3 Makabre KURZGESCHICHTEN. Daniela Christine Geissler
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Название: 3 Makabre KURZGESCHICHTEN

Автор: Daniela Christine Geissler

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783844293371

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СКАЧАТЬ es schien ihm nichts auszumachen, glaubte sie. Er blickte mehrmals zu ihr und bemerkte schließlich ihren tränenverhangenen Blick. Claire hatte nie geweint, weder um ihn noch um sonst irgendjemanden. Er begann Denise zu meiden. Sie war nicht Claire und dieses Bewusstsein erleichterte ihm den Trennungsschmerz von Denise. Er würde sie nicht fragen, ob sie wieder zu ihm kommt, zumal er wirklich Schwierigkeiten bekommen könnte, sich mit einer fünfzehnjährigen Schülerin einzulassen. Er versuchte Abstand zu gewinnen und das tat anscheinend auch Denise. Doch plötzlich bewunderte er ihre gerade Körperhaltung, ihren stillen Schmerzensschrei, der ihm lautlos in jeder weiteren Unterrichtsstunde entgegenkam.

      Stolz. Ja, das war es, was beide gemeinsam hatten. Einen noblen Stolz, der jedoch nicht den Farbton der Arroganz trug, sondern edelmütig war.

      Er wartete im Park auf sie, denn er wusste, dass ihr Schulweg daran vorbei führte. Langsam schritt sie auf ihn zu, hatte nicht das Bedürfnis ihm auszuweichen. Die Jugend liebt schnell, vergisst schnell, dachte er wehmütig. „Ich will nicht, dass du leidest, nicht wegen mir, das hätte keinen Sinn.“, meinte er nur. Sie stand vor ihm, ihr blondes Haar bildete einen eigentümlichen Kontrast zum frühlingshaften Grün der Blätter. Trotzig bemerkte sie „Du bist älter als ich, erfahrener. Du musst wissen, wie du mit Menschen umgehst.“, sagte sie und in diesem Satz lag ihre ganze Pein.

      Darum bat er „Komm dieses Wochenende zu mir........bitte!“ Er wusste, dass er sie bitten musste, damit sie kam.

      „Werde sehen.“, sagte sie nur und lief schnellen Schrittes fort. Sie spürte das Hämmern ihrer Halsschlagader bis zur Übelkeit. So sehr hatte sie auf nur ein Wort von ihm gewartet und fragte sich gleichzeitig warum sie das tat. Dieser Mann hatte nichts Schönes, nichts Liebeswertes, nichts an sich, was einem die Liebe schmackhaft machen konnte, doch wahrscheinlich war gerade dies der Grund, warum Denis ihn so sehr liebte. Sie liebte alles an ihm. Seine steife Art sich zu bewegen, seine oftmals schiefe Körperhaltung, seine hohe Stirn, eben einfach ihn. Vielleicht, dachte sie, müsste man um so einen Menschen zu lieben, einfach den Wunsch haben reif zu sein, was jedoch nicht mit einschloss es tatsächlich zu sein. Es war die Schwermut seines Gemüts, warum sie ihn, in ihrer jugendlichen Unreife liebte. Er hielt sie mit seiner Traurigkeit gefangen.

      Er wartete auf sie. Normalerweise war sie pünktlich. Heute ließ sie ihn eine halbe Stunde warten. Sie war klitschnass, als sie eintrat und lief sogleich ins Wohnzimmer zum Kamin. „Das nützt nichts, du musst deine nassen Sachen ausziehen.....warte ich hole einen Bademantel.“

      Als er zurückkehrte hatte sie sich der meisten Kleidungsstücke bereits entledigt, saß in einer dunkelblauen Unterwäsche vor ihm. Nicht aufreizend, eher sportlich war ihr Büstenhalter. Sie zitterte. Wieder schien Claire in Denise Gestalt anzunehmen……..

      „Na, hast du schon ein Mädchen gehabt?“, fragte Claire keck. Verlegen hüstelte er. Sie setzte sich auf sein Bett, zog ihn zu sich. Eine seltsame Wonne, ein sonderbares Gefühl der innersten Nähe überrannte den damals Dreizehnjährigen. Wie in einem Wirbel saugte sie ihn mit ihren Küssen in sich auf, umfing mit ihrer süßen Haut den Knaben, nahm ihm seine Kindlichkeit und ließ ihn in den weiteren Jahren doch für immer Kind sein.

      Er legte ihr den Bademantel um die Schulter. Sie blickte hoch und zog ihn, wie Claire damals, zu sich, legte sich auf ihn. Ihm schwindelte, sein Herz schien unkoordinierte Laute zu hämmern. Wieder dieser süße Geruch junger Haut. Das machte ihn ganz verrückt, ließ ihn in sich zurückfallen und stöhnte Claire, Claire, ach Claire........Wie von Sinnen starrte Denise ihn an und schrie

      „Wer ist sie! Ich, ich, kann nicht mehr......es tut weh, so weh......ich liebe dich so sehr und immer wieder höre ich nur Claire...!“

      Sie weinte, lief ins Bad und zog ihre nassen Sachen wieder an. Unsanft aus seinen Träumen gerissen, stürmte Jeremy zu ihr, nahm sie in die Arme und stammelte

      „Verzeih mir, verzeih mir, aber du ähnelst ihr so sehr, so sehr......“

      Sie spürte sein Leid, sodass sie plötzlich keine Liebe, sondern nur mehr Mitleid empfand. Es war jenes Gefühl, dass sie anfangs für ihn empfunden hatte und in diesem Moment fiel jede Verliebtheit für diesen Mann ab, der in ihren Augen nur mehr Elend war. Sie tröstete ihn ein wenig und ging bald, jedoch mit den Worten „Ich weiß nicht, ob ich dich wieder besuchen werde..... ich habe nur langsam genug davon.“

      Und wieder umfing Jeremy das Gefühl Claire von Neuem verloren zu haben. Er begriff, dass ihre Liebe für ihn gestorben war. Tot wie Claire, war nun auch Denise für ihn. Doch sie war immer noch am Leben. Durfte sie das? Durfte Denise immer noch am Leben sein, wenn Claire tot war, wenn die Liebe für ihn aus beiden gewichen war? Ein Strudel aus Verlustangst, vermengt mit Machtgefühlen, schüttelte ihn. Wenn sie schon für ihn verloren war, dann ganz. Er kannte ihren Weg nach Hause – sie musste ungefähr eine halbe Stunde mit dem Rad fahren, doch heute fuhr sie nicht mit dem Rad, sondern ging wegen der nassen Fahrbahn zu Fuß. Deshalb kam sie auch eine halbe Stunde später bei ihm an. Er hetzte ihr mit dem Auto nach.

      „Los, steig ein! Ich fahr dich heim!“

      Denise wehrte ab „Das geht nicht, meine Eltern glauben ich bin bei einer Freundin und dann würden sie ein Auto sehen.......“ Wieder forderte er sie auf „Du wirst sonst krank......los, steig endlich ein!“

      Widerwillig stieg sie ein. Er sah anders aus, stellte sie fest. Nach fünf Minuten sagte Denise „Das ist der falsche Weg, hier wohne ich ja gar nicht!“ Jeremy stammelte „Wir gehen noch in ein Café.“

      „Ich will nicht in ein Café......ich will nach Hause!“

      „Ich muss das hier richtig abschließen! Verstehst du das nicht? Es muss ein Ende haben mit uns.“ Denise wurde sanfter

      „Gut, wenn du meinst, aber reden hätten wir auch bei dir können.“

      Wieder tauchte das Bild von ihrem leblosen Körper vor ihm auf.

      Es war so einfach gewesen, so einfach. Sie hatte sich nicht gewehrt, war biegsam wie eine Puppe. Selbst als sie tot war, schien sie ihn noch anzusehen. Ein anderer – sie meinte, sie würde nun einen anderen Kerl lieben, erinnerte sich Jeremy schaudernd daran und wieder wurde er wütend, so wütend.

      „Keine Liebe dauert ewig, mein Schatz!“, gurrte Claire und graulte ihm das Kinn, als wäre er ein Trottel und genauso fühlte er sich auch heute. Hatte auch Claire ihn verlassen, auf die eine oder andere Weise - Denise wird es nicht tun. Das stand für ihn fest.

      Die Liebe gehört der Ewigkeit und ewig ist der Tod. Jener stille, zeitlose Ort des Vergessens und des Festhaltens.

      Er lenkte den Wagen in einen Waldweg. Sie war sanft und versuchte ihn zu trösten „Aber, du liebst doch diese Claire. Mir tut das weh, wenn du stets ihren Namen aussprichst!“

      Mit einem starren Blick betrachtete er sie „Ja, ich weiß, was wirklich weh tut und du wirst mir nie mehr weh tun, Claire, das sage ich dir!“

      Ein mulmiges Gefühl stieg in Denise hoch „Mein Name ist Denise, nicht Claire, ......D e n i s e !“, schrie sie ihn an. Doch Jeremy führte seinen irren Monolog weiter und weiter.

      Denise bekam wieder Mitleid mit ihm. Sein wirres dunkles Haar hing ihm in die Stirn, seine Hände verkrampften sich am Steuer.

      „Es ist wirklich besser, wenn du dich ein wenig ausruhst und außerdem hat der Regen nachgelassen. Ein wenig Waldluft tut uns sicher beiden gut.“, versuchte sie ihn zur Vernunft zu bringen und stieg aus dem Wagen.

      Hier war der Boden noch СКАЧАТЬ