Название: Mein Gott, Adam!
Автор: Klaus Muller
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783754186152
isbn:
»Abgemacht!«, sagte Eva.
»Abgemacht!«, sagte ER.
»Scheiße!«, sagte Adam in der Mulde.
Kapitel 2
Es war keine leichte Zeit, damals im Paradies.
Entgegen einer landläufigen, heutzutage besonders in der Werbewirtschaft weit verbreiteten Überzeugung, dass erst ein Produkt entwickelt werden müsse und dann der entsprechende Bedarf danach geweckt werde, waren selbst damals, gänzlich ohne die entsprechenden Produkte, Bedürfnisse vorhanden. Wie gesagt, ohne Produkte und ohne entsprechendes Marketing.
Doch lassen Sie mich hier versuchen, einen bestimmten Vorfall möglichst objektiv und von Anfang an zu schildern ...
Es war ein schöner, sonniger Tag im Paradies. Allerdings waren alle Tage sonnig und schön; das hatte ein Paradies nun mal so an sich. Deswegen, so meine Vermutung, nannte man es auch zu jener Zeit schon Paradies.
Wer damals aufgrund des permanenten Sonnenscheins Sonnenbrillen verkauft hätte, wäre wohl trotz guter Prognosen nicht reich geworden. Hätte er doch schon nach zwei Verkäufen eine hundertprozentige Marktsättigung erreicht.
Das noch nicht existierende Geld in jeder Form und Währung wollen wir bei dieser Beurteilung erst einmal unberücksichtigt lassen.
In einem recht flachen Gebüsch in der Nähe eines grüngrauen Tümpels lag Adam seit mehreren Stunden regungslos auf seinem Bauch und starrte gebannt auf die kleine Wasserfläche, die sich vor ihm ausbreitete.
Ab und zu kamen ein paar durstige Tiere vorbei, sahen ihn oder auch nicht, tranken beruhigt etwas von dem Wasser und gingen dann wieder unbehelligt ihrer Wege.
Allem Anschein nach gab Adam sich große Mühe, in seinem Gebüsch nicht entdeckt zu werden.
Als er sich gerade tiefer in einer kleinen Mulde niederduckte, die Augen zu schmalen Schlitzen eines Jägers verengt, und jeden Muskel bis aufs Äußerste anspannte, hörte er plötzlich ganz deutlich über sich SEINE Stimme.
»Adam, was machst du da?«
Verdammt, er war entdeckt! Jetzt hieß es die Nerven bewahren, unschuldig tun und einfach lügen, was das Zeug hielt.
Es gab keinen anderen Weg!
Sein Versteck war nicht, wie man jetzt vielleicht fälschlicherweise vermuten könnte, dafür gedacht, dass irgendwelche Tiere ihn nicht bemerken sollten. Die hatten sowieso keine Angst vor ihm – wie denn auch, vor einem relativ nackten Mann ...
Er wollte vielmehr erreichen, dass sein Handeln möglichst lange, am besten für immer, unentdeckt blieb.
Unentdeckt von IHM.
Adam rollte sich sichtlich widerstrebend, aber irgendwie auch als Zeichen der Aufgabe, auf den Rücken, hielt eine Hand schützend vor die Augen und schaute in den blendenden Himmel über ihn.
»Ach, eigentlich gar nichts.«
Er versuchte dabei, einen möglichst unschuldigen Blick aufzusetzen, und hoffte inständig, dass ER möglichst seine Schöpfung nicht gut genug kannte.
»Ach, komm …«
»Kann man denn nicht einfach mal in der schönen Natur relaxen?«
Ihm erschien dieser Satz angebracht und hilfreich, wie eine Flucht nach vorne.
»Relaxen? Warum willst du denn relaxen? Das hier ist das Paradies, hier brauchst du nicht zu relaxen! Außerdem lass mich mit diesem neumodischen Gerede zufrieden. Ich habe auch erst nach sechs Tagen relaxt! Und zu meiner Zeit war ein Tag noch eine Million Jahre lang, also komm mir nicht so!«
Adam schossen sofort viele Gedanken durch den Kopf.
»Neumodisch – von wegen! Wenn schon, dann ist hier doch alles neumodisch. Es gibt ja noch nichts Altes.«
Aber er hielt seine Gedanken vorsorglich zurück.
Eine andere Erklärung musste her.
»Ich wollte nur ein paar leckere Beeren und Pilze für das Abendessen suchen.«
Adam tat so, als wäre etwas in eines seiner Augen geraten, und vermied so, direkt zu IHM in die Wolken zu schauen.
Die Antwort aus dem Himmel ließ nicht lange auf sich warten.
»Drei Stunden?!«
Der Schwachpunkt seiner Geschichte war zwar gefunden, aber da musste er jetzt durch.
»Es sind diese ganz kleinen, braunen Pilze, die Eva so gerne mag.«
Das Gebüsch raschelte etwas in dem aufkommenden Wind.
»Glaubst du etwa, ich wüsste nicht mehr, was ich erschaffen habe? – So kleine Pilze gibt es nicht!«
»Aber gewiss doch, Chef ...«
»Und nenne mich nicht Chef, Adam!« Der Wind wurde stärker. »Du sollst nicht lügen!«
Adam schaute trotzig nach oben:
»Immer heißt es nur: ‚Adam, tu nicht dies‘, oder: ‚Du sollst nicht das‘. Man darf hier fast gar nichts!«
Demonstrativ drehte er sich auf den Bauch.
Aber es half nichts, denn die Stimme schien jetzt sogar von unten zu kommen.
»Benimm dich nicht wieder gleich so wie ein beleidigtes Kleinkind!«
»Wie ein was?«
Es schien Adam so, als machte ER einen tiefen, genervten Atemzug.
»Ja, wenn du mit Eva mal endlich zur Sache kommen würdest, dann wüsstest du auch, was ein Kleinkind ist!«
Adam war der Meinung, dass es recht unfair war, wenn ER ihm Unwissenheit vorwarf, hatte er doch schließlich all sein Wissen von IHM.
Behauptete ER jedenfalls.
»Vielleicht hättet du mir einfach ein umfangreicheres Allgemeinwissen mitgeben sollen, Sir«, und er fügte bewusst sehr betont das Wort ‚Sir‘ an das Ende des Satzes.
»Na, ich muss doch sehr bitten! Ein bisschen Eigeninitiative wird man doch heutzutage wohl noch erwarten dürfen.«
Nach einer endlos scheinenden Minute Bedenkzeit fragte ER mit reduzierter Lautstärke, aber dafür im Ton umso bedrohlicher:
»Was versteckst du da hinter deinem Rücken, Adam?«
Mit größtmöglicher Unschuld im Blick, aber nicht im Herzen, drehte Adam sich um, um unschuldig nach dem angesprochenen Gegenstand СКАЧАТЬ