Название: Theo Retisch
Автор: Martin Cordemann
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783738004489
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Meier nickte.
„Sag mal, hast du hier Zigaretten gesehen?“
„Wieso?“ fragte Meier. „Hast du welche verloren?“
„Nein.“ Ich ließ meinen Blick durchs Wohnzimmer gleiten. Kein Aschenbecher. Keine Zigaretten. „Aber der Aschenbecher in der Küche macht einen kaum benutzten Eindruck, oder?“
Wir gingen zurück in die Küche.
Der Aschenbecher war benutzt worden.
Es fand sich ein wenig Asche darin.
Aber keine Kippe.
Wir stellten die ganze Wohnung auf den Kopf.
Zigaretten fanden sich keine.
„Gut.“ Ich steckte mir eine an. „Damit gehört dieser Laden ganz dir.“
Ich trat hinaus auf die Straße. Eisige Luft umfing mich. Ich schlug den Kragen meiner Jacke hoch. Jetzt noch ins Präsidium, den Papierkram erledigen und dann war Schluss für heute. Ich machte mich auf den Weg.
Einen langen Weg.
Auf die andere Rheinseite.
Nach Kalk.
Wer kam auf die Idee, ein Polizeipräsidium so weit vom Schuss aufzubauen?
Scheiß Bürokraten!
Als ich endlich im Präsidium angekommen war, lief mir die Fleisch gewordene Antipathie über den Weg. Volker Klaus Weber, Leiter des Drogendezernats. Er hatte einen schnäuzerlosen Bart rund ums Gesicht und die dazu passende Kapitänsmütze auf dem Kopf. Sah aus wie ein Troll mit Segelschein. In seinem Fahrwasser schlingerte der Spacken vom Dienst, Ilja Raap, ebenfalls Drogendezernat.
„Na, Jungs! Laufen die Drogengeschäfte gut?“
Weber blieb stehen und sah mich kalt an.
„Was geht Sie das an, Retisch? Sie arbeiten nicht mehr für uns!“
Was zu einem Großteil an ihm lag.
Wer arbeitet schon gerne mit einem absoluten Arschloch zusammen?
Ich nickte und lächelte.
„Und Sie haben mich auch gerade wieder daran erinnert, warum das so ist!“
„Kommen Sie, Raap“, fauchte Weber seinen Lakaien an. „Wir haben noch was zu tun? Und wo haben Sie eigentlich die ganze Zeit gesteckt? Hab n paar Mal versucht, Sie zu erreichen!“
„Ermittlungen.“
„Das können Sie Ihrem Arsch erzählen, Raap!“
Es gab Menschen, die musste man einfach lieb haben.
Oder man kaufte sich irgendwann eine Waffe und lief Amok.
Ich versuchte seit langem herauszufinden, welchen Weg ich lieber einschlagen wollte!
Mit dem guten Gefühl, nicht mehr für das Drogendezernat arbeiten zu müssen, setzte ich meinen Weg fort.
Kurz nachdem ich mein Büro betreten und mich an die Schreibmaschine gesetzt hatte, klingelte das Telefon. Es war Meier, der vom Tatort anrief.
„Und, was gefunden?“ fragte ich, während ich in meiner Tasche nach den Zigaretten langte.
„Ja. Und nein. Wobei nein in diesem Fall ja ist.“
„Na, das nenn ich doch mal ne klare Aussage. Also, Mr. Orakel, was meinst du damit?“
„Der Paraffintest zeigt keine Pulverspuren an seinen Fingern. Und ich meine: an all seinen Fingern!“
„Also hat er nicht geschossen?“
Es war mehr eine Feststellung.
„Also hat er keinen Selbstmord begangen!“
Das war definitiv eine.
„Würde ich so sagen.“
„Tja, das heißt dann wohl, dass außer dem Papierkram noch mehr Arbeit auf mich wartet.“
„Hattest du etwa was anderes vor?“
„Kann man so sagen. Naja, danke erstmal. Wenn du in der Bude noch was findest, sag Bescheid. Ich bin dann auf dem Handy zu erreichen.“
„Okay. Schönen Abend noch.“
„Danke, auch so.“
Ich legte auf.
Fall nicht abgeschlossen. Fall begonnen. Selbstmord kein Selbstmord sondern Mord. Wunderbar.
Das Telefon klingelte.
„Retisch.“
„Theo?“
Eine rauchige Stimme.
Süßlich.
Verhangen.
Weiblich.
„Ja.“
„Ich warte auf dich.“
„Wo bist du?“
„In Schwierigkeiten!“
Ich machte mich sofort auf den Weg.
Schwierigkeiten
Der Verkehr war stark.
Ich kam nicht schnell voran.
Dabei war Geschwindigkeit wichtig.
Wenn ich mein Ziel rechtzeitig erreichen wollte.
Wenn ich schnell da sein wollte.
Um da zu sein.
Für sie.
Wenn sie mich brauchte.
Wenn es nötig war.
Wenn es wichtig war.
Ich hetzte durch die Stadt.
Autos hupten mich an.
Fahrradfahrer verwünschten mich.
Es war mir egal.
Manchmal muss man so handeln.
Manchmal hat СКАЧАТЬ