Название: Mein Gott, Adam!
Автор: Klaus Muller
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783754186152
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»Hei-jei-jei!«, entfuhr es ihm und er wusste schon in genau diesem Augenblick, dass er das Spiel verloren hatte.
Fast säuselnd und mit einem, wie Adam fand, ekligen Triumph in der Stimme hörte er von oben herab:
»Welchen Busch meinst du?«
Dann war es dieselbe Stimme, die jetzt nur noch sehr viel strenger, lauter und keinen Ausweg lassend sagte:
»Ich rede von dem angespitzten Holzstab hinter deinem Rücken!«
Jetzt reichte es Adam, er setzte sich hoch auf die Knie und streckte kämpferisch die Faust in die Höhe.
Angriff war schon damals die beste Verteidigung!
»Aber das Ganze hier ist doch nur wegen Eva!!«
Eine kurze Gedenkpause entstand über den Wolken.
»Wegen Eva?«
»Ja.«
»Also, irgendwas ist immer!«
»Es stimmt aber. – Ohne sie wäre ich niemals in dieser verdammten Situation!«
Es schien so, als würde sich jemand weit über ihm auf eine von den ganz dicken Wolken setzen und den Kopf nachdenklich auf beide Hände stützen.
»So langsam beginne ich zu zweifeln, ob du wirklich meine perfekte Schöpfung bist ...«
»Ach, und wessen Schuld wäre das?«
»Treib es nicht zu weit! – Also, raus mit der Sprache: Wofür hast du diesen angespitzten Holzstab benutzen wollen?«
Adam wusste genau, dass die nächsten Minuten, Tage oder Jahre anstrengend werden würden.
Nur gut, dass es noch keine Uhren gab, mit denen sich messen ließ, wie lange Schweigen dauern musste, bis es unangenehm wurde.
»Ich warte auf deine Antwort, Adam! Und bedenke, ich habe eine Ewigkeit Zeit, du aber nicht. – Aber, wie auch immer, ich möchte heute zeitig essen. Also, raus mit der Sprache!«
Adam wurde immer klarer, es gab kein Entrinnen mehr.
»Ja, also ... also ich ... ich ...«
»Geht es auch in ganzen Sätzen?«
»Ich wollte doch nur ein Tier töten, Chef … äh, HERR!«
Adam schaute nach unten und verpasste dadurch den fragenden Ausdruck einer Wolke über ihm.
»Verstehe ich nicht.«
»Na ja, ich wollte eben ein schönes Tier erlegen.«
»Aber wo ist das Problem? Wie du weißt, habe ich euch erlaubt, Tiere zu töten und zu essen. Jedoch, wenn ich mich nicht irre – und du weißt, ich irre mich nie –, hast du doch grade heute morgen eine Ziege geschlachtet.«
Adam hasste diese Rechtfertigungen und wünschte sich in solchen Momenten mehr als einmal, Atheist zu sein.
»Ja, das habe ich.«
»Aber wozu denn noch mehr Fleisch, wenn du schon genug hast?«
Das naheliegende Argument der Vorratshaltung war mangels Kühlschränken an dieser Stelle nicht ratsam. Er wäre zu durchschaubar gewesen.
Das Problem für Adam mit IHM war, egal, ob man leise oder laut sprach, ER hörte es immer und überall.
Deswegen bemühte sich Adam auch gar nicht erst, leise zu sein.
»Es war auch nicht als Essen gedacht.«
Jetzt war es raus!
»Oh«, hörte man IHN mit einer gewissen Freude sprechen, »dann war die Ziege heute morgen also ein Opfertier für mich?«
»Nein, sie war schon zum Essen gedacht.«
»Also ...?«
»Von dem Tier jetzt hier wollte ich eigentlich – nur das Fell.«
Adam wusste, dass von nun an im Paradies nichts mehr so sein würde wie bisher.
Seine Gesichtsfarbe wechselte in einen etwas roteren Farbton und seine Ohren schienen sehr warm zu werden.
Der leicht verzögerte, und dadurch noch eindrucksvollere, gequälte Aufschrei über den Wolken bestätigte ihn in seiner Annahme.
»So gehst du mit meiner Schöpfung um!? – Du elender Wurm! Eigentlich sollte ich dich jetzt sofort zerschmettern!«
Adam hoffte inständig, dass es nicht dazu kommen würde, und fügte eine schnelle Entschuldigung hinzu.
»Aber wie gesagt, Sir, es ist nicht meine Schuld.«
Adam fühlte sich, als zöge ER ihn bei jedem weiteren Wort an seinen jetzt glühenden Ohren.
»Wirf dich in den Staub und rede, Elendiger!«
»Was denn nun?«
Die Pause sowie die folgende, etwas gedämpfte Stimme, mit der ER weitersprach, bedeuteten üblicherweise nichts Gutes.
»Ach, will der Herr jetzt ein bisschen spitzfindig sein?«
Neben Adam schlug krachend ein Blitz in den Sand.
Dieser ging auf die Knie, streckte beide Hände zum Himmel und rief:
»Okay, okay – verschone mich, ich rede!«
»Das wird aber auch Zeit! – Also, raus mit der Sprache: Was war da schon wieder mit Eva?«
Adam senkte den Kopf und machte eine verzweifelte Geste.
»Wo soll ich nur beginnen?«
»Wie wäre es mit dem Anfang?«, erwiderte ER. »Aber bedenke, dass ich nicht ewig Zeit habe. – Also, um genau zu sein, habe ich natürlich ewig Zeit, aber nicht ewig Lust. Also, leg los!«
»Es begann alles heute morgen, als ich plötzlich herzergreifende klagende Laute aus dem Schlafzimmer hörte. Ich trank gerade meinen Saft und saß entspannt in der Sonne vor dem Haus. Die war, wenn ich das mal so sagen darf, heute wieder ganz besonders schön gelungen, Sir.«
»Schleimer! Rede weiter!«
Adam hatte vor lauter Aufregung eine trockene Zunge. Die ganze Angelegenheit konnte noch so oder so enden. Er hatte das Gefühl, dass die Menschheit kurz vor der Vernichtung – oder zumindest er kurz vor der Auswechslung – stand.
»Ich hatte mir anfangs nichts dabei gedacht. Es kamen doch schon öfters undefinierbare Laute von ihr aus dem Schlafzimmer. Das war dann aber immer wieder nach einer relativ kurzen Zeit vorbei, und sie kam immer mit einer blendenden Laune und einem СКАЧАТЬ