Der Politiker. Geri Schnell
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Название: Der Politiker

Автор: Geri Schnell

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783748560777

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СКАЧАТЬ mit Gabi fallen aus. Aber sonst herrschte eitle Freude.

      Rosa wischt sich eine Träne ab, als sie Wilhelm und Franz am Bahnhof in Worms verabschiedet. Ein grosser Koffer mit Wilhelms Habseligkeiten schleppend, besteigen sie den Zug nach Köln. Von dort fahren sie weiter nach Aachen. Franz hilft den Koffer bis ins Studentenwohnheim zu tragen. Wilhelm steht mit seinem Vater auf dem Platz vor der Universität. Er ist nicht der einzige. Auch andere Jungen stehen da mit ihrem Köfferchen und warten auf den Direktor der Uni.

      Nun wird es Zeit, sich von seinem Vater zu verabschieden. Nach einer langen Umarmung, dreht sich sein Vater um und geht mit strammem Schritt Richtung Bahnhof. Sein rechter Arm geht oft zu seinem Kopf hoch, es könnte sein, dass er sich eine Träne wegwischen muss.

      Nun ist Willi allein, das erste Mal in seinem Leben muss er ohne Eltern klar kommen. Er schaut seinem Vater noch nach, bis er hinter der Strassenecke verschwindet, dann konzentriert er sich auf seine neue Umgebung.

      Auf der Treppe zum Eingang steht nun ein älterer Herr in einem Anzug mit Krawatte und fordert die Jungen auf ruhig zu sein. Dann beginnt er mit seiner Ansprache. Nach der Begrüssung verliest er einige Regeln, welche an der Uni gelten und die, so betont er, unbedingt eingehalten werden müssen. Eine Regel besagt, dass man nur in der Schuluniform, die jeder Student bekommt, an Vorlesungen teilnehmen darf.

      Danach beordert er die Studenten, welche im Wohnheim der Uni wohnen werden, nach rechts, die anderen können bereits wieder nach Hause zu ihren Eltern. Beim Eingangstor verteilt ein Mann Zettel mit den Zeiten für den Beginn der einzelnen Vorlesungen. Es sind nur wenige die das Glück haben, bei ihren Eltern zu wohnen. Die meisten wohnen zu weit weg.

      Eine attraktive Frau mit einer Liste beginnt nun mit dem Aufrufen von Namen. Immer wenn wieder vier Jungs bei ihr stehen, gibt sie denen die Zimmernummer bekannt. Darauf verlassen die den Platz mit ihrem Gepäck und machen sich auf, im Gebäude ihr Zimmer zu suchen.

      «Klaus Kirsch, Wilhelm Wolf, Sepp Herger und Hermann Möller! - Ihr habt Zimmer zehn.»

      Die vier schauen sich gegenseitig an, sie sind nun Zimmerkollegen. Dann packt Sepp seinen Koffer und geht los. Die anderen drei folgen ihm. Das Zimmer zehn liegt im ersten Stock des Wohnheims, nebst den vier Betten hat es einen grossen Schrank. Das Fenster zeigt Richtung Hinterhof. In der Mitte steht ein kleiner Tisch mit vier Stühlen. Die einzige Lampe hängt über dem Tisch.

      Auf jedem Bett liegen zwei Schuluniformen. Jeder musste seine Kleidergrösse vorher schriftlich angeben. Auf den Schuluniformen ist auch ein Namensschild angebracht. So weiss jeder, welches der Betten ihm zugeteilt ist. Dann packen die vier ihre Koffer aus.

      «Ich bin der Sepp aus München und studiere Mathematik.»

      «Ich bin Willi und studiere Luftfahrt Technik», antwortet Willi und reicht dem Sepp die Hand, «ich komme aus Worms.»

      «Aus einer Kleinstadt, das finde ich niedlich.»

      «Ich bin Klaus aus Pahlen und studiere Biologie.»

      «Pahlen, wohl liegt den das?», fragt der Sepp abschätzig.

      «In Schleswig-Holstein nur zehn Kilometer von der Nordsee entfernt.»

      «Und habt ihr dort auch eine Schule?», will der Sepp wissen, «oder gibt es dort nur Kühe.»

      «Kühe gibt es in Pahlen viele», entgegnet Klaus, auf die Bemerkung über die Schule geht er gar nicht ein.

      «Ich bin Hermann Möller aus Gera und studiere deutsche Geschichte», stellt sich noch der kleinste der vier vor.

      Nach der kurzen Vorstellung ist jeder mit Auspacken beschäftigt. Sie haben noch viel Zeit sich kennen zu lernen. Ab und zu schielt Willi zu den anderen rüber. Sepp und Hermann hängen ihre Uniform der Hitlerjugend schön gebügelt in den Schrank. Sie können sie nicht anziehen, denn es herrscht ein striktes Verbot, was das Tragen von politischen Symbolen betrifft und dazu gehören sicher auch Uniformen. Damit ist Willi eine grosse Sorge los, er befürchtete, dass alle in Uniformen der Hitlerjugend herumlaufen und er weiss nicht, wie er zu einer solchen kommen könnte. In Worms konnte er nicht der Hitlerjugend beitreten, die Klassenkameraden haben sein jüdische Uroma nicht vergessen.

      Welche politische Ideologie Klaus vertritt, kann er nicht feststellen. Er scheint aus einfachen Verhältnissen zu kommen, zumindest deutet seine Kleidung darauf hin. Das kann auch daran liegen, dass er aus einem kleinen Dorf stammt. Da ist Kleidung kein Statussymbol, sie muss nur zweckmässig sein. Nun er wird es in den nächsten Wochen herausfinden.

      Eine schrille Glocke ruft zum Essen. Nun ist Willi gespannt, ist die Verpflegung gut? Er hat auf jeden Fall einen riesigen Hunger. In der Mensa sind schon viele Plätze belegt. Die vier Leidensgenossen bleiben zusammen. Der Sepp spielt sich mächtig auf und prahlt mit seiner Grossstadt München, als sei sie die Hauptstadt nicht nur von Deutschland, sondern von der ganzen Welt. Deshalb habe Hitler sich hier niedergelassen.

      Willi fällt auf, dass dieser Hitler allgegenwärtig ist. Man kommt nicht an ihm vorbei, da auch an den anderen Tisch oft dieser Name zu hören ist. Wenn Willi hier nicht untergehen will, muss er sich anpassen, es bringt nichts, wenn er sich dagegen stellt.

      Er braucht dringend eine Strategie und Ausrede, warum er noch nicht in der Hitlerjugend mitwirkt. Ein Vorteil ist, dass er der einzige aus Worms ist. Er muss also nicht befürchten, dass die Geschichte seiner Uroma jemand kennt, so gesehen, kann er einen Neustart wagen.

      «Die Lehrer in Worms haben uns verboten, in die Hitlerjugend einzutreten. Das waren noch so richtig kaisertreue. Sie waren immer der Meinung, dass man den Kaiser wieder einsetzen soll, nur der würde Deutschland einigen. Wir mussten natürlich auch unter der französischen Besatzung leiden.»

      «Dann verstehe ich erst recht nicht», wendet Sepp ein, «warum die gegen Hitler sind, ihm ist es anzurechnen, dass die Franzosen abgezogen sind.»

      «Das haben die jetzt auch begriffen», verteidigt sich Willi, «schliesslich wurde Hitler in Worms gebührend empfangen. Das Stadion war restlos überfüllt.»

      Die ersten Wochen als Student sind für Willi nicht einfach. Es zeigt sich, dass die Schule in Worms, ihn nur ungenügend auf das Luftfahrtstudium vorbereitet hatte. Die meisten Mitstudenten waren bereits in der Luft. Wenn nicht in einem Flugzeug, so zumindest mit einem Zeppelin. Auch mit seinem Wissen im Bereich Strömungslehre hinkte er im Vergleich zu dem anderen Studenten hintennach. In diesem Fach kann ihm Sepp wenigstens etwas Nachhilfe geben, so dass er langsam den Anschluss findet.

      In Aachen halten sich die Nationalsozialisten zurück. Noch haben sie in der Regierung nicht die Mehrheit, sie sind nur zweitstärkste Partei. Immerhin Sorgen ihre Scharmützel in ganz Deutschland für Unruhe. Diese Unruhen führen am 12. September zur Auflösung des Reichstags. Faktisch ist Deutschland nicht mehr regierbar.

      Sepp und Hermann halten mit bissigen Kommentaren nicht zurück. Willi beteiligt sich ebenfalls an den politischen Diskussionen und vertritt nun vehement die Haltung, dass nur Hitler Deutschland retten kann. Für ihn spielt auch die Tatsache, dass sich Hitler sehr für die Luftfahrt einsetzt, eine wichtige Rolle. Bei den Politikern der Zentrumspartei hat man immer noch den Eindruck, dass sie eher auf Kavallerie setzen, als auf diese neuartige Modeerscheinung.

      Dank der Unterstützung von Sepp und Hermann wird Willi in die deutsche Studentenverbindung der Nationalsozialisten aufgenommen. Jetzt hatte er endlich das Gefühl, dass er dazugehört.

      An den Abenden im Vereinslokal geht es hoch her. Nationalistische Lieder werden gegrölt. Die Studenten СКАЧАТЬ