Der letzte Gang einer Königin. Walter Brendel
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Название: Der letzte Gang einer Königin

Автор: Walter Brendel

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783754155738

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СКАЧАТЬ der Österreicher auf dem Vormarsch. Paris war bedroht, und die zum Kampf bereiten Pariser Bürger fühlten sich von den Anhängern des Königs bedroht. Unter den in den Gefängnissen einsitzenden Königstreuen und jenen, die dafür gehalten wurden, richteten sie daher ein Blutbad an. Diesem Septembermassaker fielen über tausend Menschen zum Opfer.

      In dieser aufgeheizten Stimmung wurde Robespierre mit 338 von 525 Stimmen zum Mitglied der neuen Volksvertretung, des Nationalkonvents, gewählt. Gegen den König wurde Anklage wegen Hochverrats erhoben. Während die Girondisten und Danton Partei für den König ergriffen, schloss sich Robespierre in einer Rede der Forderung von Louis Antoine de Saint-Just nach dessen Hinrichtung an, da der König eine zu große Gefahr für die Revolution darstelle. Er erklärte den König zum Verräter Frankreichs und zum Verbrecher an der Menschheit. Der Nationalkonvent sprach sich am 18. Januar 1793 bei 361 zu 334 Stimmen für die sofortige Hinrichtung Ludwigs XVI. aus. Am 21. Januar wurde Ludwig XVI. durch die Guillotine enthauptet.

      Am 27. Juli 1793 wurde Robespierre vom Nationalkonvent zum Mitglied des zwölfköpfigen Wohlfahrtsausschusses berufen. In der Folgezeit unterstützte Robespierre alle Maßnahmen gegen sogenannte „Feinde der Revolution“, was ihm seinen Ruf als „Blutrichter“ der Französischen Revolution eintrug. So war er daran beteiligt, Jacques Roux und alle Mitglieder der ihm unliebsamen Enragés zu verhaften und vor Gericht zu stellen. 1794 ließ Robespierre Jacques-René Hébert verhaften, weil er angeblich zum Aufstand aufgerufen hatte und dazu die Septembermorde von 1792 thematisiert hätte. Mit ihm wurde ein Großteil seiner Anhängerschaft hingerichtet, die sog. Hébertisten.

      Am 30. März 1794 ließ der Wohlfahrtsausschuss Danton und dessen Anhänger verhaften und am 5. April auf der Guillotine hinrichten, weil sie angeblich Teil einer „Verschwörung des Auslands“ seien mit dem Ziel, die Monarchie wiederherzustellen. Im Nationalkonvent war zunächst Kritik an den Verhaftungen laut geworden, die Robespierre aber mit Drohungen zum Schweigen brachte:

      „Ich behaupte, daß, wer immer in diesem Augenblick zittert, schuldig ist, denn die Unschuld hat von der öffentlichen Überwachung nichts zu befürchten.“

      Insgesamt waren es in diesem April 258 Hinrichtungen auf Geheiß des Ausschusses. Im Juni 1794 gab es 688 Hinrichtungen, denn der von Robespierre und Saint-Just dominierte Wohlfahrtsausschuss erließ am 10. Juni 1794 oder 22. Prairial II mit dem so genannten Prairial-Dekret ein neues Gesetz, nach dem Angeklagten kein Rechtsbeistand zukommen durfte und jeder – selbst Konventsmitglieder – ohne einen Mehrheitsbeschluss des Konvents vor das Revolutionstribunal gebracht werden konnte.

      Ihn unterstützten dabei seine engsten Vertrauten – unter anderem Couthon und Saint-Just, der allerdings zunächst gegen dieses Gesetz gewesen war. Jedoch überzog Robespierre im Wohlfahrtsausschuss seinen Machtanspruch und verlor endgültig seinen Rückhalt im Konvent.

      Nach Robespierre war klar, dass die Gegner der Republik nur die Wahl zwischen einer Änderung ihrer Überzeugungen und dem Tod haben durften.

      Robespierre, gemalt 1860 von Pierre Rock Vigneron (1789–1872), nach einem zeitgenössischen Pastell (um 1790) von Adélaïde Labille-Guiard.

      Je grausamer die Regierung gegenüber den Verrätern auftrete, desto wohltätiger sei sie gegenüber den braven Bürgern, ließ Robespierre 1793 verlauten. Die Terrorherrschaft war demzufolge ein notwendiges Übel. Ohne Tugend, meinte Robespierre, sei Terror verhängnisvoll, ohne Terror die Tugend machtlos. Seit dem Frühjahr 1794 propagierte Robespierre auch den Kult des höchsten Wesens, der im Mai 1794 in der Verfassung verankert wurde.

      So lange also die Schlacht um einen Prozess gegen Marie Antoinette nicht gewonnen war, blieb Fouquier nur eins, seine Beute überwachen zu lassen. Und dazu wurden je zwei Gendarmen in die Zelle von Marie Antoinette quartiert, die sie Tag und Nacht beobachteten.

      Beinah zwei Monate hat die Königin ihren Sohn nicht mehr gesehen. Charles wurde ihr im Temple entrissen und in die Obhut des Schusters Simon gegeben. Antoine Simon, genannt Schuhmacher Simon, (* 21. Oktober 1736 in Troyes; † 28. Juli 1794 in Paris) war ein französischer Revolutionär, der im Juli 1793 die Aufgabe übertragen bekam, über den französischen Kronprinzen Louis Charles de Bourbon in dessen Haft im Temple-Gefängnis zu wachen.

      Simon war Schuhmacher in Paris (in der Rue de Cordeliers), Mitglied des revolutionären Club de Cordeliers und im revolutionären Pariser Gemeinderat (Kommune). Er sollte nach einer Idee von Pierre Gaspard Chaumette für dessen Erziehung im Sinn der Revolution zu sorgen, was er mit seiner Frau Marie-Jeanne (1745–1819) bis zum 19. Januar 1794 übernahm.

      Ludwig XVII. (1789), Gemälde von Alexander Kucharski

      Zu dieser Zeit wurde seine Frau krank und er übernahm wieder städtische Aufgaben. Er versuchte den Kronprinzen vulgäre Sprache und Manieren beizubringen. Er unterstützte er Jacques-René Hébert darin, durch Befragung des Jungen Vorwürfe des Inzestes gegen seine Mutter Marie Antoinette zu sammeln.

      Der eingefleischte Sansculotte sollte seine Erziehung also sichern und übernehmen.

      Seine Position bescherte den Schuster eine unverhoffte Einnahmequelle. Das wollte er mit fanatischem Eifer beweisen. Der Mann von einer derart primitiven Intelligenz verstand sich nur darauf, den hilflosen Jungen zu züchtigen und betrunken zu machen.

      Das Ergebnis dieser „Erziehung“ sollte im Prozess noch eine Rolle spielen.

      Tag und Nacht wurde die Zelle der Königin durchsucht. Auch ihr letztes privates Stück, eine Taschenuhr, wurde ihr weggenommen.

      „Wie es heißt, soll der Prozess gegen die Erztigerin von Österreich nun endlich anfangen. Wenn sie nicht binnen 24 Stunden gerichtet und geköpft wird, sind wir nicht frei und auch nicht wert, es zu sein“. Diese Zeilen schrieb der Führer der Ultrarevolutionären Hébert in seinen Schmierenblatt. Das Volk liebte solche drastischen Sätze und im Nu waren 80000 Exemplare verkauft. „Willst du Menschen zu großen Leistungen anstacheln, so bediene dich des Hasses“, so Hébert weiter. Im Gespräch mit Fouquier gab er kund, dass Robespierre feige ist und dass der Kongress in den Anträgen ersticken wird, dieses Miststück hinzurichten.“

      Jacques-René Hébert war ein französischer Publizist und Kirchengegner. Als Führer der Ultrarevolutionären war er eine der wesentlichen Figuren der Französischen Revolution. Er war von 1790 bis 1794 Herausgeber der volkstümlichen revolutionären Zeitschrift Le père Duchesne. Als Verfasser der Zeitschrift Le père Duchesne, die seit November 1790 in insgesamt 385 Nummern erschien und in der Hébert unter ebendiesem Namen schrieb, griff Hébert aktiv in das revolutionäre Geschehen ein und übertraf schließlich sogar Jean-Paul Marat an publizistischer Wirksamkeit. Die Zeitschrift war nach einer populären Figur des damaligen Volkstheaters benannt, hatte die für die damalige Zeit enorme Auflage von bis zu 600.000 Exemplaren und wurde auch kostenlos in der Armee verteilt. Als Agitator wandte sich Hébert vor allem an die Sansculottes, kleine Handwerker und Gewerbetreibende in den Pariser Vororten, die 1792/94 die treibende Kraft der Revolution darstellten. In seiner Zeitschrift versuchte er, die einfache und grobe Sprache bestimmter Handwerker nachzuahmen.

      Hébert forderte im „Pere Duchesne“ zu konsequentem Vorgehen gegen alle Personen auf, die er als Feinde der Revolution ansah: Adlige, Kleriker, aber auch alle gemäßigten Revolutionäre wie die Girondisten, die Héberts sozialrevolutionäre Ansichten nicht teilten.

      Jacques-René Hébert, Grafik von François Bonneville

      Die wichtigsten Programmpunkte von Héberts Zeitschrift lauteten: Sturz der Monarchie und Einführung der direkten Demokratie СКАЧАТЬ