Название: Vendetta Colonia
Автор: Peter Wolff
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783754170120
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„Buongiorno Dottore di Rossi. Da ist ein Mann in der Leitung, der Sie sprechen möchte. Er heißt Guiseppe Scirelli. Soll ich durchstellen?“, fragt die Dame vom Empfang des Krankenhauses.
„Ja, aber sicher doch!“, entgegnet Rafael di Rossi erfreut.
„Guiseppe! Alter Freund!“
„Ciao Rafael. Wie geht es Dir?“
„Gut, danke. Mir geht es gut, und selbst?“
„Ich kann auch nicht klagen. Zu viel zu tun, aber ansonsten … tutto e bene, alles gut.“
„Das freut mich.“
„Guiseppe, was treibt Dich dazu, in aller Herrgottsfrühe hier anzurufen?“
„Wir haben ein Problem, Rafael.“
„Wir?“
„Ja, die Familie.“
„Was ist denn passiert?“
„Amandas Tochter, die in Deutschland lebt, ist schwanger. Es ist möglich, dass das Kind behindert zur Welt kommt.“
„Das tut mir leid.“
„Ich habe erst kürzlich in der Zeitung gelesen, dass ihr einen exzellenten Neugeborenenchirurgen am Krankenhaus habt.“
„Dr. Baldini? Ja, der ist hoch angesehen und wirklich ein Spezialist auf seinem Gebiet.“
„Könnte der sich Clarissa und das Baby wohl einmal anschauen?“
„Sicher, wenn der werdenden Mutter diese lange Reise zuzumuten ist, warum nicht?“
„Dann werde ich veranlassen, dass sie zu Euch kommt.“
„Wunder vollbringen kann allerdings auch Dottore Baldini nicht, Guiseppe.“
„Das weiß ich. Und deshalb habe ich noch eine Bitte.“
„Nur zu.“
„Wenn er nichts für das Kind tun kann...“, Guiseppe stockt.
„Ja?“
„Rafael, Du weißt um unseren Familienstolz, um unser Ansehen in Norditalien, um die Rivalität zwischen den Familienclans.“
„Schon, obgleich ich nichts damit anfangen und Euer Gehabe kaum nachvollziehen kann.“
„Ein behindertes Kind darf nicht mit uns in Zusammenhang gebracht werden.“
„Was willst Du von mir, Guiseppe?“
„Wenn Dottore Baldini nichts für das ungeborene Kind tun kann, dann...dann möchte ich, dass es in ein Pflegeheim kommt. Dort ist es gut aufgehoben.“
„Das sollten die Eltern entscheiden, Guiseppe.“
„Nein, die dürfen gar nichts davon wissen. Sie würden es kaum akzeptieren. Wahrscheinlich würden sie das Kind behalten und alle Welt würde davon erfahren.“
„Noch einmal, Guiseppe: Was willst Du von mir?“
„Ich möchte, dass ihr das Kind im Fall der Fälle nach der Geburt vor den Eltern für tot erklärt.“
„Was?! Das ist nicht Dein Ernst, Guiseppe.“
„Das ist mein voller Ernst, Rafael!“
„Das kann ich nicht machen. Impossibile!“
„Ich bitte Dich, Rafael. Dem Kleinen wird es an nichts fehlen, es ist ein neues, modernes Pflegeheim, in dem das Kind rund um die Uhr betreut wird.“
„Darum geht es nicht, Guiseppe. Das kannst Du den Eltern nicht antun.“
„Ich muss, Rafael, ich muss.“
„Ich spiele da nicht mit, Guiseppe. Nein!“
„Du weißt, wie sehr unsere Familie das Krankenhaus unterstützt. Wir haben uns sehr dafür eingesetzt, dass ihr mehr öffentliche Gelder erhaltet. Wir haben einige der besten Ärzte des Landes nach Firenze geholt. Wir haben den Stadtrat dazu bewogen, Euch steuerlich zu entlasten.“
„Ich weiß, Guiseppe, aber das kannst Du nicht verlangen.“
„Wo ist das Problem, Rafael? Meinst Du, den Eltern geht es besser, wenn Sie ein behindertes Kind aufziehen?“
„Das weiß ich nicht. Aber die Entscheidung, ob sie dies tun oder aber das Kind in ein Pflegeheim geben, sollten sie selbst treffen.“
„Das dürfen sie eben nicht. Stell' Dir vor, sie behalten es. Welch' eine Schmach für die Famiglia.“
„Ich kann kaum glauben, wie Du redest, Guiseppe. Was ist mit Dir passiert?“
„Ich sorge mich nur um die Ehre der Familie.“
„Auf eine Art und Weise, die mir Angst macht, Guiseppe.“
„Ich werde veranlassen, dass Clarissa bereits nächste Woche zu Euch kommt.“
„Das geht klar.“
„Und sollte sich herausstellen, dass Dottore Baldini nichts für das Kind tun kann.“
„Nein, Guiseppe, bitte nicht.“
„Dann bleibt Clarissa bis zur Geburt in Italien und das Kind kommt direkt nach dem es das Licht der Welt erblickt hat in die Casa Cura nach Bergamo.“
„Du bist ja verrückt.“
„Und den Eltern teilt man mit, dass es bei der Geburt verstorben ist.“
„Ich bete zu Gott, dass es nicht so kommen wird.“
„Da sind wir uns einig, das tue ich auch.“
„Du betest zu Gott? Nachdem, was ich heute von Dir gehört habe, kann ich mir kaum vorstellen, dass Du noch einen Draht nach oben hast.“
„Lass das mal meine Sorge sein, Rafael.“
Guiseppe Scirelli legt den Hörer auf. Im Krankenhaus Santa Maria Nuova sinkt Rafael di Rossi in seinem Bürosessel zusammen, schlägt die Hände vors Gesicht und schüttelt fassungslos den Kopf.
28
Als Clarissa Werner Schmitz vom Anruf Guiseppes erzählt, lässt dieser sofort alle Drähte glühen.
Er bittet Dr. Freudenberg, darum, sich über das Santa Maria Nuova und den dort praktizierenden Neugeborenenchirurg Dr. Baldini schlauzumachen.
Clarissa ist wild entschlossen, dem Rat der Familie zu folgen und die restlichen Schwangerschaftsmonate sowie СКАЧАТЬ