DIE ANKUNFT. Michael Wächter
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу DIE ANKUNFT - Michael Wächter страница 4

Название: DIE ANKUNFT

Автор: Michael Wächter

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Die Raumsiedler von Puntirjan

isbn: 9783742734617

isbn:

СКАЧАТЬ Tiefen des Raumes. Das Eisfragment wurde von weiteren Bruchstücken getroffen. Sie lenkten es ab. Und so geriet es auf eine Bahn, die es langsam aber sicher in die Nähe des Fixsternes Altakol führte, in das Zentrum der Kometenwolke.

      Es piepte. Kapitän General Fazzuwär sah auf sein Display. Eine die Mitteilung von der Astronavigation. Die der Altakolia-Flotte vorausgesandten „Intersystemar“- und „Altakol-Späher“-Raumsonden hatten das Planetensystem von Altakol erreicht. Neue Holo-Aufnahmen des inneren Planetensystems trafen ein. Die vier Gesteinsplaneten waren deutlich erkennbar: außen ein roter Planet, dann Sariah, der blaue Planet, danach ein grell-weißer und ganz innen ein schneller, kleiner Planet. Weiter außen die vier Gasriesen. Und zwischen ihnen und dem roten Planeten lag einen Trümmergürtel, ideal zum Aufsammeln von Rohstoffen für die automatische Konstruktion der Versorgungsstationen.

      Auch Kapitän Jenis auf der Altakolia I erhielt die Daten. Er hatte gerade ein paar Ravrokylkörner aufgepickt, zusätzlich zu Dr. Keushs Antibiotikum gegen die Schnabelfäule, als Tüngör ihm die Dateien übermittelte. Tüngör war der Offizier der Raumsonden-Steuerzentrale, und er sandte eine weitere Kopie der Datensätze zu den Relaistationen im interstellaren Raum, zur Weiterleitung in die nun viele Lichtjahre ferne Heimatwelt.

      „Perfekte Arbeit!“, lobte Jenis. Dankbar sah er Tüngör an. Sie verband eine so lange Geschichte. Bevor Tüngör damals zum Expeditionsteam kam, war er Geheimagent der I.P.O., der Interplanetarischen Organisation. Im Krieg gegen die Sarkarier hatte er seine Schwester verloren, bei einem Bombenangriff der Sarkarier. Auch sein großer Bruder, der Abenteurer Gugay, war in den immer weiter ausufernden Konflikt mit dem sarkarischen Gouverneur Aru geraten. Nach dem Sieg der IPO hatten sie sich in Jenis‘ Augen für die Teilnahme am Projekt Altakolia qualifiziert. Jenis war damals sein Kollege. Schließlich ist er auch der beste Freund von Tüngör geworden. Jenis war wie Tüngör überzeugter Demokrat, und er war ein liebevoller Familienvater. Im Einsatz für die IPO war er über sich hinausgewachsen, hatte anderen Mut gemacht und Führungsqualitäten entwickelt – aber auch eine Abneigung gegen seinen damaligen Widersacher, den sarkarischen Kapitänskollegen General Fazzuwär. Dank seiner Spezialausbildung zum Agenten des IPO-Geheimdienstes behielt er trotz allem ruhiges Blut – auch dann noch, als es zu einer sarkarischen Cyberattacke auf eine IPO-Raumstation kam. Seine damalige, mutige Besonnenheit, sie wurde zum Motto seiner Crew: „Hier gibt es kein draußen, nur die Leere des Alls. Wir räumen daher jetzt erst einmal die eigene Station auf – und dann auch noch Puntirjan!“ Dann, nach dem Sturz des Kaisers von Sarkar, war ihr Aufatmen groß: Nie wieder Krieg, die IPO-Demokratie hatte gesiegt. Doch der Untergrund-Terror der radikalen Sarkarier blieb. Kurz vor dem Start der Flotte verlor der junge Jenis bei einem ihrer Attentate ein Bein. Er überlebte und konnte mit Tüngör am großen, interstellaren Projekt „Altakolia“ teilnehmen. Nach einem Giftmord an seinem Schiffskommandanten auf der Altakolia I. wurde er sogar dessen Nachfolger. Er ermittelte den Mörder. Es war Ssefaru Xing, der Attentäter, dem trotz aller Bemühungen noch dieser schreckliche Terroranschlag auf die Flotte gelungen war. So viele Leben hatte er gekostet, so viele Raumstationen! Trotzdem: Jenis hatte die Mission retten können. Und jetzt waren sie im Anflug auf Altakol.

      Tüngör zeigte Jenis ein neues Bild. „Schau, Sariah! Dort, bei Altakol!“

      Jenis fühlte Glück und Stolz warm wie einen Blutstoß durch seinen Körper strömen. „Altakol!“, flüsterte er. Seit puntirjanischen Urzeiten war er das Ziel aller Träume. Die puntirjanische Religion war zudem extrem wissenschaftsfreundlich. Die Kleripapyri von Monastair, ihre heilige Schrift, sagte es voraus: „Die Natur offenbart die Größe ihres Schöpfers. Darum: erforsche sie. Untersuche ihre Phänomene. und du wirst nicht mehr allein sein!“. Schon in der Antike der uralten, puntirjanischen Zivilisation hatten die Vogelmenschen naturwissenschaftliche Arbeitsweisen entwickelt, industrielle Strukturen, der Interfunk und die Raumfahrt-Technologien und Mond-Kolonien der Orbital-Pioniere und Raumsiedler. Einer ihrer antiken Wissenschaftsingenieure hatte in der instrumentell-analytischen Astronomie sogar das Verfahren der Spektralpolarimetrie entdeckt, mit dem man im Lichtspektrum fremder Planeten Anzeichen von Photosynthese nachweisen konnte – und somit Biosignaturen für das Vorhandensein von Leben. Beim Altakol hatte man einen Gesteinsplaneten entdeckt, einen Exoplaneten in der Lebenszone. Sariah. Hier gab es flüssiges Wasser, Photosynthese und auch Sauerstoff. Sariah wurde das Zentrum aller religiösen und auch populärwissenschaftlichen Mythen, bei allen Völkern Puntirjans. Ganze Nationen und Generationen arbeiteten daran, den interstellaren Raumflug einer Sonde zu planen und zu ermöglichen. Und dann den ersten Flug bemannter Raumkolonien dorthin – die große Expedition der Altakolia-Flotte.

       Das Eisfragment mit dem Modul der fernen, puntirjanischen Sonde und der Schraube driftete an den Rand der Kometenwolke. Hier traf er auf einen umgelenkten Kometenkern. Dieser nahm ihn in sich auf und setzte seine Reise in das Innere des Sonnensystems fort.

       Die Raumsonde selbst leitete ein weiteres, automatisches, nukleares Abbrems-Manöver ein. So gelangte auch sie in eine Umlaufbahn um das gelbe Zentralgestirn, dessen System sie erforschen sollte. Weitere Schwärme puntirjanischer „Intersystemar“- und „Altakol-Späher“-Raumsonden folgten. Noch im Anflug nahmen sie detailliertere Holo-Bilder und -Spektren der noch fernen Planeten auf, auf die sie zurasten. Sie wurden gespeichert, gebündelt, verstärkt und der Altakolia-Flotte zugesendet. Auch die Roboterschiffe und ihre Mikro-Raumsonden hatten Positions- und Vollzugsmeldungen an die Altakolia-Flotte gefunkt. Ihr automatisches Abbremsmanöver hatte einige Monate gedauert. Dann waren auch ihre Ionentriebwerke ausgebrannt. Sie hatten den Ringplaneten registriert und dort planmäßig ein Swingby-Manöver vollführt. Sie gerieten in den Planetoidengürtel. Hier befanden sie sich in einer stabilen, elliptischen Umlaufbahn. Ihre Funktionsfähigkeit war nicht beeinträchtigt. Der Verlust des Kommunikationsmoduls „Dschersi“ und einiger Neodymschrauben in der Kometenwolke hatte bei „Intersystemar 1“ damals keinen weiteren Schaden verursacht. Ohne dass sich jemand Sorgen machen musste, konnten die Sonden in Ruhe einige Jahre Solarenergie tanken und abwarten, bis dass neue Funkbefehle der Raumsiedler aus Puntirjan bei ihnen eintrafen. In dieser Zeit verfolgten sie ihre Forschungs- und Konstruktionsprogramme. Nach und nach gesellte sich der ganze Schwarm von Begleitsonden und puntirjanischen Roboterschiffen zu ihr. Vollautomatische Sammelsonden schwärmten zur Rohstoffsuche im Planetoidengürtel aus. Die Roboterschiffe konstruierten daraus die Bauteile und –module, aus denen weitere Roboterschiffe und Raumkolonien gefertigt wurden, Versorgungsdepots für die demnächst eintreffenden Raumsiedler aus Puntirjan.

       Auch die Schwestersonden vom Typ „Altakol-Späher“ erreichten stabile Umlaufbahnen, viel näher bei Altakol. Spähersonde 34 näherte sich dem blauen Planeten. Ein Funkbefehl weckte sie aus ihrem Energiesparmodus. Er aktivierte die Energiespeicher hinter den Radionuklid-Batterien. Sie gaben ihre elektrische Energie an viele, technisch hoch komplizierte Messgeräte, die das Ziel weiter analysieren sollten. Die Sonde fuhr die Solarpaneele aus, das Spektralpolarimeter sowie die Mikroteleskope und –spektroskope. Sie sammelte genauste Daten des blauen Planeten, in fast allen Bereichen des elektromagnetischen Spektrums. Sie registrierte und analysierte die auf Sariah vielfältigen Biosignaturen. Alles funktionierte reibungslos und plangemäß.

       Anschließend setzte die Raumsonde ein Landegerät ab. Vollautomatisch drang es in die Atmosphäre des blauen Planeten ein und suchte auf der Nordhalbkugel einen geeigneten Landeplatz. Es fand ihn am Strand eines Wattenmeeres. Es bremste ab, düsengefeuert und mit Landefallschirm. Ein sanfter Windstoß ließ das Landegerät etwas abtreiben, aber es korrigierte den Kurs, so gut es noch ging. Dann setzte es sanft auf, bei Ebbe im weichen Schlick.

      Tüngör schreckte auf. Der Pieper an seinem Armband-smartphone meldete sich. Er blickte auf das Display. Es war die Raumsonden-Steuerzentrale. „Lander des Altakol-Spähers 34 erfolgreich gelandet!“, stand da. Die erste weiche Landung auf Sariah war geglückt.

      „Schau!“, zwitscherte Tüngör stolz und flatterte mit den Flügeln. Jenis beugte sich zu ihm herüber, sah auf das Display. „Gratuliere!“, СКАЧАТЬ