Название: Lieben, kämpfen, leiden!
Автор: Geri Schnell
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783750228696
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Nachdem er den ganzen Nachmittag mit seinen Listen beschäftigt hat, besucht er um sechzehn Uhr Yvonne.
«So bringst du das Monstrum in unseren Hallen unter?»
Yvonne schaut erschrocken auf, sie ist so in ihre Arbeit vertieft, dass sie ihn nicht kommen hörte. Die Maschine ist im gleichen Massstab gezeichnet, wie der Grundriss der Hallenpläne. Auf einem Karton hat sie den Maschinen-Grundriss ausgeschnitten und versucht nun, ihn in den bestehenden Gebäuden unter zu bringen. Viele Möglichkeiten gibt es nicht, so richtig passt keine der Möglichkeiten.
«Ich glaube es wird nicht ohne bauliche Veränderungen gehen. Bis jetzt habe ich drei Varianten gefunden, die mit einem vernünftigen Aufwand realisierbar sind. Moment- ich zeig sie dir!»
Daniel ist ein sehr korrekter Kollege und scheint glücklich verheiratet zu sein. Mit seinen dreissig Jahren ist er das, was man unter einem interessanten Mann versteht. Er geht ganz in seiner Arbeit auf. Privat kümmert er sich liebevoll um seine beiden Kinder. Das Mädchen ist bereits vier Jahre, sein Bube erst ein Jahr alt und macht gerade seine ersten lustigen Gehversuche. Seine Frau Lisa sieht man selten. Trotz ihrer beiden Kinder wirkt sie noch sehr attraktiv und ist immer gut und modern angezogen. Das Interessante an Daniel ist nicht unbedingt seine äussere Erscheinung. Der Bart dürfte etwas moderner geschnitten sein und sein Friseur scheint auch nicht gerade ein Meister seines Fachs zu sein. Die Figur ist jedoch noch gut in Form. Man erkennt sofort, dass er ein regelmässiges Training betreibt und seine Grösse von gut eins achtzig wirkt auf Frauen auch nicht abstossend. Trotz allem ist es nicht das Äussere, das Daniel interessant macht, sondern die Art, wie er mit einem spricht und wie er mit Problemen fertig wird. Auch die Tatsache, dass er kein Schürzenjäger ist, macht ihn für jede Frau zu einer Herausforderung.
Mit wenig Überzeugung beginnt Yvonne die drei Varianten zu präsentieren. Nachdem er ihr interessiert zugehört hat, nimmt er seinerseits den Grundriss der Maschine in die Hand und schiebt ihn auf den Plänen hin und her.
«Das wird nicht leicht werden, aber wir dürfen eventuelle Bauarbeiten nicht scheuen. Es ist wichtig, dass mit der Maschine ohne Behinderung gearbeitet werden kann. Die Transportwege müssen kurz und sinnvoll sein. Am Besten ist es, wir schlafen nochmals darüber. Morgen kannst du dann die Vor- und Nachteile der drei Varianten zusammenstellen. Ausserdem müssen wir Herr Lehner etwas besser mit dem Monstrum vertraut machen.»
Ein letztes Mal verschiebt er den Grundriss auf dem Plan, dann richtet er sich auf: «So für heute ist Feierabend, ich muss meine Gedanken etwas ordnen und das kann ich am besten, wenn ich mit meinen Kindern spiele. - Ich wünsche dir einen schönen Abend, - bis morgen Yvonne!»
«Ich werde auch Feierabend machen, meine Katze erwartet mich sicher sehnsüchtig - Tschüss, Daniel.»
Sie räumt noch schnell den Schreibtisch auf, dann vertauscht sie ihren weissen Arbeitsmantel mit der Lederjacke und schnappt sich ihre Handtasche
«Bis morgen», verabschiedet sie sich von ihren noch anwesenden Kollegen und steckt die Zeiterfassungskarte in die Stempeluhr. Sie ist froh, dass Daniel pünktlich aufhört, denn sie hat heute noch was besonders vor. Ihre Kollegen und Kolleginnen würden sich wundern, wenn sie ihr heutiges Abendprogramm kennen würden. Doch von diesen Abenden, die sie sich von Zeit zu Zeit leistet, wissen ihre Arbeitskolleginnen nichts. Das bleibt ein gut behütetes Geheimnis.
Besuch im Kursaal
Um halbneun Uhr holt Yvonne ihre Freundin Cornelia in Beinwil ab. Mit ihrem Golf fahren sie zusammen zum Kursaal nach Luzern. Dort haben heute Damen freien Eintritt, dies ist vielen unternehmungslustigen Männern nicht entgangen, so dass sie normalerweise in grosser Zahl zur Auswahl stehen. Dazu kommt, dass der ganze Abend Damenwahl gilt, was von den meisten Frauen nicht zur Kenntnis genommen wird, da es eine gehörige Portion Mut erfordert, einen Mann zum Tanz aufzufordern. Nachdem ersten, mit klopfendem Herzen gewagten Versuch, zeig es sich, dass sich der Mut ausbezahlt.
So gegen halb zehn stolzieren sie den langen Gang, der zum Tanzsaal führt, entlang. Erfreut stellen sie fest, dass die Männer, denen sie begegnen, sie mit interessierten Blicken mustern. Dies ist nicht weiter verwunderlich, denn Yvonne hat es geschickt verstanden, ihre überschüssigen Pfunde zu tarnen und dafür ihren gut proportionierten Busen in den Mittelpunkt zu rücken. Das Decolleté verfehlt seine Wirkung auf die Männer nicht. Cornelia kann punkto Busen nicht mithalten, dafür zeigt sie unter ihrem engen kurzen Jupe, viel von ihren schlanken Beinen. Dazu kommt, die sehr gut wirkende, halblange Frisur. Ihre dunkelblonden Haare wiegen bei jedem Schritt verführerisch um ihren Kopf. Mit ihren hohen Schuhen, ist sie sicher eins fünfundsiebzig gross und wirkt so noch schlanker, als sie ohnehin schon ist.
Als sie den Tanzsaal betreten, wird der Eindruck vom Gang in eindrücklicher Weise bestätigt. Es hätte niemand verwundert, wenn die anwesenden Männer applaudiert hätten, aber so was schickt sich selbstverständlich nicht. Die Meisten schauen diskret zur Seite, wenn sie bemerken, dass man sie anschaut, oder nicken frech zurück. Die ersten Sekunden im Saal können sehr entscheidend sein, denn mit der Platzwahl sind die Weichen für den späteren Verlauf des Abends schon vorentscheidend gestellt. Sie haben es sich zur Gewohnheit gemacht, nach einer kurzen Inspektion, den Saal wieder zu verlassen und noch kurz den Spielsaal zu besuchen.
An den beiden Spieltischen stehen mehrheitlich ältere Männer. Trotzdem drängen sie sich bis zum Spieltisch vor. Zuvorkommend machen die Männer Platz, allerdings nur so viel, dass ein Vorrücken nicht ohne Körperkontakt möglich ist. Der Platz am Spieltisch wird von den beiden geschickt gewählt, denn der Croupier muss unbedingt auf sie aufmerksam werden. Er muss unbedingt eine gute Aussicht auf ihr Dekolleté haben, dann ist man sicher, dass wenn man fünf Mal auf Farbe setzt, vier Mal gewinnt. Dieses Spiel darf man allerdings nicht zu lange Spielen, sonst werden die Mitspieler darauf aufmerksam und halten mit, so dass der Croupier das Spiel abbrechen muss und man zu verlieren beginnt. Heute haben sie einen guten Tag erwischt. Nach kurzer Zeit kann Cornelia einen beträchtlichen Gewinn einstecken. Zufrieden gehen sie in den Tanzsaal zurück. Yvonne, die nicht mitgespielt hat, ist begeistert, sie wird es in der grossen Pause versuchen.
«Weisst du schon, wo wir uns hinsetzen wollen?», fragt Yvonne.
«Rechts oben habe ich einen Tisch mit fünf Männern ausgemacht. Es wäre sicher nicht schlecht, sich in der Nähe nieder zu lassen», schlägt Cornelia vor.
«Die sind mir auch aufgefallen, sie sehen allerdings verheiratet aus, aber mir soll es recht sein.»
«Lassen wir uns überraschen, der eine könnte durchaus noch ledig sein», meint Cornelia optimistisch.
«Wie du meinst. - Ich will heute Abend nicht den Mann fürs Leben finden. Mir reicht es, wenn ich mich amüsieren kann.»
Der Lärmpegel im Saal sinkt für einige Sekunden, als sie den Saal betreten. Die Männer unterbrechen ihre Gespräche und mustern die Beiden. Sie haben absichtlich den linken Eingang gewählt, nun durchqueren sie zielstrebig den Saal. So erhalten sie noch einmal die Möglichkeit, die günstigste Lage auszukundschaften. Schnell haben sie sich durch Blicke auf einen Tisch geeinigt und Cornelia setzt sich sofort so hin, dass sie die Männerrunde gut beobachten kann. Yvonne bleibt nichts anderes übrig, als sich mit dem Rücken gegen den Männertisch zu setzen. Sie unterdrückt die leicht aufkeimende Wut, doch sie will sich nicht über ihre Freundin ärgern, sie kennt sie inzwischen, wenn es um Männer geht, macht sie keine Geschenke.
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