Название: Kreise schließen sich
Автор: Nika Vero
Издательство: Bookwire
Жанр: Зарубежная психология
isbn: 9783847642619
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UNSERE ENTWICKLUNG
Nachdem wir unsere neugewonnene Erfahrung wie Sehen, Hören, Laufen, Spielen, … erleben durften und gleichzeitig den tragischen Verlust unserer über alles geliebten Mutter zu verarbeiten hatten, ging es mit unserer Weiterentwicklung stetig vorwärts. Ich erkannte, dass sich in jedem Verlust auch eine Gelegenheit verbirgt. Wie aus dem Nichts heraus tauchte eine neue Tür auf, die es galt behutsam, neugierig und entschlossen zu öffnen. Dadurch eröffneten sich uns Horizonte und Wege, die wir zuvor noch nicht bereit gewesen waren freiwillig zu wählen. Obwohl ich sehr traurig war, gewann ich großes Vertrauen zu den Menschen. Sie fingen uns auf mit ihrer Tierliebe, boten uns Schutz und gaben uns die nötige Zuwendung. Wir erfuhren von ihnen, was mit unserer Mutter geschehen war. Für ihren kleinen Ausflug hatte sie sich für eine gefährliche Variante entschieden und sich wahrscheinlich gerade auf dem Rückweg zu uns befunden. Dazu musste sie eine viel befahrenen Bundesstraße überqueren. Wie es das Schicksal so wollte, wurde sie dabei von einem Auto erfasst, welches ihr das Leben und uns die Mutter nahm. Damit hatte so früh keiner gerechnet, doch das Leben ging weiter, wie man so schön sagt. Wir Geschwister hatten uns und die Menschen, die wirklich alles gaben, damit es uns gut ging. Neben der Muttermilch hatten wir schon vorsichtig mit festen Nahrungsversuchen begonnen. Trotzdem brauchten wir für den Übergang eine Ersatzmuttermilch. Das erledigte der Menschenvater, denn er war zu dieser Zeit mit uns alleine. Seine Familie machte Urlaub mit den Großeltern. Liebevoll rührte er uns täglich mehrmals die Ersatzmilch an und stellte sie uns zum Essen bereit. Das war zwar kein Vergleich zu Mutters Milch, aber es war in Ordnung. Außerdem bekamen wir diese Milch nur etwa zwei Wochen lang – und das war zu verkraften. Diese Zeit der fürsorglichen Zuwendung seitens der Menschen brachte einiges wieder ins Gleichgewicht, von dem was wir bisher erlebt hatten.
Man sollte nie sagen, dass etwas umsonst geschehen ist, nur weil zum aktuellen Zeitpunkt des Geschehnisses noch das nötige Verständnis fehlt. Alles braucht nun mal seine Zeit! Alles was wir erleben unterliegt einem Plan, der uns unterschiedliche Varianten des Verlaufs anbietet. Wir bestimmen durch unsere Entscheidung selbst in welche Richtung es gehen soll. Dabei tragen wir auch die Verantwortung für den jeweiligen Ausgang und wie wir damit umgehen. Was für uns richtig oder falsch ist, können wir nicht objektiv beurteilen, denn unser Ego mischt sich allzu gerne ein. Es wählt mit Vorliebe den einfachen und bequemen Weg und sucht sein Glück im Außen. Wenn es uns schlecht geht, fühlt es sich sicher, fühlen wir in der Stille einen Moment lang unser wahres Sein, fühlt es sich bedroht – denn im EINS SEIN löst sich unser Ego auf. Deshalb ist es gierig nach Macht und Aufmerksamkeit, leitet uns hin zu Mangelgefühlen, aus denen schlechte Angewohnheiten entstehen – alles, um uns von unserem eigentlichen Lebensplan, unserer geistigen Entfaltung abzuhalten! Aber unsere Seele ist es, die im Stillen geduldig darauf wartet, dass wir den Weg gehen, auf dem wir das Geheimnis jeglicher Weisheit in unserem Innern erkennen, denn sie weiß, dass die Kraft Gottes durch Körper, Geist und Seele wirkt, wenn unser Ego beiseitegetreten ist. Ganz gleich, wie schwer uns das Schicksal zugesetzt hat, es geschieht nichts ohne eine tiefgründige Bedeutung, ein kleiner Wink, der uns als Wegweiser dient. Damit müssen wir uns vorerst abfinden, bis wir es begriffen haben! Das, was wir durch ein bestimmtes Vorkommnis erfahren, kann letzten Endes also zu einer großen Bereicherung werden!
Nachdem wir uns, dank der menschlichen Unterstützung, vom Tod unserer Mutter allmählich erholt hatten, übten wir uns weiter im stabilen Gehen, Laufen und sogar Klettern. An den anfänglichen Übungen hatte sie sich noch mit erfreuen dürfen, aber mit der Zeit wurden wir immer geübter und geschickter – und das beobachtete Mama Lisa nun von einer anderen Sphäre aus. Wir lernten auf die Katzentoilette zu gehen. Mal ging es besser, ein anderes Mal daneben, doch wir gaben nicht gleich auf. Wenn einer musste, mussten alle anderen auch und der Andrang war groß. Jeder drängelte um einen unbenutzten Platz, bei der Abwicklung gemeinsamer Geschäfte. Doch so manch einer bekam dabei trotzdem mal ein nasses oder klebriges Füßchen, bevor er aus der Kiste sprang. Die nachfolgend auffällig hinterlassenen Spuren verrieten es. Eine Toilette reichte bei vier heranwachsenden Miezen bald nicht mehr, wie unsere Menschen klugerweise bemerkten. Und somit gab es Zustimmung für eine zweite Toilette.
Was uns Mama Lisa nicht mehr hatte beibringen können, lernten wir durch hinschauen und abgucken, wie es der andere machte. Jeder zeigte dabei unterschiedliche Techniken oder brachte neue Ideen für bestimmte Handlungen mit ein, z. B. beim Zuscharren eines erfolgreichen Geschäfts. Interessant war, wem dies wichtig war und wem nicht. Für den einen war es zur Selbstverständlichkeit und Routine geworden, dem anderen waren Spielen und Toben wichtiger. So wurde diese aufwendige Sache einfach mal eben vergessen. Da wir das mit der anschließenden Säuberungsaktion noch nicht für so wichtig erachteten und auch nicht wussten wie das geht, widmete uns die Familienmutter ihre Zeit und zeigte es uns. Mit einem mit Babyöl getränktem Tuch wischte sie uns nacheinander sanft den manchmal noch etwas verschmierten Po ab und machte uns damit einen wichtigen Impuls bewusst. So wie es unsere Mutter mit sauberlecken anfangs tat.
Das Klettern auf den Kratzbaum war eine tolle Sache! Je höher, umso mehr dachten wir: „oh, wie komm` ich hier nur wieder runter?“ Es klappte immer irgendwie – mal ging es schneller, mal brauchte es eine große Portion Mut. Wenn wir müde wurden, gingen wir nach wie vor in unsere Höhle, zum Kuscheln und Schlafen. Das Essen bestand nun aus fester Nahrung, die wir inzwischen gut kauen konnten und die außerdem noch ausgesprochen gut schmeckte. Ernsten Streit gab es zwischen uns Geschwistern nicht, dafür liebten wir uns viel zu sehr. Aber mal so ´ne kleine Kabbelei stand schon auf der Tagesordnung, das war auch in Ordnung! Wurde es einem von uns mal zu viel, half immer noch Fauchen und Knurren! Es war ein schönes, abwechslungsreiches und aufregendes Leben, das wir miteinander teilten – in dieser überaus netten Familie. Sie gaben sich die allergrößte Mühe uns zu erziehen und bei Laune zu halten. Wir waren inzwischen schon neun Wochen alt und ich spürte, dass sich etwas Neues und Fremdes anbahnte. Unsere Menschenfamilie, besonders die Mutter, beobachtete uns plötzlich sehr intensiv. Auf eigenartige Weise erforschten sie unseren Umgang untereinander und miteinander. Und das hatte einen guten Grund.
DIE NEUEN MENSCHEN
Als wir knapp zehn Wochen alt waren, entschieden sich unsere Familienmenschen schweren Herzens zu einer Trennung von uns. Sie konnten uns nicht alle behalten und hatten sich mit dieser Entscheidung schon seit längerem auseinander gesetzt. Aus diesem bevorstehenden Anlass hatten sie uns auch so genau über einen gewissen Zeitraum beobachtet. Ihre Absicht war, herauszufinden, welches von uns Pärchen besonders viel miteinander spielt und aneinander hängt.
Am 30.09.2008 war es dann soweit, die Würfel waren gefallen! Mein schwarzer Bruder und ich sollten umziehen. Unser getigerter Bruder und die schwarze Schwester durften weiterhin in ihrem bekannten zu Hause wohnen. Schon sehr früh hatte sich herauskristallisiert, dass der getigerte Kater, dessen Name FINDUS lautete, in der Familie bleiben würde. Nur mit welcher Schwester war noch die Frage? Klar war aber, dass jeweils ein Pärchen oder Zweiergespann beieinander blieb! Dies war sozusagen eine Entschädigung dafür, dass uns mit fünf Wochen bereits die Mutter genommen worden war. Und da bin ich unserer Menschenfamilie sehr, sehr dankbar, dass sie das berücksichtigte. Womit keiner rechnete war, dass Findus kurze Zeit nach unserem Auszug spurlos verschwand. Die Menschenfamilie hatte ihm und unserer Schwester schon die „Freiheit“ eingeräumt, tagsüber draußen sein zu dürfen. Immerhin hatten sie ja auch einen Heimvorteil und brauchten sich nicht erst an ein neues zu Hause zu gewöhnen. Über Nacht sollten sich beide Katzen dann zum Schlafen wieder drinnen einfinden. Findus aber schien am Draußen sein so großen Gefallen gefunden zu haben, dass er es abends zwei Mal schaffte durch den Spalt der zugehenden Tür zu huschen. Er war von Anfang an der aufgeschlossenste von uns gewesen, der zu jedem Menschen ging, um ihn zu begrüßen. Zunächst blieb er einen СКАЧАТЬ