Ein philosophischer Streifzug durch die Jahrtausende. Markus Orians
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Название: Ein philosophischer Streifzug durch die Jahrtausende

Автор: Markus Orians

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия:

isbn: 9783847628446

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СКАЧАТЬ der Zenmeister erwiderte: So wie diese Tasse, sind auch sie voll mit ihren Meinungen und Spekulationen. Wie kann ich ihnen da Zen zeigen?

      Eine Methode, um die „eigene Tasse“ zu leeren ist das „Koan“. Z.B. Höre das Klatschen der einen Hand.

      Diese Aufgabe verstört so einen rationalen Denker auf Tiefste. Das Klatschen der einen Hand kann man natürlich nicht hören. Die Aufgabe ist also nicht über den Verstand lösbar. Sie ist ein Widerspruch in sich selbst, ein Paradoxon. Trotz-dem hat man nur eine Chance, das Koan zu „verstehen,“ zu begreifen und zu lösen, wenn man konsequent den Verstand und die Vernunft an dieser Aufgabe abarbeitet. Das heißt langsam aber sicher kommt durch eine ernsthafte Auseinandersetzung der Verstand an seine Grenze und zur Ruhe. Bis er ganz zur Ruhe gekommen ist. Der Meister lässt einem mit dieser Aufgabe über längere Zeit alleine „brüten“ und fragt den Schüler immer wieder nach seiner gefundenen Antwort. Solange der Schüler auf der rationalen Ebene antwortet, wird er immer wieder weggeschickt. Bis der Schüler eine andere Lösung, jenseits des Rationalen, einen ganzheitlichen Weg, jenseits des Verstandes, vielleicht findet.

      Es geht hier also um ein anderes geistiges Wissen als wir das in unserer rationalen Welt kennen. Auf diese Weise kann man seinen Verstand leeren und dieses andere Wissen, das durch die Meditation einfließen kann, aufnehmen.

      Die traditionelle Bezeichnung für Meditation sagt Chögyam Trungpa heißt so viel wie „fried-liches Verweilen“. Man soll durch die Meditation Freundschaft mit sich selbst schließen. Der Weg ist kein Glaubensweg, sondern ein Weg der persönlichen Erfahrung. Toni Packer formuliert diese Methode konkreter. Für sie bedeutet Meditation mit unseren gewohn-heitsmäßigen Reaktionen von Angst, Begierde, Zärtlichkeit, Langeweile oder was auch immer direkt in Berührung zu kommen und sie dadurch neu zu sehen. Dies ist dann möglich, wenn ich alles was sich in Bildern oder Erinnerungen mir zeigt weder bewerte, analysiere, abwehre oder festhalte. Denken und die Ratio stoßen hier an Grenzen. Was ich denke ist sehr stark abhängig von den Erfahrungen in der individuellen Sozialisation. Hieraus entstehen Konditio-nierungen und Konzepte, die ich nicht mehr in Frage stelle, beziehungsweise habe ich genau besehen keine Wahl anders zu denken und zu handeln. Diese geistigen Prägungen hindern mich aber frei und immer wieder neu auf Situationen zu antworten und zu reagieren. In der direkten Berührung im Jetzt kann ich über das unmittelbare Empfinden zu einer neuen Einsicht gelangen.

      Die geistige Lehre im Zazen ist einfach und radikal. Sie gibt mir keine Chance, weder meine Verantwortung für mein Tun abzugeben, noch kann ich, wie dies meines Wissens alle theis-tischen Religionen tun, andere Philosophien und Religionen abwerten. Ich habe mich nur mit meinem Geist zu befassen, denn, was und wer ich bin, mache ich über meine geistigen Kräfte selbst. Der Geist ist die Quelle aller Erfahrungen. Das gesamte Leben ist eine geistige Aus-ein-ander-setzung.

      Im Wesentlichen behandelt der Buddhismus die Mechanismen von Glück und Leid. Glück, sowie auch Leid, sind im Wesentlichen eigenes geistiges Werk, ein innerer selbsterzeugter Zustand. Mit äußeren Situationen haben sie wenig zu tun. Nicht die Situationen, in die wir kommen sind das Problem, es ist unser Denken, unsere Denkmuster. Wenn ich mich ändern möchte, geht dies nur durch und über meinen Geist, mein Bewusstsein. Deshalb steht im Mittelpunkt der Meditation den Geist kennen zu lernen. Seine endlosen Gedankenschleifen wahrzunehmen, um sie irgendwann loslassen zu können. Gedankenschleifen mit Wertun-gen, Plänen, Entschuldigungen, Abwehren, Angriffen, Überheblichkeiten... Dieses chaotische Gedankenmuster bestimmt in hohem Maße unser Handeln. Vor allem sind es die oft unbewussten Wertungen, die unseren Alltag mitbestimmen. Fast alles, was wir mit unseren Sinnen aufnehmen, bewerten wir, ordnen es ein, etikettieren es. Das heißt, wir lassen uns gar nicht auf die Wirklichkeit, das Hier und Jetzt ein, sondern bewerten es, auf Grund von Denkmodellen, früheren Erfahrungen, Ängsten und Gewohnheiten. Bewerten heißt, es wird der Situation sofort ein Vorgefühl aufgedrückt, unter dem wir die Erfahrung mit gut oder schlecht bewerten. Oft sind wir unfähig ohne diese Gedanken und Gefühlsmuster, also relativ frei einer Situation zu begegnen. Nicht selten sind dies negative Gedanken und deshalb bin ich mit negativen Gefühlen erfüllt. Meine Bewusstheit, die sich durch meine Gedanken ausdrückt, führt mich letztendlich zu meinem individuellen Handeln. Zusammen-hänge, die wir uns selten bewusst machen aber unsere Haltung zum Leben, zum Sein in hohem Maße mitbestimmen. Man muss bestimmte Gedanken nicht denken, ich kann auch ganz bewusst Gedanken zulassen oder nicht zulassen und dafür andere Gedanken in meinen Geist aufnehmen. Das Beherrschen der Gedanken ist der Weg zum Glück, sagt der Dalai Lama.

      Der Körper hat klare Grenzen. In der Beweglichkeit, in der Kraft, im Aushalten, Durchhalten... Geistiges kennt keine Grenzen. Nur die, die wir ihm selbst auflegen. Wir setzen ihm z.B. durch unsere Denkmuster Grenzen.

      Alles, was ich sehe und wahrnehme, mache ich selbst. Es ist, als wenn ich ständig in einen Spiegel blicke. Alles, was ich sehe, bin ich, denn mein Geist erschafft meine Welt. Ich erschaffe mich selbst über meine Gedanken. Sie sind in meinem Geist entstanden und deshalb habe ich dafür die Verantwortung zu übernehmen. Nicht nur was ich sehe, sondern auch fühle und empfinde. Unser Bewusstsein schafft unsere Wirklichkeit. Alles geht von mir selbst aus. Gleichgültig, ob ich die Gefühle als angenehm oder unangenehm empfinde:

        Willst du wissen, wer du warst, dann schau wer du bist.

        Willst du wissen, wer du sein wirst, dann schau was du tust.

      Wenn alles von mir selbst ausgeht und ich dafür die Verantwortung zu übernehmen habe, dann habe ich auch grundsätzlich die Macht meine Gefühle, meine Befindlichkeiten zu steu-ern. Um damit immer besser umzugehen, brauchen wir die Meditation. In der Meditation kann ich alle geistigen Kräfte kennen und steuern lernen. Dies ist die wichtigste Methode des Buddhismus oder Zen, die zum inneren und äußeren Frieden beitragen kann. Es gibt hier nahezu unendliche Möglichkeiten mit dem Geist zu „spielen“ und dadurch immer umfassen-dere, noch schlummernde geistige Fähigkeiten in sich zu entdecken. Die nicht zu trennende Verbindung von Geist und Körper gehört ebenso zu dieser Erfahrungswelt. Wie innig das Geistige mit dem Körper verbunden ist, kann jeder feststellen. Allein der Gedanke „Wut“ mit seinen inneren Bildern mobilisiert sofort den ganzen Körper. Der Körper bekommt eine ganz andere, eine starke Spannung. Der Atem verändert sich. Aus zuvor ruhigem Atemrhythmus entsteht ein stoßartiger Atem. Der Körper versucht so tief wie möglich zu atmen, um Kraft für einen eventuellen Kampf zu bekommen. Adrenalin wird ausgeschüttet. Wenn man dabei bewusst sein kann, stellt man fest, dass man von diesem Gefühl regelrecht überrollt werden kann. Daher kommt es immer wieder vor, dass Menschen „austicken.“ Da Gefühle aber kei-ne Handlungsanweisung sind, kann ich mich jetzt hinsetzen, ruhig atmen, andere, entspan-nendere Bilder in mir entstehen lassen und sehr bald ist das Adrenalin abgebaut und die Spannung aus dem Körper wieder entwichen. Beide extremen Gefühle, Wut und Entspan-nung sind im Geist durch das Denken, durch imaginäre Gedanken entstanden und wieder verschwunden. Auf diese Weise kann ich lernen, negative Gefühle zu steuern, indem ich sie imaginär in positive verwandle.

      Ich kann mich also auch auf ein positives Gefühl, wie Liebe, Achtsamkeit oder Mitgefühl konzentrieren und dieses immer mehr durch die Kraft der Kontemplation verstärken. Ich kann lernen, die Heilkräfte des Atems, den Träger unseres Lebens zu nutzen, indem ich den Atem an Körperteile führe, die mich schmerzen, oder zu denen ich wenig Empfindungs-fähigkeit habe. Ich kann die Schmerzen über den Atem hinausführen. Ich lerne die Empfin-dungsmöglichkeiten meines Körpers zu erweitern und bekomme dadurch eine intensivere Beziehung zu meinen geistigen Kräften und zu meinem ganzen Leib.

      Wenn man über die Meditation und andere Methoden beständig sich selbst, seinen Mustern und Gewohnheiten begegnet und für sie die Verantwortung übernimmt, ist es kaum möglich fundamentalistisch, dogmatisch oder intolerant zu werden.

      Die Geistesschulung des Bewusstseins kann man über die Achtsamkeit zunehmend in den Alltag übernehmen. Nicht, dass dadurch unbedingt das Leben leichter wird. Während ich früher СКАЧАТЬ