Название: Traumwandler
Автор: Julia Skye
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: 2
isbn: 9783753190259
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Wir ritten hindurch; Solas und ich als letzte.
Sobald wir durch das Tor waren, hörte ich, wie es hinter uns wieder geschlossen wurde. Allerdings wandte ich mich nicht mehr um; ich war vollkommen gefangen von dem, was sich vor mir bot.
Eisige gigantische Bauten erhoben sich vor uns; ich konnte es nicht einmal als Häuser beschreiben, dafür waren sie viel zu elegant und filigran geformt. Sie schienen alle aus Eis und Schnee zu sein; doch nun glaubte ich nicht mehr, dass sie hundert Prozent natürlich waren.
Denn sobald wir durch das Tor gekommen waren, bemerkte ich, wie die Kälte schwand. Die Temperatur hier war angenehm warm, immer noch frisch, aber ungefähr so, als wäre ich im Wald.
Vermutlich gab es Elfenzauber wirklich.
Und er war einfach nur cool.
Während wir die eisigen Wege zu dem Schloss entlang ritten, wusste ich nicht, wohin ich meinen Kopf drehen sollte. Meine Augen schweiften über die prachtvollen Säulen des Schlosses, die filigranen Verzierungen. Dann weiter zu den wunderschönen, elegant gekleideten Elfen, die vereinzelt hier herumliefen, immer eine Waffe dabei. Sie warfen uns neugierige Blicke zu; sie selbst waren blass und wunderschön; ihr Haar wie Sternenlicht.
Das Reich war riesig; wohin ich auch blickte, ich konnte kein Ende sehen. Es war nicht nur eine Stadt, es war eine ganze Provinz. Ein Königreich.
Und ich war drauf und dran, der Königin zu begegnen.
Auf einmal breitete sich ein mulmiges Gefühl in meinem Magen aus. Ich wünschte mir, Solas und ich hätten die Chance gehabt, miteinander zu reden, bevor wir seiner Mutter begegneten. Dann wüsste ich wenigstens, woran ich bei ihm war.
Wir waren nun am Palast angekommen. Tair wies uns an, von den Pferden abzusteigen. Solas sprang elegant von seinem; dann kam er zu mir und half mir, abzusteigen. Ich war ihm dankbar dafür, denn ich wollte mich vor den anderen ehrlich gesagt nicht blamieren.
Und sie hielten es vermutlich nur für eine nette Geste. Sie dachten sicher nicht, dass ich tatsächlich auf meinen Po fallen könnte, hätte der Elf mir nicht geholfen.
„Lilíth erwartet euch“, sagte Tair zu uns. Er wies uns an, die Treppe hinaufzusteigen.
Ich merkte, wie ich nervös wurde, als ich Solas nach oben folgte. Auch die Stufen schienen aus dem Eis geformt zu sein, doch sie waren weder glatt oder rutschig. Hm, vielleicht konnte ich Solas ja mal danach fragen. Oder war das zu verdächtig?
So oder so hatte ich im Moment keine Zeit – geschweige denn die Nerven – mir darüber Gedanken zu machen. Denn wir standen nun vor dem riesigen Tor, das in das Schloss führte.
Und zu Solas‘ Mum.
Konnte ich sie schon als Schwiegermutter betiteln?
Lass den Unsinn, dachte ich ärgerlich. Immerhin war es immer noch gefährlich hier. Wenn ich an Tair und Solas‘ verblüffte Blicke dachte… Schließlich musste ich mich dafür nachher sicherlich noch vor Solas verantworten.
Ich holte innerlich tief Luft, als die gigantischen Tore geöffnet wurden. Mach dir nicht ins Hemd, sagte ich mir. „Sei einfach so, wie du normalerweise nie bist – höflich und nicht zu gesprächig“, würde Caro jetzt sagen.
Und sie würde Recht haben.
Das Tor vor uns wurde geöffnet. Tair verneigte sich, dann drehte er sich um und lief die Treppen hinab – am liebsten wäre ich ihm gefolgt. Allerdings zwang ich mich, nicht sehnsüchtig den Kopf zu wenden, sondern auf das zu blicken, was vor mir lag.
Ich erhaschte einen Blick in einen gigantischen Saal. Kurz fragte ich mich, ob Lilìth wohl auf einem Thron sitzen würde. Dann folgte ich Solas hinein.
Mit einem lauten Geräusch schloss sich das Tor hinter uns. Mein Herzschlag beschleunigte sich. Irgendwie fühlte ich mich unsicher hier. Alles war so gigantisch und prächtig und kalt – ich kam mir klein und unbedeutend vor.
Unsere Schritte hallten laut in dem Thronsaal wider. Kurz blickte ich nach links und rechts auf die gigantischen Säulen, die wunderschöne Verzierungen aufwiesen. Dann wanderte mein Blick nach vorne.
Sie saß auf keinem Thron – das war das erste, was mir auffiel. Stattdessen stand sie gerade und hoch aufgerichtet dort, die Hände locker verschränkt, und blickte uns entgegen.
Sie sah ihm ähnlich – das war mein zweiter Eindruck. Dieselben wunderschönen, ebenmäßigen Gesichtszüge. Dieselben geschwungenen Lippen. Dieselben dunkelblauen, wunderschönen Augen, deren eindringlicher Blick nun auf mich fiel.
Etwas blitzte in ihnen auf.
Es war nur für den Bruchteil einer Sekunde zu sehen, doch es reichte, um mich vollkommen aus der Bahn zu bringen. Ich hatte nicht erkennen können, was es war, doch es schien beinahe… als hätte sie mich schon einmal gesehen?
Unmöglich.
Nun war ich so nervös, dass ich mir nicht einmal darüber Gedanken machen konnte – was im Nachhinein betrachtet vermutlich besser gewesen wäre.
Plötzlich wünschte ich mir, sie säße auf einem Thron. Dann hätte ich sie wenigstens als arrogante Monarchin abstempeln können. So war sie einfach eine wunderschöne Elfenkönigin.
Die zufällig die Mutter meines Gefährten war.
Weggefährten natürlich.
Solas blieb wenige Meter vor ihr stehen; stolpernd tat ich es ihm gleich.
Eine Weile musterten sich die beiden; wie lange hatten sie sich wohl nicht mehr gesehen? Ich fragte mich, warum sie sich nicht umarmten, in Tränen ausbrachen oder so. Vermutlich hatten sie sich schon Jahrzehnte nicht mehr gesehen – ich wollte mir gar nicht vorstellen, was meine Mum tun würde, wenn sie so lange von mir getrennt sein müsste.
Solas war der Erste, der sich äußerte. „Lilíth.“
„Solas“, erwiderte sie. „Du hast dich verändert.“
„Du hingegen überhaupt nicht“, sagte er und lächelte leicht, was das Eis ein wenig brach. Dann deutete er auf mich. „Das ist Rose, meine… Weggefährtin. Sie war mit mir oben im Norden.“
Ihr Blick schweifte kurz zu mir. Wieder sah ich dieses seltsame Aufblitzen, dann nickte sie mir allerdings freundlich zu. „Rose.“
Da ich nicht wusste, was ich sagen sollte, nickte ich ebenfalls nur leicht.
Außerdem hatte sie ihren Blick schon wieder von mir abgewendet, für den Moment schien sie mich nicht interessant zu finden. Was mir nur Recht war.
„Du warst also im Norden?“, sagte sie. „Hast du die Quelle des Unheils gefunden?“
Er nickte. Kurz warf er mir einen Blick zu. „Ja – und nein. Die gigantischen Wölfe, von denen dir sicherlich berichtet wurde, wurden von einer Höhle aus gesteuert. Uns gelang es, die Quelle in der Höhle zu zerstören. Allerdings… wissen wir nicht genau, was die Quelle war.“
Sie sah leicht irritiert aus. Ich könnte schwören, ihr Blick zuckte wieder zu mir.
„Die СКАЧАТЬ