Название: Hände hoch! Unterhalt!
Автор: Markus Jacobs
Издательство: Bookwire
Жанр: Сделай Сам
isbn: 9783738009408
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Ich habe die Kinder ins Bett gebracht und ihnen noch aus dem Buch: „Die Straße aus Mondlicht“ vorgelesen, doch schon nach wenigen Seiten waren beide so müde, dass sie einschliefen. Ich wartete noch, bis es dunkel war, stieg in mein Auto und fuhr los, um zu sehen, ob Uschi auch tatsächlich bei Biene war. Ihr Auto stand vor dem Haus ihrer Freundin und es sprach alles dafür, dass sie tatsächlich dort war. So fuhr ich schnell wieder nach Hause, wo meine Kinder friedlich schliefen. Ich machte mir Vorwürfe, weil ich die Kinder für zehn Minuten alleine gelassen hatte, und das, weil ich mir etwas einbildete, was offenbar nicht den Tatsachen entsprach. Uschi kam an diesem Wochenende erst am Sonntagmorgen nach Hause und schlief wie gewöhnich sehr sehr lange.
Plötzlich fielen mir die Worte meines Sohnes Max wieder ein „Papi, die Mama hat heute mit einem anderen Mann geknutscht“. Ich ging zu Uschis Auto, schaute in den Kofferraum und fand eine Tasche, die ich vorher noch nie gesehen hatte. Ich öffnete diese und fand darin lauter feine Klamotten, die Lederjacke aus der Türkei, Hose, Shirt, elegante Schuhe. Komisch, dachte ich, warum macht sie das? Aber so richtig wollten die Kerzen bei mir im Kopf nicht angehen. Hatte Uschi mir die ganze Zeit nur Geschichten erzählt über die Trennungen ihrer Freundinnen und ihren Beratungsstress? Mir kamen erste Zweifel. Ich habe dann getan, was ich vorher noch nie gemacht hatte. Ich nahm Uschis Handtasche, öffnete sie und entdeckte zu meiner Überraschung, dass sie zwei Handys hatte. Ich schaute in ihr Portemonnaie und fand einen Zettel mit dem Namen Freddy Krüger aus Münster, Anschrift, Telefonnummer alles in der Handschrift meiner Frau. Es ratterte in meinem Kopf: Die Freundinnen, deren Eheprobleme, 300 Euro Telefonkosten, die Klamotten im Auto, „Papi, die Mama hat heute mit einen anderen Mann geknutscht“
Als Uschi gegen Mittag wach wurde und ich mit den Kindern im Wohnzimmer saß, kam sie verschlafen die Treppe runter und fragte: „Wie geht es euch dreien?“ Sie selber wäre so müde, weil Biene ihr die ganze Nacht die Ohren vollgequatscht hätte. Ich sagte ganz spontan: „Da hat übrigens ein Freddy Krüger angerufen und wollte dich unbedingt sprechen, danach hat dein Handy permanent geklingelt.“ „Ich kenne keinen Freddy und auch keinen Krüger oder so.“ Merkwürdig dachte ich, das war schon mal eindeutig gelogen.
Und die Telefonrechnung mit Einzelgesprächsauflistung bestand ausschließlich aus Verbindungen zu seiner Handynummer. So schlau hatte ich mich bereits gemacht. Ich wartete erst einmal ab, schließlich war Uschi gerade aufgestanden und vielleicht kommen ihre Erinnerungen mit einer gewissen Verspätung zurück. Aber es tat sich nichts, gar nichts. Uschi versuchte, das Ganze zu übergehen und spielte die gestresste und geplagte Eheberaterin. Ich ließ ihr noch etwas Zeit. Am liebsten hätte ich sie mit meinen Beweisstücken direkt konfrontiert. Aber ich musste mich beherrschen, allein schon wegen der Kinder. Von dem zweiten Handy und dem Zettel wollte ich vorläufig noch nichts erwähnen. Der Tag verging, der Abend rückte näher. Ich musste all die Zeit meine innerliche Unruhe überspielen. Ich fragte beiläufig: „Mit wem ist Biene denn jetzt überhaupt zusammen?“ „Biene hat keinen Freund mehr. Sie hat sich gestern von Ralf getrennt.“ „Ach, der Ralf, der gerade den gemeinsamen Urlaub mit ihr und ihrem Sohn bezahlt hat und der jetzt wieder abgeschoben wurde, nachdem die drei aus dem Urlaub gekommen sind?“ „Ja, genau der Ralf“ sagte Uschi.
Biene besaß zwar keinen Cent, aber den einen oder anderen Sponsor. Und wie es bei ihr so üblich war, wurde Ralf nach Art des Hauses standesgemäß entsorgt. „Aber jetzt mal im Ernst“, wechselte ich das Thema: „Wer ist dieser Krüger, der hier ständig anruft und dazu auch auf deinem Handy?“ Uschi wurde nervös: „Meine Güte, was willst du von mir? Ich kenne keinen Typen, der so heißt und auf meinem Handy hat auch keiner angerufen! Hier ist mein Handy, schau nach.“ Ich dachte o.k., dann werden wir ihr mal auf die Sprünge helfen. „Verstehe ich dich richtig, hier ruft ein Freddy Krüger an und du kennst ihn nicht? Er ruft auf deinem Handy an und du kennst seinen Namen nicht? Wer ist das, der hier die ganze Zeit anruft?“ „ Woher soll ich das wissen, vielleicht hat er sich nur vertan! Was denkst du eigentlich von mir?“ So langsam kam der Deckel bei mir hoch. Nur gut, dass die Kinder in ihren Zimmern waren. Also wurde ich etwas lauter: „Ich sage dir, was ich von dir denke. Ich denke, du lügst mich an.“ „Hier hast du mein Handy, guck nach, nur Anrufe von dir und sonst hat mich keiner angerufen.“ „Ok, aber ich meine nicht das Handy, ich meine dein zweites Handy und ich meine die 300 Euro Telefonrechnung im Büro, ich meine die Klamotten im Kofferraum und die Eheprobleme von Biene, Sonja, Connie, Michaela und Co. Und wenn du keinen Krüger kennst, warum rufst du ihn dann vom Büro aus an und warum hast du seine Adresse aufgeschrieben und in deinem Portemonnaie hinter mein Bild gesteckt?“ „Das ist ja wohl das Allerletzte, du spionierst mir nach, das ist doch der totale Vertrauensbruch. Das gehört sich nicht, ich hätte nie gedacht, dass du so was machst.“ So einfach ist das, da dreht sie den Spieß einfach um: Jetzt bin ich der, der einen Vertrauensbruch begangen hat und Madame ist fein raus. Am besten, ich entschuldige mich dafür, dass ich meiner Frau auf die Schliche gekommen bin. Ich war so sauer, ich wusste gar nicht, wohin mit meinen Gefühlen. Vielleicht war ich etwas naiv, was Treue, Respekt, Wahrheit und Klarheit angeht. Aber Fremdgehen und Lügen gehen scheinbar Hand in Hand, das war für mich unverzeihlich.
Wer von seinem Partner die Wahrheit erwartet, der bekommt einen Blumenstrauß aus Lügen präsentiert und kann sehen, wie er mit dem „Gelump“ umgeht. Um nicht zu explodieren, musste ich mich dringend abreagieren und ging zu den Kindern hoch, um sie ins Bett zu bringen. Danach ging ich wieder ins Wohnzimmer hinunter. Uschi saß gelangweilt vor dem Fernseher. Ich sagte zu ihr: „Jetzt hör mir mal gut zu. Ich kann keine Lügen ab, ich will die Wahrheit hören und ich finde, nach 12 Jahren habe ich so viel Respekt und Aufrichtigkeit verdient, dass du mir die Wahrheit sagst, egal wie sie aussieht, ich gebe dir bis morgen Zeit. Ich gehe jetzt raus, weil ich dir im Moment nicht ins Gesicht sehen kann.“
Ich musste einfach raus - vor die Tür - frische Luft schnappen. War das alles wirklich wahr, was ich gerade erlebt hatte? Waren meine Ehe und mein Leben genauso im Eimer, wie das unserer Bekannten? Was war los in diesem verdammten Kaff, in dem ich einen Teil meiner Schulzeit verbracht habe, wo ich Fußball spielte und Radrennen fuhr, wo meine Freunde zu Hause waren?
Während ich ziellos durch die Straßen lief, kamen mir Erinnerungen an meine Jugend und Schulzeit. Heute wohne ich nur ein paar hundert Meter von dem Haus entfernt, in dem ich einen Teil meiner Kindheit verbracht hatte. Mein Vater war damals viel im Ausland unterwegs und meine Mutter mit uns drei Kindern größtenteils allein. Durch die Arbeit meines Vaters wurden wir gezwungen öfter umzuziehen. So verbrachten wir knapp sieben Jahre in Holland an der Niederländisch-Deutschen Grenze, bevor wir 1978 zurück nach Deutschland zogen. Mein Bruder, meine Schwester und ich wollten unter keinen Umständen zurück nach Deutschland.
Von Holland mussten wir jeden Tag mit Fahrrad oder Bus in die fast 20 Kilometer entfernte deutsche Schule fahren und fühlten uns dort pudelwohl. Dennoch hatten wir zu Beginn in Holland keinen leichten Stand und mussten einiges ausstehen. Wenn wir morgens den Schulweg antraten und uns Holländer entgegenkamen, die sich auf dem Weg zu ihrer Schule befanden, wurden wir Kinder regelmäßig mit Schimpfwörtern überschüttet. „Scheiß Deutsche“ „Nazi“ oder „Moof“ (eine Herabsetzung in der niederländischen Sprache, die speziell für die „Deutschen“ vorgesehen ist), schlugen uns anfänglich jeden Tag auf dem Hin- und Rückweg entgegen. Dabei fuhren wir als „Holländer“ auf Wunsch meiner deutschen Mutter - nur in die deutsche Schule. Kaum waren wir mit den Fahrrädern auf deutschem Boden angekommen, wurden wir von den „Deutschen“ als scheiß Holländer, Dreckspack, Käseköppe und Patjacke (eine Herabsetzung für einen „Holländer“ in der deutschen Sprache) beleidigt. Wir hatten also das zweifelhafte Glück, gleich von beiden Seiten beleidigt zu werden, was auch dazu führte, dass mein älterer Bruder und ich das ein oder andere СКАЧАТЬ