Название: Mein Gott, Adam!
Автор: Klaus Muller
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783754186152
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»Ach, und die wäre?«
»Du bist nicht der letzte, du bist der erste Mann auf Erden.«
»Ja, aber stell dir doch nur mal vor, ich wäre der letzte Mann auf Erden.«
»Das ist doch dasselbe.«
»Ist es nicht.«
Sie baute sich wieder vor ihm auf.
»Weißt du was, du bist nicht der Letzte, du bist das Letzte!«
Sie knuffte ihn mit der Faust am Oberarm.
»Und außerdem bist du leider der Einzige!«
Daraufhin drehte sie sich um und stürmte hinaus.
Er schaute ihr lange nach.
»Aber Schätzchen, du bist doch auch die Einzige für mich!«
Adam fand, dass es alles in allem doch noch ganz gut gelaufen war.
Gewiss, der Sturm würde noch etwas andauern, aber er war sich sicher, dass schon sehr bald wieder ein hellerer Himmel auftauchen würde.
Er wusste aber auch, dass bis dahin in der nächsten Zeit sehr viele Blumensträuße zu pflücken und viele, viele lange Fußmassagen zu geben waren.
Kapitel 4
Es kam nicht sehr häufig vor, dass Eva freiwillig – und ohne dass ER sie darum bat – ein Gespräch mit ihrem Schöpfer suchte.
An diesem Tag jedoch – und es muss wohl, wenn alle mir vorliegenden Berechnungen stimmen, ein Donnerstag gewesen sein – nahm sie schon sehr früh am Morgen ihren schönsten Wanderstab, zog sich ein respektvolles, schwarzes Schaffell über und machte sich auf den Weg.
Nun könnten natürlich einige der gläubigen Leser besserwisserisch einwenden, dass es nicht unbedingt notwendig gewesen wäre, zu IHM zu gehen. Denn zur damaligen Zeit war ER bekanntermaßen noch überall auf der Welt präsent, um hier und da ein paar kleinere Korrekturen an seiner Schöpfung vorzunehmen, dem Werk also, wenn man denn so wollte, kurz vor der Veröffentlichung noch einmal den letzten Schliff zu geben.
Aber Eva war, ganz im Gegensatz zu dieser Ansicht, der Meinung, sie wäre es der zu erwartenden Ernsthaftigkeit des Gesprächs, und auch ihrem drängenden Anliegen, schuldig, einen besonders hübschen Platz dafür auszusuchen.
So pflückte sie noch zusätzlich, auch um IHM einen gewissen Respekt zu erweisen, auf dem Weg zu der kleinen Bergspitze, die sie als ihr Ziel ausgesucht hatte, einen schönen, bunten Blumenstrauß.
In Anbetracht der Kämpfe und Auseinandersetzungen, die sie in der Vergangenheit schon mit IHM ausgefochten hatte, fühlte sie in sich eine gewisse Verpflichtung, IHM ihre Dankbarkeit, nicht aber Unterwürfigkeit zu zeigen.
Sie wusste sehr genau, trotz einer fehlenden Erziehung und ohne die leitende Vorbildfunktion durch Eltern, was sich gehörte.
Oben auf dem Berg angekommen, legte sie ihren kleinen Strauß behutsam auf einen etwas erhöhten Felsen ab. Sie selbst setzte sich direkt daneben auf einen runden Stein und ruhte sich von dem hinter ihr liegenden Anstieg aus.
Von hier oben hatte man einen wunderschönen Überblick über das lang gestreckte Tal.
Satt und grün wie immer lag es sanft geschwungen, anmutig vor ihr.
Die Luft war so klar, dass man von hier aus sogar am Horizont ihre kleine Hütte erkennen konnte. Aus der Öffnung im Dach sah sie in einer schmalen Säule Rauch aufsteigen, der sich irgendwo im Himmel verlor.
»Adam nutzt die Gelegenheit und brutzelt sich wieder irgendetwas«, dachte sie belustigt.
Es war – man ahnt es schon – selbstverständlich paradiesisch hier oben, da es ja in der Tat auch das Paradies war.
Plötzlich schreckte Eva auf. Ihr Blick ging zu dem Stein, auf dem sie den Blumenstrauß abgelegt hatte.
Sie hatte gar nicht bemerkt, dass sie, wohl erschöpft von dem Weg, eingeschlafen war.
Über den mitgebrachten Blumen kreiste, wie eine fleißige Biene auf der Suche nach Nektar, eine kleine, weiße Wolke.
Sie war nicht besonders groß oder irgendwie spektakulär. Nein, sie war lediglich weiß und flauschig. Allerdings hatte Eva den Eindruck, als strahlte sie etwas mehr als alle anderen.
Sie wusste sofort, dass es nicht irgendeine Wolke war, und erhob sich.
»Sind die für mich?«, hörte sie IHN wie zur Bestätigung schon im nächsten Augenblick fragen.
»Oh gewiss, HERR«, antwortete sie lächelnd und zeigte so ihre Freude über das Treffen. »Ich weiß natürlich, dass es nicht gerade sehr fantasievoll ist, dir Blumen mitzubringen, HERR – aber was schenkt man jemandem, der schon alles hat?«
Die Wolke strahlte jetzt so weiß wie später nur noch die Wäsche in einer Werbung und schwebte ein wenig höher.
»Aber Eva, du bist doch mein schönstes Geschenk!«
Ja, ER war ein Charmeur alter Schule, so viel war klar.
Eva senkte leicht errötend den Kopf.
ER hatte sehr wohl bemerkt, dass sie IHN, im Gegensatz zu Adam, respektvoll mit dem Wort HERR angeredet hatte, und fand es angemessen und passend.
Denn schließlich war ER ja auch der Schöpfer von allem, jedem und überhaupt.
»Schätzchen«, sagte ER sanft, »was hast du auf dem Herzen?«
Eva blickte auf und ging langsam etwas dichter an die kleine Wolke heran.
»HERR, ich habe lange mit mir gekämpft, ob ich überhaupt damit zu dir kommen sollte. Aber so, wie die Dinge liegen, kann es nicht weitergehen. Es muss dringend etwas getan werden!«
»Lasse mich raten, es geht um Adam?«
Eva nickte bestätigend.
»Allerdings!«
»Kommt er seinen ehelichen Pflichten nicht nach? – Also ich habe ihm immer gesagt, er muss eine junge Frau wie dich regelmäßig und ordentlich …«
»Nein«, unterbrach Eva, bevor es peinlich wurde, »das ist es nicht.«
»Ja, was ist es dann?«, wollte ER wissen. »Du weißt, dass du mit mir über alles reden kannst.«
Eva nahm ihren ganzen Mut zusammen.
»Es ist – na ja, er hat da so ein Ding gebaut …«
Die Wolke war zwar noch weiß, aber ein aufkommendes Entsetzen war sogar ihr deutlich anzusehen.
Der skeptischen, aber durchaus berechtigten Frage einiger Wissenschaftskollegen an dieser Stelle, wie man einer Wolke Entsetzen ansehen könne, möchte ich entgegnen: СКАЧАТЬ