Die Dämonen. Fjodor Dostojewski
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Читать онлайн книгу Die Dämonen - Fjodor Dostojewski страница 55

Название: Die Dämonen

Автор: Fjodor Dostojewski

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783754173145

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СКАЧАТЬ hätte zeugen können. Warwara Petrowna hatte die ganze Zeit über, während sie sprach, den Blick nicht von ihr abgewandt und dachte nun etwa eine Minute lang nach.

      »Wenn,« sagte sie endlich in festem Tone und offenbar zu den Zuhörern, obgleich sie nur Dascha ansah, »wenn Nikolai Wsewolodowitsch sich mit seinem Auftrage nicht an mich gewandt, sondern dich gebeten hat, so hat er gewiß seine Gründe dazu gehabt, so zu verfahren. Ich halte mich nicht für berechtigt, nach ihnen zu forschen, wenn mir aus ihnen ein Geheimnis gemacht wird. Aber schon allein deine Beteiligung bei dieser Angelegenheit beruhigt mich in dieser Hinsicht vollständig; das sollst du vor allen Dingen wissen, Darja. Aber siehst du, liebes Kind, du konntest auch mit reinem Gewissen aus Unkenntnis der Welt eine Unvorsichtigkeit begehen, und du hast eine solche begangen, indem du es übernahmst, dich mit einem schlechten Menschen in Verbindung zu setzen. Die Gerüchte, die dieser Taugenichts ausgesprengt hat, bestätigen deinen Fehler. Aber ich werde über ihn Erkundigungen einziehen, und da ich deine Beschützerin bin, so werde ich dich zu verteidigen wissen. Jetzt aber muß diese ganze Sache ein Ende haben.«

      »Wenn er zu Ihnen kommt,« fiel Marja Timofejewna, sich aus ihrem Lehnstuhl vorstreckend, plötzlich ein, »so schicken Sie ihn am besten in die Bedientenstube. Da kann er mit den andern auf der Wandbank Karten spielen, und wir wollen hier sitzen und Kaffee trinken. Allenfalls können Sie ihm auch eine Tasse Kaffee hinschicken; aber ich verachte ihn tief.«

      Sie schüttelte energisch den Kopf.

      »Diese Sache muß ein Ende haben,« sagte Warwara Petrowna, die Marja Timofejewnas Äußerung aufmerksam angehört hatte, noch einmal. »Bitte, klingeln Sie, Stepan Trofimowitsch!«

      Stepan Trofimowitsch klingelte und trat plötzlich in großer Aufregung vor.

      »Wenn ... wenn ich ...« begann er eifrig, errötend, stockend und stammelnd, »wenn ich ebenfalls diese höchst widerwärtige Geschichte oder, richtiger gesagt, Verleumdung angehört habe, so habe ich es nur ... mit der größten Entrüstung ... enfin, c'est un homme perdu et quelque chose comme un forçat évadé. «

      Er brach ab, ohne zu Ende zu sprechen; Warwara Petrowna betrachtete ihn, die Augen zusammenkneifend, vom Kopf bis zu den Füßen. Der korrekte Alexei Jegorowitsch trat ein.

      »Den Wagen!« befahl Warwara Petrowna. »Und du, Alexei Jegorowitsch, mach dich fertig, um Fräulein Lebjadkina nach Hause zu bringen; wohin, wird sie dir selbst angeben.«

      »Herr Lebjadkin wartet schon einige Zeit selbst unten auf das Fräulein und hat sehr gebeten, ihn zu melden.«

      »Das ist unmöglich, Warwara Petrowna,« sagte Mawriki Nikolajewitsch, der die ganze Zeit über vollständig geschwiegen hatte, nun aber in starker Unruhe vortrat. »Gestatten Sie die Bemerkung: das ist kein Mensch, der in anständiger Gesellschaft empfangen werden kann; das ... das ... das ist ein ganz unmöglicher Mensch, Warwara Petrowna.«

      »Er soll warten!« wandte sich Warwara Petrowna zu Alexei Jegorowitsch, und dieser verschwand.

      »C'est un homme malhonnête et je crois même, que c'est un forçat évadé ou quelque chose dans ce genre,« murmelte Stepan Trofimowitsch wieder, wobei er wieder errötete und wieder nicht zu Ende redete.

      »Lisa, es ist Zeit, daß wir fahren,« rief Praskowja Iwanowna in verdrossenem Tone und erhob sich von ihrem Platze. Es war ihr wohl bereits leid geworden, daß sie vorhin im Schrecken sich selbst dumm genannt hatte. Schon während Darja Pawlowna sprach, hatte sie mit einem hochmütigen Zuge um die Lippen zugehört. Aber am allermeisten setzte mich das Aussehen Lisaweta Nikolajewnas, seit Darja Pawlowna hereingekommen war, in Erstaunen: in ihren Augen funkelten Haß und Verachtung, und zwar ganz unverhohlen.

      »Warte noch ein Augenblickchen, Praskowja Iwanowna, ich bitte dich darum,« sagte Warwara Petrowna immer mit der gleichen erstaunlichen Ruhe. »Tu mir den Gefallen und setze dich; ich beabsichtige, mich vollständig auszusprechen, und dir tun die Füße weh. So ist's schön; ich danke dir. Vorhin habe ich meine Ruhe verloren und dir ein paar hastige Worte gesagt. Sei so gut und verzeihe sie mir: ich habe dumm gehandelt und bereue das von ganzem Herzen, weil ich in allen Dingen Gerechtigkeit liebe. Allerdings bist auch du außer dir geraten und hast anonyme Briefe erwähnt. Jede anonyme Denunziation verdient schon allein deswegen Verachtung, weil sie keine Unterschrift trägt. Wenn du darin anderer Ansicht bist, so beneide ich dich nicht. Jedenfalls hätte ich an deiner Stelle derartige gemeine Schriftstücke nicht aus der Tasche hervorgeholt und mich damit nicht beschmutzt. Du dagegen hast das getan. Aber da du damit angefangen hast, so will ich dir sagen, daß auch ich vor etwa sechs Tagen einen albernen anonymen Brief erhalten habe. Darin versichert mir irgendein Taugenichts, Nikolai Wsewolodowitsch habe den Verstand verloren und ich müsse mich vor einer lahmen Frauensperson hüten, die ›in meinem Lebensschicksal eine wichtige Rolle spielen werde‹, ich habe den Ausdruck im Gedächtnis behalten. Ich dachte nach, und da ich weiß, daß Nikolai Wsewolodowitsch außerordentlich viele Feinde hat, so ließ ich sogleich einen hiesigen Einwohner, einen geheimen, besonders rachsüchtigen, verachtenswerten Feind meines Sohnes, zu mir kommen und überzeugte mich im Gespräche mit ihm augenblicklich von dem verächtlichen Ursprunge des anonymen Briefes. Wenn auch du, meine arme Praskowja Iwanowna, um meinetwillen mit solchen verächtlichen Briefen belästigt und, wie du dich ausgedrückt hast, bombardiert worden bist, so tut es mir aufrichtig leid, daß ich die unschuldige Ursache davon gewesen bin. Das ist alles, was ich dir zur Erklärung sagen wollte. Mit Bedauern sehe ich, daß du so müde und so außer dir bist. Ferner bin ich fest entschlossen, sogleich diesen verdächtigen Menschen hereinkommen zu lassen, von welchem Mawriki Nikolajewitsch gesagt hat, es sei unmöglich, ihn zu ›empfangen‹; dieser Ausdruck paßt hier freilich nicht. Aber speziell Lisa wird dabei nichts zu tun haben. Komm zu mir her, liebe Lisa, und laß dich noch einmal küssen!«

      Lisa durchschritt das Zimmer und blieb schweigend vor Warwara Petrowna stehen. Diese küßte sie, faßte sie an beiden Händen, schob sie ein wenig von sich zurück und betrachtete sie mit warmer Empfindung; dann bekreuzte sie sie und küßte sie noch einmal.

      »Nun, dann lebewohl, Lisa« (Warwara Petrownas Stimme klang fast, als ob sie die Tränen unterdrückte,) »sei überzeugt, daß ich niemals aufhören werde, dich zu lieben, was dir auch das Schicksal von nun an bringen mag ... Gott sei mit dir! Ich habe mich immer willig in das gefügt, was Seine heilige Hand über uns verhängt ...«

      Sie wollte noch etwas hinzufügen, beherrschte sich aber und schwieg. Lisa ging, immer noch in gleicher Weise schweigend und wie in Gedanken versunken, nach ihrem Platze zu, blieb aber plötzlich vor ihrer Mutter stehen.

      »Ich werde noch nicht fortfahren, Mama; ich werde noch eine Weile bei der Tante bleiben,« sagte sie leise; aber aus diesen leisen Worten konnte man eine eiserne Entschlossenheit heraushören.

      »Herr du mein Gott, was stellt das nun wieder vor!« jammerte Praskowja Iwanowna und schlug kraftlos die Hände zusammen.

      Aber Lisa antwortete nicht und schien nicht einmal zu hören; sie setzte sich in ihre frühere Ecke und begann wieder irgendwohin in die Luft zu sehen.

      Ein stolzes Siegesbewußtsein leuchtete in Warwara Petrownas Gesichte auf.

      »Mawriki Nikolajewitsch, ich habe eine große Bitte an Sie: tun Sie mir doch den Gefallen, nach unten zu gehen und sich diesen Menschen anzusehen; und wenn es einigermaßen möglich ist, ihn hereinzulassen, so bringen Sie ihn hierher!«

      Mawriki Nikolajewitsch verbeugte sich und ging hinaus. Eine Minute darauf kehrte er mit Herrn Lebjadkin zurück.

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