sich dieses Tier an die Spitze einer Herde und führt diese so lange, wie seine Überlegenheit und Kraft andauert und es irgendwann einem stärkeren Tier weichen muss.

      Diese systemischen Prinzipien, denen auch wir Menschen unterworfen sind, sind von Biologen in unterschiedlichen Tierpopulationen beobachtet worden. Der Mensch verhält sich am ähnlichsten den Verhaltensmustern, die auch bei anderen Primaten vorherrschen. Insofern kann man das systemische Prinzip in der Lebensform des Menschen auch das Gorilla-Prinzip nennen, weil eine Gorilla- oder Schimpansen-Herde im Prinzip genauso funktioniert wie die soziale Ordnung und die Abläufe in Unternehmen.

      „Nie werde ich meine erste Begegnung mit den Gorillas vergessen. Geräusch kam vor Sicht, und vor dem Geräusch kam noch der Geruch in Form einer umwerfenden Mischung aus moschusartigem Stall- und Menschenduft. Plötzlich war die Luft erfüllt von einer Reihe schriller Schreie, gefolgt von dem rhythmischen Rondo scharfen Pok-pok-Brustgetrommels eines großen, männlichen Silberrückens 2, der von einer schier undurchdringlichen Pflanzenmauer verdeckt war.“ 3 „Wir lugten durch das Dickicht und konnten eine ebenso neugierige Phalanx schwarzer, ledergesichtiger, haarbeschopfter Menschenaffen sehen, die auf uns zurückstarrten. Ihre klaren Augen bewegten sich unruhig unter starken Brauen, als ob sie uns einordnen wollten als vertraute Freunde oder mögliche Feinde. ... Hin und wieder richtete sich der ranghöchste Mann auf zum Brusttrommeln, mit dem er uns einzuschüchtern versuchte. Der Klang hallte durch den ganzen Wald wider und rief ein ähnliches, wenngleich weniger großartiges Imponiergehabe bei den Gorillas hervor, die sich um ihn scharten. ... Wie im Wetteifer um unsere Aufmerksamkeit vollführten einige Tiere eine Reihe von Tätigkeiten wie Gähnen, symbolische Nahrungsaufnahme, Zerbrechen von Zweigen oder Brusttrommeln. Nach jeder Darbietung blickten die Gorillas fragend auf uns, als ob sie die Wirkung ihrer Vorstellung feststellen wollten.“ 4

      In jeder Population von Lebewesen gibt es eine klare Rangordnung: Das Alpha-Tier steht an der Spitze und hat die meisten Rechte. „Es ist ein großartiger Anblick, wenn massige Silberrücken auf der Suche nach den kleinen Delikatessen behutsam in die höchsten Äste stiegen. Dank ihres hohen Ranges haben sie die erste Wahl, während die rangtieferen Tiere am Boden warten, bis die Patriarchen hernieder steigen und sie an der Reihe sind.“ 5 Die rangtieferen Tiere müssen sich in diese Rangordnung einfügen und können drohende Gefahren bei Überschreitung ihrer Kompetenzen am besten durch eine vertiefte Demutshaltung abwehren: Hunde werfen sich auf den Rücken und bieten dem überlegenen Tier die Kehle. Ein Mensch, der mit einem nur scheinbar gefährlichen Gorilla zusammentrifft, kann sich auf diese Art und Weise schützen: „Der Angriff einer Gorilla-Gruppe ist sehr schwer zu beschreiben. Wie bei den anderen Angriffen auf mich waren die Schreie so ohrenbetäubend, daß ich nicht wußte, aus welcher Richtung sie stammten. ... Als der dominante Silberrücken mich erkannte, bremste er etwa einen Meter vor mir ab, woraufhin die vier nachfolgenden Männer sofort ungeschickt auf ihm landeten. In diesem Augenblick sank ich langsam zu Boden, um so unterwürfig wie möglich zu erscheinen.“ 6

      Die Rangordnung wird über Rivalenkämpfe erstellt. Ein solcher Kampf findet ceteris paribus aber nur dann statt, wenn die Kräfteverhältnisse so beschaffen sind, dass der Angreifer auch tatsächlich gewinnen kann; sonst zieht er sich wieder in sichere Entfernung zurück.

      „Schließlich hielt Onkel Bert es nicht mehr aus. Auf den Hinterbeinen stehend, trommelte er auf seinem Brustkorb und klatschte laut auf die Pflanzen zwischen sich und Beethoven. Das war zuviel für den älteren Mann, der bis dahin ein Muster an Duldsamkeit gewesen war. Mit zornigen Schreien stürzte er sich auf Onkel Bert. Der junge Silberrücken floh schmählich bergab, der Rest seiner Gruppe mit hysterischem Geschrei hinter ihm her. Anstatt ihn zu verfolgen, stand Beethoven nur da und blickte verachtungsvoll den verwirrten Angehörigen der Gruppe 4 nach. Knapp 20 Meter weiter unten blieb Onkel Bert stehen. Zweifellos gab ihm der größere Abstand mehr Sicherheit, und er nahm sein Imponiergehabe wieder auf mit Brusttrommeln, Heulgesängen und Rennen durchs Gebüsch.“ 7

      Weil es ein klares Ranking in jeder Gruppe gibt, wird es als Rolle daher nicht nur den Anführer-Typus, sondern auch das Schlusslicht der Gruppe geben: das Omega-Tier.

      „Beethoven zeigte sich als einziger in Gruppe 5 besorgt um das junge Weibchen. Er verlangsamte die Geschwindigkeit der Fortbewegung und der Futtersuche, so daß sie mitkam, und er verteidigte sie gegen die zunehmenden Mißhandlungen durch Gruppenmitglieder. Je schwächer sie wurde, desto häufiger war sie das Ziel von Rempeleien, Tritten und Angrunzereien.“ 8

      Ihnen werden gewisse Analogien aufgefallen sein:

       Wenn sich eine Herde von Menschen nähert, hören wir zunächst deren Gerede, was in einer Gruppe meistens besonders laut ausgeprägt ist. Ein Geschnatter wie in einem Affenzirkus, ein Wort, das in die Umgangssprache eingeflossen ist und auch noch eine andere inhaltliche Bedeutung transportiert, die Ihnen bestens bekannt sein dürfte. Wenn Affen aufgeregt sind und nicht weiter wissen, dann fangen sie ein lautes Geschnatter an. – Manager sind ähnlich. Wenn sie unklar sind, dann fängt ein großes Gerede an. Je mehr Emotionen eine Rolle spielen und je unklarer die Gedanken sind, umso lauter ist das „Geschnatter“ der Manager und um so länger dauern die Sitzungen Eine Ausnahme, die Sie sehr oft beobachten können: im Fahrstuhl. Hier erstirbt nahezu jedes Gespräch sofort, weil der Sicherheitsabstand zu gering ist.

       Und nicht nur für Frauen gilt, dass ihnen der Duft von Parfüms vorauseilt.

       Das Nachahmungsverhalten imitiert immer die Vorgaben des Alpha-Tiers. Wie ausgeprägt ist in Unternehmen die Kultur, sich am Verhalten des TOP-Managements zu orientieren! Hierbei werden natürlich nicht nur sinnstiftende Verhaltensweisen kopiert, sondern leider auch völlig unsinnige.

       Das Brusttrommeln findet man, außer von Johnny Weismüller in seinen Tarzan-Filmen beeindruckend vorgeführt, in der Welt des Managements nur in abgeleiteter Form wieder. Das Brusttrommeln macht deutlich, dass man groß, stark und mächtig ist und hebt den Brustkorb deutlich hervor. Der Kleidungsstil im Management unterstreicht dies ebenso durch uniformenhafte Sakkos und auffällig-unauffällige Krawatten, während bei den Militärs die wirklichen Uniformen und die mit zahlreichen Orden geschmückte Brust dem Gorilla-Prinzip in seiner urwüchsigen Form noch etwas näher stehen.

       Beim Essverhalten transformiert sich das Gorilla-Prinzip in die Kantine für alle und die besonderen Speisesäle, die dem TOP-Management vorbehalten sind und häufig von einem Edel-Koch bewirtschaftet werden. Die Spesenbudgets sprechen dieselbe Sprache.

       Die Demutshaltung wird heute in westlichen Regionen in verschiedenen Formen praktiziert: zum Beispiel durch ein Verneigen bei der Begrüßung. In anderen Kulturkreisen (Japan), bei Hofe oder in der Kirche (die tiefe Verneigung und der Handkuss) ist dieses Ritual der Demutshaltung durchaus noch wesentlich stärker ausgeprägt. Und es gibt zahlreiche Varianten davon in Unternehmen, die Ihnen alle sicherlich bestens bekannt sind. Auch die Umgangssprache hat diese Demutshaltung übernommen: sich mit eingezogenem Kopf davonschleichen.

       Das Imponiergehabe bei Gorillas und Menschen ist im Grundsatz identisch. Die Menschen haben hierfür eine Unmenge von Statussymbolen erfunden, auf die leider in vielen Unternehmen peinlichst genau geachtet wird: Wie groß ist mein Büro? Auf welcher Etage befindet es sich? Wie viele Fenster (Achsen) hat meine Büroflucht? Wie viele Sekretärinnen schmücken mich? Bekomme ich einen Dienstwagen? 9 Sie können СКАЧАТЬ