Название: Ein philosophischer Streifzug durch die Jahrtausende
Автор: Markus Orians
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
isbn: 9783847628446
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Welches Wissen, welche Weisheit! Wir müssen uns 2500 Jahre später fragen, was haben wir ethisch, moralisch gelernt, wo stehen wir heute mit unserer demokratischen Staatsform?
Der Taoismus ist zu einer bestimmenden Kraft in der chinesischen Kultur geworden. Eine ganz andere Grundhaltung und Grundstimmung gegenüber der Natur, gegenüber sich selbst, den anderen, dem Tao. Die Grundstimmung ist weiblich, nicht herrschaftlich, nicht patriar-chalisch. Diese Art der Sensibilität, der Sanftheit und Feinheit finden wir auch immer wieder in der chinesischen Kunst.
Später kam die Lehre des Taoismus unter die Räder, denn die Texte wurden verwässert. Sie drang zwar in weite Teile des Volkes ein, wurde aber mit Aberglauben, Geisterbeschwörung und Magie gemischt und damit ihrer ethischen Kraft beraubt.
Konfuzius (551- 479) war ein Wanderphilosoph. Wanderphilosophen waren Männer, die mit der politischen und gesellschaftlichen Situation unzufrieden waren, deshalb durch die Lande reisten, Schüler unterrichteten und den Herrschern von ihren Ideen berichteten. Es war eine Zeit des Umbruchs, weil das einfache Volk durch die Kriege immer mehr in Chaos und Armut versank und des-halb auch die Herrscher über Veränderungen nachdachten. Daher machten sich die Wanderphilosophen Gedanken, wie eine perfekte Gesellschaftsordnung aussehen kann und was eine Gesellschaft insgesamt zusammenhält.
Konfuzius war der einflussreichste Philosoph in China, vielleicht sogar der einflussreichste überhaupt. Er hat die Philosophie in China fast 2500 Jahre geprägt. Konfuzius hat als Wan-derlehrer Schüler um sich gesammelt und sie belehrt. Beim Lehren gibt es keine Stammes-unterschiede. Die höchsten Ansprüche stellt der Lehrer an sich selbst. Und das höchste Ziel heißt Yen, was so viel wie Mit-Menschlichkeit bedeutet. Ein Mensch mit Yen ist herrisch, das heißt großmütig und großzügig. Das Innen und Außen stimmt mit ihm überein, denn er hat inneren Frieden und seine Mitte gefunden.
Konfuzius hat sich erstmals großen Verdienst erworben, weil er die ältesten Überlieferungen des chinesischen Kulturkreises gesammelt und für die Nachwelt bewahrt hat. Daraus sind die fünf wichtigsten Bücher für die chinesische Kultur entstanden. Das fünfte Buch wird in der Hauptsache seinem Schüler Mencius zugeschrieben.
Die 5 Bücher waren die Grundlage aller Philosophie in China:
Das Buch der Wandlungen
Das Buch der Lieder, dies sind Gesänge aus der Feudalzeit, die allegorisch (im über-tragenen Sinn oder, dass es zum Wortsinn noch einen tieferen, versteckten Sinn gibt) gedeutet wurden.
Das Buch der Urkunden, dies sind eine Sammlung von Gesetzen und anderen ge-schichtlichen Texten des Altertums mit verbundenem Kommentar.
Das Buch der Riten, das alle Vorschriften und Verhaltensweisen gegenüber den Eltern, den Lehrern, bei Hofe, beim Ahnenkult usw. beinhaltet.
Die Frühlings-und Herbstannalen dies ist die Chronik des Fürstentums Lu. Eine Art chi-nesischer Geschichtsbeschreibung.
Das wichtigste und auch das älteste ist das „Buch der Wandlungen“ oder I- King- oder I- Ging. Der Überlieferung nach stammt es von einem Kaiser, der vor ca. 5000 Jahren lebte. Es ist das älteste erhaltene Dokument philosophischen Denkens, soweit wir das wissen können. Vor der Schrift wurde alles Wichtige im Leben mündlich weitergegeben. Niemand kann wirklich wissen, wann diese Philosophie wirklich erdacht wurde. Es kann gut sein, dass die Anfänge dieses wunderbaren Werkes noch viel älter sind und über Jahrtausende mündlich weiter gegeben wurden und sich dabei nach und nach immer weiter entwickelt haben.
Kunfuzius hat dieses Wissen mit einem Kommentar zusammengefasst und herausgegeben. Den Kern des Buches bilden acht unterschiedliche Zeichen, sogenannte Triagramme. Immer drei Ebenen bilden ganze und teils durchbrochene Striche. Jedes einzelne Zeichen steht für ein bestimmtes Element aus der Natur: Himmel, Erde, See, Donner, Wind, Regen, Berg und Feuer. Jedes Element hat eine Eigenschaft, wie: Stärke, Lust, Gefahr, Willfährigkeit, Ener-gie...Damals und bis in das 20. Jahrhundert hinein herrschte in China Animismus, das heißt, die Natur wurde als beseelt angesehen. Dann gibt es noch Yin, das Weibliche, das Dunkle, Empfangende, Schwache, Passive. Yang stellt das Männliche, Helle, Starke, Aktive dar. Man darf sich die Bedeutung nicht so vorstellen, dass das Weibliche negativ gesehen wird. Eine passive Haltung, die genau wahrnimmt und aufnimmt ist in vielen Situationen sinnvoller als sofort und unvernünftig zu handeln. Die Auslegung dieses Orakels lässt viel Spielraum für den Verstand, die Vernunft und die Gefühle. Es gibt, wenn man sich einigermaßen damit auskennt wohl keine Problematik, keine konkrete Situation im Leben, ob innerhalb der Gesellschaft, in einer Beziehung oder für sich allein, die durch diese Art der Hinterfragung nicht tiefer, existenzieller und durchdringender erfasst werden kann. Die Orakel und die unzähligen Tarotkarten haben wahrscheinlich hier ihren Fundus.
Das Buch der Wandlungen kam in unseren Kulturkreis durch die Feministinnen in den 70er und 80er Jahren. Die Sprache ist wenig konkret und wenn man es als Orakel nimmt, kann es die unklare Situation von verschiedenen Seiten beleuchten und vor allem die eigene Fantasie anregen. Danach hat man die Problematik viel grundsätzlicher verstanden und kann sich Handlungswege zurechtlegen. Man kann es als Selbsttherapie oder noch besser im Dialog mit einem Freund/In verwenden. Wenn man so will bringt es einem zu Hegels Dialektik. Zu allem gibt es Widersprüche und der Widerspruch wird im Ganzen aufgehoben und führt dann wieder zu einer neuen These.
Das zweite Buch der Lieder enthält hundert Gesänge, die auch lange vor Konfuzius entstan-den sind. Aus vielen anderen Liedern hat er diese ausgesucht: Volkstümliche Natur- und Liebeslieder, auch Opfer- und politische Lieder.
Das Buch der Urkunden ist eine umfangreiche Sammlung von Urkunden verschiedener Art. Sie sind auch vor und während seiner Zeit entstanden. Meist Gesetze und Erlasse von Kaisern und Fürsten. Dazu gibt es Erläuterungen und zusätzliche Texte.
Das letzte Buch ist das umfangreichste. Es enthält den für die Chinesen so wichtigen Ahnen-kult, das Benehmen bei Hofe, Sitten und Gebräuche innerhalb der Gesellschaft und in der Familie, die für die Chinesen besonders wichtig waren.
Diesen fünf wichtigen Büchern sind vier weitere zu den sogenannten 9 klassischen Büchern hinzu-gefügt.
Das sechste enthält die Unterredungen des Konfuzius.
Das siebte die „Große Wissenschaft“.
Das achte die Lehre vom Maß der Mitte.
Das neunte Buch stammt von Mencius. Diese neun Bücher ragen über alle philosophische Literatur der Chinesen hinaus.
Die Philosophie des Konfuzius bezieht sich auf das praktische Leben. Sie bildet kein abge-schlossenes System von Logik, Ethik und Metaphysik. Die chinesischen Philosophen haben Gedanken, Ideen, Weisheit entwickelt, ohne davon auszugehen, dass sie damit alles gesagt hätten. Andere Denker konnten jederzeit Neues hinzufügen. Konfuzius stellt keine Über-legungen an, was die Welt im Inneren zusammenhält, es geht ihm nur um den Alltag. Das, was seit Aristoteles Metaphysik im Westen genannt wird, ist der Teil der Philosophie, der Fragen zu den Dingen stellt, die hinter dem sinnlichen Erfahrungsbereich liegen. Fragen über den Ursprung der Menschen, der Natur, über Gott, über den Tod...
Für Konfuzius war es wichtig, dass seine Schüler selbstständig denken lernen. An erster Stelle steht für ihn das Glück oder die Wohlfahrt des Menschen. СКАЧАТЬ