Die Liebe in deinen Spuren. Nancy Salchow
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Название: Die Liebe in deinen Spuren

Автор: Nancy Salchow

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783738067651

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СКАЧАТЬ er mit mir allein sein wollte? Dass er vorhatte, länger zu bleiben?

      „Ich weiß, dass du große Erwartungen an das Album hast“, sagte ich bei dem Versuch, seine Absichten zu deuten. „Aber falls du gehofft hast, dass ich dir noch mehr Texte zeigen kann, muss ich dich leider enttäuschen. Der gestrige Text ist alles, was ich bisher geschrieben habe. Wenn du also nur bleiben möchtest, um Ergebnisse zu sehen ...“

      „Tina.“ Mit der gewohnten Beharrlichkeit fiel er mir ins Wort. „Darum geht es doch gar nicht.“

      „Nein?“

      „Ich will dich nicht unter Druck setzen. Ich will einfach nur ein bisschen bei dir sein, ein paar Ideen sammeln, vielleicht den ein oder anderen Eindruck hinterlassen, den du als Anhaltspunkt für die nächsten Tracks verwenden kannst.“

      „Musst du denn nicht zurück?“

      „Ich habe eben bei Jessica angerufen. Sie weiß, dass ich hier bin. Alles in Ordnung.“

      Alles in Ordnung? Das konnte nur bedeuten, dass sie keine Ahnung von dem Wochenende hatte, dass Piet und ich damals miteinander verbracht hatten. Hätte sie unter anderen Umständen bei der Erwähnung meines Namens nicht heftiger reagiert? Oder war sie sich ihrer Sache trotz allem einfach nur sehr sicher?

      „Und was heißt das?“ Ich setzte mich auf die erste Stufe der Treppe, die ins Obergeschoss führte. „Hast du ihr gesagt, dass du länger bleibst?“

      „Ich habe ihr gesagt, dass ich versuchen werde, mir für diese Nacht ein Zimmer zu nehmen, und morgen zurück nach Hamburg komme.“

      „Und das hat sie dir geglaubt?“

      „Warum sollte sie es nicht glauben?“ Er lächelte. „Immerhin ist es die Wahrheit.“

      „Tatsächlich. Und wo soll dieses Zimmer sein?“

      „Keine Ahnung. Darüber wollte ich nachdenken, sobald ich mit dir gesprochen habe.“

      „Falls du denkst, dass du hier übernachten kannst ...“

      „Ich denke gar nichts, Tina. Ich dachte nur, dass wir die Zeit nutzen sollten, um über einige Ideen zu sprechen. Ich meine, wenn ich schon mal hier bin.“

      „Was ist mit den anderen Jungs?“

      „Der Einzige, der sich halbwegs für die Lyrics interessiert, ist Zacharias. Und die anderen ... na ja, du kennst sie ja.“

      „Ja, ich kenne sie.“ Unweigerlich schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen. „Und ich kenne dich.“

      Wortlos erwiderte er mein Lächeln, das alles und nichts bedeuten konnte.

      Der Gedanke, dass er über Nacht bleiben würde, wenn auch nur in einem Hotel in der Nähe, weckte ein unerwartetes Gefühl der Vorfreude in mir. Auch wenn ich nicht bereit war, es mir einzugestehen – geschweige denn ihm gegenüber –, erfüllte es mich mit einem geheimen Glücksgefühl, während die Versuche, seiner Nähe auszuweichen, langsam an Priorität verloren. Was auch immer sein Argument war, über Nacht zu bleiben – immerhin schien es wichtig genug zu sein, um einem Abend mit der Mutter seines Kindes vorgezogen zu werden.

      Sein Kind. Der kleine Fabian. Fast ein Jahr alt war er inzwischen. Er hatte mir ein Foto in seiner Brieftasche gezeigt, als wir uns zur Absprache für das Album im Café getroffen hatten.

      Er sah ihm ähnlich. Sehr viel ähnlicher als seiner Mutter.

      „Und der Kleine?“, fragte ich. „Vermisst er seinen Vater nicht?“

      Da war sie wieder, meine Vernunft, die es immer wieder schaffte, jede meiner Hoffnungen zunichte zu machen. Gemeinsam mit meiner Enttäuschung war sie der ideale Feind für meine Zuversicht.

      „Ich bin Musiker“, antwortete er. „Es ist nicht der erste Abend, an dem ich nicht zu Hause bin.“

      „Vermutlich hast du recht. Ich finde den Gedanken, dass du hier bleibst, nur etwas befremdlich.“

      „Befremdlich im negativen Sinne?“

      „Ich bin mir nicht sicher.“ Ich zog mein Handy aus der Tasche meiner Strickjacke. „Vielleicht sollten wir gleich mal nachschauen, wo in der Nähe für heute Nacht noch was frei ist.“

      „Jetzt gleich?“ Er schien enttäuscht. Hatte er sich etwa doch Hoffnungen auf das zweite Schlafzimmer des Hauses gemacht?

      „Du hast recht.“ Ich steckte das Handy zurück. „Das wäre wohl übereilt. Vielleicht fährst du ja doch nach Hause zurück. So weit ist es ja nicht.“

      „Ja, vielleicht.“

      Diese Äußerung schien ihn noch mehr zu enttäuschen.

      „Vielleicht denken wir aber auch einfach nicht weiter darüber nach“, sagte ich schließlich. „Immerhin ist es erst halb drei.“

      „Gute Idee.“ Unvermittelt setzte er sich neben mich auf die Treppenstufe. „Lass uns stattdessen lieber über die Tracks reden.“

      „Die Tracks“, murmelte ich verwirrt.

      „Wenn du mich fragst, hat besonders die siebte Nummer großes Potenzial für eine Auskopplung. Da sollten wir ein Thema wählen, das so richtig knallt. Eins, das besonders viele Leute anspricht. Vielleicht wieder so ‘ne Sehnsuchtsnummer, oder irgendwas mit der Erfüllung von Träumen. Du weißt schon: Herz, Seele, sich selbst wiederfinden und so.“

      Er saß so dicht neben mir, dass sich unsere Schultern berührten. Eine Gänsehaut überkam mich. Ob meine Wangen rot anliefen?

      Instinktiv sprang ich auf. „Vergiss deinen roten Faden nicht. Ich muss nur mal eben nach oben, mir ‘nen Schwung kaltes Wasser ins Gesicht werfen und eine Kopfschmerztablette nehmen.“

      „Geht’s dir nicht gut?“

      „Ach, nur der Wetterumschwung. Da bin ich immer besonders anfällig. Wenn ich nicht rechtzeitig eine Tablette nehme, kannst du mich für den Rest des Tages vergessen. Ich bin in zwei Minuten wieder da.“

      Im Badezimmer angekommen, drehte ich den Wasserhahn auf und spritzte mir eine Handvoll kaltes Wasser ins Gesicht. Allerdings waren es keine Kopfschmerzen, die ich vertreiben wollte. Vielmehr galt es, einen kühlen Kopf zu bekommen. Wann hatte ich das letzte Mal so dicht neben ihm gesessen? So vertraulich mit ihm gesprochen?

      In Dublin. Ja, natürlich.

      Bilder einer vergangenen Zeit wurden wach. Einer Zeit, die mit Piets Auftauchen plötzlich nur noch einen Wimpernschlag entfernt schien.

      Ich presste das Handtuch gegen mein feuchtes Gesicht und musterte mich skeptisch im Spiegel. Wie sollte ich den Rest des Tages in seiner Nähe verbringen, ohne den Kopf zu verlieren? Und vor allem: Was würde geschehen, wenn ich den Kopf verlor?

      Gerade als ich darüber nachdachte, wieder nach unten zu gehen, suchten mich unbekannte Worte heim.

      Eine Stimme. Diesmal war es jedoch keine fremde.

       Abstand. Immer dieser verfluchte Abstand. Warum muss sie es uns so schwer machen? СКАЧАТЬ