Lieben, kämpfen, leiden!. Geri Schnell
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Название: Lieben, kämpfen, leiden!

Автор: Geri Schnell

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783750228696

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СКАЧАТЬ ihn an der Nase herumzuführen. Es ist abgemacht, dass Roli in genau einer Viertelstunde ebenfalls beim Frühstück erscheint. Bis zu diesem Zeitpunkt soll sie sich aus den Gästen ein paar Verdächtige ausgesucht haben.

      Nach dem ersten überfliegen der möglichen Kandidaten, bleiben nur noch drei übrig. Da ist der ältere Herr, der schon das vierte Mal, am Buffet den Teller nachfüllt und dabei so umständlich agiert, dass ihm alle anderen Leute dabei zusehen. Er wirkt nervös und beobachtet die anderen Gäste dauernd.

      Der zweite Kandidat sitzt in einer Ecke und liest wie sie die Zeitung, das machte er schon, als sie hereinkam. Dabei musterte er sie von oben bis unten, ehe er weiterliest. Jeder neue Gast wird ebenso begutachtet und beurteilt. Nur, was für Schlüsse er daraus zieht, ist schwer zu erraten. Sein Alter ist schwer zu schätzen, da er sich hinter der Zeitung versteckt.

      Der dritte Verdächtige ist kein er, sondern eine Dame. Sie sitzt so, dass sie der Türe den Rücken zukehrt und somit eine schlechte Beobachtungsposition hat. Regula will sie deshalb schon von ihrer Liste streichen, als sie bemerkt, dass sie in einem Spiegel den Eingang genau im Auge behalten kann. Der Umstand, dass sie von den Verdächtigen als einzige noch am Essen ist, entlastet sie. Wenn sie es trotzdem wäre, dann ist sie sicher eine sehr gefährliche Gegnerin, da sie über viel Phantasie verfügt und ausserdem genau weiss, wann er zum Morgenessen kommt, das könnte heissen, dass sie bereits weiss, wie er die Nacht verbracht hat.

      Zum Zeitpunkt, als Roland den Frühstücksraum betritt, wechselt sie schnell ihre Blicke, zwischen den drei Verdächtigen. Wie Inspektor Colombo registriert sie jedes Mienenspiel der Drei. Kann sie in einem der Gesichter lesen, dass Roland für ihn interessant ist? Die Aufgabe ist gar nicht so einfach, wie das im Krimi immer dargestellt wird. Jeder der Drei mustert Roland, doch das tun sie bei allen Gästen. Es ist schliesslich damit zu rechnen, dass der eine oder andere, in den nächsten vier Tagen, einem noch öfter über den Weg läuft. Sie hat das Gefühl, dass die Dame leicht zusammenzuckte und etwas nervöser wurde, doch Regula beschliesst, sich noch nicht festzulegen. Im Moment muss sie sich konzentrieren ihre Rolle gut zu spielen. Sie darf sich beim Detektiv auch nicht verdächtig machen. Also mustert auch sie Roland, nachdem sie wie zufällig von der Zeitung aufgesehen hat.

      Nach einiger Zeit, Roland ist immer noch am Buffet, steht sie auf, um noch etwas vom Buffet zu holen. Dabei geht sie nahe an Roland vorbei und grüsst.

      «Guten Morgen!», sie registriert absichtlich nicht, dass er ihren Gruss erwidert, sondern macht sich an der Früchteschale zu schaffen. Mit einer vollen Schale Fruchtsalat setzt sie sich wieder und verspeist genüsslich ihre Früchte, eigentlich ist die Welt ganz in Ordnung.

      Nachdem alle Früchte verspeist sind, steht sie auf und verlässt den Frühstücksraum, wobei sie ihren Zimmerschlüssel auf dem Tisch liegen lässt. Sie wollte herausfinden, ob ihr jemand folgt. Sie geht zum Lift und fährt in die dritte Etage, steigt aus, steht einen Augenblick verärgert vor ihrem verschlossenen Zimmer und geht wieder zurück. Als sie im Parterre eintrifft, stellt sie erleichtert fest, dass ihr niemand gefolgt ist. Sie ist also noch nicht verdächtig. Wie abgesprochen verlässt jetzt Roland den Frühstücksraum und genau so, dass sie sich auf dem Weg zum Lift kreuzen. Während er zum Lift geht, kann sie ganz unauffällig die zurückgebliebenen Hotelgäste nochmals unter die Lupe nehmen, als sie an ihren Tisch geht um ihren Zimmerschlüssel zu holen. Sie nimmt den Schlüssel und verlässt ohne Eile den Raum. Sie hat noch Zeit, sich im Zimmer frisch zu machen. Um zehn Uhr will sie Roli von der Telefonkabine am See anrufen, hoffentlich ist nicht jemand am telefonieren.

      Pünktlich um zehn Uhr klingelt das Telefon und Regula hebt ab. «Regula!», meldet sie sich. «Hallo du Detektivin! Wie geht es dir?»

      «Ich bin mir jetzt ziemlich sicher, wer dich überwacht. Denn der ältere Mann wurde von seinem Sohn zur Familienfeier abgeholt und die Dame spaziert mit ihrem neuen Freund durch die Gegend, den sie offensichtlich auf ein Inserat hin kennen gelernt hat. Es bleibt also nur noch der Zeitungsleser übrig. Er dürfte etwa fünfunddreissig Jahre alt sein, trägt einen Schnurrbart und ist so eins siebzig gross», erklärt sie.

      «Da hast du aber deine Hausaufgabe gut gelöst. Das macht die Sache einfacher, zur besseren Tarnung habe ich dich übrigens für einen Tenniskurs für Anfänger angemeldet. So bist du nicht die ganze Zeit allein, wir dürfen nicht immer zusammen sein. Der Kurs beginnt übrigens um zwei Uhr in der Tennishalle, ich hoffe du freust dich?»

      «Ich wäre lieber mit dir zusammen, aber das Tennisspielen wollte ich schon lange mal lernen.»

      Eine Weile unterhalten sie sich noch, wie sie den Spion am besten überlisten können. Das erste Treffen wird frühestens vor dem Nachtessen zustande kommen und dann erst wieder in der Nacht. Morgen muss Roland sowieso einen Kunden in der näheren Umgebung besuchen, deshalb ist er auf die Idee mit dem Hotel in Arbon gekommen. Roland will sich die Zeit mit lesen vertreiben. Er hat sich einen dicken Roman mitgebracht, den er in einem Liegestuhl am hoteleigenen Strand liest. Ausserdem hat er noch sein Fahrrad mit dabei und wird ein paar Kilometer den See entlang radeln, was die Aufgabe des Spions erheblich erschweren wird.

      Der Nachmittag vergeht schnell. Regula steht hilflos auf dem Tennisplatz herum, sie ist jedoch nicht die Ungeschickteste in diesem Anfängerkurs und mit ihrem eleganten Tennisröcklein erreicht sie sehr viel Aufmerksamkeit aus dem Restaurant. Auf Roland wartet die erste Ausfahrt mit dem Fahrrad.

      Am späteren Nachmittag sind sie endlich allein und Roland kann seine komplizierte Geschichte erzählen: Nach einer Ausbildung als kaufmännischer Angestellter, fand er einen Job in einer Maschinenfabrik. Der Besitzer hatte eine Tochter und wie es so kommen musste, waren sie bald ein Paar. Roland stieg auch in der Firma schnell auf und überholte bald langjährige Mitarbeiter. Schon nach einem Jahr wurde eine prächtige Hochzeit gefeiert.

      Im Betrieb wurde er bereits als Juniorchef gehandelt, doch es gab viele Neider und Leute die sich übergangen fühlten. Diese Leute warteten nur darauf, dass ihm ein schwerer Fehler unterlief oder unternahmen zumindest nichts, ihn vor solchen Fehlern zu warnen. Nach ein paar Pleiten, kam es zum Bruch mit seinem Schwiegervater. Er trat aus dem Geschäft des Schwiegervaters aus und versuchte, eine Vertretung für eine englische Firma aufzubauen. Der Schwiegervater half, von einem schlechten Gewissen geplagt mit. Seine Frau hielt zu diesem Zeitpunkt noch zu ihm. Die Geschäfte gingen gut, doch das Verhältnis zu den Schwiegereltern wurde immer schlechter, erst blieb die Unterstützung weg, was bei dem guten Geschäftsgang gut verkraftet werden konnte. Das Schlimme war, dass seine Frau immer mehr zu ihrer Familie hielt, welche sie gegen ihn aufhetzte. Nun steht also die Scheidung bevor, bei der es um viel Geld geht. Er hat eigentlich recht gute Karten, da man ihm bis jetzt keinerlei Seitensprünge nachweisen kann. Seine Vertretung hat ihn zu stark in Anspruch genommen und von Frauen hatte er sowieso die Nase voll. Sport und Arbeit, Arbeit und Sport wurden sein Lebensinhalt. Bis zu jenem Abend, an dem er zufällig nach einem Kundenbesuch, der sehr lange dauerte, bei der Heimfahrt am Dancing vorbeifuhr und plötzlich Lust auf eine Kola hatte.

      Die Tage am Bodensee vergehen schnell. Auch wenn sie nicht immer zusammen sein konnten, hatten sie doch Zeit für lange Gespräche und auch die zärtlichen Stunden kamen nicht zu kurz. Roland kann sehr feinfühlig sein und sie spürte immer mehr, wie sehr er einen Menschen brauchte, an dem er sich aufrichten kann. Das Ganze geht ihm doch sehr nahe und zurzeit hat Roland sonst niemand, dem er voll vertrauen konnte. Regula spürte wie aus ihrer anfänglichen Sympathie langsam Liebe wird. Dies ist kein Spiel mehr, sie weiss, dass es Roland nicht verkraften würde, wenn sie sich zurückziehen würde.

      Etwas traurig sitzt sie am Sonntagabend im Zug nach Aarau. Sie ist sicher, dass der Spion nicht den geringsten Verdacht geschöpft hat. Der Preis war allerdings hoch, mehr als die Hälfte der Zeit musste sie allein verbringen. Im Tennisspielen hat sie gute Fortschritte erzielt und erreichte beim abschliessenden Turnier das Halbfinale, das verlor sie gegen die spätere Siegerin. Roland wird sie in nächster Zeit nicht sehen, die Scheidung geht in die letzte СКАЧАТЬ