Название: Alarm
Автор: Erich Muhsam
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783753127774
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Keine haben, meint der Arme,
Schafft erst recht Verdruß und Trauer!
König, Dame, Magd und Bauer –
Alles stöhnt, daß Gott erbarme.
Ich nur lache. Gräßlich öde
Dünkt mich Welt und Mensch und Leben.
Muß denn alles wimmern, beben?
Gott ist doch ein Erztragöde!
Derweil ich erhaben gähne
Ob dem Jammern und dem Weinen,
Kugelt mir aus meinem einen
Äuglein eine dicke Träne.
1906
Von meiner Hoffnung laß ich nicht,
Ich ließe denn mein Leben,
Daß einmal noch das Weltgericht
Ein Lächeln muß umschweben.
Und kann es nicht durch Gott geschehn,
Daß sich die Menschheit liebe.
So muß es mit dem Teufel gehn,
Dem sich die Welt verschriebe.
Der Teufel hol' Gesetz und Zwang
Samt allen toten Lettern!
Er leih' dem Geiste Mut und Drang,
Die Tafeln zu zerschmettern!
Am Anfang trennte Gottes Rat
Die Guten von den Bösen.
Am Ende steht die Menschentat,
Den Gottesbann zu lösen.
Stumm starrt der Weltengeist und friert,
Wo wild Begriffe toben.
Wenn einst das Wort die Tat gebiert,
Wird er uns lächelnd loben.
1902
Es schwillt die Kraft.
Mein Blut drängt vor durch Rauch und Schlacht,
Steht auch die ganze Welt verschworen
Mit Satans ganzer Höllenmacht.
Des Feinds vergiftete Geschosse
Umschwirren meine Seele wild.
Jedoch der Mut ist mein Genosse,
Und meine Liebe ist mein Schild.
Und ruht der Kampf in fernen Stunden,
Und Friede kehrt ins Herz mir ein,
Dann werden meine heiligen Wunden
Das Mal beglückter Menschheit sein.
1912
Der Revoluzzer
Der deutschen Sozialdemokratie gewidmet
War einmal ein Revoluzzer,
im Zivilstand Lampenputzer;
ging im Revoluzzerschritt
mit den Revoluzzern mit.
Und er schrie: »Ich revolüzze!«
Und die Revoluzzermütze
schob er auf das linke Ohr,
kam sich höchst gefährlich vor.
Doch die Revoluzzer schritten
mitten in der Straßen Mitten,
wo er sonsten unverdrutzt
alle Gaslaternen putzt.
Sie vom Boden zu entfernen,
rupfte man die Gaslaternen
aus dem Straßenpflaster aus,
zwecks des Barrikadenbaus.
Aber unser Revoluzzer
schrie: »Ich bin der Lampenputzer
dieses guten Leuchtelichts.
Bitte, bitte, tut ihm nichts!
Wenn wir ihn' das Licht ausdrehen,
kann kein Bürger nichts mehr sehen.
Laßt die Lampen stehn, ich bitt! –
Denn sonst spiel ich nicht mehr mit!«
Doch die Revoluzzer lachten,
und die Gaslaternen krachten,
und der Lampenputzer schlich
fort und weinte bitterlich.
Dann ist er zu Haus geblieben
und hat dort ein Buch geschrieben:
nämlich, wie man revoluzzt
und dabei doch Lampen putzt.
1907
Es schwillt die Kraft. Der Arm greift aus.
Die Sense schwingt sich übers Feld.
Der Schweiß quillt aus der Stirn heraus.
Doch nicht erlahmt die starke Hand
Des Arbeitsmanns. Es denkt der Held:
Freiheit und Land!
In Schwaden liegt das Korn gemäht.
Der es geackert, fährt es heim.
Noch einmal schweift sein Auge, späht,
Wo hoch und stolz die Ähre stand.
Noch einmal formt sein Mund den Reim:
Freiheit und Land!
Die Sonne СКАЧАТЬ