DIE ANKUNFT. Michael Wächter
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Название: DIE ANKUNFT

Автор: Michael Wächter

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Die Raumsiedler von Puntirjan

isbn: 9783742734617

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СКАЧАТЬ style="font-size:15px;">       Schiffsjunge Ernst Köller sah über die Nordsee. Er dachte an seine Familie zuhause, seine Mutter, seinen Vater Otto, Schwesterchen Charlotte …

      „Nimm schon!“, ermunterte ihn der Offizier neben ihm an der Reling. „Du darfst!“

       Schüchtern sah der Junge ihn an und bedankte sich. Die SMS Vineta hatte Gefechtspause, und der 2. Offizier hatte dem jungen Ernst Otto Wilhelm Friedrich Köller ein Fernglas geborgt. Der junge Mann war glücklich, einmal hindurchsehen zu dürfen. Es war Flaute, die See lag ruhig. Eine kleine, sanfte Brise zog vorüber, und Otto Köller blickte zur Küste hinüber. Die Mannschaft der SMS Vineta genoss die kurze Pause. Ihr Schiff der kaiserlichen Marine war das vierte Schiff der Victoria-Louise-Klasse, einer Klasse von fünf Panzerdeckskreuzern II. Klasse. Anfang 1906 in Kiel als Torpedoversuchsschiff hergerichtet war es dem Torpedo-Versuchskommando zugeteilt worden.

       Im Frühjahr 1907 hatte sie an funktelegraphischen Versuchen teilgenommen und war als Schulschiff für Seekadetten und Schiffsjungen ins Auge gefasst worden. Die zwölf Dürr-Kessel sollten in zwei Jahren noch gegen acht Marinekessel ersetzt werden, um den Wegfall eines Schornsteins zu ermöglichen. Und es sollte eine neue Bewaffnung bekommen. Ihr Knallfunkensender sollte dazu sogar noch gegen einen neuartigen Löschfunkensender ausgetauscht werden, der gedämpfte, hochfrequente Schwingungen nutzte. Er taktete sie mit der Morsetaste nach dem Morsecode, speiste sie in eine Antenne ein und strahlte sie als Funkwellen ab. Diese Sendetechnik war die neuste Errungenschaft (Seit Juni 1906 gab es in Norddeich eine Küstenstation für den öffentlichen Verkehr. Ihr Rufzeichen KND wurde allgemein bekannt und geschätzt). Doch es war Herbst 1907, und die Vineta hatte beim Herbstmanöver der Hochseeflotte als Aufklärer zu dienen. Es nicht so weit.

       Ernst Köller war stolz, auf ein solches Schiff zu dürfen. Marine-Oberzahlmeister Wagner hatte ihm dazu verholfen, und Wagner war es auch, der ihn dem 2. Offizier anvertraut hatte (Wagner war ohnehin ein Improvisationstalent: seine damals provisorisch hergestellten 3-Pfennigs-Briefmarken wurden von der Reichspost anerkannt und später unter Sammlern berühmt – bei einer Auktion in Zürich 2002 kamen sie auf über 5000 Schweizer Franken).

       Als der aufgezogene Sturm wieder abgezogen war blickte Ernst von der Vineta aus Richtung Küste. Irgendwie war ihm, als hätte er im Fernglas etwas Schwarzes herabschweben gesehen, viereckig und mit vier Beinen. Es konnte kein Vogel sein, es war wesentlich größer. Es schien an einem Tuch zu hängen, oder einem Fallschirm.

      „Ob ein Zeppelin einen Tauchkörper für Torpedo-Versuche abgeworfen hat?“, fragte er sich. Er blickte hoch. Er suchte den Himmel ab, sah aber nichts. Und es gab auch keinen Zeppelin. Zwischen den vier Beinen des seltsamen Teils erschien ein blaues Leuchten, flackernd wie eine Flamme. Ernst Köller kannte so etwas nicht. Er war unsicher und rieb sich die Augen. Dann reinigte er sein Fernglas und die seltsame Erscheinung war weg.

       Der Offizier, der ihm das Fernglas geliehen hatte, beobachtete ihn. Er sah ihn in den Himmel stieren.

      „Na, Hans-Guck-in-die-Luft? Was machst du da?“

       Ernst zuckte zusammen. Er gab er ihm schüchtern das Fernglas zurück, schwieg über den Vorfall und maß ihm auch keine weitere Bedeutung mehr bei. Die SMS Vineta beendete ihre Pause, das Manöver ging weiter.

       Zwei Kilometer weiter, im Schlick, stand das fremde Objekt, das der Schiffsjunge gesehen hatte. Das Landegerät des Altakol-Spähers 34 fuhr seine Antenne aus, um den Vollzug der Landung zu melden. Daraufhin empfing es Funksignale. Sie kamen vom Altakol-Späher im Orbit des Planeten. Aber sie wurden gestört. Auch am Landeplatz auf der Erde gab es Radiowellen – elektromagnetische Wellen im Radiofrequenzbereich. Und die künstliche Intelligenz des Altakol-Spähers erkannte, dass sie künstlichen Ursprungs waren. Die Sonde speicherte es ab und gab es mit den Radiosignalen weiter an die Raumsiedler ins All. Die Daten erreichten die Altakolia-Flotte und gingen weiter zurück an das Lichtjahre entfernte Heimatsystem. Die Sensation würde in ein paar Jahren die alte Debatte dort anheizen, wie die fremde, bewohnte Welt um Altakol besiedelt werden könnte – in partnerschaftlich-demokratischer Vereinigung mit den Einwohnern, wie es die I.P.O. propagierte, oder durch Akte imperialer Okkupation und Assimilation, wie es einst der Kaiser von Sarkar im Sinn hatte.

       So oder so, die erste außerirdische Raumsonden jedenfalls waren auf der Erde gelandet und hatte erstmals Funksignale ihrer Bewohner empfangen.

      Die beiden Kommandanten der Reise-Welten und ihre Raummechatroniker-Teams hatten viel zu tun. Die Vorbereitungen für die letzte Abbremsphase standen an, die Vorbereitungen zum sanften Zünden weiterer Ionentriebwerke zwecks Abbremsung. Die Schub- und Energieversorgung durch die Laser- und Mikrowellen-Übertragungsstationen von Puntirjan aus war versiegt. Die Lichtkollektoren und Laserstationen im Orbit des zweiten Planeten Altakols hatten eingesetzt, das aufgefangene Licht des Fixsternes zu bündeln und der Altakolia-Flotte entgegenzuschicken. Die ISR-II-Einheiten, die Roboterschiffen und KI-bestückten Mikro-Raumsondenschwärme, die der Altakolia-Flotte vorausgejagt waren, hatten sie zur Energieübertragung installiert, und der ständige Lichtdruck bewirkte ein stetiges Abbremsen der Flotte.

      Auch auf Tüngörs Empfangsstation war alles vorzubereiten, um die weiteren, lebenswichtigen Signale der Vorboten im Zielsystem erfassen zu können. Jenis besuchte Tüngör täglich. Er bekam mit, dass Tüngör und seine Leute bei aller Geschäftigkeit ungeduldig waren. Sie träumten von der Landung auf Sariah, vom Leben auf einem Planeten. Sie waren das Leben im Wohnzylinder leid. Sicher, die Cosmocity-Wohnzylinder waren ganze Reise-Welten, kilometergroß wie Städte mitsamt ihrer Vororte. Sie rotierten und hatten künstliche Schwerkraft. Sie hatten Luft, künstlichen Regen, ganze Raumsiedler-Ökosysteme voller Tiere, Pflanzen und Agrareinheiten. Aber sie waren isolierte, begrenzte Lebensräume, umgeben von der toten Leere des Alls. Das Team wollte endlich und möglichst bald neue Lebensräume besiedeln können. Lebensräume von planetarer Größe.

      Jenis und Tüngör setzten ein Mannschaftstreffen an. Es wurde diskutiert.

      Gras wächst nicht schneller wenn man daran zieht, dachte Jenis. Er wies die Crew auf die Schönheit des Wohnens in den gigantischen Wohnzylindern hin. „Es geht nicht schneller. Außerdem hatten wir auf dem Flug schon über 12% der Lichtgeschwindigkeit erreicht – noch niemals hatten Puntirjaner das geschafft!“, warf er ein, als er ein Maulen hörte. Doch die Ungeduld blieb.

      „Wir wollen endlich ans Ziel“, drängte ein Mannschaftssprecher.

      Da flüsterte Jenis Tüngör etwas zu.

      Tüngör war begeistert. Er antwortete wie ein Raummechatroniker: „Stimmt: Nur wer selber brennt, kann andere anfeuern!“.

      „Ja, gehen wir es an!“, erwiderte Jenis und wandte sich an die Crew.

      „Also: Wir feiern unsere baldige Ankunft mit einem großen Fest! Wir sind zwar noch inmitten der kosmischen Leere, doch wir sind dem Ziel schon wesentlich näher – ein Grund zum Feriern!“

      Tüngör dachte an General Fazzuwär. Der trieb seine Crew an mit Drill und Druck. Mit Angst vor Strafe. Welch ein Dummkopf!

      „Also, ich finde, ihr habt ein Fest verdient!“, ereiferte sich Jenis.

      „Er hat recht“, dachte Tüngör. „Engagierte Mitarbeiter muss man nicht motivieren – man muss sich davor hüten, sie zu demotivieren. Und eine Mannschaft von Raumfahrern kann man auf Dauer nicht mit Angst motivieren, sondern mit Zielen und persönlicher Anerkennung.“.

      Tüngör ergriff das Wort und übersetzte seine Gedanken in die Sprache der Raummechatroniker:

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