Название: Ut oler Welt - Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime - 150 Seiten
Автор: Вильгельм Буш
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783742763068
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und nicht bekleidet, nicht gegangen und nicht geritten,
nicht zu Pferde und nicht zu Wagen, nicht bei Tage
und nicht bei Nacht, denn es war an einem Mittwoch1
morgen. Als das der König sah, verwunderte er sich
zum höchsten über ihre Klugheit und sprach: »Ich
will dich nun zu meiner Frau annehmen; nur eins muß
ich mir zuvor noch ausbedingen, daß du mit allem zufrieden
bist, was ich thue, es mag sein, was es will;
solltest du aber jemals dawider sein, so werde ich
dich aus meinem Hause verstoßen.« Das mußte sie
dem Könige versprechen; der nahm sie dann zur Frau.
Eine Zeit darnach kriegte die Königin ein kleines
Kind, das war ein Mädchen. Da sprach der König:
»Ich will das Kind von der Welt schaffen lassen; wir
haben doch nur Last davon.« Da bebte der Königin
das Herz in der Brust vor Schrecken, aber doch blieb
sie ihrem Versprechen getreu und antwortete: »Wenn
Ihr es wollt, Herr, so bin ich zufrieden.« So ließ denn
der König das Kind von seinen Dienern hinwegtragen.
Es verging eine Zeit, da kriegte die Königin ein
zweites Kind, das war ein Knabe; und wieder sprach
der König: »Ich will das Kind von der Welt schaffen
wir haben doch nur Last davon.« »Wenn es Euer
Wille ist, Herr, so bin ich zufrieden«, sagte Isabelle,
ob es ihr gleich an die Seele ging, daß sie sich von
ihrem lieben, unschuldigen Kinde scheiden sollte. So
ließ es denn der König durch seine Diener hinwegtragen.
Die Zeit verging, aber die Königin kriegte nun
keine Kinder mehr; sie verschloß ihre Traurigkeit in
der Brust, ohne jemals gegen den König zu murren.
Nun trug es sich einstmals zu, daß ein Bauer mit
Mähre über Feld zog, und als er zu eines andern Bauern
Hofe kam, wo er Geschäfte hatte, band er derweilen
sein Pferd an einen Wagen, der mit Heu beladen
war. Da traf es sich, daß die Mähre ein Füllen warf;
das freute den Mann sehr; als er aber das Füllen mit
sich hinweg führen wollte, trat der, welchem das
Fuder Heu gehörte, hinzu und sagte: das ginge nur
nicht so; das Füllen käme von Rechts wegen ihm zu,
weil die Mähre an seinem Fuder Heu gestanden hätte,
als sie das Füllen zur Welt brachte. Weil sie nun darüber
in heftigen Streit geriethen, so gingen sie zuletzt
mit ihrer Klage vor den König; der that den Ausspruch:
daß der das Füllen haben sollte, an dessen
Wagen die Mähre gestanden hätte. Der Bauer, dem
das Füllen zugesprochen war, ging mit lachendem
Munde fort, der andere aber war ganz traurig über des
Königs ungerechte Entscheidung. Da ward ihm gesagt,
er solle zur Königin gehen, die wäre sehr klug
und herzlich gut und könne ihm vielleicht einen nützlichen
Rath geben. Ging da der arme Bauer zu der
Königin und stellte ihr seine Sache vor. Da sprach
sie: »Kaufe dir ein Fischnetz, und Morgen früh, wenn
der König mit seinen Leuten durch die Stadt gehet,
ziehe das Netz über die Pflastersteine, als wolltest du
Fische fangen.« Wenn dich dann der König fragt, so
antworte ihm: »ebensogut, wie ein Fuder Heu ein Füllen
werfen kann, ebensowohl kann ich auf dem Pflaster
hier auch Fische fangen.« Der Bauer that, wie
ihm die Königin gesagt hatte; und als er nun am andern
Morgen sein Netz durch die Straßen zog, kam
der König mit seinen Hofleuten auch bald des Wegs
gegangen und fragte verwundert: was er denn da
thäte. »Ich fische,« sagte der Bauer. »Aber, guter
Freund,« sprach der König, »wie magst du in den
Straßen fischen, da doch kein Wasser ist?« »Ei,
Herr!« entgegnete der Bauer; »ebensogut, wie ein
Fuder Heu ein Füllen zur Welt bringen kann, ebensogut
kann ich auf der Straße hier auch Fische fangen.«
Da erkannte der König den Bauer wieder und sprach:
»Du sollst dein Füllen ersetzt haben; aber den Einfall
mit dem Netze, den kann dir niemand gesagt haben,
außer der Königin, das merk ich wohl.« Jetzt ist der
König von da gleich zu der Königin gegangen und hat
gesagt: »Ich sehe wohl, daß dir, was ich thue, nicht
recht ist; darum mußt du noch heute mein Haus verlassen
und hingehen, woher du gekommen bist.«
»Wenn das euer Wille ist,« sprach Isabelle, »so will
ich auch zufrieden sein.« Da ließ ihr der König alte
zerrissene Kleider geben und verstieß sie, daß sie arm
und halb nackt wieder zu ihres Vaters Hause kam;
aber doch sprach sie wider den König kein böses
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