Ein philosophischer Streifzug durch die Jahrtausende. Markus Orians
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Ein philosophischer Streifzug durch die Jahrtausende - Markus Orians страница 10

Название: Ein philosophischer Streifzug durch die Jahrtausende

Автор: Markus Orians

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия:

isbn: 9783847628446

isbn:

СКАЧАТЬ wenige Menschen beeindruckt habe, hat sich meine Wahrnehmung des Weltgeschehens stark verwandelt. Heute verunsichern mich diese Menschen, die Asphalt-cowboys, das fraglose Gepolter der unbeirrten Macher mit dem Verkünden ihrer scheinbaren Wahrheiten. Ich spüre in der Welt der großen Ichs den schwankenden Boden, die Halbwahrheiten, die ständigen Brüche und versuche mit den aufgetauchten Ohnmachten, Unsicherheiten und Ängsten so zurecht zu kommen, dass ich trotzdem immer wieder einen Weg finden kann, um in diesem Leben auch außerhalb der Meditation das Leben dankbar aufzunehmen und möglichst zu genießen.

      Diese Praxis führt das Bewusstsein der Menschen in mehr Mitgefühl, Achtsamkeit und soziale Gerechtigkeit, bildet so eine Voraussetzung, nicht nur unser Überleben vielleicht zu sichern, sondern uns alle bewusster und glücklicher machen zu können.

      Eine weitere wichtige Haltung gehört zum buddhistischen Konzept, das die Nachhaltigkeit, die inter- und der intragenerative Gerechtigkeit unterstützt. (Intergenerativ heißt: wir müs-sen so nachhaltig mit den Rohstoffen und Gütern umgehen, dass die Generationen, die nach uns kommen, ähnliche Verhältnisse vorfinden wie wir. Intragenerativ heißt, dass zwischen allen Kulturen, die jetzt leben eine Gleichheit herrschen muss, was den Verbrauch der Res-sourcen anbelangt). Gerechtigkeit zwischen uns und den Generationen. Die Haltung hierzu ist die Einfachheit.

      Menschen, die praktizieren, erfahren nebenbei eine Paradigmenveränderung. Vom Haben und immer mehr Haben Wollen ins Sein, einfach zu sein und das im Hier und Jetzt genießen zu können. Sri Chinmoy sagt nicht umsonst, dass Einfachheit ein Kurs für Fortgeschrittene ist. Auf dem Weg zur Einfachheit begegnet einem ausdauernd und beständig das „Ego“. Das Ego ist der geistige Teil in uns, der die Welt trennt zwischen Ich und dem Rest, der selten zufrieden ist, der von Neid, der Gier, der Unsicherheit, den Ängsten und des Rechthabenwol-lens beherrscht wird, der moralisiert, vergleicht und wenn man ihn lässt, die anderen geistigen Kräfte dominieren will. Er ist der Teil, der sich selbst und das, was er bewirkt auch nicht anschauen möchte. Daher werden Wirklichkeiten verdrängt und müssen kompensiert werden. Der Begriff „Verdrängung“ drückt nur bedingt diesen komplexen, psychischen Vor-gang aus, denn das „Verdrängte“ ist für mich eine aktive Kraft, die beständig gebändigt und zurückgehalten werden muss. Das Verdrängte ist etwas Unerledigtes, will aber geklärt und erledigt werden. Diese aktive Kraft bindet durch die notwendige ständige Kontrolle enorm viel Energie. Sie kann aber niemals wirklich kontrolliert werden. Ausgeglichen, also kompen-siert wird dieser Prozess über den Konsum, die Medien aber auch über Gewalt und Depres-sion. Wenn man verdrängen will, muss man beständig kompensieren, zumeist unbewusst. Ruhe, Entspannung, Entschleunigung, eben Einfachheit, ist Gift für das Ego. Das Verdrängte ist ja nicht verschwunden, sondern man hat es nur ein bisschen „nach hinten“ geschoben. Sobald Ruhe eintritt und man wirklich nichts tut, was ja entspannen eigentlich ist, dann zeigt sich die aktive Kraft des Unerledigten. Das Verdrängte schiebt sich wieder mit Mächtigkeit nach vorne. Daher finden wir viele dieser Menschen in Jobs, wo sie im Hamsterrad gefangen sind. Sie tun alles, um dem Verdrängten nicht zu begegnen, das in der Stille, in der Ruhe von innen her auftauchen kann. Nicht umsonst heißen Menschen mit dieser Sucht „Workoho-liker“. Der Kapitalismus, wie er heute existiert, braucht genau diesen „Schlag“ von Men-schen, die für viel Geld im Hamsterrad um die Wette treten, ohne nach rechts oder links, oder was mindestens genauso wichtig wäre, nach innen zu blicken.

      Je mehr man sich den immateriellen, geistigen Teilen entziehen will, umso stärker drängt es uns dieses Vakuum durch Materie, durch Macht, durch Besitz auszugleichen. Viele, vielleicht die wichtigsten Philosophen haben die Einfachheit als Voraussetzung, um zu philosophieren angesehen. Lao Tse, Konfuzius, Heraklit, Sokrates, die Stoiker, Meister Eckhard, Spinoza... Sie suchten über die Einfachheit ihre Seelenruhe. Über die Einfachheit finden wir zur Verant-wortung, Gerechtigkeit, zur Gemeinsamkeit. Einfachheit ist wahre Nachhaltigkeit. Über die Einfachheit verändert sich die Wahrnehmung zum Weltgeschehen. Mit Dankbarkeit und wenigstens einem Hauch von Ehrfurcht lernt man die unglaubliche Fülle, die schillernde Pracht, die betörenden Düfte der Natur zu genießen und deshalb so wenig wie möglich in dieses Mysterium einzugreifen.

       2.1.3Andere Religionen

      Es gab in Indien auch andere Religionen. Die Charvakas huldigten einem Materialismus, der alle Religionen angriff und versuchte sie lächerlich zu machen. Stattdessen pries er als höch-stes Ziel des Menschen die Sinneslust.

       Nichts anderes sind die Spenden an die Ahnen

       als ein Erwerbsquell unserer Brahmanen

       die, die drei Veden ausgesonnen haben

       Nachtschleier sind es, Schurken, Possenreißer.

      Diese Lehre fand viele Anhänger, konnte sich aber auf Grund des tief verwurzelten religiösen Volksgeistes letztendlich nicht halten.

      Auch die gegenteilige Lehre fand Anhänger und ich konnte als ich in Indien war Anhänger von Mahavira, den Gründer den Jainismus sehen. Sie lehnen jede Art von Besitz ab und sind nackt, leben meistens in der Natur und leben von dem, was sie dort finden oder was ihnen jemand zu Essen gibt. In einem Land, indem ein großes Schamgefühl, mit allem, was mit Nacktheit zu tun hat, tief verwurzelt ist, ist das schon erstaunlich, wie im religiösen Bereich dieses Tabu ganz selbst-verständlich aufgehoben ist. Ein Jaina darf auch nicht lügen und muss auf alle weltlichen Dinge verzichten, die man mit Lust in Verbindung bringt.

      Die indoarische Religionsanschauung steht immer wieder im Gegensatz zu den Religionen semitischen Ursprungs, wie dem Islam oder auch dem Judentum. Während bei diesen der Mensch Diener oder Knecht Gottes ist, betont der Inder die Wesensidentität beider. Wir werden von einer geistigen Realität, das die Natur, das Lebendige, den Körper und den Geist gleichermaßen umfasst, durchdrungen. Der Zugang zu unserem Wesen liegt innen und ist deshalb verborgen. Dies ist für mich einer der wichtigsten Unterschiede zu den westlichen theistischen Religionen. Bei den indischen Religionen geht es nicht darum etwas, das wir als unvernünftig empfinden, das jeder Vernunft widerspricht, glauben zu müssen. Es geht für jeden einzelnen um die persönliche Erfahrung der Lehren über die Methoden wie: Medi-tation oder ein Mantra. Erfahrungen können einem nicht abgesprochen werden und gehö-ren im westlichem Verständnis zur Philosophie (Empirismus). Auch deshalb sind diese Lehren Philosophie und nicht nur Weisheitssprüche, wie Hegel, Kant, Schopenhauer und viele andere westliche Philosophen sie abwertend genannt haben.

      Gleichzeitig waren sie sich aber nicht zu schade, aus diesen „Weisheiten“ zu lernen und sie mit in ihre „Philosophie“ zu übernehmen. So hat Schopenhauer z.B. die Begriffe: Nichts, Leid und Mitleid aus diesen Lehren übernommen und wenn man seine Lehre über den Willen und die Erscheinungen liest, kann man leicht feststellen, dass viele Ideen 2300 Jahre früher schon auftauchten. Hegel, der die Upanishaden sehr gut kannte, konnte dort die Grundlage für sei-ne Dialektik finden. Jeder Philosoph, der neue Ideen entwickelte, steht gewissermaßen auf den Schultern vieler Vordenker.

      Die Welt der Dinge in Raum und Zeit sind nicht das Wesentliche, sondern ein Trugbild, eine Illusion oder Maya, wie sie es nennen. Daher spielten die Materie, Besitz oder Erfolg bei ihnen eine eher untergeordnete Rolle. Eine wissenschaftliche und industrielle Entwicklung wie sie sich im Westen, vor allem seit dem 19. Jahrhundert in ganz Europa entwickelte, konnte es auch deswegen in Indien so nicht geben.

       2.2China

       2.2.1Geschichtlicher Überblick

      Schriftliche Aufzeichnungen über die chinesische Kultur reichen etwa 3500 Jahre zurück. Mit der Qin- Dynastie 221 Jahre v. Chr. begann die Kaiserzeit und wurde erst 1911 von einer Republik abgelöst. Nach dem Sieg der Kommunistischen Partei 1949 wird China zur Volksrepublik China ausgerufen. Mit dem Ziel die alte feudalistische Ordnung СКАЧАТЬ