Название: Der Kampf ums Recht oder Das unsichtbare Böse , 1. Band
Автор: Walter Brendel
Издательство: Bookwire
Жанр: Социология
isbn: 9783754930465
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Meiner Auffassung nach sollte man mit den Begriffen „Hexenwahn“ und „Hexenjagd“ vorsichtiger umgehen. Die McCarthy-Befragungen der 50er Jahre in den USA - übrigens auch dort heftig umstritten - oder die alberne Berufsverbotdebatte im Deutschland der frühen 70er als „Hexenjagd“ zu bezeichnen, halte ich für verfehlt, genau wie die Bezeichnung „Holocaust“ für israelische Siedlungspolitik (eine doppelte Geschmacklosigkeit) oder das Etikett „Faschismus“ oder „Nazi“ für alles und jeden, das einem irgendwie Rechts vorkommt. Hexenwahn und Holocaust waren entsetzliche Dinge, die Menschen anderen Menschen angetan haben, grauenhafte Verbrechen und Schandflecke der Geschichte. Mit Begriffen dieser Art wirft man nicht herum wie mit Konfetti. Satan ist der Gegenspieler Gottes. Daher ist Satan das personifizierte Böse.
Viele Bibelgläubige halten Satan für ein reales Wesen, einen von Gott geschaffenen Geist. Satan und die Geister, die ihm folgten, rebellierten gegen Gott. Sie wurden von ihrem Schöpfer aus dem Himmel verbannt. Theologen fragen sich, warum der Allmächtige die „gefallenen Engel“ nicht einfach vernichtete, so wie er es angeblich mit seinen anderen Schöpfungen tat, als es ihnen nicht gelang, rechtschaffen zu sein (er rettete nur Noah und seine Familie). Es wurde Satan gestattet, sein eigenes Königreich in der Hölle zu errichten und Teufel in alle Welt zu schicken, um Bekehrungswillige zu suchen. Die Welt der Dämonen scheint nur aus einem einzigen Zweck errichtet worden zu sein: Um die Menschen in Versuchung zu bringen, sich von Gott abzuwenden. Warum Gott es Satan gestatten sollte, dies zu tun, wird im Buch Hiob erklärt. Als Hiob Gott fragt, warum er es zulässt, dass Satan ihn quält, bekommt er eine klare und endgültige Antwort: Wo warst du, als ich die Erde gründete? (Hiob,38,4). Die Geschichte Hiobs wird von Theologen verschieden interpretiert, aber meine Interpretation ist, dass niemand weiß, warum Gott Satan leben und uns quälen lässt. Gott ist Gott und kann tun, was immer Er will. Wer ist's, der den Ratschluss verdunkelt mit Worten ohne Verstand? (Hiob,38,2).?
Als geistiges Wesen ist Satan weder männlich noch weiblich; er wird jedoch meist, wie sein Schöpfer, als männliches Wesen bezeichnet. Viele glauben, dass Satan – oder der „Teufel“, wie er oft genannt wird – in Menschen „einfahren“ kann. Diese „Besessenheit“ ist die Übernahme des Körpers durch den Teufel. Die katholische Kirche führt auch heute noch Exorzismen bei jenen durch, die man für besessen hält. Von Jesus wird gesagt, er habe Dämonen gebannt, d.h. Exorzismen durchgeführt, und die Kirche behauptet von sich, von Jesus dieselbe Macht erhalten zu haben. In all den Jahrhunderten glaubten viele Fromme, Menschen mit bestimmten geistigen oder körperlichen Erkrankungen seien von Satan besessen.
Häufiger als direkte Besessenheit war jedoch immer die Beschuldigung, jemand habe Umgang mit dem Teufel. Satan werden viele Superkräfte zugeschrieben, unter ihnen auch die Fähigkeit, sich als Mensch oder Tier auszugeben. Dieser Umgang wurde als häufig rein körperlicher und meist sexueller Natur betrachtet. Für den größten Teil der Geschichte des Christentums gibt es Berichte von Satan, der Sex mit Menschen hat, entweder als Incubus (männlicher Teufel) oder als Succubus (weiblicher Teufel). Hexen und Zauberer galten bei vielen als die Frucht dieser Verbindungen. Sie wurden als besonders bösartig gesehen, da sie einige der teuflischen Kräfte erbten.
Carl Sagan zufolge sind Berichte von teuflischem Geschlechtsverkehr häufige kulturelle Erscheinungen:
Parallelen zu den Incubi sind etwa die arabischen djinni, die griechischen Satyre, die Bhut der Hindus, die samoanischen hotua poro, die keltischen dusii ... (Sagan, 124).
Als Kind jedoch, das von den Wegen Satans durch Dominikanerschwestern unterrichtet wurde, wurden mir Geschichten von Nonnen, die von als Priestern verkleideten Incubi vergewaltigt wurden, absolut nicht erzählt. Der Teufel war da, um uns zur Sünde zu verleiten, Punkt. Er war nicht da, um mit uns zu schlafen oder Reproduktionsexperimente durchzuführen, um eine Rasse von Hexen und Magiern auszubrüten. Natürlich würden seine wichtigsten Versuchungen sexueller Natur sein. Ohne jeden Zweifel verbrachte er viel Zeit damit, Mädchen dazu zu bringen, Jungen zu unreinen Gedanken oder Taten zu verführen. Während der Pubertät würde er ständig in unseren Gedanken herumspuken und Verlangen nach sexuellen Erfahrungen einpflanzen, die viel zu böse waren, um sie zu erwähnen, geschweige denn zu machen. Ich denke, der Fairness halber hätte man den Mädchen beibringen sollen, sich vor Jungen zu hüten, die sie – unter Verwendung jeder Schliche, die der Teufel zu bieten hat - dazu bringen wollten, der sexuellen Versuchung nachzu- und „sich herzugeben“. Aber den Mädchen erzählte man, sie seien die Verführerinnen und daher diejenigen, die man davon abhalten müsse, den Jungen mit ihren weiblichen Reizen zu schaden. Man lehrte uns, ständig zu beten und die Heiligen sowie die Heilige Mutter Gottes darum anzuflehen, einzugreifen und uns Schutz vor den Schlingen des Satans zu gewähren. Es muss zahlreichen Beobachtern aufgefallen sein, dass die Angst vor Satan sehr stark an die Angst vor der eigenen Sexualität erinnert.
Trotz der Information, die wir über den Alten Bösewicht erhielten, erinnere ich mich nicht daran, jemals von Papst Innozenz VIII. und seiner Jagd auf Hexen und Häretiker gehört zu haben. In seiner Bulle verkündete dieser Inhaber des Stuhles Petri, dass „böse Engel“, also Teufel, Geschlechtsverkehr mit vielen menschlichen Wesen, Männern und Frauen, hätten. Er war nicht der erste, der auf eine solche Idee kam; schon andere vor ihm, etwa Thomas von Aquin (1227-1274), hatten dieses Gebiet schon sorgfältig erforscht. Thomas macht uns darauf aufmerksam, dass der Teufel, da nicht menschlich, keinen menschlichen Samen produzieren kann. Daher muss er sich in eine Frau verwandeln, einen Mann verführen, seinen Samen aufbewahren, sich in einen Mann verwandeln, eine Frau verführen und ihr den Samen einpflanzen. Etwas von der Essenz Satans wird dabei auf den Samen übertragen, daher ist der Nachwuchs nicht ganz normal. Offenbar brauchte Satan eine Ewigkeit, bis es ihm dämmerte, dass der beste Weg zur Weltherrschaft die Reproduktion mit Menschen sei; die Übernahme unserer Körper schien ihm wohl effizienter als die Übernahme unseres Geistes. Doch der Papst und viele andere fromme Männer hatten einen Plan, um diesen teuflischen Nachwuchs ein für alle Mal auszuradieren: Foltern und Verbrennen! Gegen Terror hilft nur Terror! Man kann doch gegenüber dem Teufel nicht ins Hintertreffen geraten. Tatsächlich reicht das sadistische und abartige Verhalten der heiligen und frommen Inquisitoren beinahe dazu aus, einen Skeptiker zum Glauben an Satan zu bewegen. Die Inquisitoren waren teuflisch genug dafür.
Einer der interessanteren Aspekte der Satanologie ist das wiederkehrende Thema des Menschen, der einen Pakt mit Satan eingeht. Die Faust-Legende ist die bekannteste Version: Im Austausch für seine Seele schenkt Satan ihm Reichtum oder Macht für eine gewisse Zeitspanne. In den meisten Fassungen legt Faust den Teufel aufs Kreuz und drückt sich vor der Bezahlung; im Original jedoch tötet und verstümmelt der Teufel Faust am Ende der Vertrags-dauer. Sein Gehirn wird an der Wand seines Zimmers zermatscht, seine Augen und Zähne liegen auf dem Boden, und sein Leichnam liegt draußen auf einem Misthaufen.
Heute gibt es immer noch Menschen, die daran glauben, Satan sei ein reales Wesen, aber man hört kaum noch Geschichten von Incubi und Succubi. Am nächsten kommen ihnen Berichte von Entführung durch Außerirdische und von Sternenkindern. Glück-licherweise – für moderne Opfer dieser Entführungen mit vergleichbaren Erzählungen von sexuellen Experimenten, wobei die Aliens Satans Platz einnehmen – gibt es heute keine Kirche mehr, die sie verfolgt, foltert oder ausradiert. Stattdessen gibt es einen aufnahmebereiten und wachsenden Markt für ihre Geschichten und Massenmedien, die mehr als willens sind, diesen Markt zu bedienen.
Leider sind die Nachkommen der alten Inquisitoren immer noch vorhanden. СКАЧАТЬ