Название: John Flack
Автор: Edgar Wallace
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783754181409
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Er sah von einem Fenster nach dem anderen, als ob er einen Lauscher auf dem Trittbrett des Wagens vermutete, und sagte dann mit gedämpfter Stimme:
»Ich habe niemals mit Ihnen, meine liebe ... hm ... Miß Margaret, über die unangenehmen Einzelheiten meines Berufes gesprochen; da gibt es nun, oder vielmehr, da gab es mal einen Herrn mit Namen Flack – F-l-a-c-k,« buchstabierte er. »Erinnern Sie sich nicht?« fragte er eindringlich, und als sie den Kopf schüttelte: »Ich hoffte, Sie würden sich des Namens erinnern. Man liest ja so viel über solche Sachen in der Zeitung. Aber vor fünf Jahren waren Sie ja noch ein Kind –«
»Sehr schmeichelhaft,« lächelte sie, »aber vor fünf Jahren war ich schon eine erwachsene junge Dame von achtzehn Jahren.«
»Tatsächlich?« fragte Mr. Reeder leise. »Das wundert mich aber! Nun ... Mr. Flack war eine jener Personen, von denen man so häufig in den Sensationsromanen liest, deren Verfasser die Möglichkeiten und Tatsachen des menschlichen Lebens wenig berücksichtigen. Ein Meister des Verbrechens, der Gründer einer ... hm ... Gesellschaft, oder, wie der gewöhnliche Mann sagen würde, einer Verbrecherbande.«
Er seufzte und schloß die Augen. Einen Augenblick dachte sie, daß er für den gottlosen Sünder betete.
»Ein glänzender Verbrecher – es ist schrecklich, es einzugestehen, aber ich habe wirklich eine widerwillige Bewunderung für ihn. Sie sehen, ich bin selbst ein wenig verbrecherisch veranlagt, wie ich Ihnen ja schon oft gesagt habe. Aber er war wahnsinnig.«
»Alle Verbrecher sind wahnsinnig; Sie haben mir das ja so oft erklärt,« sagte sie etwas schroff, denn es gefiel ihr gar nicht, daß die Unterhaltung von ihren eigenen Angelegenheiten abschweifte.
»Aber er war wirklich wahnsinnig,« sagte Mr. Reeder sehr ernst und tippte bezeichnend an seine Stirn. »Gerade sein Wahnsinn war seine Rettung. Er führte die tollsten Dinge aus, aber mit der Schlauheit des Wahnsinnigen. Er schoß mit kaltem Blute zwei Polizisten nieder – mitten am Tage in einer der belebtesten Straßen der City und entkam. Wir haben ihn schließlich gefaßt ... natürlich. Solche Leute werden bei uns immer gefaßt. Ich ... hm ... half dabei. Aus dem Grunde dachte ich an unseren Freund Georgio; denn es war Mr. Ravini, der ihn an uns für zweitausend Pfund verriet. Ich vermittelte das Geschäft, Mr. Ravini ist ja selbst ein Verbrecher und ...«
Sie starrte ihn mit offenem Munde an.
»Der Italiener? Das ist doch nicht möglich!«
Mr. Reeder nickte.
»Mr. Ravini stand mit der Bande von Flack in Verbindung und erfuhr zufällig, wo der alte John Flack sich aufhielt. Wir faßten den alten John, während er schlief ...« Mr. Reeder seufzte wieder. »Er äußerte sich sehr bitter über mich. Leute, die verhaftet werden, übertreiben sehr häufig die Fehler der ... hm ... derjenigen, die sie verhaften.«
»Ist er vor Gericht gekommen?« fragte sie.
»Er kam wegen Mordes vor Gericht,« sagte Mr. Reeder. »Aber natürlich ... er war ja wahnsinnig. Schuldig, aber geistesgestört lautete das Urteil, und er wurde nach dem Irrengefängnis von Broadmoor geschickt.«
Er suchte gedankenlos in seinen Taschen, brachte ein zerdrücktes Päckchen Zigaretten hervor, nahm eine heraus und bat um die Erlaubnis, rauchen zu dürfen. Sie betrachtete den Glimmstengel, der traurig von seiner Unterlippe herabhing. Seine Augen starrten düster durch das Fenster auf das Grün des Parks, durch den sie fuhren, und er schien gänzlich in die Betrachtung der Natur versunken zu sein.
»Was hat aber das alles mit mir, mit meiner neuen Stellung zu tun?«
Mr. Reeder wandte sich ihr zu.
»Mr. Flack war ein sehr rachsüchtiger Mensch,« sagte er. »Ein wirklich ausgezeichneter Mann – es tut mir leid, das zugeben zu müssen. Und nun hat er begreiflicherweise etwas gegen mich ... und wie er nun einmal ist, wird er sehr bald herausgefunden haben, daß ich ... hm ..., daß ... hm ... Sie mir ziemlich nahe stehen, Miß – Margaret.«
Jetzt ging ihr ein Licht auf, ihre ganze Haltung ihm gegenüber änderte sich, und sie packte seinen Arm.
»Jetzt verstehe ich – Sie wollen mich aus London weghaben, falls sich irgend etwas ereignet. Aber was kann sich denn ereignen? Er ist doch in Broadmoor, nicht wahr?«
Mr. Reeder kratzte sich am Kinn und betrachtete interessiert das Droschkendach.
»Vor einer Woche ist er dort ausgebrochen. Ich glaube, er wird in diesem Augenblick in London sein.«
Margaret Belman rang nach Atem.
»Dieser Italiener ... Ravini meine ich ... weiß er das?«
»Er weiß es noch nicht,« sagte Mr. Reeder vorsichtig, »aber ich glaube, er wird es sehr bald erfahren – ja, er wird es bald erfahren.«
Eine Woche später – Margaret Belman war voll böser Ahnungen abgereist, um ihre neue Stellung anzutreten – – waren Reeders sämtliche Zweifel betreffs John Flacks Aufenthalt verschwunden.
***
Zwischen Margaret Belman und Mr. Reeder war eine leichte Verstimmung entstanden, und zwar beim Lunch am Tage ihrer Abreise von London. Im Scherz fing es an – obwohl Mr. Reeder nichts weniger als zum scherzen aufgelegt war, – und zwar mit einem kleinen Vorschlag, den sie machte. Mr. Reeder widersprach. Woher sie jemals den Mut nahm, ihm zu sagen, daß er altmodisch wäre, wußte Margaret nicht – aber sie tat es.
»Natürlich könnten Sie sich Ihren Bart abnehmen lassen,« sagte sie spöttisch, »Sie würden zehn Jahre jünger aussehen.«
»Ich glaube nicht, meine liebe ... Miß ... hm ... Margaret, daß ich zehn Jahre jünger aussehen würde,« sagte Mr. Reeder.
Eine gewisse Spannung war geblieben, und sie fuhr in etwas unbehaglicher Stimmung nach Siltbury. Trotzdem sprach ihr Herz mehr für ihn, als sie sich klar machte, daß sein Wunsch, sie von London fortzubekommen, nur von der Sorge um ihre eigene Sicherheit diktiert worden war. Erst als sie sich ihrem Bestimmungsorte näherte, kam es ihr zum Bewußtsein, daß auch er sich in großer Gefahr befand. Sie mußte ihm gleich schreiben und ihm erzählen, wie leid ihr der Zwischenfall tat. Sie überlegte, wer diese Flacks wohl sein könnten, der Name war ihr bekannt, obwohl sie in der Zeit, wo diese Bande von sich reden machte, wenig oder gar nicht darauf geachtet hatte.
Mr. Daver – er sah mehr als jemals einem Kobold ähnlich – hatte bei ihrer Ankunft eine kurze Unterredung mit ihr. Er brachte sie selbst nach ihrem Bureau und erklärte ihr kurz, was sie zu tun hatte. Das war weder schwer noch verwickelt, und mit Erleichterung sah sie, daß sie praktisch nicht das Geringste mit der Leitung von Larmes Keep zu tun hatte. Diese lag in den bewährten Händen von Mrs. Burton.
Das Hotelpersonal war in zwei kleinen Häuschen, ungefähr eine Viertelmeile vom Hause entfernt, untergebracht, und nur Mrs. Burton wohnte im Hauptgebäude.
»Da bleiben wir mehr unter uns,« sagte Mr. Daver, »Dienstboten sind eine scheußliche Plage. Sie geben mir doch Recht? ... Das dachte ich auch! ... Falls man sie in der Nacht braucht, kann man beide Häuser anrufen, und Grainger, der Portier, hat einen Schlüssel für das Außentor. Das ist doch eine ausgezeichnete Einrichtung, die sicher Ihren Beifall findet? ... Natürlich stimmen Sie mir bei.«
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