Bern ... aus einer anderen Sicht. Peter Baumgartner
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Название: Bern ... aus einer anderen Sicht

Автор: Peter Baumgartner

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783742770462

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СКАЧАТЬ In der Saison ist eine Tischreservation empfehlenswert, aber jetzt, bei diesem garstigen Wetter, sollte es kein Problem sein, bloss etwas zu trinken. Schon bald trafen sich die zwei und sie freuten sich, sich wiederzusehen.

      Sodann kam Bernard auf die Feststellungen von Frédéric zu sprechen und er war erstaunt wie François reagierte: «Natürlich ist dort etwas passiert. Aber alle schweigen!» Und François holte in der Folge etwas aus.

      Seinen Informationen zufolge sei am besagten Morgen ein Marokkaner namens Said über den Haufen gefahren worden. Zur Täterschaft könne er wenig sagen. Das Ganze sei offensichtlich «top secret» und keiner seiner Bekannten oder ehemaligen Weggefährten wolle sich dazu äussern. Es werde nur immer wieder hinter vorgehaltener Hand gesagt, dass man die «Black lives matter» Bewegung fürchte und man befürchte, dass sie auch auf Südfrankreich – und dort nicht nur auf Marseille – überschwappen könnte. Man habe einen Höllenrespekt vor dieser Bewegung, und der Song «Lean On Me» von Bill Withers sei in aller Munde.

      Seit dem Film «Les Misérables» – zu Deutsch «die Wütenden»- aus dem Jahr 2019 sind Fremdenhass und Rassismus in Frankreich ein allgegenwärtiges Thema. Der Film beruht auf wahren Begebenheiten und spielt in einer der Pariser ‘Banlieues’. Er erzählt von den schwierigen Lebensbedingungen der multikulturellen Bewohner und von der Arbeit der Polizei, welche sich mit alltäglicher Gewalt konfrontiert sieht.

      Regisseur und Macher des Filmes ist Ladj Li, aufgewachsen in Paris und familiär herstammend aus Mali. Der Film sei ein Alarmsignal an die politischen Verantwortlichen, die gar nicht wüssten oder auch nicht wissen wollten, was in diesen Vierteln abgeht, so die Aussage von Li.

      Bekanntlich rief der Mord an George Floyd 2020 in den USA weltweit heftige Reaktionen hervor, ganz besonders in Frankreich, denn die Umstände dieses Verbrechens erinnern an den Fall des jungen Adama Traoré vier Jahre zuvor. Der schwarze Franzose wurde von Polizisten zu Boden gedrückt bis er erstickte!

      Trotz des offiziellen Demonstrationsverbotes kamen tausende von jungen Französinnen und Franzose am 2. Juni 2020 zusammen, um an der Seite des «Comité verité et justice pour Adama», gegründet von der Schwester des Verstorbenen, zu protestieren. Assa kämpft seit 2016 für eine juristische Aufarbeitung des Todes ihres Bruders.

      Emmanuel Macron sagte damals, es sei „inakzeptabel, in einem Rechtsstaat von Polizeigewalt zu sprechen“, nach dem Motto: Wenn wir es nicht aussprechen, dann existiert es nicht! Dabei gäbe es über die französische Polizei, über ihre Methoden, über ihre Opfer viel zu sagen. Angefangen bei den Festnahmetechniken, wie dem Blockieren in Bauchlage, bis zu den LBD-Geschossen (Anm.: Hartgummigeschosse), durch die Menschen schwerwiegende Verletzungen erleiden.

      https://fr.boell.org/index.php/de/2020/12/22/black-lives-matter-frankreich;

      von Romy Strassenburg

      Bernard war erstaunt ob der Fülle von Informationen, und der ‘Rosé’, den er und François tranken, fing an etwas schal zu schmecken. Das hätte Bernard nun ganz und gar nicht erwartet. Jedoch, so wie es schien, wird hier etwas unter den Tisch gekehrt und zwar, um unliebsamen Tatsachen nicht ins Auge sehen zu müssen. François hatte sich in seiner Einschätzung noch nie getäuscht. – Bedenklich, dachte Bernard, jedoch war das Ganze für ihn nach seinen jüngsten Erfahrungen nicht völlig aus der Luft gegriffen. Schon mehrmals musste er sich darüber wundern, wie seine ehemaligen Kollegen bei der Gendarmerie arbeiteten. Die Bilder im Fernsehen liessen ihn oftmals erschaudern.

      Nach eher Belanglosem in der Folge wollten sich die beiden voneinander verabschieden. Sie liessen gegenseitig ihre Frauen grüssen und Bernard bat François darum, ihn doch auf dem Laufenden zu halten, sollte der nähere Informationen zum erwähnten Vorfall erhalten. François sicherte ihm dies zu.

      Sankt Peter

      Philippe erzählte Deborah von seinem Besuch in Frankfurt und wie er Isidor Habersack kennengelernt und wahrgenommen habe. Er erwähnte natürlich auch St. Peter, und auch die Möglichkeit, die ihm geboten worden sei, dort schreiben zu können. Er zeigte Deborah die Bilder vom Haus und der Gegend, welche er mit nach Hause genommen hatte, und Deborah war ganz begeistert. «Dann wirst du das wohl machen, so wie ich dich kenne, oder?» «Ja, ich denke schon, wenn es für dich stimmt.» «Kein Problem. Und wann willst du fahren?» «Vielleicht Anfang nächster Woche. Möchtest du mitkommen?» «Nein danke. Ich denke, dass ich mit Enrico hierbleiben werde. Aber das ist für mich kein Problem. Nutz die Gelegenheit. Ich mag sie dir gönnen!»

      Philippe war dankbar für diese Reaktion und er freute sich auf die Reise und seinen Aufenthalt in den Bergen. Er wollte genügend warme Kleider und etwas Proviant mitnehmen; den Rest konnte er sicher vor Ort beschaffen, dachte er. Für den Weg dorthin musste er mit dem Auto rund drei Stunden Fahrtzeit einberechnen. Die Strassen waren zurzeit unproblematisch. Also nahm Philippe den Weg unter die Räder.

      Die Reise verlief absolut problemlos, und Philippe traf kurz nach dem Mittagessen in Sankt Peter ein. Dort konnte er den Schlüssel für das Häuschen behändigen, und der nette, ältere Herr gab ihm auch noch die Bett- und Frottierwäsche mit auf den Weg. Das Haus war schnell gefunden, befand sich allerdings doch so abgelegen, dass man ohne Fahrzeug nur schwerlich dorthin kam. Über den Wiesen und Feldern lag leichter Schnee und die Temperaturen lagen um den Gefrierpunkt.

      Philippe öffnete die Haustür, und ein muffiger Geruch drang ihm entgegen. Das Ganze erinnerte ihn an Höhlengeruch und ganz offensichtlich war schon lange niemand mehr in diesem Haus gewesen. Türen und Fenster waren fest verschlossen und liessen sich nur schwer öffnen. Auch aus dem Wasserhahn kam nur kaltes Wasser, der Boiler war offensichtlich vom Strom getrennt. Immerhin konnte er im Haus Licht machen, jedoch musste er sich zuerst einmal einigermassen zurechtfinden. Vor allem war es saukalt!

      Philippe wollte als erstes für etwas Wärme sorgen und er erkannte schnell, dass dies nur über den Schwedenofen machbar war. Aber wo war das Holz? Das Haus verfügte über zwei Stockwerke: im oberen Stock waren eine Küche, ein Schlafzimmer, ein Wohnzimmer und eine Toilette; im untern Stock, welcher relativ neu renoviert war, befand sich ein grösseres Zimmer mit integrierter Kochnische und ein Bad, allerdings ohne Toilette! Auf seinem Rundgang durch das Haus fand er nirgendwo Holz. Erst nachdem er sich nach draussen begeben hatte, erblickte er einen Holzstoss, welcher sich allerdings kalt und feucht anfühlte. Das dürfte eine Herausforderung werden, dachte er, und er nahm so viel Holz auf die Arme wie er tragen konnte und stieg die schmale Treppe zum Untergeschoss hinunter. Mit einer aufgesetzten Pfanne Wasser auf dem Gasherd versuchte er etwas Wärme zu «produzieren», jedoch war das Ganze hoffnungslos.

      Also gab es nichts anderes, als den Ofen in Betrieb zu nehmen. Philippe gönnte sich dazu ein kleines Bier, welches er noch von zuhause mitgenommen hatte und er versuchte den Ofen durch Pusten und Blasen und mit viel gutem Zureden seinem Zweck zuzuführen. Die ersten Versuche scheiterten kläglich und erst nach gut einer Stunde und dem Verbrauch von unzähligen Streichhölzern und noch mehr Zeitungspapier zeigte sich langsam ein zartes Flämmchen im Ofen. Jetzt nur noch die Luftzufuhr richtig einstellen, dachte Philippe, dann sollte das schon werden … Und noch bevor Philippe seinen Gedanken zu Ende führen konnte, war es um die kostbare Flamme geschehen. Schei… ging es Philippe durch den Kopf.

      In der Zwischenzeit hatte es angefangen zu schneien und dies mit einer Heftigkeit, wie Philippe es schon lange nicht mehr gesehen hatte. Flocken von riesiger Grösse reihten sich bunt auf- und nebeneinander und bäumten sich derart auf, dass schon bald weder die nahe gelegene Strasse noch sein Auto zu erkennen waren. Auch dunkelte es langsam ein, und Philippe hatte immer noch kein Feuer. Der Hunger machte sich bei ihm bemerkbar und СКАЧАТЬ