Название: Little Women: Beth und ihre Schwestern
Автор: Луиза Мэй Олкотт
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783754178942
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Zweites Kapitel
Fröhliche Weihnachten
Die erste, welche im grauen Dämmerlichte des Weihnachtsmorgens erwachte, war Jo. Es hingen keine Strümpfe am Kamin, und einen Augenblick fühlte sie sich ebenso sehr getäuscht wie vor langer Zeit, als ihr kleiner Socken auf die Erde fiel, weil er so voll Bonbons war. Aber plötzlich erinnerte sie sich des Versprechens ihrer Mutter; ihre Hand glitt unter ihr Kopfkiffen und zog ein kleines Buch in rothem Einbande darunter hervor. Sie kannte es sehr wohl, denn es war jene schöne alte Geschichte von dem besten Leben, das je gelebt wurde, und so fühlte, dass es der rechte Führer für jeden Pilger fei, der auf die lange Reife ging. Sie weckte Margaret mit einem ,fröhlichen Weihnachten!‘ und forderte sie auf, auch unter ihrem Kopfkissen zu suchen. Ein grüngebundenes Büchlein kam zum Vorschein, mit demselben Bilde darin und einigen von der Mutter geschriebenen Worten, welche ihr einziges Geschenk in ihren Augen noch kostbarer machten. Nun erwachten auch Lieschen und Amy, um ihre Bücher zu suchen und zu finden. Das eine war grau, das andere blau. Alle sassen eine Zeitlang in Betrachtung ihrer Büchlein versunken, und während sie dann ihre Gedanken darüber austauschten, begann der Himmel im Osten sich rosig zu färben.
Trotz ihrer kleinen Schwächen, hatte Margaret ein freundliches, frommes Gemüth, welches unbewusst einen grossen Einfluss auf ihre Schwestern übte, besonders auf Josephine, die sie zärtlich liebte und ihr gehorchte, weil sie ihre Rathschläge auf so freundliche Weise gab.
„Mädchen“, sagte Margaret, indem sie von dem rauhen Kopfe neben ihr zu den beiden andern kleinen Köpfen in weissen Nachtmützen hinüberblickte, „die Mutter wünscht, dass wir diese Bücher lieben, sie lesen, und das Gelesene zu Herzen nehmen; lasst uns damit gleich anfangen. Früher versäumten wir das nie; aber seit der Vater fort ist, und dieser böse Krieg uns beunruhigt, haben wir vieles vernachlässigt. Mein Buch soll jedenfalls hier auf dem Tische seinen Platz haben, und ich will jeden Morgen, sobald ich erwache, einen kurzen Abschnitt darin lesen, denn ich weiss, es wird mir gut sein und mir helfen, meine Pflichten zu erfüllen.“
Dann schlug sie ihr Buch auf und fing an zu lesen. Jo lehnte ihren Kopf an den ihrer Schwester, schlang ihren Arm um sie und folgte ihrem Beispiel mit einem so ruhig ernsten Ausdruck, wie man ihn in ihren beweglichen Zügen selten sah.
„Wie gut Margaret ist! Komm, Amy, wir wollen es ebenso machen wie sie. Ich will dir bei den schweren Worten helfen, und die Schwestern werden uns erklären, was wir nicht verstehen,“ flüsterte Lieschen, auf die die hübschen Bücher und das Beispiel ihrer Schwestern einen tiefen Eindruck machten.
„Ich freue mich, dass meins blau ist,“ sagte Amy, und nun wurde es still in den Zimmern, während die Seiten leise umgeschlagen wurden, und der. Wintersonnenschein durch die Fenster drang und den finnigen und doch so fröhlichen Kindergesichtern auch seinen Weihnachtsgruss zulächelte.
„ Wo ist die Mutter?“ fragte Margaret, als sie und Jo eine halbe Stunde später hinuntereilten, um ihr für ihr Geschenk zu danken.
„ Gott weiss es. Ein armer Knabe kam und bettelte, und gleich darauf ging Frau March aus, um zu sehen, wie sie am besten helfen könne. Eine solche Frau hat’s nie gegeben. Es ist unerhört, was sie an Nahrungsmitteln, Kleidern und Feuerung fortgiebt,“ sagte Hannah, die seit Margaret’s Geburt in der Familie diente und deshalb von allen mehr als Freundin, denn als Dienerin betrachtet wurde.
„ Ich denke, sie wird bald zurückkommen; backe also nur deine Kuchen und halte alles bereit,“ sagte Margaret, während sie die Geschenke besah, die in einem Korbe unter dem Sofa standen, um zu geeigneter Zeit zum Vorschein zu kommen. „Wo ist denn aber Amy’s kölnisches Wasser?“ fragte sie, als sie das Glas nicht fand.
„ Sie hat es vor einem Augenblick aus dem Korbe genommen, um es, glaube ich, mit einem Bande zu verzieren,“ versetzte Jo, die in den neuen Pantoffeln im Zimmer herumtanzte, um ihnen die erste Steifigkeit zu nehmen.
„Wie hübsch meine Taschentücher aussehen, nicht wahr? Hannah hat sie gewaschen und geplättet, und ich habe sie selbst gezeichnet,“ sagte Lieschen, mit Stolz die etwas ungleichen Buchstaben betrachtend, welche ihr soviel Mühe gekostet hatten.
„Welches Kind! da hat sie statt Frau March ,Mutter‘ hineingezeichnet!“ rief so lachend. „Das ist doch gar zu komisch!“
„Hab’ ich’s verkehrt gemacht?“ rief Lieschen bestürzt. Ich glaubte, es wäre besser, sie so zu zeichnen, weil Margaret’s Anfangsbuchstaben auch ,M. M.‘ sind, und ich möchte nicht gern,“ fügte sie zögernd hinzu, „dass jemand anders als Mama diese Tücher gebrauchte.“
„ Das hast du ganz hübsch ausgedacht, Lieschen; denn nun kann keine Verwechslung vorkommen. Mama wird sich sehr darüber freuen,“ sagte. Margaret mit einem vorwurfsvollen Blicke auf so und einem Lächeln für Lieschen.
„ Da kommt die Mutter! Versteckt den Korb, schnell!“ rief so, als man eine Thür zuschlagen und Schritte auf dem Vorplatz hörte.
Amy in Mantel und Kapuze trat hastig herein und war etwas betroffen, als sie ihre Schwestern schon alle versammelt fand.
„ Ei, bist du’s, Amy.“ Woher so früh? und was versteckst du hinter dir?“ fragte Margaret.
„ Lach mich nicht aus, Jo,“ sagte Amy; „ es sollte eigentlich niemand wissen, bis der Augenblick gekommen war; ich wollte nur die kleine Flasche gegen eine grosse umtauschen und habe nun all’ mein Geld ausgegeben, um sie zu bekommen. Ich will wirklich versuchen, nicht mehr selbstsüchtig zu sein.“
Bei diesen Worten zeigte Amy das hübsche grosse Glas, und in ihrem Bestreben, sich selbst zu vergessen, sah sie so ernst und demüthig aus, dass Margaret sie umhalste, und Jo sie für ein ,prächtiges Mädchen‘ erklärte, Lieschen aber lief ans Fenster und pflückte ihre schönste Rose, um die stattliche Flasche damit zu schmücken.
„ Ich schämte mich meines Geschenks, nachdem ich heute Morgen in meinem Buche gelesen hatte,“ sagte Amy; „ich lief also, sobald ich aufgestanden war, um die Ecke und tauschte das Glas um; und ich freue mich sehr, dass ich’s gethan habe, denn mein Geschenk ist nun das hübscheste.“
Jetzt hörte man die Thür von neuem zuschlagen, der Korb flog unter das Sofa, und die Mädchen eilten an den gedeckten Tisch, denn es war längst über die gewohnte Frühstückszeit hinaus, und sie waren sehr hungrig.
„ Fröhliche Weihnachten, Mama! Fröhliche Weihnachten! und tausend Dank für die schönen Bücher. Wir haben schon darin gelesen und werden es alle Tage thun,“ riefen sie im Chor.
„ Fröhliche Weihnachten, liebe Kinder! Es freut mich, dass ihr gleich angefangen habt, und ich hoffe, ihr werdet so fortfahren. Ehe wir uns niedersetzen, möchte ich euch gern ein Wort sagen. Nicht weit von hier liegt eine arme Frau mit einem neugeborenen Kindlein. Sechs grössere Kinder liegen in einem Bette zusammengedrängt, um sich zu erwärmen, denn sie haben kein Feuer und nichts zu essen. Der älteste Knabe kam herüber, um mir zu sagen, wie sehr sie durch Hunger und Kälte litten. Was meint ihr, Kinder, wollt ihr ihnen euer Frühstück zu Weihnachten schenken?“
Sie waren alle ungewöhnlich hungrig und hatten sich sehr auf ihr Frühstück gefreut, und eine Minute lang sprach niemand; aber nur eine Minute; dann rief Jo:
„Wie freut es mich, dass wir noch nicht angefangen hatten!“
„Darf ich helfen, den armen Kindern die Sachen СКАЧАТЬ