Название: Traumwandler
Автор: Julia Skye
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: 2
isbn: 9783753190259
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„Sagt mir, befindet sich Eure Schwester dieser Tage auch hier?“, sagte Lilíth plötzlich. Ihre Augen schienen nun beinahe schwarz.
Ich schüttelte den Kopf. „Nein, sie -“
„Du wusstest es“, fiel Solas mir ins Wort. Er sprach langsam, als müsse er gleichzeitig noch alles, was er wusste, zusammensetzen. „Du wusstest, dass mein Vater tot ist. Du wusstest, was wir im Norden suchen. Du wusstest von Anfang an, dass du mich in meinen Tod leiten würdest.“
„Solas, du hättest niemals -“, fing Lilíth nun wieder an.
Mein Geduldsfaden riss. Würden sie mich vielleicht auch einmal zu Wort kommen lassen?
All mein Frust kam aus mir heraus. „So war es überhaupt nicht!“, schrie ich. Meine Stimme hallte so sehr von den Wänden wider, dass ich kurz befürchtete, das Schloss würde nun einstürzen. Für einen Moment hoffte ich es sogar.
Wenigstens hatte ich nun ihre ungeteilte Aufmerksamkeit; zwar starrten sie mich beide an, als sei ich eine irre Lügnerin – wie Melody -, doch immerhin hörten sie mir zu.
„Ja, ich hab die Mission gekriegt. Ja, ich wusste all das. Aber hast du dich vielleicht mal gefragt, warum du noch am Leben bist?“ Ich sprach nun direkt zu Solas. Ich bemühte mich, meine Stimme einigermaßen ruhig zu halten oder es wenigstens zu schaffen, dass sie vor Wut nicht zitterte. „Von dem Moment an, da ich von der Mission erfahren hatte, habe ich versucht, dir das Leben zu retten. Ja, ich bin mit in den Norden in dem Wissen – aber wäre ich nicht mit, hätten sie mich nie wieder zurückgelassen und hätten dich trotzdem umgebracht! Und dann hätte ich keinen Einfluss mehr darauf gehabt. Und immerhin hab ich dir in den Ruinen das Leben gerettet – weißt du eigentlich, was ich dafür ertragen musste?
Und nur fürs Protokoll: Ich hab die verdammte Quelle im Norden zerstört, weshalb die Wölfe alle tot umgekippt sind!“, blaffte ich nun Lilíth an. „Und meine Schwester hab ich schon seit Jahren nicht mehr gesehen, seit sie an unserer Türe aufgetaucht ist. Ich wusste bis vor ein paar Wochen überhaupt nichts von der ganzen Sache!
Und die Mission, Solas zu töten, war nur von ihr ausgeheckt und nicht von der ganzen… Organisation, die all das verantwortet. Das heißt, Melody hat mich die ganze Zeit über verarscht und nun ist sie verschwunden, aber kann ich etwas dafür, dass sie eine wahnsinnige Irre ist, die zu viel Macht ausübt?
Ich hab die ganze Zeit über nur versucht, dir den Arsch zu retten!“ Die letzten Worte schrie ich Solas ins Gesicht.
Nun sah er vollkommen verdattert aus.
Ich merkte, wie ich meine Gefühle nicht mehr länger kontrollieren konnte; mit einem Ruck drehte ich mich um und stürmte aus dem Saal.
Ich war überrascht, dass mich keiner von ihnen zurückhielt – bis ich das Tor erreicht hatte, hätten sie genug Zeit gehabt -, doch vermutlich hatte ich sie beide überrumpelt.
Wenigstens darüber konnte ich zufrieden sein.
Während ich die Treppen hinunterstürmte, wartete ich die ganze Zeit darauf, dass der Schwindel einsetzte. Nichts passierte. Vielleicht schliefen die in Norwegen gerade. Hoffentlich.
Auch wenn ich jetzt ein Gespräch mit Caro gut vertragen könnte… - ich konnte es nicht riskieren, jetzt hier weg zu gehen – vielleicht hatte Helen dieselben Gedanken und deshalb ließ sie mich hier.
Ich hatte keine Ahnung, wohin ich rannte. Zwischen Häusern hindurch, irgendwohin, wo ich alleine sein konnte. Ich presste meine Lippen so fest zusammen, dass es schmerzte; nur um die Tränen zurückzuhalten.
Meine Gedanken überschlugen sich. Die ganze Zeit über sah ich Solas‘ fassungslosen, verletzten Blick vor mir. Am liebsten hätte ich mich auf den Boden gesetzt und einen lauten, schmerzerfüllten Schrei ausgestoßen.
Und dann Lilíth – bildete sie sich ein, alles zu wissen? Sie hatte mich verurteilt von dem Moment an, als ich in den Saal getreten war. Sie hatte mir nicht einmal eine Chance gegeben.
Wir unterhalten uns, sobald wir mit Lilíth geredet haben, hörte ich wieder Solas‘ Stimme. Ich war mir nicht einmal sicher, ob er überhaupt je wieder mit mir reden würde.
Schließlich hatte ich einen kleinen Unterschlupf gefunden; eine Nische direkt an der gigantischen Mauer. Ich ließ mich dort nieder; meine Tränen mit aller Macht zurückhaltend. Stattdessen schnappte ich nach Luft wie ein Ertrinkender. Ich hatte das Gefühl, nicht mehr atmen zu können; mich gleich übergeben zu müssen.
Als wäre mein Gefühlschaos nicht schon genug gewesen. Nein, jetzt musste auch noch das Schlimmste passieren, was ich immer befürchtet hatte: Solas hatte die Wahrheit erfahren. Von jemand anderem. Er wusste, dass ich ihn die ganze Zeit über angelogen hatte.
Ich hasste Melody. Ich verfluchte Lilíth. Aber am Meisten fühlte ich mich schuldig. Doch selbst zurückblickend hatte ich keine Ahnung, was ich anders hätte machen können. Hätte ich ihm vorhin die Wahrheit sagen sollen? Doch was hätten Helen und die anderen wohl gemacht?
Hätte das die Dinge überhaupt gebessert? Nun, dann hätte er es wenigstens von mir gehört – doch ob ihn das beruhigt hätte, wusste ich nicht.
Dummerweise musste ich wieder daran denken, wie er mich unter den Polarlichtern geküsst hatte. Dann, wie er zurückgetreten war.
„Das ist jetzt überhaupt nicht das Problem!“, hörte ich Caro ärgerlich in meinem Kopf. „Verdammt, dein verletztes Ego ist nun nicht das Thema, über das du nachdenken solltest. Überleg dir irgendwas und schwing deinen Arsch in den Palast zurück, bevor seine Mutter ihm noch mehr Lügen über dich eintrichtert.“
Allerdings war das gar nicht notwendig; im nächsten Moment hörte ich plötzlich Schritte.
Ich zog meine Nase hoch und fuhr mir hastig durch die Haare, die sicherlich in alle Richtungen standen. Die Schritte kamen nämlich ganz klar in meine Richtung.
Mein Herz blieb beinahe stehen, als Solas plötzlich um die Ecke kam. Nun war sein Blick zornig, und ich zuckte innerlich zusammen. Sein Zorn war eindrucksvoll; nicht so wie meiner.
Gleichzeitig war da immer noch dieses Verletzliche in seinem Blick, das ich vorhin dort noch nie gesehen hatte. Und die Ungläubigkeit – er konnte es noch immer nicht fassen.
Ich zwang mich, aufzustehen. Ich stand direkt an der Mauer, meine Hände auf das Eis hinter mir gelegt; sodass ich an etwas Halt fand.
So standen wir uns gegenüber und starrten uns an, musterten uns gegenseitig; jeder versuchte, die Gedanken des anderen zu erraten.
Ich wollte nicht die Erste sein, die das Schweigen brach.
Schließlich machte er den ersten Schritt. „Ich will die Wahrheit hören.“
Seine Stimme klang so distanziert, dass ich fast geheult hätte. Weg war die Wärme und die Vertrautheit, die zwischen uns geherrscht hatten.
Allerdings sagte ich mir, dass er immerhin zu mir gekommen war, was ich als ein gutes Zeichen deutete. Er redete noch mit mir. Also nickte ich zitternd. Was sollte ich auch СКАЧАТЬ